Holles Garten Blog

Bleib zu Hause

Ich muss öfter an eine Geschichte denken, die sich vor etwas mehr als einem Jahr ereignet hat. Eine Freundin hat sie mir erzählt und ich finde sie richtig schön und passend für die heutige Zeit:

Sie hatte sich zu einem Seminar oder Retreat angemeldet und wollte von den Veranstalter*innen wissen, wie sie es mit den Coronamaßnahmen hielten. Die Antwort, die sie erhielt: „Wenn du Angst hast, bleib zu Hause.“ Kurz und knapp! Als ich diese Geschichte hörte, dachte ich „Wow! Wie toll!“

Heute habe ich gehört, daß das Unwort des Jahres Selbstverantwortung ist. Es ist noch gar nicht lange her, da galt Selbstverantwortung als etwas Positives. Aber in heutigen Zeiten ist es mit den Worten wie in Georges Orwells Dystopie 1984. Begriffe werden umgedeutet und zwar in ihr exaktes Gegenteil: Krieg ist Frieden, Hass ist Liebe, Lüge ist Wahrheit, eine natürliche Immunisierung mit dem Virus ist eine „schmutzige Impfung“ (wörtliches Zitat unseres neuen „Gesundheits“ministers). Daß Menschen ein Bewusstsein dafür haben, daß sie für sich selbst verantwortlich sind, ist in meinen Augen ein Zeichen für Erwachsensein. Natürlich muss ich das ein wenig relativieren: ich bin selbst für meine Gesundheit, mein Leben verantwortlich, aber es gibt heute eine Menge gesundheitsschädliche Faktoren, denen ich mich nicht oder nur schwer entziehen kann, z. B. Pestizide, 5G-Strahlung und was sonst so an Giften in der Atmosphäre rumschwirrt. Dennoch habe ich in vielen Bereichen die Wahl. Und es liegt mir fern, von einer anderen Instanz zu erwarten, daß sie für meine Gesundheit sorgt. Das verbitte ich mir sogar ausdrücklich. Ich übernehme auch keine Verantwortung für die Gesundheit von anderen Menschen, ausgenommen von Kindern, wenn sie mir anvertraut wurden.

Mein Vater hat mich sicher geliebt auf seine zurückhaltende Art. Und ich ihn auch. Aber als ich in die Pubertät kam, hat er mir alles verboten, was junge Mädchen in dem Alter tun wollen: Partys feiern (damals hieß das Fete), mich mit Jungen treffen. Ich weiß, daß er große Angst hatte, daß ich schwanger werden würde. Ich habe nicht gehorcht. Ich habe alles gemacht, was er mir verboten hat. Das war schwierig und anstrengend und mit viel Trickserei und Lügen verbunden. Und der Druck von seiner Seite wurde immer schlimmer. Ich musste dann in sein Arbeitszimmer zum Gespräch. Da hat er auf mich eingeredet und mir gedroht. Die schlimmste Drohung war, als er mir sagte, daß ich ein labiler Mensch sei und wenn ich so weiter machte, würde ich schizophren werden. Ich konnte dem nichts entgegensetzen und hatte insgeheim tatsächlich Angst vor dem Wahnsinn, den er mir in schillerndsten Farben an die Wand malte. Er sagte auch, daß mein Leben quasi vorbei sei, wenn ich ein uneheliches Kind bekäme und kein Mann sich dann noch für mich interessieren würde (tatsächlich war damals in den 60er Jahren ein außereheliches Kind ein ganz übler Makel für eine Frau, aber nicht für den Mann, der sie geschwängert hatte). Ich habe meinen Vater in der Zeit gehasst; er war der Inbegriff des Unterdrückers für mich. Keine meiner Schulkameradinnen und Freundinnen wurde so gegängelt wie ich. Der ganze Horror hörte erst auf, als ich mein gerade begonnenes Studium aufgab, auszog und anfing mein eigenes Geld zu verdienen.

Warum ich das erzähle? Weil es mich an die Vorgänge, die sich derzeit weltweit ereignen, erinnert: Regierungen gängeln die Menschen unter dem Vorwand, für ihre Sicherheit und Gesundheit zu sorgen. Sie arbeiten mit Angstmacherei, Verboten und Drohungen. Sie behandeln Menschen wie Kinder, die noch nicht für sich selbst sorgen können. Der Vergleich hinkt natürlich insofern, als ich nie und nimmer davon ausgehe, daß irgendeine Regierung so etwas wie Liebe für die Bürger empfindet.

Ich bin übrigens heute mit meinem Vater im Reinen. Und diese schlimme Zeit zwischen meinem vierzehnten und neunzehnten Lebensjahr hatte etwas Gutes: ich bin damals zur Rebellin geworden, habe gelernt zu mir selbst zu stehen und eine große Sensibilität für Unrecht und subtile Gewalt entwickelt. So gesehen war das damals mein Trainingslager für heutige Zeiten.

Zum Schluss noch der Link zu einem neuen Artikel vom großartigen Charles Eisenstein zum Thema Nachrichtenfasten, leider nur auf Englisch: https://charleseisenstein.substack.com/p/wanna-join-me-in-a-news-fast?token=eyJ1c2VyX2lkIjo2OTY1NjEwMiwicG9zdF9pZCI6NDcyMTczNDgsIl8iOiIyTGJYSSIsImlhdCI6MTY0MjQ0Nzk4MCwiZXhwIjoxNjQyNDUxNTgwLCJpc3MiOiJwdWItNDI3NDU1Iiwic3ViIjoicG9zdC1yZWFjdGlvbiJ9.yzWDjUNcRlYPOli-ADr00No0L86-xCW0FrFrxdtRM1k

Imagozellen

H. sagte in einem unserer Videotelefonate, er suche nach einer Form des Widerstands, die den Prinzipien der asiatischen Kampfkünste folgte, indem sie die Energie des Gegners nutzt statt der eigenen. Ich habe darüber viel nachgedacht und finde die Idee ziemlich attraktiv. Vor langer Zeit habe ich mal auf der psychiatrischen Aufnahmestation erlebt, wie mein damaliger koreanischer Kollege, der Taekwondo praktizierte, eine Patientin zu Boden brachte, die auf uns beide losging. Ich stand neben ihm und habe keine Bewegung gesehen, aber die Frau lag plötzlich, übrigens ohne sich wehzutun. Sie war so verblüfft, daß ihre Rage völlig verflogen war.

Was kann also in Zeiten des zunehmenden Drucks, der Drohungen und immer massiveren Einschränkungen der Grundrechte getan werden? Widerstand bindet viel Energie, die besser anders eingesetzt werden könnte. Ich sehe da zur Zeit viele hoffnungsvolle Ansätze. Immer mehr Menschen organisieren sich in kleinen Gruppen, bilden Genossenschaften und Arbeitsgruppen, arbeiten an neuen Modellen für ein Gesundheitswesen, das wirklich diesen Namen verdient, visionieren ein Wirtschaften ohne Tauschlogik, stärken regionale Kreisläufe, bilden Initiativen für freie Schulen. Es ist einfach nur erfreulich. Nicht alles wird bleiben, nicht alles wird sich bewähren, aber auf jeden Fall werden neue Erfahrungen gemacht, die uns dann weiterbringen können. Diese kreativen Kräfte entsprechen für mich den Imagozellen im Raupenkokon, die in sich schon das Bild des Schmetterlings haben. Und es scheint mir auch sehr hilfreich zu sein, den Drohungen und dem Panikschüren einfach keine Beachtung mehr zu schenken. Ich fahre damit ganz gut, indem ich kaum noch Mainstreammedien konsumiere. In denen wimmelt es so dermaßen von Diffamierungen Desinformation und Hetze, das brauche ich nicht. Ich bin allerdings auch wählerisch bei den Alternativmedien und habe mittlerweile einige Übung beim Auswählen von für mich relevanten Informationen.

Ich bekomme in den letzten Wochen vermehrt Anfragen, ob ich wieder Kräuterkurse mache. Es besteht ein großes Bedürfnis, sich von der Schulmedizin unabhängiger zu machen. Das finde ich sehr erfreulich. Ja, ich werde dieses Jahr wieder Kräuterkurse anbieten und das demnächst auf meiner Homepage öffentlich machen. Die Winterwochen nutze ich gerade dazu mich weiterzubilden: die liebe I. hat mich auf die Gemmotherapie aufmerksam gemacht, also die Behandlung mit Zubereitungen aus Baum- und Strauchknospen, die pflanzliche Stammzellen enthalten. Ein sehr spannender Bereich. Bei meinen täglichen Spaziergängen schaue ich mir jetzt die Bäume noch genauer an und ganz besonders die Knospen, die schon alle angelegt sind und auf den richtigen Moment warten, sich dem Licht zu öffnen. Wie schön, daß es immer wieder etwas Neues zu lernen, zu entdecken und auszuprobieren gibt!

männliche Haselkätzchen

Widerstand muss in meinen Augen absolut gewaltfrei sein. Die Geschichte zeigt, daß alle Revolutionen letztlich gescheitert sind, wenn sie gewaltsam waren. Ob nach der französischen Revolution, in der ehemaligen Sowjetunion oder in China: aus anfänglich guten Ansätzen, die die unterdrückte und ausgebeutete große Mehrheit der Bevölkerung befreien wollten, sind dann neue totalitäre Systeme geworden. Das haben wir zur Genüge gehabt. Es reicht! Oder „Ya basta!“ wie die Zapatisten sagen. Ich bin davon überzeugt, daß wir jetzt die Chance haben, die schönere Welt zu erschaffen, „die unser Herz kennt“(Charles Eisenstein). Ich finde es ganz besonders wichtig, daß wir es uns auch schön machen und darauf achten, daß es uns gut geht. Da zitiere ich gern mal wieder die Anarchistin Emma Goldmann: „Eine Revolution, bei der ich nicht tanzen kann, ist nicht meine Revolution.“ So isses!

Übrigens ist die Freundin, die an Covid erkrankt war (ich habe davon berichtet), wieder gesund und munter. Sie hat mich besucht und mir ausführlich vom Verlauf ihrer Krankheit berichtet. Geholfen haben ihr Artemisia annua und homöopathische Medikamente, die ihr Hausarzt ihr nach Telefonkonsultationen verschrieben hat. Ich glaube, daß auch die völlige Akzeptanz ihrer Krankheit die Genesung erheblich gefördert hat.

Zwischen den Jahren

Über die Weihnachtsfeiertage waren meine Kinder und mein Schwiegersohn da. Wir hatten es ruhig und gemütlich. Es gab Schnee und Kälte, wie ich das aus meiner Kindheit kenne. Leider fing das Tauwetter in dem Moment an, als ich mich an meine alten Schlittschuhe erinnerte, die im Schuppen liegen. Na, vielleicht gibt es noch eine Chance. Auch wenn ich mich wiederhole: ich habe es ziemlich gut mit meiner Familie und dazu gehören auch meine Schwiegerkinder!

Silvester war ich dann allein zu Haus. I, bei der ich viele, viele Male den Jahreswechsel gefeiert habe, wohnt ja nicht mehr in der Nähe. Ich habe nichts vermisst. Es war sehr ruhig im Dorf, ganze zwei Böller waren zu hören, sehr angenehm und kein Stress für die Tiere.

Mittlerweile ist es wieder seit Tagen grau und meine Stimmung ist das auch. Es ist so, als wäre ich zur Zeit ohne Schutz und das ganze Elend der Welt käme ungebremst bei mir an. Ich gehe gut mit mir selbst um, mache Spaziergänge, höre weder Nachrichten noch lese ich Zeitungen und nehme montags an den Spaziergängen teil, die jetzt in allen Städten stattfinden. Das tut gut. Gestern habe ich einen schönen Podcast mit Charles Eisenstein gehört, den meine Tochter mir empfohlen hat: da geht es um Covid, Totalitarismus, Widerstand, Impfungen, das Nicht-Zulassen von Spaltung und die „dunkle Nacht der Seele“, mit der so viele Menschen derzeit zu tun haben. Das Ganze ist auf Englisch: https://podcasts.apple.com/us/podcast/a-higher-perspective-with-charles-eisenstein/id1544014917?i=1000544552904

Es ist ja auch nicht erstaunlich, wenn eine von einer düsteren Stimmung heimgesucht wird: wird doch immer offensichtlicher, wie wir Menschen kollektiv und als Einzelne soviel Schaden auf der Erde angerichtet oder zugelassen haben. Das zu erkennen ist schmerzhaft. Und gleichzeitig glaube ich, daß wir in dieser Zeit des Großen Wandels die Chance haben, endlich unser volles Potential zu verwirklichen. Denn wie Charles Eisenstein sehe ich es so: wir können es besser! Und es gibt keinen Retter, keinen Messias, keinen, der uns erlöst. WIR sind die Menschen, deren Visionen, Tatkraft und Mut jetzt gefragt sind. WIR sind diejenigen, die jetzt wach werden, um dem Lebendigen zu dienen.

Ich höre und lese in den letzen Wochen immer wieder das Wort „Menschheitsfamilie“. Das gefällt mir sehr. Ich möchte es gern noch erweitern, weil ich mich nicht nur Menschen verwandt fühle, sondern allen Wesenheiten der Erde, den sichtbaren und den unsichtbaren: Ich bin Angehörige der Erdenfamilie.

Ich habe gerade ein schönes und kluges Buch gelesen: Aktivismus heißt Verbindung – indigene Weisungen zur Heilung der Welt von Sherri Mitchell. Die Autorin stammt aus der Penobscot Indian Reservation in den USA und ist Juristin. Ich habe es von Freundin K. zum Geburtstag bekommen. Danke, liebe K., das war genau das, was ich brauchte!

Wintersonnenwende

Katzen lieben seltsame Plätze

Die Wintersonnenwende verbrachte ich allein. Ich hatte recht kurzfristig zum Ritual eingeladen und die beiden Frauen, die eigentlich kommen wollten, sagten dann wieder ab. Eine aus familiären Gründen, die andere, weil sie an Covid erkrankt ist. Das ist nun die erste Erkrankung in meinem unmittelbaren Umfeld und ich verfolge den Verlauf mit großem Interesse. Sie befindet sich zu Hause, gut betreut von ihrem homöopathischen Arzt, und genießt, wie sie mir per SMS mitteilte, das völlige Nichtstun, weil sie zu nichts anderem in der Lage ist. Das erinnert mich an die Grippe, die ich vor vielen Jahren hatte: 40 ° C Fieber lassen dir keine Wahl. Das ist gut, weil dann die weise Selbstregulation in aller Ruhe und ohne ständige Einmischung des Verstandes übernehmen kann. Ich habe ihr meine pflegerische Hilfe angeboten. Bis jetzt hat sie die nicht gebraucht. Allerdings habe ich in ihrem Auftrag für sie eingekauft. Ehe jetzt hier der Verdacht aufkommt, daß ich mich mit Infizierten treffe und als Spreaderin betätige: es gab bis jetzt keinen persönlichen Kontakt. Und sollte es dazu kommen, was ich nicht ausschließen kann, werde ich mich in Quarantäne begeben. Das würde ohnehin zu den Raunächten passen. Und es gilt immer noch: ich habe keine Angst vor dem Virus.

Überhaupt Angst: nachdem ich meinen ohnehin schon nicht so reichlichen Mainstreammedienkonsum sehr heruntergefahren habe (nur noch ein- bis zweimal in der Woche Radionachrichten und einmal in der Woche die Welt, das einzige Blatt, was ich einigermaßen ohne Brechreiz lesen kann), muss ich sagen, daß auch die Alternativmedien teilweise dazu neigen, Angst zu verbreiten, Angst vorm Einfrieren der Konten, Angst vor Blackouts und anderen Mangelszenarien, Angst vor einem Krieg zwischen Russland und USA usw. Ich finde Angstmachen keine gute Idee, ist auch schädlich fürs Immunsystem, also bin ich noch wählerischer im Hereinlassen von Informationen in mein Nervensystem. Ich halte all das, was da an die Wand gemalt wird, für möglich. Aber erstens wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird und zweitens sehe ich mit großer Freude, wie sich Parallelstrukturen bilden. Diese Zeit ist unsere große Chance, endlich die Verantwortung für uns selbst zu übernehmen und in allen Bereichen Strukturen zu schaffen, die wirklich der Menschheitsfamilie und der mehr-als-menschlichen Welt dienen: z. B. können wir endlich ein Gesundheitswesen kreieren, das wirklich diesen Namen verdient und nicht dem Profit, sondern uns dient. Es gibt genug Menschen, die jetzt den sogenannten Gesundheitssektor verlassen, all die Pflegekräfte und Ärzt*innen, die wegen der drohenden Zwangsimpfung ihre Arbeitsplätze verlieren. Und auch im Bereich der Wirtschaft tun sich neue Möglichkeiten auf. Wer, wenn nicht wir, kann das auf eine gute Art gestalten? Ich sage ja nicht, daß es einfach sein wird und wir sind noch nicht durch die Talsohle durch, aber dennoch: dies ist unsere Zeit!

Einer meiner Kraftplätze, eine sogenannte Holsteiner Kammer

Und noch was finde ich extrem wichtig: wir müssen mit allen reden und allen zuhören, dürfen niemanden mehr ausgrenzen. Wir gehören alle zur Menschheitsfamilie, die Linken und die Rechten und die dazwischen, die Demonstrierenden und die Polizist*innen, die Geimpften und die Ungeimpften usw. Das ist sicher nicht immer leicht, aber es scheint mir absolut notwendig. Niemand ist im Besitz der ganzen Wahrheit. Ich freue mich nicht, wenn ich wie neulich von einer Frau eine sehr vehemente Rede über die „unsolidarischen Leute“, die keine Masken tragen, höre. Aber ich höre ihr zu. Und ich möchte auch, daß man mir zuhört, wenn ich sage, was ich am Maskentragen so überaus schädlich finde. Und die Kunst besteht vielleicht darin, diese beiden Meinungen einfach nebeneinander stehenzulassen: Ah, so sieht sie das also! Irgendwann werden wir es alles besser wissen – vielleicht.

Die Maulwürfe haben die winterliche Gartengestaltung übernommen

Das Wilde

Ich war mal wieder auf Reisen, dieses Mal nach Münster zu meiner Mutter und habe ein zauberhaftes Buch gelesen, das mir die liebe L. zum Geburtstag geschenkt hat: An das Wilde glauben von der französischen Anthropologin Nastassja Martin. Die Autorin hat in Kamchatka eine Begegnung mit einem Bären gehabt, der sie im Gesicht und am Schädel schwer verletzt hat. Sie beschreibt diese Begegnung, ihre Auseinandersetzung damit und ihren Heilungsweg auf eine sehr intensive und ungewöhnliche Weise. Ihre Sprache ist poetisch und assoziativ, das liest sich einfach wunderbar und ich habe gestern auf dem Rückweg im Zug den größten Teil des Buches in einem Rutsch gelesen.

Sie beschreibt die Gewalt, die sie in einem russischen Krankenhaus und später noch massiver in der Pariser Salpêtrière erlebt hat. Ich weiß genau, wovon sie spricht, denn ich habe Ähnliches selbst erlebt: die Bevormundungen durch Ärzte, die unerschütterlich an ihre eigene Überlegenheit glauben, deren Unfähigkeit, mit den Gefühlen dieser schwer verunstalteten Frau in Resonanz zu gehen, die Eindimensionalität der Psychologin. Aber sie schreibt auch von ihrer Weigerung, den Anordnungen zu folgen und ihnen letztendlich zu entkommen. Schließlich treibt es sie wieder nach Kamchatka, wo sie das, was geschehen ist, weiter verarbeitet. Eine Passage hat mich besonders angesprochen, als die indigene Frau, in deren Jurte sie lebt, ihr vom Zusammenbruch der Sowjetunion erzählt: „Nastja, sagte sie, eines Tages ist das Licht ausgegangen und die Geister sind wiedergekommen. Und wir sind in den Wald zurückgekehrt. … Bei mir ist das Licht nicht ausgegangen und die Geister sind geflohen. Ich sehne mich so sehr danach, das Licht zu löschen. Heute Nacht kehre auch ich in den Wald zurück.“

Oh ja, diese Sehnsucht habe auch ich in mir: nach dem Wald, nach dem natürlichen Licht, nach dem Wilden. In Münster bin ich zwischen den Besuchen bei meiner Mutter viel spazieren gegangen. Die Wohnung meiner Eltern liegt im Stadtrandgebiet und es gibt viel Grün, der Aasee ist nicht weit. Aber das Rauschen der Autobahn ist immer da, in der Nacht blinken die Lichter, es gibt keine richtige Dunkelheit und ständig ist das Brummen von Flugzeugen zu hören. Im Bus waren die meisten mit ihren Smartphones beschäftigt, von den Gesichtern sind nur noch die Augen zu sehen, seit wir zum Maskentragen gezwungen sind. Was für eine traurige Welt. Ja, ich sehne mich danach, daß auch bei uns das Licht ausgeht und ich weiß, daß es geschehen wird, vielleicht schon bald. Und dann ist unsere Kreativität gefragt, dann können wir herausfinden, welches Leben uns wirklich glücklich macht, wenn all diese Ersatzbefriedigungen wegfallen. So gesehen finde ich es übrigens überhaupt nicht schlimm, daß man als ungeimpfter Mensch keinen Zutritt mehr zu diversen Geschäften, Kinos und Restaurants hat. Das alles fehlt mir nicht und ich greife auch nicht auf den Online-Handel zurück. Auch den brauche ich nicht. Und auch hier werden die Geister zurückkehren.

In der Welt, die ich mir seit kurzem einmal in der Woche leiste (mal sehen, wie lange noch), nachdem mich die Süddeutsche und die TAZ wegen ihrer Coronaberichterstattung schwer anwidern, stand am Montag ein Erklärungsversuch, warum die Impfquote in den deutschsprachigen Ländern so niedrig ist: das läge an der Romantik, die zu einer „Naturvergötzung“ geführt habe. Tja, das spricht für sich selbst. Aber am letzten Donnerstag hat Otto Schily, den ich mal gut fand und dann nicht mehr, als er als Innenminister der Schröder-Fischer-Regierung zum Oberscharfmacher der Nation mutierte, einen Kommentar geschrieben, der mir gefiel. Er hält die geplante Einführung der Impfpflicht für verfassungswidrig und ist, obwohl selbst dreifach geimpft, strikt dagegen.

Mitte

Ich bin ein Jahr älter geworden und meine Kinder haben mich besucht. Ich bin so froh über meine Familie! Ich habe vieles gemacht, was mir im Nachhinein leid tut, teilweise sogar schwer zu schaffen macht. Trotzdem kommen meine Kinder und ihre Partner*innen mich offensichtlich gern besuchen und das ist ein Geschenk!

Ich habe in den letzten Tagen öfter daran gedacht, hier etwas zu posten. Habe es dann aber gelassen, weil ich hier nicht mehr meine Empörung über den ganzen Irrsinn, der sich seit fast zwei Jahren ständig zu steigern scheint, ausbreiten will. Eigentlich möchte ich am liebsten Erfreuliches und Ermutigendes schreiben, aber an manchen Tagen bin ich einfach nur damit beschäftigt, in meiner Mitte zu bleiben.

Was mir hilft: nur noch selten Nachrichten zu hören, mich mit angenehmen Menschen zu umgeben, Verbündete zu finden und den Kontakt mit ihnen zu pflegen, in der Natur sein, Yoga, bewusstes Atmen, Körperkontakt, bewusst nach Schönheit Ausschau zu halten, dankbar sein.

Seit einiger Zeit erlebe ich immer wieder Phasen von Trauer, ausgelöst zum Beispiel durch die Beobachtung, daß deutlich weniger Vögel in meinem Garten sind. Das sehe ich ja schon seit einigen Jahren. Die Zerstörung, die wir Menschen anrichten, ist schwer auszuhalten. Anders als früher, als ich unangenehme Gefühle oft durch Arbeiten und andere Ablenkungen überdeckt habe, erlaube ich mir mittlerweile den Schmerz: er darf da sein, ich agiere ihn nicht aus. Ich heiße ihn willkommen als ein der Situation angemessenes Gefühl.

Es gibt aber auch Gutes zu berichten: ich habe noch nie so viele freundliche, wohlwollende Menschen kennengelernt wie in den letzten Monaten. Wir bestärken und ermutigen uns gegenseitig, wir haben angefangen, uns selbst zu organisieren im Bewusstsein, daß es noch ungemütlicher werden wird. Der alte Spruch „Not macht erfinderisch“ stimmt schon. Vielleicht ist das die große Chance in dieser Zeit: daß wir endlich gezwungen sind, unser Leben selbst zu organisieren, statt uns beherrschen zu lassen. Eine mir bekannte ehemalige Ärztin sagte neulich zu mir, als wir über den sich gerade ereignenden Zusammenbruch des sogenannten Gesundheitswesens sprachen: „Wir müssen Selbsthilfegruppen bilden.“ Und das ist ja möglich. Wir brauchen z. B. viel weniger Medikamente. Ich weiß aus eigener vielfacher Erfahrung, daß so viele Beschwerden und Krankheiten sehr effektiv mit Heilpflanzen, Ernährungsumstellung und vielen anderen Methoden behandelt werden können, übrigens auch Viruserkrankungen. Das hätte dann auch den erfreulichen Nebeneffekt, daß Big Pharma ihren fatalen Einfluss verlöre. Es ist einfach so: Firmen und Institutionen, die an kranken Menschen verdienen, haben kein Interesse an Gesundheit. Es tut gut, die Verantwortung für das eigene Wohlergehen wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Und im alleräußersten Notfall kann man dann natürlich auch mal die Schulmedizin in Anspruch nehmen.

Mein Ex-Mann erzählte mir gestern, daß dem Krankenhaus, in dem er bis vor einem Jahr gearbeitet hat und das einem Großinvestor gehört, scharenweise das Pflegepersonal wegläuft. Mit der Impfpflicht wird sich dieser Trend noch verschärfen. Dazu passend ein schönes Video: https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa-28uca3wq52111/

Massenpsychose

Das Meer holt sich das Land – Jahr für Jahr verschwindet mehr von der Steilküste am Eitz

Es erschreckt mich, mit welcher Vehemenz einige Menschen, die ich bisher sehr geschätzt habe, gegenüber den Ungeimpften auftreten. Es sind bekannte Namen, aber nein, ich werde sie nicht nennen. Da werden diejenigen, die sich nicht impfen lassen, öffentlich als Sündenböcke hingestellt: „Wegen euch muss ich jetzt wieder eine FFP2-Maske tragen.“ „Wegen euch kriegen wir die Pandemie nicht in den Griff.“ Bitte? Wo ist da die Logik? Verantwortlich für die Anordnung FFP2-Masken zu tragen ist ja wohl die jeweilige Landesregierung und keinesfalls die Ungeimpften. Und die Ungeimpften sind auch keine Pandemietreiber. Sogar die Mainstreammedien berichten mittlerweile, daß auch Geimpfte an Covid erkranken und andere damit anstecken. Vor einigen Tagen erfuhr ich, daß ein ehemaliger Arbeitskollege, vollständig geimpft, mit Covid im Bett liegt. Der Sohn eines Freundes, ebenfalls vollständig geimpft, hat sich bei einer geimpften Person angesteckt. Und man kennt ja seit einigen Wochen die Zahlen aus Israel, wo die Zahl der Erkrankten, die geimpft sind und stationär behandelt werden, die der Ungeimpften deutlich übersteigt. Auch die Anzahl der Impfschäden steigt. Neulich erfuhr ich von einer Bekannten, daß sie seit ihrer Impfung, die sie sich nur widerwillig verpassen ließ, an Beschwerden leidet. Im Radio wurde kürzlich von einem Kind berichtet, das zwei Tage nach der Impfung gestorben ist und die daraufhin veranlasste Obduktion hat den Verdacht erhärtet, daß es da einen Zusammenhang gibt. All das sind keine Geheimnisse mehr, aber die Politik übt weiterhin Druck auf die Ungeimpften aus. Da kann eine schon ganz komische Gedanken bekommen, daß es eigentlich um etwas anderes geht, als irgendwelche tatsächlichen oder vermeintlichen Pandemien in den Griff zu bekommen. Was mich richtig betrübt, sind die Menschen, die jetzt so faschomäßig auftreten und die Ungeimpften als Sündenböcke hinstellen. Ganz offensichtlich sind sie von der derzeit um sich greifenden Massenpsychose angesteckt, die mit der geradezu wahnhaften Überzeugung einhergeht, daß ein nicht getesteter Impfstoff, der keinerlei Ähnlichkeit mit klassischen Impfstoffen hat, unsere einzige Rettung ist. Wohin solche Massenpsychosen führen, haben wir in unserer Geschichte schon mindestens zweimal erlebt:

  • bei den Hexenverbrennungen in der beginnenden Neuzeit
  • bei der Vernichtung unzähliger Juden während der Naziherrschaft

Ich rede keinem die Impfung aus. Vor einigen Monaten bat mich ein Freund um Infomaterial zum Thema. Er hat sich lange sehr schwer mit einer Entscheidung getan und sich dann schließlich impfen lassen, weil er panische Angst vor der Erkrankung hat. Bisjetzt geht es ihm gut und ich wünsche ihm von Herzen, daß es so bleibt. Er solidarisiert sich mittlerweile sogar ausdrücklich mit den Ungeimpften und findet es völlig inakzeptabel, wie sie behandelt werden. So eine Haltung ist also auch möglich.

Heute las ich einen richtig tollen Artikel von Christian Felber, dem Experten für Gemeinwohlökonomie, auf den Nachdenkseiten. Der ist sehr gut recherchiert und ich kann ihm zu 100% zustimmen: https://www.nachdenkseiten.de/?p=77850

In all dem rasant um sich greifenden Wahnsinn habe ich aber auch immer wieder gute Begegnungen: heute traf ich vor dem Zeitungsladen in Kiel eine Frau, die ich schon Jahre nicht mehr gesehen habe. Wir tranken auf dem Markt einen Kaffee und stellten fest, daß wir über die Coronasituation sehr ähnliche Ansichten haben. Sie arbeitet übrigens auch im medizinischen Bereich. Letzte Woche traf ich überraschend einen alten Freund in einem Geschäft und wir standen ungefähr eine halbe Stunde im Gang und unterhielten uns richtig gut. Ich bin so dankbar für solche Begegnungen und merke, daß ich nicht allein bin. Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die sich nicht korrumpieren lassen und ganz klar zu ihrer eigenen Wahrheit stehen. Oft denke ich, daß wir jetzt in einer Zeit leben, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, wo sich herausstellt, ob Haltungen echt sind oder unter Druck zerbröseln.

Mittlerweile verlassen immer mehr Pflegekräfte das sinkende Schiff, das sich absurderweise Gesundheitswesen nennt. Das kann ich nur begrüßen, auch wenn ich weiß, daß es für diejenigen, die Pflege benötigen, noch bitterer werden wird als es schon seit Jahren ist. Auf den Intensivstationen hat das Personal schon Jahre vor Corona am Limit gearbeitet. Und wenn jetzt die Politik laut über eine Impfpflicht für medizinisches Personal nachdenkt, dann werden noch mehr abspringen. Dieses System muss zusammenbrechen, es ist einfach nicht zu reformieren. Wir brauchen etwas ganz Neues, Anderes, was nichts mehr mit Profit und Profilierung zu tun hat. Heilweisen müssen Allmende sein, Allgemeingut, genau wie Wissen und vieles andere mehr, was jetzt in Privatbesitz ist und der Kapitalakkumulation dient. Wenn ich mich umsehe, denke ich ständig: alles – und ich meine wirklich ALLES – muss sich ändern. Und wer kann das tun, wenn nicht wir!

Strom

Gestern haben wir zu dritt das diesjährige Ahninnenfest gefeiert. Es hat Spaß gemacht. Ich feiere die Jahreskreisfeste seit Mitte der 80er Jahre und sie sind mir eine wichtige Orientierungshilfe für den Jahreskreis. Manchmal ärgere ich mich, daß die Kirchen sich diese alten Feste unter den Nagel gerissen haben (Allerheiligen, Lichtmess, Kräuterweihe, Weihnachten, Johannistag und seit einigen Jahren auch die Raunächte). Diese Feste sind Allmende, gehören also allen, die sie feiern wollen. Ich finde es aber richtig übel, daß die Kirchen so tun, als seien diese Feste christlichen Ursprungs. Wie wäre es denn mal, wenn die protestantischen Kirchen, die seit einigen Jahren dick Werbung für die Raunächte machen, öffentlich verkünden, daß es sich dabei um sehr alte heidnischen Bräuche handelt?

Vor einiger Zeit habe ich nach der Lektüre eines Essays von Wolf Dieter Storl Zweifel am menschengemachten Klimawandel angemeldet. Das möchte ich jetzt noch mal aktualisieren: ich halte es nach meinem derzeitigen Erkenntnisstand für möglich, daß der Klimawandel mehrere Ursachen hat, also zunächst zu den natürlichen Rhythmen des lebendigen Organismus Erde gehört (Susun Weed hat mal die Analogie zum weiblichen Klimakterium angesichts der zunehmenden Hitze auf unserer Planetin gezogen) und durch menschliche Maßnahmen zusätzlich befeuert wird. Auf diesen Gedanken kam ich, als mir die Aussage des grönländischen Schamanen Angaangaq in den Sinn kam: daß in Grönland das Eis der Gletscher schwarz vom Abrieb der Autoreifen aus Europa ist und daß auf diese Weise das Sonnenlicht absorbiert wird und zum Schmelzen des Eises führt. Die Verringerung von CO2 sehe ich weiterhin sehr kritisch, denn ohne CO2 können grüne Pflanzen nicht leben. Und ohne grüne Pflanzen gibt es keinen Sauerstoff zum atmen. Man bastelt ja an technologischen Lösungen und ist wohl auch schon dabei sie anzuwenden, also Geoengineering zu betreiben. Aber bisher war es so, daß alle technologischen „Lösungen“ zu neuen Problemen geführt haben. Und die Antwort darauf war immer nur: mehr desselben. Das gilt für alle Bereiche: Landwirtschaft, Medizin, Energie etc. Jetzt setzen viele Länder wieder vermehrt auf Atomenergie als „Brückentechnologie“ für nachhaltige Energie. Wohin mit dem Atommüll, ist weiterhin völlig ungeklärt, abgesehen von den gewaltigen Risiken eines Super-GAUS. Elektromobilität ist der neuste Schrei. Ja, und wo kommt der ganze Strom denn her? Ich beziehe seit vielen Jahren sogenannten Ökostrom von Greenpeace und bin mir gleichzeitig bewusst, daß es keinen echten Ökostrom gibt. Denn für die vielen hässlichen Windanlagen und Solarmodulfelder, die zunehmend die Landschaft verschandeln und nebenbei noch Vögel und andere Lebewesen töten, braucht es Coltan, Lithium und andere Bodenschätze, die mit ungeheuren Zerstörungen weltweit verbunden sind. Und es gibt wohl keine Möglichkeit, die Module dieser Anlagen, die ja nur eine begrenzte Lebenszeit haben, nachhaltig zu entsorgen. Neulich las ich, daß viele IT-Firmen sich in Irland ansiedeln, weil sie da praktisch keine Steuern bezahlten müssen. Da entstehen dann gigantische Rechenzentren, die ungeheure Mengen an Strom verbrauchen und ebenso ungeheure Mengen an Wasser zum Kühlen benötigen. Und ich vermute, daß China weiterhin auf Kohle zur Stromerzeugung setzt, damit deren Rechenzentren funktionieren. Die werden gebraucht, um mit Hilfe von AI (künstilicher Intelligenz) die Bevölkerung lückenlos zu überwachen. Das steht auch uns bevor bzw. findet bereits jetzt schon zunehmend statt. Für mich heißt die Antwort: so wenig elektrische Geräte wir möglich. Und das empfinde ich nicht als Verzicht. Vielleicht habe ich es auch leicht, weil ich in einer Zeit groß geworden bin, wo viel Handarbeit geleistet wurde. Und ich kann mich nicht daran erinnern, daß meine Großeltern und Eltern damit unglücklich waren. Menschen waren damals im Durchschnitt gesünder und körperlich fitter als heute, konnten sich besser orientieren etc. Heutzutage werden unsere tollen Sinnesorgane durch die vielen technischen Hilfsmittel verdorben, z. B. durch Navigationsgeräte.

Unterm Strich ist die Frage: sind Menschen durch die ganzen technischen Errungenschaften glücklicher geworden? Ich kann ganz klar sagen: Nein, im Gegenteil.

Charles Eisenstein hat übrigens was Schönes und Neues zum großen Wandel geschrieben:

https://www.rubikon.news/artikel/schwere-geburt

Wer es lieber im Original lesen möchte:

https://charleseisenstein.substack.com/p/time-to-push

Standing with the earth

Am Wochenende habe ich an einem sehr schönen Seminar mit Heike Pourian, der Autorin von Wenn wir wieder wahrnehmen teilgenommen. Sehr körperlich, sehr viel Berührung, sehr viel Tiefe. Was mir an Heikes Arbeit so gut gefällt, ist wie sie ihre Erkenntnis umsetzt, daß der riesige Wandel, in dem wir uns befinden, nicht mit Denken zu bewältigen ist und daß letztendlich alle Erkenntnis durch unsere Körper stattfinden muss, um wirklich geerdet zu sein. Wir wissen nicht, ob wir als Menschheit überleben werden, aber wir können diese Zeit nutzen, um den Großen Wandel würdig und bewusst zu gestalten. Es geht auch nicht mehr darum, etwas oder jemanden zu bekämpfen. Das hat sich in der Vergangenheit schon nicht bewährt, im Gegenteil. Jeder Kampf gegen etwas hat immer neue Kämpfe hervorgebracht.

Schön waren auch unsere Mittagspausen: wir zogen mit Decken und dem mitgebrachten Essen in den Schrevenpark und ließen uns auf der mit buntem Herbstlaub bedeckten Wiese nieder, friedlich grasende Kanadagänse ganz in unserer Nähe. Es waren viele junge Leute dabei, die Gitarre spielten und sangen. Ein kleines Mädchen betrachtete uns mit großem Interesse und sein Vater setzte sich mit ihm in unsere Nähe, um zuzuschauen und zuzuhören. Unserer Einladung, sich zu uns zu setzen, folgte er aber nicht, es war dann wohl doch zuviel für seine kleine Tochter unter so wildfremden Menschen.

Am Sonntagnachmittag zogen wir dann an die Hörn, direkt am Kieler Hauptbahnhof, um Standing with the earth zu praktizieren. Das ist eine Aktionsform, die Heike entwickelt hat, angeregt durch Lucia Renés Aufruf:

„This is a call.

Not a call to arms.
A call to stand.

To stand with the Earth.“

Und genau das machten wir: wir standen, kauerten, lagen in konzentrischen Kreisen etwa zwei Stunden lang auf dem Pflaster. Am Rand lagen Erklärungen für das, was wir da machten, für die Passanten. Einige von außerhalb kamen dazu, es ergaben sich auch Gespräche mit Passanten. Während ich mit nackten Füßen und geschlossenen Augen auf dem Boden stand, nahm ich die Geräusche der Stadt wahr, die Schreie der Möwen, die Schiffsmotoren, die Stimmen der vorbeigehenden Menschen, und wieder einmal wurde mir bewusst, daß ich ein Teil dieser großen Erdkörperin bin.

Wer sich für Heikes Arbeit interessiert: www.sensingthechange.com

Auf der Seite gibt es auch Informationen zu Standing with the earth.

Die wilden Kräfte

Vor fast vierzig Jahren las ich ein Buch mit dem Titel Die schönen Kräfte, geschrieben von Lisa Malin. Es ging in ihm um das Thema Heilen mit Hilfe von Kräften, Energien, die von den Schulwissenschaften nicht anerkannt und/oder bekämpft werden. An die schönen Kräfte musste ich vor kurzem denken, als ich mal wieder morgens in die Landschaft und auf den kürzlich in ca. 2 km Entfernung aufgestellten 5G-Mast sah und dann plötzlich sehr deutlich spürte/wahrnahm, daß wir, die wir dem Lebendigen dienen wollen, Hilfe aus anderen Ebenen bekommen: von den Kräften der Erde, den wilden Kräften.

Spannende Dinge ereignen sich: so erfuhr ich aus der neuen Oya, daß mehrere Delegationen der indigenen Zapatistas aus Mexiko, die seit Mitte der 90er Jahre Erfahrung im Widerstand gegen das mörderische globale Wirtschaftsystem sind und herrschaftsfreie Selbstorganisation praktizieren, nach Europa gekommen sind, um sich zu vernetzen und auszutauschen (Näheres über die Aktion auf ya-basta-netz.org). Ich habe an anderer Stelle schon mal über die Zapatistas und ihren Leitspruch Preguntando caminamos (Fragend gehen wir voran) geschrieben. Mir gefällt dieses Motto sehr gut, denn es drückt aus, daß die Fragen wichtiger sind als schnelle Antworten und daß sich der Weg beim Gehen erschließt. Das sage ich mir natürlich in allererster Linie selbst, denn ich bin eine, die es gewöhnt ist, schnelle Antworten zu finden und alles in eine passende Schublade einzuorden. Da bin ich so konditioniert wie viele, wenn nicht die meisten in unserer Kultur. Und ich übe mich darin, genau diese Programmierung hinter mir zu lassen, denn sie wird der Komplexität des Lebens nicht gerecht.

Pfifferlinge und andere Köstlichkeiten, ein Geschenk meines pilzkundigen Nachbarn

Vor einer Woche gingen I. und ich ins Blé noir um Moules frites (Miesmuscheln nach einem Rezept aus der Normandie) zu essen und nutzten damit die letzte Gelegenheit eines kostenlosen PoR-Test. Seit Montag sind die für Restaurantbesuche obligatorischen Test kostenpflichtig und das heißt für mich: kein Restaurant und kein Café mehr. Ich weiß aber mittlerweile auch von einigen Restaurantbetreibern, die das Ganze nicht mitmachen. Und von einer Frau, die kürzlich in Paris war, erfuhr ich, daß viele Franzosen diese auch in Frankreich vorgeschriebenen Einschränkungen ignorieren oder kreative Möglichkeiten finden, wie etwa in vielen kleinen Gruppen vor den Cafés auf dem Pflaster sitzend zu picknicken. Ich hatte ja genug Zeit, mich innerlich darauf einzustellen, daß meine gewohnten Cafébesuche nicht mehr stattfinden. Ja, das Leben ist anders geworden und wird sich wohl noch viel mehr verändern. Mittlerweile kann ich das sogar genießen und habe Tage, an denen ich mich ausgesprochen wohl und optimistisch fühle. Es muss sich ja alles verändern, kein Bereich unseres gewohnten Lebens ist davon ausgenommen, das wird immer klarer. Mit 14 Jahren erwachte mein rebellischer Geist und legte sich nie wieder schlafen, und im Rückblick scheint mir, daß die mehr als 50 Jahre seitdem mich auf die jetzige Zeit vorbereitet haben.

In meine persönliche Geschichtsschreibung wird 2020 als das Jahr eingehen, an dem Deutschland (und viele andere Länder) den Weg in einen neuen Totalitarismus einschlug. Und wer mir das Vergleichsargument entgegenhält, daß ich ja keine Ahnung hätte, was Diktatur ist und ich sollte mal nach China schauen, dem/der erwidere ich darauf: Wenn es woanders noch schlimmer als hier ist, kann das kein Grund sein, die massiven Grundrechtseinschränkungen, die Zensur auf Youtube und den indirekten Impfzwang, die wir hier mittlerweile hinnehmen müssen, für den Ausdruck von Freiheit zu halten. Nebenbei: fällt noch anderen Menschen auf, daß wir seit Beginn der Coronamaßnahmen eine Vervielfachung an Plastikmüll haben? All die Testkits, die Einmalkleidung, die Masken, die Visiere usw. Aber wenigstens sind die Plastikstrohhalme verboten.

Von Robert Gernhardt gibt es ein schönes Gedicht, das mit den Worten anfängt:

“Von einer Katze lernen

heißt siegen lernen.

Wobei siegen ‘locker durchkommen’ meint,

also praktisch: liegen lernen.“

Wenn ich meine Katze ansehe, wie sie den allergrößten Teil des Tages irgendwo tiefenentspannt rumliegt und ratzt, muss ich Robert Gernhardt recht geben. Was für ein beneidenswertes Wesen! Ich beneide sie nicht nur für diese tiefe Entspanntheit sondern auch dafür, daß sie ohne Gepäck reist. Katzen haben alles am Leib, was sie brauchen: spitze Zähne, geschmeidige Muskeln, extrem gut entwickelte Sinne, noch dazu solche, von denen wir keine Ahnung haben. Sie brauchen kein Haus, keine Kleidung, kein Auto, kein Smartphone, keine Gesetze. Sie lassen sich nicht beherrschen, sie leben völlig im Jetzt. Ich glaube, ein großer Teil unserer Unfreiheit hat mit Besitz zu tun. Also: liegen lernen! Und liegend und schlafend zur Erkenntnis kommen, wann aufstehen und handeln erforderlich ist.

Eisenhut in der Stadt