Krankheit und Wut

Fünf Wochen lang hatte ich extremen Durchfall, nichts blieb in mir drin. Ich habe mindestens 6 kg abgenommen, was ich mir nicht leisten kann, da ich zu den Menschen gehöre, die nicht schnell zunehmen, obwohl ich gern esse. Erst verdächtigte ich meine Bauchspeicheldrüse, die vor 38 Jahren durch eine Hormonbehandlung durch meine damalige Gynäkologin krank wurde und seitdem nicht mehr voll funktionsfähig ist. Ich experimentierte mit dem Verzicht auf Nahrungsmittel, die eventuell eine Unverträglichkeit hervorrufen können. Nichts änderte sich. Nach zwei Wochen nahm ich schulmedizinische Diagnostik in Anspruch. Alle Laborwerte waren völlig in Ordnung, meine Bauchspeicheldrüse fiel als übliche Verdächtige aus. Da fing ich an, an ein bösartiges Geschehen zu denken. Eine Woche lang hatte ich düstere Gedanken. Ich fing an, meine Papiere zu sortieren und für meine Kinder übersichtlich zusammenzustellen, damit sie nach meinem Tode nicht allzu viel Arbeit hätten. Gleichzeitig dachte ich sehr konkret darüber nach, was ich im Fall einer Krebsdiagnose tun würde. Klar war: keine Chemo, keine OP, kein Festhalten am Leben um jeden Preis. Es klingt vielleicht komisch, aber dieses Ordnen von Papieren und Gedanken half mir sehr. Gestern hatte ich dann zur weiteren Abklärung eine Magen- und Darmspiegelung. Mein Ex-Mann, mit dem ich seit März wie durch ein Wunder wieder in Kontakt bin, nachdem wir uns acht Jahre nicht gesehen haben, hatte mir angeboten, mich in die Praxis zu fahren und wieder abzuholen, da ich nach der Kurznarkose nicht Autofahren durfte. Das habe ich gern angenommen. Ich habe die Untersuchung dank Propofol weitgehend verschlafen, man hat nichts gefunden. Ich suchte auch Dr. P. auf, der mir mit einer energetischen Behandlungsmethode, die sich für mich wie Zauberei anfühlt, geholfen hat meinen Durchfall zu stoppen. Ich hoffe, es bleibt so und ich sehe bald wieder normal aus. Ich habe in den letzten Wochen durch meine Freundinnen und J. soviel Hilfe und moralische Unterstützung bekommen und bin einfach nur dankbar und froh. Um nicht in dunklen Gedankenkreisen zu versinken, habe ich mir in den letzten Tagen die gut gemachte und sehr spannende Netflix-Mysteryserie „Dark“ angesehen. Ich bin keine große Filmguckerin, aber jetzt ist alles anders.

Heute habe ich auf dem Weg zum Markt im Radio einen Teil der Regierungserklärung von Angela Merkel angehört. Sie begründet den ab Montag geltenden neuen Lockdown wegen der gestiegenen Coronazahlen. Betroffen sind dieses Mal wieder die Kneipen, Restaurants und Cafés, Fitnessstudios und Kulturveranstaltungen, also alles, was Menschen Freude macht. Beim Zuhören wurde ich sehr wütend. Allmählich wird immer klarer, daß wir das, was einige schon länger befürchten, längst haben: eine Gesundheitsdiktatur. Wobei das Wort Gesundheit eigentlich gar nicht passt. Denn Menschen alles zu nehmen, bzw. unter Strafe zu stellen, was unbedingt zum Menschsein gehört – Kontakt, Freude, Berührung, Singen, Lachen – macht krank. Und wenn dann der unerträglich oft in den Medien präsente Herr Lauterbach sogar davon redet, daß die im Grundgesetz verankerte Unverletzbarkeit von Privatwohnungen kein Tabu mehr sein dürfe, dann muss ich mit Kurt Tucholsky sagen: „Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Leute, merkt ihr eigentlich noch was?! Ich bin keine Prophetin, aber das Virus kriegt ihr nicht unter Kontrolle. Und die Bevölkerung auch nicht. Ich sage es noch mal: wenn es euch wirklich um Gesundheit ginge, dann hättet ihr längst effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel unternommen, der giftspritzenden Agrarindustrie das Handwerk gelegt und den Ausbau von 5G verboten, um nur drei Bespiele zu nennen. Wollt ihr immer weitere Lockdowns verhängen? Das nächste Virus kommt bestimmt. Wenn man den Tieren den Lebensraum nimmt, durch Palmölplantagen, Sojaanbau für die Rindermast etc., dann darf man sich nicht wundern, wenn wir von Viren überflutet werden, die unter anderen Umständen gar nicht in unsere Nähe kämen. Und im übrigen liegt die Sterblichkeit durch das Coronavirus bei unter 1%. Nach Frau Merkel kam Alexander Gauland ans Mikrofon. Ich habe bekanntermaßen keine Sympathien für die AfD und auch nicht für Herrn Gauland. Nationalismus finde ich peinlich. Heute folgte ich jedoch dem Impuls, ihn mir mal anzuhören, statt wie sonst immer von Mainstreammedien über ihn zu hören. Ich habe nicht seine ganze Rede gehört, nur die ersten fünf bis sieben Minuten, in denen er eine Analogie zwischen Verkehrstoten und Coronatoten zog. Und diese Analogie fand ich richtig und angemessen. Er spach auch von Kriegsrethorik durch die Regierung. Auch das stimmt: wenn man gebetsmühlenartig Angst vor einem Feind verbreitet, in diesem Fall das Virus und ganz nebenbei auch noch alle abwertet oder für geistig minderbemittelt erklärt, die eine andere Ansicht haben, dann schwört man die Bevölkerung auf Krieg ein. Während er sprach, gab es immer wieder Störfeuer in Form von Zwischenrufen. Ja, auch die AfD-Leute haben bei Merkels Rede immer dazwischen geschrieen. Egal, von wem sowas kommt, ich finde, es ist ein ganz beschissener Stil miteinander umzugehen. Auch ein Mensch mit einer rechten Einstellung kann mal was Kluges sagen. Vielleicht wäre es langsam mal Zeit, wenn wir lernen würden, einander zuzuhören und die Unterschiedlichkeit von Menschen auszuhalten. Mit Sicherheit wird ein Rechter nicht weniger rechts, wenn man ihn niederschreit. Wohl eher im Gegenteil.

Zum Schluss noch: hört bitte auf, die jungen Leute zu dissen, weil sie Parties feiern. Habt ihr eure eigene Jugend so gründlich vergessen? Die Jungen sind nicht schuld an der Coronapandemie. Sie verhalten sich normal. Und ich als alte Frau und von daher sogenannte Risikoperson möchte nicht vor feiernden Jugendlichen geschützt werden, sondern vor Politiker*nnen mit ihrer verfickten Angstmacherei. So, das musste jetzt mal raus!

Heiliger Raum

Neulich, als ich an der alten Buche im Wald saß und in die Landschaft schaute, spürte ich ganz deutlich, daß ich mich in einem heiligen Raum befinde. Als Kind war ich sehr gläubige Christin und für mich waren damals Kirchen, vor allem gotische, heilige Räume. Das ist lange vorbei. Ich gehe ab und zu noch in Kirchen und schaue mich in ihnen um. Sobald ich dann den blutenden gefolterten Mann am Kreuz sehe, überkommt mich heftigster Ekel vor dieser Religion, die das Leiden zum Programm gemacht hat. Nebenbei: ich bin sicher, daß der Zimmermann aus Nazareth in seinem Grabe rotiert, wegen dem was die Kirchen aus seinen Lehren gemacht haben.

Der heilige Raum, den ich an der alten Buche gefunden habe, existiert überall da, wo das Lebendige noch zu spüren ist. Vor einiger Zeit erfuhr ich von einer Frau, die für eine Stiftung arbeitet, die Wald aufkauft und schützt, daß kleine intakte Waldstücke, die inmitten von verwüsteten oder mindestens gestörten Wäldern (z. B. nach dem verheerenden Einsatz von sogenannten Harvestern), Lebewesen ein Refugium bieten und von dort aus heilenden Einfluss haben. Sie sind heilige Räume – heile Räume. Auch wenn wir in einer schwer beschädigten Welt leben, gibt es diese heiligen/heilen Räume noch und solange ich sie immer wieder neu entdecke, habe ich Freude am Leben.

Ich bin sicher, daß dieser heilige/heile Raum nicht notwendigerweise ein äußerer ist und daß jeder Mensch ihn in sich trägt. Vielleicht spüren wir ihn nur selten, vielleicht können wir ihn nicht willentlich erreichen. Manchmal mag er sich zeigen, manchmal steigt eine Ahnung von ihm in uns auf. Es ist der Ort, von dem aus Heilung stattfindet. Heilung kann nicht gemacht werden, Heilung geschieht. Deshalb finde ich es vermessen, wenn eine Person sich Heiler/Heilerin nennt. Wenn ich mich beim Gemüseschneiden in den Finger schneide, dauert es nicht lange, bis die Wunde sich geschlossen hat und nach kurzer Zeit ist allenfalls eine Narbe zu sehen. Und wie ist das geschehen? Etwas in meiner Körperin hat es bewirkt, ohne mein Zutun. Vielleicht habe ich ein Pflaster auf den blutenden Schnitt geklebt, vielleicht habe ich die Wunde vorher mit Tinktur aus Ringelblumen betupft. Aber die eigentliche Heilung geschieht durch irgendeine Kraft, die ich weder verstehen noch beherrschen kann. Da kann eine doch nur staunen.

Und was ist mit denen, die sterbenskrank sind? Da fällt mir wieder mal ein Satz von Ute Schiran ein: „Heilung kann auch Sterben bedeuten.“ Das verträgt sich natürlich nicht mit unserem modernen Weltbild: heutzutage muss Sterben um jeden Preis verhindert werden. Obwohl: das stimmt nicht ganz. Denn Sterben wird täglich billigend in Kauf genommen: das Sterben durch Verkehrsunfälle, das Sterben durch Kriege, das langsame Sterben durch Ackergifte, die sich mittlerweile überall befinden, das Sterben durch Verhungern in den Ländern des globalen Südens, das durch die Wirtschaftsweise des globalen Nordens verursacht wird, das Sterben von Geflüchteten im Mittelmeer, das Sterben unzähliger Arten durch unseren Lebensstil. Und natürlich das ganz große Sterben durch den menschengemachten Klimawandel.

Die Regierenden wollen das Coronavirus unter Kontrolle bringen. Sie versuchen es mittlerweile seit mehr als einem halben Jahr. Jetzt gibt es ein Partygängerbashing, Sperrstunden werden eingeführt (und wieder von Gerichten gekippt wie kürzlich in Bonn). Man nimmt Menschen seit März nach und nach immer mehr von dem, was zum Menschsein gehört: den Körperkontakt, die Verständigung über Mimik, das Feiern, die Möglichkeit sich frei zu bewegen. Eine Umarmung ist mittlerweile ein subversiver Akt. Es ist doch klar, daß dieses ganz und gar nicht artgerechte Leben, das uns seit sieben Monaten aufgezwungen wird und alle Abstands- und Hygiene-Regeln immer weniger akzeptiert werden, weil es uns als Herdentieren nicht entspricht. Das Virus wird unterdessen weiterziehen, weiter mutieren und vielleicht, im besten Falle, wird man irgendwann einsehen, daß es mit oder ohne Anti-Corona-Maßnahmen seine ganz eigene Agenda verfolgt und sich einen Scheiß um die ganzen Kontrollversuche schert.