Toller Essay

Corona-Virus: Menschheit am Scheideweg heißt ein richtig toller Essay von Johannes Mosmann. Ihr findet ihn im Internet. Ich mag es, wenn Menschen mutig genug sind, sich dem herrschenden Denken öffentlich entgegen zu stellen. Am meisten schockiert hat mich an der ganzen Coronasache, daß Menschen in meinem näheren und ferneren Umfeld, die ich bisher für klare Geister gehalten hatte, völlig unkritisch die Position der Mainstreamberichterstattung übernommen haben. Glücklicherweise haben einige wenige ihren klaren Kopf behalten. Und ganz besonders dankbar bin ich für die Menschen, die ihrem Bedürfnis nach Umarmungen und anderen Arten von Körperkontakt weiterhin folgen und nicht auf das Angst-und-Schuldgefühl-Spiel reingefallen sind.

Johannes Mosmann ist mir vor einigen Jahren schon als kluger Kopf aufgefallen, als er die zum Verkauf stehende Ökomodefirma Hess Natur durch eine neu gegründete Genossenschaft übernehmen lassen wollte. Das hat dann leider nicht geklappt, weil das Angebot eines Großinvestors attraktiver für den Verkäufer Karstadt-Quelle war. Ich hatte damals einen kurzen Mailkontakt mit Johannes Mosmann und bin der Genossenschaft beigetreten. Immerhin hat die ganze Sache dazu geführt, daß ich seitdem kein einziges Teil mehr bei Hess Natur gekauft habe.

Schönes und Neues

In meinem Leben geschieht gerade etwas Schönes und Neues, über das ich (noch) nicht berichten kann/möchte.

Aber eine Sache will ich wenigstens erwähnen: Ich habe vor einer Woche einen Kursus in Wildnispädagogik angefangen. Ich finde den Begriff Pädagogik nicht so passend, unsere beiden Mentoren übrigens auch nicht. Da gefällt mir das amerikanische Original besser: Wilderness Awareness School. Ich liebäugele mit diesem Training schon seit vielen Jahren, und jetzt endlich hat es angefangen. Es ist sehr herausfordernd und sehr gut. Es geht weit über ein Survival hinaus, wie Mentor M. sagte: „Es geht nicht nur um Überleben, sondern auch darum, wie wir es uns schön machen können.“

Nach dem Wochenende kam ich mit unzähligen Mückenstichen nach Hause, brauchte eine halbe Stunde, um meine Körperin von diversen Zecken zu befreien und war völlig erfüllt von allem, was ich erlebt hatte: von Freitagabend bis Sonntagnachmittag Programm im Wald, Schlafen im Zelt, Sitzen ums Feuer, Holz sägen, Holz hacken, Feuer machen (hat mit dem selbstgemachten Feuerbohrer noch nicht geklappt), Feuer hüten, eine Schnur drehen, eine Laubhütte im Wald bauen und abends am Feuer Geschichten hören.

Das war jetzt die nackte Aufzählung. Aber es ist viel mehr als das und ich weiß nicht, ob ich das jemals in Worte fassen kann. Nur soviel: das ist die Sache, auf die ich schon so lange gewartet habe und auf die ich mich voll und ganz einlassen will. Das ist für mich die Antwort auf Charles Eisensteins „Story of Separation“: hier geschieht Rückverbindung auf ganz konkrete sinnliche Art und Weise. Lernen durch Erfahrung.

Und ganz nebenbei habe ich mit Freude festgestellt, daß ich mit Männern völlig im Reinen bin und gern mit ihnen zusammenarbeite.

Corona-App

Jetzt ist also die neue Corona-App da. Und Regierung und Entwickler freuen sich, weil schon 7 Millionen Deutsche sie sich aufs Smartphone geladen haben. Ich gehöre nicht dazu und werde es auch in Zukunft nicht. Auch wenn der Chaos-Computer-Club sie wegen ihrer Sicherheit lobt. Es ist nicht so, daß ich große Geheimnisse hätte. Ausspioniert wird sowieso jeder und jede, die sich im Internet rumtreibt. Das gehört einfach zum Geschäftsmodell der Softwarefirmen. Die erhobenen Daten werden benutzt, um künstliche Intelligenz zu entwickeln. Ich werde das sabotieren, wo ich nur kann. Ich brauche kein selbstfahrendes Auto und keine Alexa, die meine Heizung oder mein Radio anstellt. Noch kann ich das alles selber.

Nein, ich bin nicht so vermessen zu glauben, daß ich nicht krank werden kann. Ich gehöre sogar zur Risikogruppe, weil ich über 50 bin und mehr als 20 Jahre lang starke Raucherin war. Das hat in meiner Lunge sicherlich Spuren hinterlassen. Ich bin mir auch bewusst, daß Sterben zu meinen Möglichkeiten gehört. Und wenn es denn so sein soll, dann ist es so. Was für mich zählt ist dieses: das zu verwirklichen, wofür ich auf diese schöne Erde gekommen bin, voll und ganz zu leben, zu lieben, mein ekstatisches Potenzial auszuschöpfen, die Schönheit dieser Planetin zu genießen. Neulich wurde ich gefragt, ob ich schon immer so gedacht habe. Nein, habe ich nicht. Ich bin wie soviele in unserer Kultur aufgewachsen mit dem Bewusstsein, daß Leistung, Fleiß und Selbstüberwindung wichtig sind. Ich habe die protestantisch-kapitalistische Arbeitsethik bis in meine Körperzellen verinnerlicht. Und ich habe viele Jahre gebraucht und bin noch dabei, mich davon wieder zu verabschieden. Die Einsicht, daß es um Freude geht und daß der Tod nichts Schreckliches ist, was es um jeden Preis zu vermeiden gilt, habe ich mir nicht erarbeitet. Sie war eher ein Geschenk des Lebens. Angst vor Krankheit hat in meinem Leben seit langer Zeit einen sehr untergeordneten Platz. Der Tod kann jeden Tag kommen, plötzlich und unerwartet, wie es so schön heißt. Und bis dahin will ich in vollen Zügen leben! Je älter ich werde, desto mehr gelingt mir das.

Frisch geschnitten

Ich habe ein neues Notebook, nachdem mein noch gar nicht so altes nicht mehr in der Lage war, Updates zu verarbeiten und ständig offline ging. Die Techniker, die sich vergeblich an der Reparatur versuchten, fanden übrigens, daß ich nach sechs Jahren mal was Neues anschaffen könnte. Ich finde es ziemlich abartig, daß der Kongo für seltene Erden ausgeplündert wird, mit deren Hilfe Geräte gebaut werden, die man nach wenigen Jahren wegschmeißen kann. Aber über mein neues Notebook freue ich mich. Es ist nämlich gar nicht neu, sondern benutzt, generalüberholt und mit dem neusten Betriebssystem ausgestattet und hat darüber hinaus einen Bruchteil von einem neuen gekostet. Ein Freund meiner Tochter, der Experte ist, hat es im Internet für mich ausfindig gemacht. Es funktioniert richtig gut und sieht außerdem sehr ansprechend aus. Jetzt schaue ich mal, ob ich jemanden finde, der mit meinem alten noch was anfangen kann.

In den letzten zwei Tagen habe ich die Buchsbaumhecke in meinem Garten in Form geschnitten, mit reiner Muskelkraft. Das war anstrengend, besonders bei gleißendem Sonnenschein (ich holte mir dabei auch gleich den ersten Sonnenbrand dieses Jahres). Abends war ich ziemlich erledigt, aber auch sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Solange ich gut funktionierende Muskeln habe, gibt es bei mir keine Motorgeräte, die nervtötenden Lärm machen und Strom fressen. Heute Morgen fuhr ich zum Einkaufen nach Selent mit dem Fahrrad. Ich stelle immer wieder fest, wie gut körperliche Bewegung tut, auch wenn sie mal anstrengend ist. Sie hebt einfach die Stimmung.

Ich bin gespannt, ob „systemrelevant“ das Unwort des Jahres 2020 wird. Unten sind zwei Gegenstände aus meinem Haushalt, die für mich systemrelevant sind: Krug und Pömpel.

Neulich habe ich bei Tochter und Schwiegersohn Musik gehört, die mich in der Tiefe angesprochen hat: das Stück Churchyard der jungen Norwegerin Aurora (das ist ihr echter Vorname). Wenn ihr euch das auf YouTube anseht, nehmt die Live on KEXP-Version. So stelle ich mir eine nordische Elfe vor, diese intensive Stimme und diese ekstatischen Bewegungen. Beeindruckend!

Kampf?

Eine Pollen sammelnde Hummel in der Küche

Es ist ja in dieser Zeit ständig vom Kampf gegen das Virus die Rede. Da spricht die Kriegssmentalität, die wir in unserer Kultur bis auf Zellebene verinnerlicht haben. Ein völlig größenwahnsinniges Vorhaben, denn wir können kein Virus besiegen. Im besten Falle können wir damit umgehen lernen. Viren sind um ein Vielfaches älter als die Menschheit und haben so ausgeklügelte Überlebensstrategien, daß wir nur neidisch sein können. Jeder Kampf gegen irgendwas oder irgendwen bringt neuen Kampf hervor, das zeigt unsere Geschichte.

Es gibt ja auch Leute, die Viren eine Rolle in der Evolution zuschreiben. Ich glaube das auch. Bei meinen Kindern habe ich gesehen, daß nach überstandene Windpocken- und Maserninfektionen eine Art Entwicklungsschritt stattfand. Ja, ich weiß, daß extrem viele Indigene in Amerika an Masern gestorben sind, die ihnen die Weißen mitgebracht haben. Umgekehrt haben die Weißen die Syphilis aus Amerika nach Europa gebracht und hatten keine Chance zur Genesung. Da spielen solche Sachen wie Herdenimmunität und morphische Felder eine Rolle, vermute ich.

Daß das mit dem Kämpfen gegen etwas nicht funktioniert, sieht man auch schön an den Antibiotikaresistenzen, die mittlerweile in Krankenhäusern ein zunehmend größeres Problem darstellen. Denn nicht nur Viren, auch Bakterien sind so intelligent, daß sie ständig mutieren und damit immer gefährlicher für die menschliche Gesundheit werden. Ähnliches gilt auch für Ackergifte (Welcher Intelligenzbolzen hat sich eigentlich das Wort „Pflanzenschutzmittel“ dafür ausgedacht?).

Wenn Kampf, dann bitte für etwas: für saubere Luft, für Nahrung für alle, für ein friedliches Miteinander aller lebendigen Wesen, für die Freiheit die zu sein, die wir eigentlich sind – Zellen eine großen lebenden Organismus, die miteinander kooperieren wollen, jede auf ihre ganz eigene Art und Weise. Und ich bin in tiefster Seele überzeugt, daß wir hier sind, um uns des Lebens zu freuen und die Fülle der Erde zu genießen.

Meine Freundin I. sagte neulich: „Ich glaube, die Erde hat uns das Virus geschickt, damit wir lernen. Und sie wird uns auch das nächste und nächste schicken, bis wir es gecheckt haben.“ Diese Vorstellung gefällt mir gut.

Kartoffelrose mit Pentagramm

Reise

Pfingsten machte ich eine Reise nach NRW, zunächst nach Münster zu meiner Mutter. Am Samstag fuhr ich mit ihr zum Markt am Domplatz. Seit sie in dieser Stadt lebt, macht sie dort ihren wöchentlichen Einkauf und kennt fast alle. Durch Corona ist alles sehr kompliziert geworden. Die Stände sind auseinandergezogen worden, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Einige stehen jetzt auf dem Prinzipalmarkt, am Fürstenberghaus und vor der Bezirksregierung. Außerdem ist das Kopfsteinpflaster nicht wirklich für Rollatoren geeignet. Gemeinsam ging es dann aber ganz gut. Ich fand schnell die Stände, die sie aufsuchen wollte und an jedem wurde erst mal ausgiebig geschnackt. À propos Schnacken: In Münster ist anders als hier im Norden sogar auf dem Markt ein Mundschutz vorgeschrieben und überall hingen Marktordnungen rum. Darauf stand, daß man seinen Besuch auf dem Markt kurz halten und Gespräche vermeiden solle. Da musste ich lachen: Warum geht eine denn auf den Markt? Wegen der frischen Lebensmittel, klar, aber doch vor allem, weil man sich da trifft und unterhält. Meine Mutter, die ohnehin keine Angst vor dem Virus hat, ließ sich jedenfalls nicht von Gesprächen abhalten.

Den anschließenden Besuch im Marktcafé sparten wir uns allerdings ein: weder meine Mutter noch ich hatten Lust, uns zu registrieren und dann mit meilenweitem Abstand irgendwo zu sitzen. Wir fanden einen Platz auf einer Bank beim Denkmal des Kardinal von Galen unter den duftenden Linden und ich besorgte uns einen Kaffee to go.

Zum Mittagessen kam meine Tochter dazu und am Nachmittag fuhren wir dann weiter nach Bonn. Dort ging es sehr entspannt zu. Sonntag gingen wir zum Poppelsdorfer Schloss und trafen dort Stefans jüngeren Bruder und seine Familie. Wir saßen auf dem Rasen wie all die anderen Menschen, die sich über das schöne Wetter freuten und dort picknickten, Ball spielten und auf Slacklines balancierten. Gesichtsmasken trug keiner, die Abstandsregeln wurden sehr begrenzt eingehalten und es gab Umarmungen. Wir sind Herdentiere und können auf Dauer nicht unsere Instinkte und unser Bedürfnis nach Kontakt, auch Körperkontakt ignorieren. Das wäre auch nicht gesund. Übrigens fiel mir auf, daß die Mülleimer nicht ausreichten, um die riesigen Mengen an Einmalbechern, – tellern und sonstigen Abfällen aufzunehmen. Immerhin waren die Menschen so diszipliniert, ihren Müll ordentlich neben den Mülleimern zu platzieren. Leider ist der Gebrauch an Einmalmaterial durch die Corona-Maßnahmen enorm angestiegen. Ich bin sicher, daß man das mit gutem Willen auch anders regeln könnte. Le Camping in Flensburg hat’s vorgemacht, indem es Menüs in richtigem Geschirr geliefert hat, das am nächsten Tag wieder abgeholt wurde. Und warum es plötzlich unhygienisch sein soll, wenn ich meinen Kaffeebecher füllen lassen will, leuchtet mir nicht ein, zumal Professor Streeck ja nachgewiesen hat, daß sich das Virus nicht lange auf Oberflächen hält. Aber unsere Politiker*innen hören ja nur auf ihren Hofvirologen Drosten. Abends wurde dann im Garten gegrillt. Am Montag fuhren wir wieder in den Norden und freuten uns über die Ansagen des Zugbegleiters, der nach jedem Halt auf die Hygieneregeln hinwies und dabei Sätze wie diesen sagte: „Wir sind gesetzlich verpflichtet, eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen. Das ist nicht angenehm, auch für uns nicht.“ Zum Essen und Trinken nahmen wir natürlich den Mundschutz ab und so machten alle anderen es auch.

Gefunden in der Bonner Südstadt. Da schlägt mein Herz gleich höher, wenn ich das Anarchistensymbol sehe.

Zu Hause wartete unangenehme Arbeit auf mich. Einen Teil habe ich gestern erledigt: der Glasfaseranschluss musste in Betrieb genommen werden. Solche technischen Arbeiten hasse ich, aber ich wollte ja weiter telefonieren und ins Internet gehen. Es gelang mir, die diversen Kabel an der neuen Fritzbox anzubringen, aber dann kam ich nicht ins Netz und telefonieren konnte ich auch nicht. Also musste ich doch meinen neuen Provider anrufen, mit dem Smartphone. Das funktionierte freundlicherweise trotz des hiesigen Funklochs. Abends klappte dann alles und ich war sehr zufrieden. Jetzt wartet die nächste Aufgabe: die Inbetriebnahme meines neuen Notebooks. Leider hat mein altes, das erst 6 Jahre alt ist, mit dem Beginn des Lockdowns angefangen rumzuzicken: es macht keine Updates mehr und geht gern offline, wenn ich gerade am Surfen bin. Es war dreimal zu Reparatur und keiner konnte es in Ordnung bringen. Die Techniker vermuten einen Hardwareschaden. Jetzt habe ich ein gebrauchtes und überarbeitetes Notebook, das mir ein Freund meiner Tochter empfohlen hat. Auch mein Smartphone ist übrigens gebraucht. Das mache ich nicht nur wegen des Geldes, sondern hauptsächlich weil ich mich nicht an der Ausplünderung der Länder mit den seltenen Erden beteiligen und die Stinkreichen in Silicon Valley nicht noch reicher machen will.

Warten auf den Zug

Heute habe ich etwas Merkwürdiges erlebt: morgens hörte ich im Kamin ein lautes Schaben, als wäre der Schornsteinfeger da. Der hatte aber vor einigen Wochen schon gekehrt. Ich öffnete die Klappe und fand in dem rußigen Loch einen jungen Kormoran. Es gelang mir, ihn zu greifen und er flog aus dem weitgeöffneten Fenster. Es ist mir ein Rätsel, wie dieser relativ große Vogel es geschafft hat, sich in das enge Rohr, das aus dem Schornstein ragt, zu zwängen. Daß sich kleinere Vögel darin verirren, Schwalben, Spatzen und einmal ein Star, habe ich schon öfter erlebt. Manche konnte ich befreien, wenn ich sie hörte. Aber ab und zu holt der Schornsteinfeger auch einen toten Vogel heraus.

Eine weitere Vogelbegegnung ereignete sich, als Lenchen mit einer Mehlschwalbe ankam. Da musste ich eingreifen. Ich nahm ihr den Vogel ab und er flog aus meiner Hand ins Weite. „Es tut mir leid“, sagte ich zu meiner Katze, wohl wissend, daß ich mich massiv in ihre Angelegenheiten eingemischt hatte, „daß du Mäuse isst, kann ich hinnehmen, aber Vögel spielst du nur tot und isst sie noch nicht mal auf.“ Lenchen trug es mit Fassung und rieb sich ausgiebig an meinen Beinen. Ich glaube, sie nahm es mir nicht weiter übel.