Roter Punkt

Der Fluss möchte fließen,

ins Meer sich ergießen,

der Fluss möchte fließen,

zurück in das Meer.

Mutter Erde, bring mich heim,

dein Kind will ich immer sein,

Mutter Erde, bring mich heim,

zurück in das Meer.

 

Eben habe ich Cambra Skadés Post RotPunktTraum gelesen und mir ist sofort eine schöne Geschichte dazu eingefallen: ich habe neulich von einer meiner ersten Demos 1972 in Hannover geschrieben. Es ging damals gegen die Fahrpreiserhöhungen der ÜSTRA und die Straßenbahnen wurden blockiert. Um trotzdem von A nach B zu kommen, wurde die Rote Punkt-Aktion ins Leben gerufen: Autofahrer brachten an ihren Windschutzscheiben gut sichtbare rote Punkte an. Das war das Zeichen für diejenigen, die eine Mitfahrgelegenheit brauchten. Man wartete also an den Straßenbahnhaltestellen, bis ein Auto mit rotem Punkt kam, das eine dann mitnahm. Das hat prima geklappt und mal wieder gezeigt, daß Menschen sehr gut in der Lage sind, sich selbst zu organisieren und solidarisch zu sein, wenn’s hart auf hart kommt. Wenn aber Solidarität von oben verordnet wird wie vorletztes Jahr, als die „Impfung“ durchgedrückt werden sollte, dann ist es keine Solidarität, sondern maskierter Zwang. Übrigens gab es 1972 noch keine sozialen Medien, trotzdem hat sich die Rot-Punkt-Aktion im Eiltempo rumgesprochen.

Hier ist noch eine zweite schöne Geschichte: um Knospenpräparate herzustellen (damit habe ich im letzten Jahr zum ersten Mal experimentiert), brauchte ich eine kleine Waage, mit der man sehr kleine Mengen wiegen kann. Ich war auf der Suche nach sowas, aber es gab nur elektronische batteriegetriebene Waagen aus Plastik. Die wollte ich nicht, auch keine solarbetriebene, denn auch das ist keine Technik, die mich überzeugt. Dann suchte ich bei eBay-Kleinanzeigen und fand eine kleine mechanische Briefwaage. Ich bestellte sie und die Verkäuferin schickte sie mir zu, bevor ich das Geld überwiesen hatte. Sie schrieb mir, sie setzte auf Vertrauen. Das hat mich so überwältigt, daß ich den Betrag etwas aufgerundet und mich bei ihr für ihr Vertrauen bedankt habe. Sie antwortete, daß sie die Erfahrung gemacht habe, daß die meisten Menschen ehrlich sind. Jetzt habe ich eine niedliche kleine Briefwaage, die ich in die Jackentasche stecken kann, wenn ich rausgehe, um Knospen zu sammeln und darüber hinaus noch eine herzerwärmende Erfahrung gemacht.

Schlimm

Heute Mittag habe ich erfahren, daß Clemens Arvay sich das Leben genommen hat. Er hat frühzeitig angefangen, vor den „Impfstoffen“ zu warnen, sehr differenziert und immer freundlich und warmherzig. Möglicherweise hat er die üble mediale Hetze nicht aushalten können, die seit über zwei Jahren gegen ihn angezettelt wurde. Das ist schlimm!

Schlimm finde ich auch, mit welcher Häme und Bösartigkeit einige Frauen, die ich mal geschätzt habe, über Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer wegen ihres Manifests für Frieden herziehen. Nein, ich nenne keine Namen. Nur soviel: diese Frauen haben offensichtlich das Manifest gar nicht gelesen; anders kann ich mir giftige Aussprüche wie „Kuscheln mit Putin“ nicht erklären. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, zu sehen, daß Waffenlieferungen einen Krieg verlängern und damit die zu Recht angeprangerten Vergewaltigungen vervielfachen, ganz zu schweigen von der drohenden Ausweitung zu einem Weltkrieg. Krieg bringt immer das Allerschlechteste in Menschen hervor, und zwar auf beiden Seiten. Deshalb sofortige Verhandlungen! So, das war mein erstes und letztes Statement zu den Widerlichkeiten, die ich zur Zeit mitbekomme. Und damit ziehe ich meine Energie von diesen Vorgängen ab und zeige die weiße Flagge.

Jetzt noch was zu Vorgängen in meiner Nähe: ich war heute in Kiel und als ich in den Unverpackt-Laden wollte, stellte sich heraus, daß es den nicht mehr gibt. Gewundert hat mich das nicht; wenn ich in den letzten Monaten mich dort mal blicken ließ, war er immer ziemlich leer und das Angebot deutlich geschrumpft. Im Internet las ich das Statement der ehemaligen Besitzerin zur Schließung ihres Ladens. Sie führt sie auf die Coronamaßnahmen und die massiven Preissteigerungen zurück. Da ist sicher was dran, allerdings habe ich selbst Gründe gehabt, in den letzten Jahren dort weniger einzukaufen: Irgendwann vor ca. 2 Jahren fiel mir auf, daß ich dort immer sehr viel Geld für meine paar Teile lasse. Deshalb habe ich angefangen, Preisvergleiche zu machen, was bis dahin nicht zu meinen Gewohnheiten gehörte. Und da habe ich mit den Ohren geschlackert. Sodasan-Waschpulver kostete im Unverpackt-Laden pro 100g 10 Cent mehr als in der kleinen Ökodrogerie an der Holtenauer Straße, die keineswegs ein Discounter ist. Das sind dann bei 2 kg schon 2 Euro Unterschied. So war es auch bei etlichen anderen Produkten. Die Krönung war das Toilettenpapier: 1,10 Euro pro Rolle! Letzteres habe ich allerdings nie dort gekauft. Ich habe zweimal das Gespräch mit Mitarbeiterinnen des Ladens gesucht wegen der in meinen Augen unverständlich hohen Preise. Das erste Mal bekam ich die vage Auskunft, man könne das mal im Team besprechen. Ein weiteres Mal bekam ich nur Schulterzucken. Ich hätte gern mal mit der Besitzerin gesprochen, weil ich wirklich wissen wollte, warum vieles so teuer ist, wo doch das Verpackungsmaterial fehlt. Ja, ich kann mir schon vorstellen, daß ein kleiner Laden nicht so große Mengen abnehmen kann wie ein Supermarkt, aber mit Supermärkten und Discountern habe ich ja gar keine Preise verglichen. Mein dritter Versuch ins Gespräch zu kommen war eine Mail, auf die ich nie eine Antwort bekam. Und was mich zu guter Letzt richtig verärgert hat: ich kaufte Wasserenthärter und bekam im Laden einen Aufkleber für mein Gefäß. Dem entnahm ich, daß es sich nicht, wie angenommen um meinen gewohnten Enthärter von Sodasan sondern von Sonett handelte und daß die Dosierung laut Etikett dreimal höher war. Beim nächsten Einkauf fragte ich noch mal nach. Ich erfuhr, daß man nie was anderes verkauft habe Sodasanenthärter und das Sonettetikett wohl ein Versehen gewesen war. Auf meinen Einwand, daß ich dann völlig unnötig die dreifache Menge verwendet hätte, weil ich mich auf die Angaben verlassen hatte, gab es wieder nur Schulterzucken. Das fand ich schlampig und unprofessionell und war dann auch nicht mehr so motiviert, dort einzukaufen. Ich finde die Idee von Unverpacktläden gut und unterstützenswert und wenn ich nachvollziehen kann, warum einiges ein wenig teurer ist, bin ich vielleicht auch bereit, mal etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Das hat allerdings auch Grenzen.

Wesensgemäß

Nach mehr als drei Jahren war ich gestern endlich wieder auf einem Treffen meines Imkervereins. Gastreferent war Torben Schiffer, Biologe und Bienenforscher. Bekannt wurde er durch seine Forschungen zum Bücherskorpion, der ein natürlicher Mitbewohner in Bienenstöcken ist und Varroamilben futtert. Er hat dazu ein Buch geschrieben und war auch im Fernsehen. Seine Erkenntnisse haben ihm, so erzählte er gestern, viel Feindseligkeit von Seiten der Imkerschaft eingetragen, weil sie eigentlich deren komplettes Selbstverständnis über den Haufen werfen. Imker*innen verstehen sich als Naturschützer, besonders die Ökoimker, zu denen ich gehöre. Aber laut Torben meinen wir es zwar gut, aber wie so oft, bewirken wir damit das Gegenteil. Einige seiner Forschungsergebnisse kannte ich bereits, neu war mir allerdings, daß wir mittlerweile soviele Honigbienen haben, daß andere Insekten wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Torben berichtete, daß er böse Angriffe aushalten musste: zerstochene Autoreifen, gecancelte Artikel, Angriffe von Imkervereinen, u. a. eines großen deutschen Ökoimkervereins und andere Hasskapagnen. Torben sieht sich nicht mehr als Imker, sondern als Artenschützer. Er ist ein leidenschaftlicher Mensch, der sich voll für seine Sache engagiert und ich finde alles schlüssig, was er sagt. Ich kann ihm nur viel Kraft und Standvermögen wünschen; das habe ich ihm auch gesagt und war nicht die einzige.

Als ich 2011 in der Waldorfschule in Neumünster das Imkern lernte, war es das Aushängeschild „wesensgemäßes Imkern“, was mich in der Tiefe angesprochen hatte. Ja, ich wollte dem Wesen der Bienen gerecht werden. Meine Lehrer, zu denen immer noch Kontakt besteht, haben einen anthroposophischen Hintergrund und wollten, wie wir alle, nur Gutes für die Bienen und die Erde. Im Laufe der Jahre bekam ich allerdings immer mehr Zweifel an dem, was ich mit den Bienen machte. Die Behandlungen gegen die Varroamilbe, vor allem die Ameisensäurebehandlungen im Sommer, fielen mir von Jahr zu Jahr schwerer. Sie sind eine Qual für die Bienen, führen wohl auch zu schwerwiegenden Verätzungen und ich entwickelte immer größeren Widerwillen dagegen. Ich bin dann vor drei Jahren dazu übergegangen, im Sommer eine Oxalsäurebehandlung zu machen, die nicht ganz so strapaziös für die Bienen sein soll, für den Imker aber aufwendiger ist, weil Wabe für Wabe rausgezogen und von beiden Seiten eingesprüht werden muss. Im Jahr darauf rissen zwei Waben unter ihrer schweren Honiglast ab und ich musste mit der Behandlung vorzeitig aufhören, weil ich sonst noch größere Zerstörung angerichtet hätte. Ich machte dann im Winter 2021 noch eine Oxalsäurebehandlung, die ich von oben einträufelte, aber auch das schon mit klarem Widerwillen. Diese Eingriffe sind immer eine massive Störung. Das wäre so, als käme ein Riese ungebeten in unsere Wohnung, würde uns mit irgendeinem Gift einnebeln und sagen: „Es ist nur zu eurem Besten!“ Während ich das schreibe, fällt mir auf, daß wir in den letzten zwei Jahren etwas durchaus Vergleichbares erlebt haben. – Im letzten Sommer habe ich gar nicht mehr behandelt und vor Weihnachten habe ich beide Völker auf einer schamanischen Reise besucht und gefragt. Sie haben mir ganz deutlich zu verstehen gegeben: „Lass uns in Ruhe!“ Das habe ich getan. Ich habe in den letzten zwei Jahren keinen Honig entnommen und keine Fütterungen mit Zuckerlösung gemacht. Beide Völker sind noch am Leben; wenn ich das Ohr an die Fluglöcher halte, höre ich sie summen und bei milden Temperaturen sehe ich sie fliegen. Wenn ein Volk stirbt, werde ich das akzeptieren. Es wird neue Schwärme geben. In der Imkerschule habe ich das verbreitete Credo gelernt: Ohne den Imker (und seine Eingriffe), stirbt die Honigbiene. Mittlerweile wissen wir aus der Forschung u. a. von Thomas Seeley, dem Gotlandexperiment und aus Wales, das das nicht stimmt. Ohne Imker werden viele Bienen sterben, aber die überlebenden Völker sind die wirklich starken Völker.

Ich weiß mittlerweile auch, daß meine zwei Völker schon eins zu viel sind, auch wenn sie nicht so dicht beieinander stehen. In freier Natur braucht ein Bienenvolk ein Areal von einem 1 km². Zur Zeit bin ich die einzige Imkerin im Dorf, aber im Sommer stellt vielleicht wieder ein Imker 10 und mehr seiner Völker an der Lindenallee ab. Das ist natürlich Massentierhaltung. Als ich mit dem Imkern anfing, galten Top Bar Hives (sehen aus wie Kindersärge), als eine sehr wesensgemäße Behausung für Bienen, wahrscheinlich weil sie nur mit Oberträgern statt mit Rähmchen arbeiten und den Bienen Naturwabenbau erlauben. Also ließ ich mir zwei TBHs schreinern.  Aber seit einigen Jahren weiß ich, daß sie keine gute Lösung sind. Überhaupt ist alles Eckige und Großräumige, ebenso mehrere Zargen übereinander alles andere als wesensgemäß. Eigentlich ist es so einfach: Schau in die Natur und du erkennst, was gut ist. Bienen brauchen hohle Bäume, ihre Ruhe und eine intakte Umwelt. Bienen brauchen ihren eigenen Honig. Honig ist kein Lebensmittel und sollte, wenn überhaupt, nur ganz selten und in kleinsten Mengen verwendet werden. Leider gibt es kaum noch Wälder mit alten hohlen Bäumen, also müsste auch die Forstwirtschaft mit ins Boot genommen werden, damit Bienen und andere Wildinsekten wieder angemessene Habitate vorfinden.

Ganz schlimm ist die Entwicklung in großen Städten wie Hamburg und Berlin. Dort hat sich mittlerweile eine völlig krasse Überpopulation von Bienen entwickelt, weil so viele Menschen sich angesichts des Bienensterbens aufgerufen fühlten, diese Tiere zu halten. Firmen, die sich ein nachhaltiges Image geben wollen, stellen sich Bienenvölker aufs Dach und verschenken den Honig als Werbegeschenk an ihre Kunden. Das ist der Gipfel der Perversion.

Einjährige Karde

Frisch angesetzte Kardenwurzeltinktur

Nach Torbens langem Vortrag waren wir alle erst mal ziemlich erschlagen. Später sprachen wir über unsere Eindrücke und Gefühle. Es zeigte sich, daß es ein großes Bedürfnis gibt, die ganze Imkerei auf den Prüfstand zu stellen, wenn auch sicher nicht bei allen gleich stark. Hinterfragt wurde auch das ziemlich hoch gegriffene Etikett „wesensgemäß“. Es ist in meinen Augen ziemlich arrogant von wesensgemäßer Bienenhaltung zu sprechen, zumal wir Menschen selbst weit von einem wesensgemäßen Leben entfernt sind. Für mich heißt es, daß ich mich nicht mehr Imkerin nennen werde, vielleicht Bienenhüterin. Ich nehme ohnehin keinen Honig und werde mich auch nicht mehr in das Leben der Völker, die mit mir zusammenleben, einmischen. Das Schwärmen habe ich immer schon zugelassen. Ich denke, daß ich auch keine Schwärme mehr weitergebe, allenfalls an Menschen, die ich kenne und von denen ich weiß, daß sie die Bienen als gleichrangige Wesen sehen.

Es gab aber auch sehr schöne Erlebnisse gestern: das Zusammentreffen mit Menschen, die ich schätze und gernhabe, nach so langer Zeit; inspirierende Gespräche; ein Feld, indem Offenheit und Ehrlichkeit möglich sind. Und was mich ganz besonders gefreut hat: ich habe von etlichen erfahren, daß sie die Geschehnisse der letzten drei Jahre ähnlich sehen wie ich und diese Zeit als anstrengend, aber auch notwendig für den nächsten großen Entwicklungsschritt von Mama Erde sehen. Und ich habe mal wieder mit Freude gesehen, daß Männer genauso zu tiefen Gefühlen und Empathie fähig sind wie Frauen.

Hier noch der Link zu einem tollen Interview mit Sahra Wagenknecht zu ihrem Manifest für Frieden und den Reaktionen darauf: www.nachdenkseiten.de/?p=94067

 

 

Splitter und Balken

Es fällt mir öfter auf, daß Menschen das bei anderen kritisieren, was sie bei sich selbst nicht sehen. Da schreibt ein bekannter Sozialpsychologe ein schönes Buch, in dem er dafür wirbt, selbst zu denken, statt das anderen zu überlassen und denen dann unhinterfragt zu folgen. Als dann die „Impfung“ auf den Markt kam, sprach er jedoch auf sehr arrogante Weise einem mindestens ebenso bekannten jungen Fußballspieler die Fähigkeit des Selbst-Denken ab, weil der diese medizinische Behandlung für sich ablehnte. Ein Mann, der vor vielen Jahren eine alternative Lebensgemeinschaft gegründet hat und die Abschaffung des Patriarchats fordert, ist in seinem Umkreis der Oberpatriarch, wie ich kürzlich von einem erfuhr, der das aus nächster Nähe mitbekommen hat. Ein amerikanischer Philosoph, der als erklärter Anarchist jegliche Form von Herrschaft und Machtausübung über andere ablehnt, hat ebenfalls zum Thema Impfung so erschreckend brutale Statements rausgelassen, daß mir die Worte fehlen. Eine Frau beschwert sich über eine andere, die „immer nur meckert“. Daß sie selbst das gewohnheitsmäßig macht, nimmt sie gar nicht wahr. Es ist offensichtlich eine tiefsitzende Eigenschaft bei vielen Menschen, den Splitter im Auge des anderen zu sehen, nicht aber den Balken im eigenen Auge, wie es der Lehrer aus Nazareth vor langer Zeit so zutreffend sagte.

Dazu möchte ich eine Geschichte von mir selbst erzählen: neulich berichtet eine Frau nach dem Französischkurs, daß sie eine längere Wanderung plante. Ich sagte: „Da kann ich dir einen wichtigen Tipp geben.“ Sie antwortete: „Bitte nicht, ich habe schon so viele Tipps gehört, ich bin es leid.“ Eine weitere Person, die auch dabei war, sagte daraufhin: „Ich will den Tipp aber hören.“ Also  sagte ich, was ich in dieser Situation so wichtig fand. Später im Auto kam mir plötzlich die Frage in den Sinn: Was sollte das denn? Warum habe ich mich denn über ihre Bitte, den Mund zu halten, hinweggesetzt, noch dazu, wo ich doch selber ungefragte Ratschläge häufig ziemlich unangenehm finde? Die Antwort kam gleich hinterher: Weil ich mich wichtig machen wollte.

Ich musste dann über mich selbst lachen. Und tatsächlich freute ich mich richtig, daß ich mir so schnell auf die Schliche gekommen bin. Wenn ich diese Frau das nächste Mal sehe, will ich mich bei ihr entschuldigen.

Von meinem verstorbenen Freund J. kenne ich den Spruch: „Ratschläge sind auch Schläge.“ Wie wahr, wie klar! Wobei auch er gern und oft ungebetene Ratschläge gab. Neulich gelang es mir, wahrscheinlich, weil durch dieses Ereignis meine Wahrnehmung geschärft war, mich selbst ganz bewusst zurückzunehmen in einer Situation, in der ich viele Möglichkeiten sah, meinen Senf dazuzugeben. Jedes Mal, wenn ich den Mund öffnen wollte, kamen mir die Worte in den Sinn: „Tu es nicht. Hör einfach zu.“ An diesem Abend redete ich weniger, als das normalerweise meine Art ist und es fühlte sich überraschend gut an. Ich bin auch davon überzeugt, daß ich so die anderen Menschen viel besser mitbekommen konnte.

Charles Eisensteins Essays werden jetzt übrigens ins Deutsche übersetzt und finden sich hier: charleseisensteindeutsch.substack.com. Auf Radio München gibt es auch einen Podcast mit der deutschen Version eines seiner Essays, in dem es um Verzeihen geht. In ihm werden unter anderem auch die erschreckenden Forderungen des amerikanischen Philosophen und Anarchisten Noam Chomsky zum Umgang mit den Ungeimpften, den ich oben bereits erwähnt habe, zitiert. Da lässt er seine anarchistischen Maske ungeniert fallen. Ich fand ihn übrigens mal gut.

Noch eine weitere Empfehlung: Bastian Barucker, den ich schon einige Male erwähnt habe, wurde kürzlich von Gunnar Kaiser interviewt: kaisertv.de/2022/12/21/die-weisheit-der-wildnis-bastian-barucker-im-gesprach/

Es  hat mir sehr gut gefallen und mich zum Nachdenken und Weiterspinnen gebracht, vor allem Bastian Baruckers Aussagen zum Thema Freiheit. Bei all dem Leid und Elend um uns herum gibt es doch immer wieder erfreuliche Botschaften. Die Welt braucht neue Geschichten, die uns stärken.

Cambra Skadé empfiehlt Hausaltäre, ich auch.

Frieden

Das ist keine Fichte sondern eine Douglasie, die mit anhaltender Trockenheit besser klarkommt.

Ich möchte auf das Manifest für Frieden von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer hinweisen. Es findet sich auf Change.org. Ich finde es sehr gut und unpolemisch formuliert, was grundsätzlich für alles gilt, was ich bisher von Frau Wagenknecht gehört und gelesen habe. Die beiden Frauen bringen kurz und knapp auf den Punkt, worum es geht und worauf wir zusteuern, wenn Deutschland immer mehr „schwere Waffen“ an die Ukraine liefert, wie es unsere offensichtlich kriegslüsterne Außenministerin und der ukrainische Präsident fordern. Ich freue mich sehr, daß zwei Frauen diese Initiative ins Leben gerufen haben, denn mittlerweile wird uns ja leider vorgeführt, daß Frauen per se nicht das friedlichere Geschlecht sind, wie man bisher vielleicht geglaubt hat. Die beiden Initiatorinnen wollen am 25. Februar eine Kundgebung in Berlin veranstalten und ich habe die Absicht dabei zu sein.

Eine der ersten Demos, an der ich teilnahm und die sich über Tage hinzog, war gegen die Fahrpreiserhöhungen der Hannoverschen ÜSTRA. Damals war ich 17 und erlebte gleich das volle Programm mit Tränengasnebel in der Innenstadt, Wasserwerfern und Polizeiknüppeln. Die Fahrpreiserhöhungen haben wir nicht verhindern können. In den Jahrzehnten seitdem habe ich an legalen und illegalen Demos teilgenommen, die letzte war 2003 gegen den drohenden Irakkrieg in Berlin, als dort mehr als 500 000 Menschen zusammenkamen. Und ich bin bei diversen Montagsspaziergängen im letzten Jahr mitgegangen. Ich weiß mittlerweile, daß Demos nichts verhindern. Arundhati Roy sagte dazu kürzlich ganz zutreffend, daß die Herrschenden solche Massenaktionen einfach aussitzen. Die Leitmedien tun ein übriges, um derartige Willensbekundungen der Bevölkerung kleinzureden, zu diffamieren und falsch darzustellen, wie sich das bei den Protesten gegen die Coronamaßnahmen wieder deutlich gezeigt hat.

Aber die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen macht dennoch in meinen Augen Sinn: es tut meinem Gemüt enorm gut zu erleben, daß ich nicht allein bin. Und es schafft ein kraftvolles Feld von Menschen, die die Vision einer friedlichen und freien Welt haben. Mir persönlich gibt es auch einen richtigen Energieschub, mich sichtbar in die Öffentlichkeit zu stellen. Dagegen hat ich die Man-kann-ja-doch-nichts-ändern-Haltung etwas enorm Schwächendes. Ich bin davon überzeugt, daß solche Felder Wirkung haben. Dazu zähle ich auch Projekte wie etwa Markus Stockhausens Lange Töne für den Frieden.

Lebendig

Charles Eisenstein hat kürzlich einen Essay veröffentlicht, der mir in vielem sehr aus der Seele spricht. Er hat den Titel The Sun is Alive, and Why that Matters (Die Sonne ist lebendig und warum das etwas ausmacht); er findet sich auf seiner Substackseite. Die steht unter Blätter > Interessante Links, man kommt aber aus mir unbekannten Gründen nicht durch Anklicken dahin, sondern nur, indem man sie kopiert und dann per Rechtsklick in die Adresszeile einfügt.

Charles Eisenstein stellt die These vieler Physiker in Frage, daß es Dunkle Materie gibt, die das Universum zusammenhält. Auch am Urknall hat er Zweifel. Und da gibt es eine Synchronizität: ich habe neulich ein Interview mit Oliver Lazar gehört. Er hat Medizin und Informatik studiert und war den größten Teil seines Lebens nicht an Spiritualität interessiert, bis ein Ereignis sein Leben völlig auf den Kopf gestellt hat. Spannend, was auch er zum Urknall und anderen wissenschaftlichen Paradigmen zu sagen hat. Jetzt lese ich gerade sein Buch Jenseits der Materie. Mir scheint, wir leben in Zeiten, in denen sich alles ändern will. Und immer mehr Menschen öffnen ihr Bewusstsein für völlig neue Sichtweisen.

Mitte der 90er Jahre habe ich mit meinem damaligen Mann MDMA (Ectasy) genommen. Das war ziemlich gutes Zeug, das uns ein Freund aus Holland besorgt hatte. Wir haben für ein gutes Setting gesorgt, das Telefon ausgestöpselt und vorher nichts gegessen. Dann haben wir uns ins Bett gelegt. Ich habe dabei ein Erlebnis gehabt, das mich in seiner Gültigkeit seitdem begleitet: ich wusste plötzlich ohne Zweifel, daß die Erde ein lebendiger Organismus ist, daß alles lebendig ist, daß auch das Universum ein lebendiger Organismus ist und daß alles mit allem zusammenhängt. Natürlich kannte ich vorher schon James Lovelocks Gaia-Hypothese und fand sie schlüssig, aber nun konnte ich fühlen, daß alles lebt und ich Teil dieses gigantischen Organismus bin. Es fühlte sich absolut wahr und so unglaublich gut an. Später sind wir aufgestanden und spazieren gegangen. Die Pappeln an der Aa wurden von einem leichten Wind bewegt und ich fühlte, daß die Bäume es genossen, vom Wind gestreichelt zu werden. Ich konnte auch wahrnehmen, daß die Erde es liebte, von unseren Füßen berührt zu werden.

Einige wenige Male haben Leserinnen meines Blogs ihr Befremden darüber ausgedrückt, daß ich recht persönliche Sachen erzähle. Was soll ich dazu sagen? Ich denke nicht darüber nach, ich schreibe einfach, worüber ich schreiben will. Ich bin eigentlich eher befremdet über das Befremden. Welchen Grund könnte es geben, nicht persönlich zu schreiben? Manche Sachen möchte ich nicht öffentlich machen, aber auch das entscheide ich dann aus der Bewegung heraus. Mache ich mich angreifbar, wenn ich sehr persönlich schreibe? Nein, das sehe ich nicht. Verletze ich andere damit? Hoffentlich nicht. In den Jahren, die ich mich mittlerweile im Internet äußere, habe ich allerdings lernen müssen, daß ich sehr achtsam mit Mitteilungen über andere Menschen sein muss. Wir haben in unserer Kultur gelernt, immer auf der Hut vor anderen Menschen zu sein und in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Das soll uns schützen, aber diese Art von Schutz führt zu einer chronischen Verengung unseres Energiefeldes. Mir geht es ohne Maske wesentlich besser und ich fühle mich auch mit anderen Menschen wohler, die keine Maske tragen.