Kein Verständnis

Nachdem S. mir meine Homepage ganz neu gestaltet hat, muss ich mich an die neuen Funktionen gewöhnen.

Die Bauern sind sauer, weil sie nicht mehr soviel Gülle verspritzen dürfen und diese ganzen EU-Umweltauflagen einhalten müssen. Deshalb haben sie im letzten Jahr einige Male den Verkehr auf den Straßen mit ihren Treckern aufgehalten. Böse Zungen munkeln sogar, daß sie dafür mit subventioniertem Diesel gefahren sind. Offensichtlich hat das unsere Regierung beeindruckt, jedenfalls kriegen die Bauern jetzt Geld. Ich nehme an, damit sie größere Tanks für die Gülle bauen können, wo die doch nicht mehr auf den Acker darf.

Tut mir leid, aber ich habe kein Verständnis und kein Mitgefühl für diese Bauern. Was ich hier sehe, finde ich einfach nur noch skandalös dumm. Jeder Bauer müsste wissen – an Information fehlt es nun wirklich überhaupt nicht – daß es so wie bisher nicht weitergehen kann, auch ohne EU-Vorgaben. Weil die bisherige Betriebsweise unser aller Lebensgrundlagen ruiniert. Weil sie nicht zuletzt die Gesundheit auch der Bauern zerstört. Wenn es zuviel Gülle gibt und damit zuviel gesundheitsschädliches Nitrat im Boden, dann liegt das daran, daß es zuviele Tiere gibt, sprich an der Massentierhaltung. Damit man die vielen Kühe und Schweine satt bekommt, wird Soja aus anderen Ländern importiert, z. B. aus Brasilien, wo dafür noch mehr Regenwald abgeholzt wird.

Eine Regierung, die wirklich was drauf hat, hätte gesagt: Ihr Bauern bekommt nur dann Geld, wenn ihr auf ökologische Betriebsweise umstellt und mit der Massentierhaltung aufhört.

Dazu passt ein Text aus der neuen, wieder mal ganz tollen Brennstoff (gibt es als Printausgabe oder auf www.brennstoff.com):

Tatsache ist, dass die Menschheit den einzigen Planeten, den sie hat, durch ihre profitorientierte Produktionsweise zerstört und dieser in naher Zukunft unbewohnbar wird.

Tatsache ist, dass unter den Machteliten, Geheimdiensten und Militärs weltweit keinerlei Zweifel hieran besteht und diese sich bereits darauf vorbereiten, ihr Überleben gegen das der 99 Prozent zu verteidigen.

Tatsache ist, dass der Kampf um die wenigen Tickets auf der neuen Arche längst begonnen hat und daher gilt, was der Pulitzer-Preisträger Chris Hedges auf den Punkt brachte, als er schrieb: „Den Planeten zu retten heißt die herrschenden Eliten zu stürzen.“

Die Öko-Katastrophe, herausgegeben von Jens Wernicke und Dirk Pohlmann, aus dem Kapitel Die neue Arche von Rainer Mausfeld.
Na, dann gute Nacht!

Letzte Woche hat Gnani Thambiah, Bienenseuchensachverständiger und Imkermeister aus Hamburg, im Kollhorst einen Vortrag über die völlige Brutentnahme zur Varroabehandlung gehalten. Erst wollte ich nicht hingehen, weil ich die Brutentnahme nicht für wesensgemäß halte. Ich ging dann doch und das war richtig. Gnani hat uns eindringlich klargemacht, daß man zwar die Bauern mit ihrer Giftspritzerei für den Insektenschwund verantwortlich machen muss. Aber daß die Honigbienen von der Varroamilbe hingerafft werden, liegt an den Missetaten der Imker. Sie haben Bienen so gezüchtet, daß sie möglichst nicht stechen und große Mengen Honig produzieren. Sie haben zu diesem Zweck Königinnen künstlich befruchtet (wie das geht, wird im Film More than Honey gezeigt und ist einfach nur ekelhaft). Um die erwünschten Eigenschaften zu erzielen, musste Inzucht betrieben werden. Normalerweise paart sich eine Königin mit etwa 15 bis 20 Drohnen und sichert auf diese Weise die Vielfalt, die für Gesundheit so wichtig ist. Die durch Zucht entstandenen Bienen haben gar keine Zeit mehr, sich zu putzen und gegenseitig von den Varroen zu befreien, wie sie das in Asien noch tun. Sie müssen ja ständig Honig einbringen und große Völker bilden. Es werden neue Medikamente zur Behandlung der Varroose entwickelt, die Resistenzen erzeugen und das Grundproblem nicht angehen. Oder man behandelt mit organischen Säuren, ca. dreimal im Jahr: im Sommer mit Ameisensäure, im Winter mit Oxalsäure, Schwärme werden mit Milchsäure behandelt. So habe ich es auch gelernt.

Daß die Behandlung mit Ameisensäure für die Bienen eine gewaltige Strapaze ist, war mir bekannt. Durch Gnanis Vortrag weiß ich jetzt, daß diese Säure, die wir Menschen nicht einatmen können, ohne uns die Nasenschleimhäute zu verätzen, bei den Bienen dazu führen können, daß sie sich die Fühler ausreißen, mit denen sie riechen. Immerhin haben sie den Ameisensäuregeruch mehrere Tage ununterbrochen um sich herum. Manche sterben an der Ameisensäure, vor allem junge Bienen. Und anders als ich es gelernt habe, macht natürlich auch Ameisensäure die Varroen resistent.

Ich habe mich nach dem Vortrag erst mal drei Tage ziemlich schlecht gefühlt und ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich es wie Gnani mache und die Imkerei ganz aufgebe. Ich habe in den letzten Jahren einiges versucht: die Behandlung mit ätherischen Ölen (Thymovarplättchen), statt der Schwammtuchmethode Ameisensäure in den Nassenheider Verdunster gegeben und einen Sommer lang habe ich mit einem homöopathischen Mittel gearbeitet. Das hat letztendlich nichts gegen die Varroa gebracht. Ich weiß, daß es Bienenvölker gibt, die friedlich und gesund jahrelang leben. Aber das funktioniert nur, wenn man sie weitgehend in Ruhe lässt, sie ein gutes Nahrungsangebot haben, sie im Abstand von ca. 1 km untereinander und am besten in Baumhöhlen leben. So wie für die Erde die meisten Bauern ein Problem sind, so sind es für die Honigbienen die Imker*innen.

Nachdem ich drei Tage lang mit dem Bienenthema gegangen bin, habe ich eine Entscheidung getroffen: ich werde nur noch ein Volk halten. Ich werde keine Ameisensäure mehr anwenden, sondern Oxalsäure. Die ist auch nicht fein für die Bienen, aber nicht ganz so heftig. Ich werde eine Klotzbeute bauen, die kommt der ursprünglichen Bienenwohnung in einem Baumstamm ziemlich nahe. Und ich werde soviel ich kann für die Wildbienen und Hummeln tun, denn die sind mindestens so bedroht wie die Honigbienen, allerdings nicht durch die Varroa, sondern die Gifte auf den Feldern und den Verlust der Artenvielfalt. Einiges habe ich in den letzten Jahren schon anders gemacht als ich es gelernt habe: ich habe auf die ständigen Durchsichten verzichtet und keinen Honig entnommen.

Ach, es ist so traurig, was wir Menschen machen: wir nehmen Tieren die Wildheit und machen sie damit krank und abhängig. Wenn wir von artgerechter Tierhaltung sprechen, müssen wir wohl zugeben, daß es die nicht geben kann. Artgerecht ist nur die Freiheit. Und das gilt ja auch für uns Menschentiere.

Frauenarbeit

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Laut Oxfam leisten weltweit Frauen die allermeiste unbezahlte Arbeit. Das ist ja nicht wirklich was Neues, daß Frauen nach wie vor diejenigen sind, die für die Pflege- und Fürsorgearbeit zuständig sind. Ich habe an anderer Stelle schon mal festgestellt, daß diese Arbeit unsichtbar ist, obwohl ohne sie jede Gesellschaft zusammenbrechen würde. Das ist einer der beiden Gründe, warum ich mich überhaupt nicht mehr danach sehne, mit einem Mann zusammen zu leben. Ich habe zweieinhalb Mal die Erfahrung gemacht, daß die allermeiste Hausarbeit an mir hängen blieb (in meinen beiden Ehen und mit Exfreund K., der mal für wenige Wochen bei mir und meiner Tochter wohnte bis ich ihn rauswarf, weil ich es nicht mehr ertrug, nach der Arbeit nach Hause zu kommen und zu sehen, daß er keinen Handschlag getan hatte, obwohl er damals arbeitslos war. Mit meinem zweiten Ehemann ging es mir haushaltsmäßig besser, aber trotzdem schliff sich nach einiger Zeit ein, daß er weniger und ich mehr machte. Und es hat mich gewaltig angekotzt, daß es immer wieder Ärger um den Abwasch gab, obwohl wir einen Plan hatten. Er wollte diesen Plan nicht und meinte, das regelte sich doch von allein. Ja, es hätte sich von „allein“ geregelt: ich hätte täglich abgewaschen, weil ich es nicht ertragen hätte, in einer Küche mit Bergen von ungewaschenem Geschirr zu kochen. Ich habe es gern ordentlich und verwende trotzdem nicht viel Zeit auf die Hausarbeit, einfach weil ich alles gleich erledige und sich gar nichts anhäufen kann. Nicht, daß Hausarbeit zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, aber sie muss halt getan werden. Ich mache sie einfach und denke gar nicht drüber nach. Außerdem nehme ich sie als Gelegenheit Radio zu hören und erfahre so, was ich vom Weltgeschehen wissen muss.

Übrigens bekomme ich immer wieder zu hören, auch und gerade von Männern, daß sie sich bei mir wohl fühlen, gerade weil alles ordentlich und überschaubar aussieht. Ja, ich fühle mich auch bei mir sehr wohl. Ich mag Männer, aber zusammenleben, nee! Der Keks ist gegessen!

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Ein weiterer Grund, warum ein Zusammenleben als Paar für mich nicht mehr denkbar ist, ist die Erfahrung, daß ich viel allein sein muss, um mich gut zu fühlen. Ich glaube, daß ich da zu einer eher seltenen Spezies gehöre. Die meisten Menschen, die ich kenne, brauchen die mehr oder minder ständige Anwesenheit von Anderen. Das kann ich nur mit wenigen Menschen länger aushalten: mit meinen Kindern und meinem Schwiegersohn, wenn sie zu Besuch oder wir im Urlaub sind, mit Freundin I., die sich auch gut allein beschäftigen kann. Bei Lebensgefährten allerdings habe ich regelmäßig erlebt, daß es da viele unausgesprochene Ansprüche und Erwartungen gibt. Wenn die nicht erfüllt werden, ist Ärger vorprogrammiert. Ich glaube, daß es in vielen Beziehungen die Erwartung gibt, der Andere sei dazu da, einen Mangel, eine innere Leere zu füllen. Das kann nur schief gehen. Ich war sehr jung, als ich das erste Mal geheiratet habe und ich kannte damals sowohl das Mangelgefühl als auch die Erwartung, daß mein Mann gefälligst meine Leere zu füllen habe. Hat er nicht getan (hätte er auch nicht gekonnt, selbst wenn er es gewollt hätte), und das hat zu viel Streit geführt. Immerhin habe ich im Laufe meines Lebens gelernt, mir selbst genug zu sein und das ist großartig! Alle Freundschaften und Beziehungen, die ich mittlerweile habe, bestehen in einem Feld großer persönlicher Freiheit: ich erwarte nichts und ich freue mich über gelungene Begegnungen. Und wenn es mal Unstimmigkeiten gibt, dann können wir mit großer Aufrichtigkeit damit umgehen.

Und wofür brauche ich das Alleinsein? Um mich mit der Natur zu verbinden, um in das Feld der mehr-als-menschlichen Welt einzutauchen. Meine Empfindungen sind intensiver, meine Wahrnehmungsfähigkeit wird weiter, wenn ich allein bin. Das ist mein Lebenselixier. Wenn ich in der Vergangenheit diese täglichen Zeiten ohne andere Menschen nicht hatte, bekam ich schlechte Laune. Eigentlich sagt das Wort allein schon alles: all-eins. Im Alleinsein kann ich meine Zugehörigkeit zum Großen Ganzen am besten fühlen. Und wenn ich dann das Bedürfnis habe, tauche ich wieder in die Welt der Menschen ein und kann das ebenso genießen.

Priesterin

Ich stimme dem Post von Luisa Francia zum Thema Hohepriesterin am 9.1. voll und ganz zu (salamandra.de). Ich möchte noch weiter gehen: das ganze Priesterinnenkonzept (ohne Hohe-) finde ich mehr als fragwürdig. Es ist ziemlich gleichgültig, ob wir es mit einem Priester oder einer Priesterin zu tun haben, egal welcher Glaubensrichtung: diesem Konzept liegt nämlich die Überzeugung zu Grunde, daß es einen Vermittler/eine Vermittlerin zwischen Menschen und dem Spirituellen geben muss, daß ein „normaler“ Mensch gar nicht in der Lage ist, selbst eine Verbindung mit dem Bereich einzugehen, den einige göttlich nennen. Das ist ein sehr elitäres Denken, das Missbrauch Tür und Tor öffnet. Jeder Mensch, der den starken Wunsch nach einem Zugang zu diesem Bereich in sich spürt, wird Mittel und Wege finden, sich ihm zu nähern. Manchmal geschieht das auch von selbst, wird quasi geschenkt. Und bei jedem Menschen wird dieser Zugang und das, was er und sie hinter der Tür findet, anders aussehen, und all diese Erfahrungen sind gleich-gültig (haben die gleiche Gültigkeit).

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Raunächte

Ich war zehn Tage nicht im Netz und es hat mir nichts gefehlt. Eigentlich ist das nichts Außergewöhnliches: wenn ich auf Reisen bin, gehe ich nicht ins Internet und lese auch keine Mails. Aber zu Hause schaue ich fast täglich rein. Dieses Mal hatte ich keinerlei Bedürfnis. Ich denke, wer etwas von mir will, kann das gute alte Festnetz benutzen oder mir eine SMS schreiben. Angesichts des ungeheuerlich ansteigenden Stromverbrauchs durch die Benutzung der digitalen Medien, der mittlerweile in Begriff ist, die Hauptursache für den CO2-Ausstoß zu werden, finde ich diese Internetseite interessant, allerdings nur auf Englisch und Französisch verfügbar: theshiftproject.org/en/article/lean-ict-our-new-report/

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