Gemeinsam gehen

Gestern hörte ich im Rahmen von Judith Haferlands diesjährigem Online-Kongress Die Reise deines Lebens ein Interview mit Franziska Tabea Winkler, das mir sehr gut gefallen hat. Franziska Winkler hat eine sehr bodenständige Art und scheint gar nicht zu „spirituellem bypassing“ zu neigen. Sie sagte, daß sie richtig Freude daran hat, sich in dieser spannenden Zeit inkarniert zu haben. Mittlerweile kann ich das für mich ähnlich sehen. Bis vor etwa einem dreiviertel Jahr überwog oft eher Angst, ein großer Schmerz über das, was Menschen sich und anderen Wesenheiten antun oder wenigstens ein großes Unbehagen. Zwischendurch hatte ich aber glücklicherweise auch sehr gute Momente, in denen mir klar war, daß es an uns liegt, wie es weiter geht und ich mir selbst versprach, diese große Herausforderung anzunehmen.

Ich habe ja schon berichtet, daß meine Medienabstinenz mir ganz erheblich geholfen hat, seelisch gesund zu bleiben. Besonders die Bilder; sind sie einmal in unserem System, bekommen wir sie nie wieder raus. Das weiß ich, seit ich als Kind mal das Bild eines schwerverletzten Mannes in seinem Auto gesehen habe (im ADAC-Magazin meiner Eltern). Das war vor ca. 60 Jahren und ich habe es nie vergessen. Gerade in der ersten Corona-Zeit haben die Medien ganz extrem mit angsterzeugenden Bildern gearbeitet. Die Bilder von Bergamo! Die wenigsten wissen, daß darunter wenigstens ein Bild war, das gar nicht aus Bergamo stammte und schon einige Jahre alt war: die vielen Särge mit den darauf liegenden Rosen enthielten die ertrunkenen Flüchtlinge von Lampedusa. Oder als die Querdenkerdemos in Berlin im Fernsehen gebracht wurden, zeigte man nicht etwa die bunte fröhliche Menge, sondern die Reichskriegsflaggen und den abseits der Demo stattfindenden „Sturm auf den Bundestag“. So kann man dann sagen: „Seht her, es sind die Rechten, die sich gegen die berechtigten Maßnahmen zum Infektionsschutz wenden.“

Es gab in meinem Umkreis Menschen, die nichts von den hinter der sogenannten Pandemie stehenden Plänen wissen wollten. Wenn das so geäußert wurde, habe ich den Mund gehalten. Von einer Frau weiß ich, daß sie diesem Thema keine Energie widmen möchte. Ich verstehe das. Es macht schlechte Laune. Aber für mich passt es nicht: Ich will nicht wie die drei Affen sein – nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Ich will nicht irgendwann sagen: „Ich habe von allem nichts gewusst!“ Und ich will nicht die Frage hören, die ich meinen Vater gefragt habe: „Warum hast du mitgemacht?“ Ich finde, daß es wichtig ist zu wissen, was die herrschende Elite mit uns vorhat. Ich muss nicht alle Einzelheiten wissen, da gibt es tatsächlich zuviel, was mir schlaflose Nächte macht, einfach, weil ich nicht fassen kann, was für widerliche Ideen Menschen ausbrüten können und warum gerade die so wahnsinnig viel Geld haben, daß sie die auch umsetzen könnten. Letztlich weiß ich aber, daß Totalitarismus eine kurze Halbwertzeit hat. Diese von oben diktierten Systeme werden zerbröseln, das ist ein Naturgesetz. Ich finde übrigens, es kostet mehr Energie, vor den finsteren Plänen die Augen zu verschließen. Wer übrigens richtig schöne Gedanken lesen will, dem sei mal wieder Charles Eisensteins Seite bei Substack empfohlen. Leider alles nur auf Englisch.

Franziska Winkler sagte, die Zeit, in der man einer Person folgte, die das Volk aus der Misere führen soll, sei vorbei. Jetzt gehe es darum, daß wir gemeinsam gehen, Seite an Seite und auf Augenhöhe miteinander umgehen. Ach, sie spricht mir so aus der Seele. Irgendwie habe ich mich noch nie dazu geeignet, jemandem zu folgen. Keinem Lehrer, niemandem. Früher oder später sah ich neben all den wichtigen Sachen, die ich von anderen Menschen lernen durfte und wofür ich dankbar bin, auch deren blinde Flecken und Unstimmigkeiten. Ich kenne durchaus das Bedürfnis nach einem oder einer, die den Vollcheck hat. Aber das gibt es nicht. Und es scheint nun mal unsere Aufgabe zu sein, unseren ureigenen Weg zu finden, dabei auch jede Menge Fehler zu machen und dafür die Verantwortung zu tragen.

Zum Thema Veranwortung fällt mir der offene Brief vom ehemaligen Fernsehpfarrer Jürgen Fliege und Pfarrer Hans-Joachim Hager an den Landesbischof der evangelischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm ein. Dieser Bischof, damals noch Vorsitzender der evangelischen Kirche in Deutschland, ist mir vor einigen Jahren schon mal unangenehm aufgefallen, als er auf den offenen Brief einer Frau zur Rolle der Kirche während den Hexenverbrennungen in einer vierseitigen wortreichen, aber nichtssagenden Antwort unterm Strich sagte, die Kirche habe Wichtigeres zu tun. Na klar, bei eigenen Verfehlungen drückt man gern sämtliche Augen zu; das kennt man ja. Bedford-Strohm hat alle Corona-Maßnahmen mitgetragen und zur Impfung aufgerufen: „Impfung ist Nächstenliebe.“ Und kürzlich hat er gesagt, er würde alles wieder genau so machen. Darauf haben die beiden obengenannten Herren ihm einen offenen Brief geschrieben, der es in sich hat. Sehr lesenswert, sehr scharf, sehr klar! Man findet ihn sowohl auf den Nachdenkseiten wie auch auf Rubikon (rubikon.news). Auf Rubikon gibt es einen weiteren sehr klaren Artikel von Hans-Joachim Hager (Das Versagen der Kirche). Der macht mal wieder deutlich, daß die Institution Kirche nicht erst seit Corona nichts, aber auch gar nichts mit den Botschaften des Wanderpredigers aus Nazareth zu tun hat, der immer auf der Seite der Armen und Entrechteten stand. Ich freue mich sehr über diese mutigen Menschen, die öffentlich aufstehen, das große Unrecht benennen und die Konsequenzen in Kauf nehmen.

Nun laufen ja der katholischen wie auch der evangelischen Kirche die Mitglieder in Scharen weg. Gut so! Vielleicht geht dann mein alter Traum in Erfüllung, in Kirchen zu tanzen und Spaß zu haben.

Bordeigene Mittel

Ich kann mich richtig kindlich darüber freuen, wenn ich auf etwas stoße, was mein Leben einfacher macht, also einfach in dem Sinne, daß ich mit bordeigenen Mitteln auskomme. Das geschah kürzlich mal wieder: mein Nachbar hatte mir ein Buch über Holzmachen, -stapeln, korrektes Lagern von Holz und natürlich Heizen mit Holz geliehen. Vieles kannte ich bereits; ich wusste aber nicht, wie man die Scheibe des Kaminofens ohne Aufwand säubern kann. Gelegentlich setzt sich ja Ruß innen an der Scheibe ab und bisher habe ich das immer mit heißem Wasser und ein paar Tropfen Spülmittel weggeputzt. Dank dieses Buches mache ich das jetzt so: ich knülle ein Blatt Zeitungspapier zusammen, feuchte es etwas an und stippe es in die im Ofen verbliebene kalte Asche. Damit wische ich die Scheibe ab und putze mit trockenem Zeitungspapier nach. Funktioniert prima!

Das Heizen mit Holz habe ich von meinem Exmann gelernt, ebenso Holz stapeln und den Umgang mit einer Axt. Daher habe ich auch noch nie Kaminanzünder und ähnliche zugekaufte Mittel gebraucht. Ich halte es da mit den Worten eines ehemaligen Freundes: „Kaminanzünder benutzen ist unsportlich.“ Wichtig ist, das Feuer aufzubauen, von dünnem Anmachholz zu dickeren Scheiten. Ich nehme zum Anmachen auch gern trockenen Reisig, den ich im Garten oder unterwegs aufsammle. Mit dem Feuerbogen habe ich leider bis jetzt noch kein Feuer zustande gebracht, höchsten Rauch. Ich habe es sehr lange täglich versucht, aber irgendwie will es nicht funktionieren. Vielleicht fehlt mir dazu einfach die Kraft oder Ausdauer, denn zu zweit ist es schon gelungen.

Es gibt noch andere Dinge, die eine ohne zusätzliche Mittel und Stromverbrauch machen kann: Eischnee wird richtig schön steif, wenn man ihn mit einer Gabel in einem Suppenteller schlägt. Es dauert exakt genauso lange wie mit einem elektrischen Rührquirl; ich habe es gemessen. Gemüse für cremige Suppen oder Rübenmus püriere ich mit einer flotten Lotte. Das schmeckt dann auch besser als nach dem Gebrauch eines Zauberstabs, wahrscheinlich weil der die Molekularstruktur zerstört. Zugegeben nehme ich aber für manche Sachen doch den Zauberstab, etwa wenn ich Hummus zubereite. Hefeteig knete ich immer mit den Händen. Seit einiger Zeit stelle ich meine eigene Brühe her. Den Tipp habe ich aus einer alten Oya. Immer wenn Gemüsereste anfallen, etwa Kohlstrünke, aber auch Möhren, Pastinaken, Sellerie, Petersilienwurzeln, Lauch etc. schneide ich sie in dünne Scheiben und lasse sie einige Tage auf meinem Kräutertrockengestell in Ofennähe trocknen, Dann hacke ich sie so fein wie möglich und fülle sie in ein verschließbares Glas. Weil es keine Instantbrühe ist, muss das einige Minuten mitköcheln.

Da ich im Winter nur selbstgestrickte Socken trage, muss ich sie auch ab und zu mal stopfen. Bei gekauften mache ich das nicht; das lohnt sich einfach nicht. Ich habe das Glück gehabt, alle diese Dinge von Oma und Mutter gelernt zu haben, ebenso den Umgang mit der Nähmaschine, damals sogar mit einer, die mit beiden Füßen betrieben wurde. Das ist übrigens eine schöne rhythmische Bewegung und kein bisschen anstrengend. Der einzige Nachteil: diese Maschinen nehmen relativ viel Platz weg und lassen sich nicht wegräumen wie ein elektrisches Gerät. Ich halte es für möglich, daß wir zu diesen alten Methoden zurückkehren werden, aus schierer Notwendigkeit. Von mir aus gern.

Ein Krauthobel ist ein sehr praktisches Gerät, nicht nur um Kohl in feine Scheiben zu schneiden. Allerdings muss manchmal auch ein Teil meiner Fingerkuppen dran glauben, wenn ich nicht achtsam bin.

Inspirationen

Um meine Französischkenntnisse zu erweitern, lese ich seit einiger Zeit den Roman L’ange du patriarche der Haitianerin Kettly Mars. Darauf aufmerksam geworden bin ich durch eine Buchbesprechung im Radio (als ich noch Radio beim Autofahren gehört habe, also vor längerer Zeit). Das Buch gibt es auch auf Deutsch, ich glaube unter dem Titel Der Engel des Patriarchen. Ich komme langsam voran, weil ich viel im Wörterbuch nachsehen muss und meistens nur die Ferien dafür nutze; in der Schulzeit bin ich damit beschäftigt, die Hausaufgaben für den Französichkurs zu machen. Aber jetzt bin ich an dem Punkt angekommen, wo mich dieses Buch richtig gepackt hat. Es geht um eine moderne haitianische Familie und ihre Schicksale. Und da kommt dann natürlich auch Vodoo ins Spiel, der wohl auch für moderne Haitianer eine Rolle spielt und ungeniert neben dem allgemein verbreiteten Katholizismus praktiziert wird. Ich habe durch dieses Buch erfahren, daß 1791 eine geheime Vodoo-Zeremonie von einem Mann namens Boukman und einer Frau (im Buch wird sie Marinette genannt) in einem Wald veranstaltet wurde, die der Start der Revolution war, die 12 Jahre später zur Befreiung von der Sklaverei führte. Fasziniert hat mich, daß ein spirituelles Ereignis den entscheidenden Anschub und die Kraft für diesen Befreiungsakt gab. Es gibt in der Geschichte mindestens ein weiteres Beispiel für eine Revolution auf spiritueller Grundlage: Gandhis Satyagraha-Bewegung, die Indien aus der Herrschaft der Briten befreite. Allerdings unterscheiden sich beide Ereignisse insofern, als Gandhis Satyagraha-Bewegung strikt gewaltfrei und der Sklavenaufstand auf Haiti mit sehr viel Blut verbunden war.

Weil ich mich schon lange und immer wieder mit afrikanischen Kulten und ihren Varianten Candomblé, Macumba (Brasilien) und Vodoo beschäftige und meine Faszination mich vor Jahren in Münster auch zum westafrikanischen Trancetanz geführt hat, habe ich mir noch mal Maya Derens Buch Der Tanz des Himmels mit der Erde vorgenommen. Maya Deren war eine junge US-amerikanische Filmemacherin, die in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts viel Zeit auf Haiti verbracht, dort an Vodoo-Ritualen teilgenommen hat und dabei sogar selbst mehrmals von einem der Loas (Geistkräfte) „geritten“ wurde. Ute Schiran hat uns erzählt, daß die Ahnen sehr ungeduldig seien, weil sie so lange keinen Ort in unseren Körpern zu Verfügung gestellt bekommen hätten. Aber es brauche eben feste Formen, Rituale, um diesen Kräften einen Raum zu geben. Allgemein gilt ja in unserer kirchlich geprägten Kultur so etwas als Besessenheit, also als etwas Negatives. Das Konzept der Besessenheit kommt auch in anderen Kulturen vor. Im Vodoo werden allerdings die Loas, die wohl als Ahnen verstanden werden können, mit Hilfe von Trommelrhythmen und Tanz ausdrücklich eingeladen, im Rahmen eines Ritual, das von einem Hougan oder einer Mambo (Zeremonienmeister und -meisterin) geleitet wird. Dieses Ritual dient dazu, Rat und Begleitung von den Ahnen zu erbitten, aber auch sie zu würdigen und lebendig zu halten. Das dient immer dem Wohl der Gemeinschaft und nicht den  Bedürfnissen eines Einzelnen. Dieses Konzept spricht mich in der Tiefe an. Ich vermute, daß es Vergleichbares auch in unserer europäischen Vergangenheit gegeben hat, wahrscheinlich in den meisten Kulturen.

Dieses Buch inspiriert mich also zu weiteren Forschungen. Und es macht Mut, weil es zeigt, daß keine Gewaltherrschaft ewig andauern kann. Der Drang der Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung ist letztendlich immer stärker als Ausbeutung und Unterdrückung. Ich möchte es da aber eher mit Gandhis strikter Gewaltfreiheit halten.

Heute brachte der Postbote passend zum Thema die neue Brennstoff, diese wunderbare kleine Zeitschrift aus Österreich, in der ein langer Artikel über Gandhi steht. Man findet die Zeitschrift auch als Online-Version im Internet. Ich möchte daraus ein Zitat bringen, das ich sehr aktuell finde:

„Rache und immer wieder Rache! Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden.“ Das sagte Berta von Suttner vor über 100 Jahren. Es macht mal wieder deutlich, wie absurd es ist, Krieg mit Krieg beenden zu wollen. Aber wir leben ja auch in extrem absurden Zeiten.

 

Zeitqualität

Irgendwie haben die Raunächte eine andere Zeitqualität als alle anderen Tage des Jahres. Ich habe keine Beschreibung dafür, aber ich spüre es jedes Jahr neu. Alles, was meinen routinierten Alltag ausmacht, ist außer Kraft gesetzt und ich genieße das. Am Donnerstag wollte ich mein neues Fahrrad umtauschen (es fährt sich extrem mühsam bergauf, was ich leider bei der Probefahrt nicht gemerkt habe) und stand vor einem verschlossenen Laden: Betriebsferien. Nicht nur ich schätze also die Ruhe und das relative Untätigkeit zwischen den Jahren.

Aus Westfalen kenne ich den katholischen Brauch des Sternsingens. Als drei Könige verkleidete Kinder klingeln an den Haustüren und singen ein Lied. Wenn man ihnen Geld in ihre Büchse wirft, malen sie mit Kreide die drei Buchstaben C + M + B an die Wand; mittlerweile gibt es stattdessen vorgefertigte Klebeschilder. Die Buchstaben stehen für „Christus mansionem benedicat“, übersetzt „Chistus segne dieses Haus“. Einen Segen kann ich auch gebrauchen, deshalb habe ich diese Buchstaben für mich umgewidmet in K(atharina), M(argarete), B(arbara). In katholischen Gegenden sind diese drei Gestalten als Nothelferinnen bekannt. Es gibt zu ihnen auch einen Spruch: „Margarete mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl – das sind die drei heiligen Madel“. Man kann sie in etlichen Kirchen sehen. Sehr schön finde ich ihre Skulpturen im Straßburger Münster. Der Wurm ist eigentlich ein Drache. Der war früher Symboltier für die alten Erdkräfte und wurde später dämonisiert und von Georg aufgespießt. Barbaras Turm weist darauf hin, daß sie vor Blitzschlag schützt. Zum Turm fällt mir aber auch die Veleda ein, eine Seherin aus dem Stamm der Brukterer oder Batavier, die für ihre genauen Vorhersagen bekannt war und auf einem Turm gewohnt haben soll. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang. Katharina hält das achtspeichige Rad als Symbol für den Jahreskreis mit seinen vier Sonnen- und vier Mondfesten. Diese drei Gestalten haben ältere Vorbilder, die im süddeutschen und österreichischen Raum als die drei Bethen bekannt waren. Ein schönes Wandbild von ihnen exisitiert in der Kirche von Klerant und auch im Wormser Dom sind sie zu finden. Es handelt sich um sehr alte Kräfte, die immer in dreifacher Gestalt auftauchen und so an die drei Nornen, die drei Moiren und die drei Parzen erinnern. Und wie alle alten Kräfte, die von den einfachen Leuten um Hilfe und Unterstützung gebeten wurden, hat die Kirche ihnen eine Märtyrerinnengeschichte bebastelt und sie sich somit einverleibt.

Neben meiner Haustür stehen jetzt also wie jedes Jahr die Namen dieser drei heiligen Frauen und das X dazwischen ist ein altes Symbol für die Gebärhaltung (aus einer Zeit, als Frauen noch nicht im Liegen geboren haben), steht aber auch für die samische Muttergöttin Akka (Selma Lagerlöf hat die Leitgans in der schönen Geschichte von Nils Holgerson nach ihr benannt).

Der Weihnachtsschmuck liegt wieder gut verstaut im Schrank, die Wohnung ist geputzt und die alte Ordnung ist wieder eingekehrt. Alles fählt sich gut und richtig an und mein Fahrrad konnte ich heute endlich umtauschen.

Am Freitag, dem Perchtentag, den ich lieber Holles Tag nenne, weil die Holle wie ich im Norden zu Hause ist, fuhren W. und ich nach Nordwestmecklenburg. Das fängt direkt hinter Lübeck an, ist also recht schnell zu erreichen. Mit der Fähre ging es zum Priwall und dann durch die regengraue Landschaft. Grau waren auch viele Häuser in den Ortschaften, die wir durchquerten. Sie erinnerten mich daran, daß wir uns in ehemaligem DDR-Gebiet befanden. W. machte mich mit dem Hof Hoher Schönberg bekannt, einem urigen Bauernhof, der biologisch-dynamisch bewirtschaftet wird. Von dort kommt sehr gutes frisches Leinöl aus eigenem Anbau und eigener Pressung. Es ist übrigens nicht empfehlenswert Leinöl im Laden zu kaufen, auch nicht im Bioladen. Ich habe beobachtet, daß es fast immer falsch gelagert wird, nämlich ungekühlt und dem Licht ausgesetzt. Daher schmeckt Leinöl aus dem Geschäft eigentlich immer fischig und ist ranzig. Wer also richtig gutes Leinöl haben will, sollte es bestellen, z. B. beim Hof Hoher Schönberg. W. bestellt immer für mehrere Leute, was sich lohnt, weil bei einer größeren Menge auch keine Portokosten anfallen. Der Hof hat einen schönen Laden mit Fleisch- und Wurstwaren von eigenen Tieren, selbstgebackenem Brot und Kuchen, Milch und Sahne von eigenen Kühen und vielen schönen Sachen. Ich kaufte Roggen für mein Brot, was dort im Vergleich zu meiner bisherigen Quelle extrem preisgünstig ist und vom eigenen Feld stammt.

An scharrenden Hühnern vorbei ging ich zum Kompostklo im Garten (ich hätte auch gern eins) und dann klarte der Himmel auf und wir fuhren zum Meer und machten einen Strandspaziergang.

Stille Zeit

Diese schönen alten Krippenfiguren, die während unserer gemeinsamen Zeit an Heiligabend aufgebaut wurden, nachdem mein Ex-Mann und meine Tochter Moos als Unterlage gesammelt hatten, sind kurz vor Weihnachten bei mir angekommen. J. hat sie meiner Tochter vermacht. Auch wenn ich mit der christlichen Weihnachtsgeschichte nur begrenzt etwas anfangen kann, aber diese gleichwürdige Versammlung von Menschen und anderen Tieren finde ich einfach schön. Und die Tara im Hintergrund sorgt für eine erweiterte Sicht auf das Spirituelle.

Meine Kinder und Schwiegerkinder haben mich zu Weihnachten besucht. Das war gemütliches Zusammensein auf engem Raum und viel gutes Essen. Das Wetter war sehr abtörnend; am warmen Ofen war es am schönsten. Nur einmal in einer Regenpause gingen wir raus, um mein neues Boulespiel auszuprobieren. Hat Spaß gemacht; mein Wurfstil ist allerdings stark verbesserungsbedürftig. Seit Freitag habe ich die Wohnung wieder für mich allein, was ich ebenso genieße wie den Besuch.

Es gibt wieder ein Buch, das ich gern empfehle: Medizin für diese Zeiten von Cambra Skadé. Ich habe es vor Weihnachten gelesen und dann verschenkt. Es ist wirklich Medizin für mich gewesen und ja, es bezieht sich genau auf die Zeit der letzten mittlerweile fast drei Jahre, die bekanntermaßen viele schwerverdauliche Ungeheuerlichkeiten hervorgebracht haben. Cambra Skadé schafft es, Worte und Kunst auf eine so schöne, humorvolle, tröstliche und aufrichtige Weise zusammenzubringen, daß es einfach nur Freude macht und mir auch die eine oder andere Einsicht geschenkt hat. Beim Lesen ist mir klargeworden, daß Kunst und Schamanismus manchmal eng beieinander liegen und daß Heilung sich auch durch die richtigen Worte ereignen kann.

Àpropos Ungeheuerlichkeiten: ich sah gestern einen kleinen Jahresrückblick und dabei erinnerte ich mich an den Moment irgendwann im letzten Winter, als ich in der Wohnung meiner Mutter Nachrichten im Fernsehen sah. Das war gerade zu der Zeit, als massiv Druck auf die Ungeimpften gemacht wurde. Der baden-würtenbergischen Gesundheitsminister, ein Grüner, verkündete 2G und aus seinem Gesicht und seinen Worten sprach deutlicher Hass auf alle, die die Spritze nicht wollten. Ich konnte in der Nacht nicht schlafen und hatte immer dieses hassverzerrte Gesicht vor Augen. Das war der Moment, wo ich beschloss, keine Leitmedien mehr zu konsumieren. Als ich neulich auf die Frage einer Freundin, wie ich diese Zeiten einigermaßen gut überstehe, antwortete, daß ich weder Radio höre noch Zeitung lese und es mir seitdem deutlich besser geht, meinte sie, dann sei ich ja gar nicht gut informiert. Das sehe ich anders, denn was uns in den Leitmedien als Information serviert wird, ist nicht unbedingt die Wahrheit oder nur ein kleiner Ausschnitt. Ich informiere mich über Alternativmedien, die natürlich auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss sind, aber mittlerweile habe ich einige Übung im Auswählen und muss nicht mehr jeden Mist lesen. Und dann gibt es natürlich die Menschen, die gründlich recherchieren und ihre Ergebnisse ins Netz stellen, z. B. den Historiker Daniele Ganser, den ich für seinen Mut, seine Klarheit und seine besonnene Art schätze.

Pünktlich zu Heiligabend fingen die Barabarzweige an zu blühen

Noch ein paar Worte zu den Ungeheuerlichkeiten des letzten Jahres: im letzten Winter galten noch alle, die die Impfung ablehnten, als unsolidarisch und jedes Mittel schien recht, sie in die Knie zu zwingen. Ich konnte in der Zeit weder zum Französischkurs noch zum Yoga. Auch das Betreten vieler Läden war mir verwehrt (wobei ich das ein oder zweimal ignoriert habe und damit gut durchgekommen bin). Menschen in meinem Umkreis waren härter davon betroffen, weil sie in Einrichtungen arbeiten, in denen es eine Impfpflicht gibt. Aber auch sie haben Möglichkeiten gefunden, aufrecht und mutig durch diese Zeiten zu kommen. Ein einziger Mensch aus meinem Freundeskreis hat mir ganz ausdrücklich gesagt, daß er den Umgang mit Ungeimpften völlig ablehnt. Er selbst ist geimpft (was er übrigens mittlerweile bereut) und es war ihm sehr wichtig, den Kontakt mit mir zu halten. Sowas hätte ich gern auch von anderen gehört, aber ich glaube, viele konnten sich gar nicht vorstellen, was die ganzen Einschränkungen plus massive Impfpropaganda mit einem Menschen machen. Mittlerweile ist es um das Impfthema relativ ruhig geworden. Jeder kann sehen, daß die Spritze weder Infektionen noch Übertragung des Virus verhindert und gelegentlich sickert sogar durch, daß sie schwere bis tödliche Nebenwirkungen zur Folge haben kann (solche Berichte wurden vor einigen Monaten noch zensiert oder als Verschwörungstheorie abgetan). Und daß sie schwere Verläufe verhindert, ist auch nichts weiter als eine Behauptung. Natürlich wäre es schön, von den Verantwortlichen, z. B. dem grünen Gesundheitsminister von Baden-Würtenberg oder der Vorsitzenden des Ethikrats, eine öffentliche Entschuldigung zu hören. Aber damit kann nicht gerechnet werden, eher mit dem gewohnten Unter-den-Teppich-Kehren. Das Zugeben und Aufarbeiten von Fehlern gehörte noch nie zu den Möglichkeiten der herrschenden Kaste.

Diese Zeiten haben aber auch etwas sehr Schönes hervorgebracht: daß sich Menschen gefunden haben, die begriffen haben, was wirklich wichtig ist. Und ich habe den Eindruck, daß ein allmähliches Erwachen geschieht. Das macht mir Mut.