Holles Garten Blog

Eigentlich…

…wollte ich heute einen internetfreien Tag einlegen und viel im Garten machen. Aber dann stellte ich fest, daß die Schlagsahne im Kühlschrank zur Neige ging und fuhr nach Lütjenburg, um welche zu kaufen. Natürlich ist es keine gute Idee, mit dem Auto 12 km hin und zurück nur wegen Sahne zu fahren, aber heute habe ich mir erlaubt, einer schlechten Idee zu folgen. Weder im Bioladen noch auf dem sehr vollen Markt noch im Reformhaus war Schlagsahne erhältlich. Also fuhr ich etwas missgestimmt zurück und hatte dann eine neue Idee: nämlich in der Selenter Flohmarkthalle nach einem Wäschekorb zu schauen. Ich fand tatsächlich einen sehr gut erhaltenen für 28 Euro.

Ich war schon länger auf der Suche nach einem Ersatz für meinen hässlichen Plastikwäschekorb in 70er Jahre Orange und hatte auch im Onlinehandel danach gesucht. Bei einem Ökoversand gab es relativ preiswerte, ich vermute made in China, denen man aber auf dem Foto schon ansah, daß sie schlecht verarbeitet waren. Ein anderer Anbieter wollte knapp 300 Euro, was vielleicht für Handarbeit ein angemessener Preis, aber für mich einfach zuviel ist. Ich finde den Gedanken, gebrauchte Dinge zu kaufen, sehr sinnvoll: es gibt ohnehin schon mehr als genug Gegenstände in der Welt, die weiterbenutzt werden können. Nur bei Kleidung bin ich noch nicht soweit auf Second Hand zurückzugreifen. Ich trage aber meine Kleidungsstücke in der Regel sehr viele Jahre, d. h. ich brauche sie oft richtig auf.

Dann fing es an aus Eimern zu schütten und damit hatten sich meine Gartenpläne erledigt. Ich setzte mich also vor den Laptop und bestellte ein Ersatzteil für meinen Kaminofen, eine Reinigungsplatte aus Gusseisen. Die alte war durch Hitze völlig verformt und fing an sich aufzulösen. Anfang des Jahres hatte ich die bei dem Mann bestellt, der vor 13 Jahren meinen Ofen eingebaut hatte. Das war nicht einfach, denn er ist telefonisch praktisch nicht erreichbar, ruft auch nicht zurück, wenn man ihm eine Nachricht hinterlässt und hat nur eine Stunde in der Woche seinen Laden geöffnet. Er sagte mir gleich, daß es schwer sei, Ersatzteile zu bekommen. Dann hörte ich nichts mehr von ihm und konnte ihn auch nicht erreichen. Als meine Geduld im Mai zu Ende war, bestellte ich das Teil bei einem Ofenanbieter in Kiel. Dort ging es professioneller zu; meine Bestellung wurde am Computer aufgenommen und ich hatte Hoffnung. Nichts geschah. Irgendwann fragte ich nach und erfuhr, daß man auf die Lieferung warte. Als ich gestern im Internet nach dem Teil forschte, wurde ich sofort fündig und erfuhr, daß es lieferbar sei. Warum ich das so ausführlich erzähle? Ich versuche so oft wie möglich den Einzelhandel zu unterstützen. Den ganz großen Onlineanbieter, dessen Namen jeder kennt, umgehe ich konsequent. In diesem Fall handelt es sich um einen Ofenanbieter aus Meck-Pom. Was ich nun nicht begreife: warum können die beiden Unternehmen, die ich ursprünglich beauftragt habe, das Ersatzteil nicht bekommen? Rätselhaft.

Während vor dem Fenster der Regen fiel, surfte ich ein wenig herum und stieß auf Texte, die ich weiterempfehlen möchte: blog.bastian-barucker.de/im-gespraech-mit-klimaaktivisten-verstaendnis-fuer-die-letzte-generation/

Sehr lesenswert, weil völlig ohne Polemik und alle Seiten sehr offen ausleuchtend. Ich bin es zunehmend leid, im Internet und auch im privatem Kontext dem Dauergeschimpfe auf die „Anderen“ zu begegnen. Ja, es gibt eine Menge Gründe, wütend und empört zu sein und die vergangenen dreieinhalb Jahre haben diese Gefühlszustände noch potenziert. Aber es ist immer das gleiche unheilvolle Muster: dort ist der Feind und hier sind die Guten. Das sagen dann alle und es kann rein logisch nicht stimmen. Außerdem bedienen wir mit dieser Haltung die Absichten derer, die uns beherrschen. Bastian Barucker hat sich also mit den Klimaaktivisten unterhalten, jeder kam zu Wort und jedem wurde zugehört. So kann sich etwas Neues entwickeln.

Auch die wunderbare Kerstin Chavent hat wieder schöne Texte verfasst, z. B. diesen hier: bewusstseinimwandel.blogspot.com/2023/07/verlorene-macht.html

Es geht um die ehemals als heilig angesehenen Tiere Schlange, Ratte und Spinne. Daß die drei nun gerade in unserer Kultur gefürchtet und als vernichtenswert angesehen werden, hat seinen Ursprung in der christlichen Religion. Ich habe viele Spinnen als Mitbewohnerinnen und weiß, daß ihr Anblick für einige meiner Besucherinnen eine Herausforderung ist. Wenn mir ab und zu im Garten oder auf meinen Wanderungen eine Ringelnatter begegnet, freue ich mich. Tja, und Ratten gibt es hier auch. Ich möchte sie nicht im Haus haben, aber ich weiß, daß sie überaus kluge und soziale Tiere sind und bisher halten wir respektvoll Abstand.

 

Tiergeschichten

Jetzt bin ich seit einer Woche wieder zu Hause und denke noch oft ans Elsass zurück. Ich würde gern wieder dahin fahren und dort in Ruhe die alten Stätten und die Pflanzen erkunden.

In der Nähe unseres Dorfes trafen wir bei einem Gehöft auf eine sehr kleine rot-weiß getigerte Katze, vielleicht vier Wochen alt, die uns begrüßte, um meine Beine strich und dann auf Schritt und Tritt folgte. Dann zeigten sich auch ihre Geschwister, die auf einem Holzstapel zwischen Obstbäumen saßen und nicht so zutraulich wie ihr kleiner Bruder oder ihre kleine Schwester waren. Ihre Mutter beobachete uns von Weitem. Nachdem wir ausführlich mit dem kleinen Wesen geschmust hatten, setzten wir unseren Weg fort und das Tier folgte uns. Ich fing an mir Sorgen zu machen. Würde es uns immer weiter begleiten? Und wie würde es zurück zu seiner Familie kommen? Ich weiß ja, daß Katzen einen enormen Orientierungssinn haben, aber diese war so klein und schien uns immer weiter folgen zu wollen. Dann hörten wir lautes Rufen: eins der Katzengeschwister kam hinter uns her und rief. Das Kleine drehte um und ging zu seiner Familie zurück. Es war so schön und rührend, daß dieses Tier keine Scheu vor uns Menschen hatte.

Der Maennelstein, von dem wir bis zum Schwarzwald sehen konnten

Auf der Suche nach dem Jardin des Fées haben wir uns verirrt. Vielleicht lag es an ungenügender Ausschilderung, vielleicht hatten wir beide etwas übersehen, vielleicht wollten die Feen uns nicht empfangen, jedenfalls entschieden wir am späten Nachmittag den Rückweg anzutreten. Wir hatten uns mittlerweile weit von unserem Ausgangspunkt im Ort Lutzelhouse entfernt und kamen unbeabsichtigt am Rande von Urmatt wieder in bewohntes Gebiet. Von dort ging es dann nochmal mit müden Füßen auf Asphaltstraßen einige Kilometer Richtung Auto. An einer Straßenkreuzung entdeckte K. einen Spatz auf der Straße. Er lag auf dem Bauch, einen Flügel seltsam abgespreizt, und atmete sichtbar. Einen Schritt weiter lag der nächste Spatz auf dem Rücken, die kleine Füße angewinkelt. Auch er atmete und sah uns blinzelnd aus glänzenden Augen an. Was war geschehen? Vermutlich waren beide gegen ein vorbeifahrendes Auto geflogen. Sollten oder konnten wir etwas tun? Ich war so erschöpft und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und sagte zu K.: „Wir können sie hier nur in Ruhe sterben lassen.“ Wir gingen weiter, jede mit schweren Gedanken. Meine Tochter fragte: „Wäre es nicht besser gewesen, die beiden an die Seite zu legen, damit kein Auto über sie fährt?“ Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. K. schlug vor, die Vögel in Sicherheit zu bringen, wenn wir mit dem Auto an dieser Stelle vorbeikämen. Das war nach etwa 20 Minuten. Beide Vögel waren verschwunden. Keine toten Vögel, keine Spur auf dem Asphalt. Langsam kam zögernde Erleichterung: sehr wahrscheinlich hatten die Tiere sich wieder berappelt und waren weggeflogen. Ich habe das vor einigen Jahren mal mit einem Buntspecht erlebt, der mit lautem Knall gegen eins meiner Küchenfenster geflogen war und draußen im Kies lag, lebendig, aber sichtlich benommen. Glücklicherweise hielt sich die Katze drinnen auf. Ab und zu sah ich nach dem Vogel, der schwer atmete und offensichtlich damit beschäftigt war, sich wieder zu sortieren. Irgendwann war er dann weg.

Andlau

 

Elsass

Die Heidenmauer – le mur païen

2008 war ich im Rahmen des Lehrgangs bei Alma mater im Elsass, um dort die Spuren vorchristlicher Stätten zu besuchen. Wir machten damals vom Odilienberg, dem heiligen Berg der Elsässer, Ausflüge und zum Abschluss ein schönes Schnitterinritual unterhalb des Odilienklosters.

Genau im gleichen Zeitraum, nur 15 Jahre später habe ich dieses Jahr mit meiner Tochter diese Stätten besucht. Wenn ich unsere Reise mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen: „Anstrengend.“ Das fing schon mit der Anreise per Auto an (bedauerlicherweise ist die Deutsche Bahn mittlerweile gar keine Option mehr; zu unzuverlässig und unberechenbar): Baustellen und Staus ohne Ende. Wir machten Zwischenstation in Bonn bei meinem Sohn, anders wäre es gar nicht gegangen. In Frankreich wurde es dann angenehmer auf der Autobahn, die uns an Straßburg vorbeiführte. Das letzte Mal war ich 1994 in Frankreich. Mittlerweile funktionieren die Péagestationen, an denen Maut bezahlt werden muss, vollautomatisch. Irgendwie finde ich das traurig. Nach all den Staus entschieden wir uns, die Rückfahrt nachts zu machen. Aber aus unerklärlichen Gründen landeten wir in Köln statt auf der A1 in Leverkusen und es dauerte, bis wir wieder auf dem richtigen Weg waren. Dann kam mitten in der Nacht wieder ein Stau mit absolutem Stillstand. Ein großer Abschleppwagen bahnte sich seinen Weg durch die drei vollbesetzten Spuren. Irgendwann ging es dann weiter. Es regnete sehr stark, so daß schnelles Fahren gar nicht möglich war. Ab Münster war es dann trocken und wir konnten endlich ohne Behinderung nach Hause fahren. Für die  Zukunft stellt sich die Frage, wie man noch verreisen kann: weder Auto noch Bahn sind eine gute Lösung, Fliegen macht auch keine Freude. Sicher ist die Ferienzeit besonders ungeeignet für Urlaube, aber da muss ich mich nach meiner Tochter richten, die berufsbedingt nur in den Ferien reisen kann.

Aber natürlich gibt es auch Schönes zu berichten: von Ottrott aus, wo wir eine Ferienwohnung gemietet hatten, machten wir lange Wanderungen auf und um den Odilienberg und besuchten dort die Heidenmauer, die Odilienquelle, das Kloster, die Grotte des Druides, den Maennelfelsen, von dem aus wir bis zum Schwarzwald schauen konnten und eine Gedenkstätte, die an einen Flugzeugabsturz im Wald erinnert. In unserer Wohnung lag Infomaterial. Da wurden alle Steinsetzungen, die man im Umkreis findet, als keltischen Ursprungs datiert, das sei wissenschaftlich bewiesen. Ich musste lachen, weil es immer wieder die gleiche falsche Behauptung ist. Diese Steinsetzungen sind in vorkeltischer Zeit entstanden und die Heidenmauer, die sich über 10 km um den Odilienberg windet, ist auch keine Befestigungsanlage, da es damals keine Siedlungen im Umkreis gegeben hat. Befestigungen kamen wesentlich später, wie wir an den reichlich vorhandenen Burgen erkennen konnten, z. B. dem Château de Spesbourg und dem Château d’Andlau. Die meterdicken Mauern, die Türme, die Zinnen gibt es erst, seit es Herrschaft und Krieg gibt.

An einem der Tage fuhren wir nach Andlau, einem kleinen Ort, in dem eine überdimensionale romanische Kirche steht. Dort gibt es ein großes Gemälde von Richardis, einer Kaiserin aus dem Stamm der Merowinger, die einen Bären an ihrer Seite hat. Unter der Kirche befindet sich die Krypta. Auch dort findet sich eine Bärin aus Stein. Zu ihren Füßen gibt es eine Klappe aus Holz. Wenn man sie öffnet, kann man sich auf einen Felsen stellen und wenn eine die Hand gleichzeitig in das Maul der Bärin legt, ist ganz deutlich ein starker Energiestrom zu spüren. Die Legende sagt, daß die Bärin Richardis diesen Platz gezeigt hat, indem sie an dem Felsen gekratzt hat. Daraufhin hat Richardis dort eine Kirche bauen lassen. Es gibt etliche schamanische Elemente sowohl in der Geschichte von Richardis als auch der von Odilia. Aber all die alten Geschichten wurden in einem badenwürtenbergischen Kloster zu Märtyrergeschichten umgeschrieben. Das war die Strategie der Kirche, wenn die Bevölkerung an den alten Riten festhielt und nicht bereit war, eine Religion anzunehmen, die auf einem Menschenopfer beruht. Richardis hatte also eine verbündete Bärin und Odilia schlief auf einem Bärenfell und wurde mit der Heilung von Augenkrankheiten in Verbindung gebracht.

Der Wald in diesem Teil der Vogesen unterscheidet sich sehr vom norddeutschen Wald: vorherrschend sind Esskastanienbäume, Robinien, gelegentlich Walnussbäume und Stechpalmen, auch Tannen. Und es gab es reife Blaubeeren. Es gibt auch viele Fichtenmonokulturen, die wie bei uns in einem trostlosen Zustand sind. Es lagen unglaublich viele gefällte Bäume im Wald herum und stellenweise hatten Harvester den Boden verwüstet. Später erfuhren wir auf einer Infotafel, daß man möglichst schnell alle vom Borkenkäfer befallenen Fichten fällen und abtransportieren wolle. Ob das eine gute Idee ist, bezweifle ich. Mir leuchtet da eher ein, was Peter Wohlleben zum Thema Fichten und Borkenkäfer sagt: nicht die Borkenkäfer sind das Problem sondern die Monokulturen.  Man solle diese Bäume sterben lassen und dann den Wald sich selbst überlassen. Wie alle lebendigen Systeme werde er sich regenerieren.

Ich entdeckte eine Tollkirsche im Wald, Stechäpfel, viele riesige Wasserhanfpflanzen, Eisenkraut, das mitten auf den Wanderwegen wuchs und einiges mehr, was ich zu Hause nicht finde. Mein Pflanzenbestimmungsbuch hatte ich zu Hause gelassen, haderte damit aber nur kurz, weil ich auf diese Weise die unbekannten Pflanzen viel genauer betrachten musste, um innere Bilder für die spätere Bestimmung mitzunehmen.

Am Donnerstag besuchten wir den Markt von Obernai, einer nahegelegenen Kleinstadt. Der befand sich in einer Lindenallee auf den Remparts, die sich um die ganze Innenstadt ziehen und auf denen die alte Stadtmauer stand. Wir deckten uns mit Gemüse, Eiern und Käse ein. Ein Imker verkaufte Tannenhonig und ich kam mit ihm ins Gespräch – auf Französisch. Wir haben richtig gefachsimpelt und ich freute mich darüber, daß mein Französisch dank François‘ tollem Unterricht so gut geworden ist, daß ich mich recht flüssig unterhalten und die Menschen verstehen konnte. In der Altstadt von Obernai ließ uns ein lautes Klappern nach oben schauen und da saß ein Storchenpaar auf seinem Nest. Später sahen wir auch viele Störche auf einer Wiese.

Am vorletzten Abend gingen wir essen: lecker und teuer. Ich aß Choucroute (Sauerkraut) mit Fisch. Sauerkraut ist typisch für das Elsass und die Kombination mit Fisch fand ich überraschend  gelungen. Später ging der Koch herum und fragte, wie es geschmeckt habe. Er sprach Deutsch und ich antwortete auf Französisch. Er wirkte gut gelaunt und tätschelte meinen Rücken. In Barr hatten wir eine seltsame Begegnung: ein älterer Mann sprach uns auf Deutsch an und forderte uns auf seinen Garten anzusehen. Das wollten wir nicht und ich sagte, daß wir einen Salon de thé (witzigerweise heißen die Cafés in Frankreich so) suchten. Er führte uns zu einem, redete dabei die ganze Zeit ein mir weitgehend unverständliches Deutsch, lachte seltsam und machte ebenso seltsame Sprüche über Deutsche („Die Deutschen sind da, dann ist alles klar“). Glücklicherweise folgte er uns nicht ins Café, wo wir Gâteau de myrtilles (Blaubeerkuchen) und Forêt noire (Schwarzwälder Kirschtorte) aßen. Kochen und backen können sie, die Franzosen! Ich fand die Leute fast überall sehr freundlich. Man grüßt sich auf den Wegen und der Straße mit „bonjour“ und einige setzten sogar ein „mesdames“ dazu, zum Abschied wünscht man sich „bonne journée“ oder „bonne soirée“. Ein alter Mann half mir an der Tankstelle mit dem Benzinschlauch, der sehr lang gezogen werden musste, weil meine Tanköffnung auf der falschen Seite war. Dabei verwickelte er mich in ein Gespräch über die horrenden Spritpreise, die den deutschen entsprechen.

Schönes und Trauriges

Draußen gewittert es

Gestern machte ich einen Gang durch die Landschaft. Der Weg hinter dem Gutsgelände ist mit alten Eichen, Kirschbäumen und Eschen gesäumt. Ich hörte ein Summen und schaute hoch: aus einem Loch in einer Esche flogen Bienen. Das hat mich sehr erfreut, zumal ich seit vielen Jahren auf der Suche nach wilden Bienen bin. Vielleicht ist es einer der Schwärme aus meinen beiden Völkern, den ich nicht einfangen konnte. Wahrscheinlich sogar, denn die wenigsten Imker lassen ihre Völker schwärmen. Die Bienen haben sich einen guten Platz ausgesucht, weil weit und breit kein Gift gespritzt wird. Viel Glück für euch, ihr lieben Bienen!

Der Weg führt zwischen zwei Teichen hindurch. Dort wurde vor einiger Zeit das Wasser abgelassen. Das habe ich bei anderen Teichen im Umkreis schon öfter gesehen, sie füllten sich aber irgendwann wieder. Ich weiß nicht, warum man das macht. Diese beiden Teiche jedenfalls sind mittlerweile knochentrocken und die Zu- und Abflüsse ebenso. Wo sind die Seeadleer, die Schwäne, die Blässhühner, die Silberreiher, die Ringelnattern, die hier alle gewohnt haben, geblieben? Ein neu aufgestelltes Schild informiert darüber, daß es Probleme beim Wiederaufstauen der Gewässer gegeben habe und man sich um Abhilfe bemühe.

Am Feldrand saß eine Krähe, die mal hier, mal da herumpickte. Sie flog nicht auf, als ich näher kam. Ich ging langsam und sie machte ein paar Hüpfer von mir weg. Als ich an ihr vorbei ging, sahen wir uns an und ich sah die Angst in ihren Augen. Offensichtlich konnte sie nicht fliegen. Im Weitergehen dachte ich darüber nach, ob und wie ich ihr helfen könne. Sie einfangen und zum Tierarzt bringen? Aber beim Einfangen würde ich ihr noch mehr Angst machen und es vielleicht auch gar nicht schaffen, sie zu greifen. Zum Tierarzt könnte ich sie erst morgen bringen, weil ja Sonntag war. Und wie sollte ich sie zu Hause unterbringen und vor der Katze schützen? Ist es überhaupt richtig, mich in das Schicksal dieses Tieres einzumischen? Habe ich ihr Einverständnis? Würde ich ihr mit meiner Hilfe nicht vielleicht noch mehr Schaden zu fügen? Ich musste an ein lange zurückliegendes Ereignis denken: an der dänischen Nordseeküste fand ich eine offensichtlich kranke Möwe, die im Sand lag. Ich nahm sie auf und brachte sie in die Dünen. Der Freund, mit dem ich unterwegs war, rügte mich dafür. Er sagte, daß die Möwe am Strand von der Flut geholt worden wäre und das wäre sicher ein gnädigeres Ende für sie gewesen. Er hatte recht! Wieder so ein Beispiel von: Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut.

Ich unternahm also nichts und schaute mich im Weitergehen immer wieder nach ihr um. Obwohl ich meine Entscheidung, sie sich selbst zu überlassen, getroffen hatte, machte mich das alles traurig. Ich konnte nur die Helferwesen aus der Anderswelt um Unterstützung für sie bitten.

Möglicherweise eine Hühnerkralle, die ich im Wald gefunden habe

Zum Thema Helfen: viele Menschen haben mittlerweile eine Patientenverfügung, was ich auch sinnvoll finde. Allerdings heißt das nicht, daß man sich daran hält. Wenn z. B. jemand tot umfällt, wird der Rettungsdienst gerufen und  setzt einen Defibrillator ein, um den Menschen zu reanimieren. Oder hilfreiche Passanten versuchen sich in Herz-Druck-Massage. Erst viel später, im Krankenhaus, wird vielleicht mal in die Patientenverfügung geschaut, wo dann möglicherweise die Reanimation explizit ausgeschlossen wird. Ich habe als Krankenschwester einige Reanimationen an Patienten erlebt. Keiner hat danach das Bewusstsein wieder erlangt, auch wenn das Herz wieder angefangen hat zu schlagen. Eine Frau wurde im Urlaub reanimiert und kam dann zu uns in die Psychiatrie mit einem gewaltigen Hirnschaden. Sie konnte kaum sprechen und hatte ihr Gedächtnis verloren. Ich will nicht reanimiert werden. Ich habe auch keine Angst vor dem Tod. Ich weiß, daß es danach weitergeht, in einer anderen Dimension. Denn Energie geht nicht verloren.

Schachtelhalm, aus dem ich mir Tee mache. Der kann viel, unter anderem Aluminium aus dem Körper ausleiten und dabei helfen, kaputte Gelenkknorpel zu regenerieren.

Gurus

Vor mehr als einem Jahr habe ich mich von meinem Kundalini-Yoga-Kurs abgemeldet, an dem ich 17 Jahre teilgenommen hatte. Der Anlass war die 2G-Regelung, die mich vom Yoga ausschloss. Ich fing dann im letzten Sommer mit Hatha-Yoga in meiner Nähe an, was mir neue Erfahrungen bescherte. Gleichzeitig wurde meine Sehnsucht nach Kundalini-Yoga immer größer: mir fehlten das Mantrasingen und die Meditationen, die besondere Atmosphäre und die ruhige und besondere Art meines Yogalehrers. Am letzten Donnerstag ging ich das erste Mal wieder zu ihm und es war einfach schön. Während wir unsere Übungen machten, standen die Glastüren wegen des schwülen Wetters weit auf und dann kam endlich das Gewitter. Ich genoss das Rauschen des Regens nach all den Wochen der extremen Trockenheit, ich genoss die Mantras und die Kriya (Übungsreihe) und fuhr mit einem satten und wohligen Gefühl nach Hause.

Es regnete dann auch das ganze Wochenende, das ich bei K. und M. in Flensburg verbrachte, und ich freute mich: endlich Wasser! Meine Regentonnen sind wieder voll, der Garten ist gut getränkt, alle Pflanzen sehen gut aus. Mein Sohn kam für zwei Tage vorbei. Als er das üppige Basilikum vor der Haustür entdeckte, schlug er vor, ligurisches Pesto zu machen. Wir sahen uns einen kleinen Film mit der Köchin Samin Nosrat an, in dem sie von einer italienischen Frau im Pestomachen unterwiesen wurde – im Mörser. Mein Sohn mörserte die Zedernüsse (Ersatz für Pinienkerne), das Basilikum und Salz, während ich den Pecorino rieb. Nicht alles sind Originalzutaten; wir nahmen halt, was da war. Dann kam noch Olivenöl dazu. Ich habe nie ein so gutes Pesto gegessen. Ich kaufe kein Pesto im Glas, weil da immer Sachen drin sind, die ich nicht essen möchte und die da auch nicht reingehören, z. B. Verdickungsmittel. Im Frühjahr leiste ich mir ab und zu Bärlauchpesto vom Freiburger Olivenstand auf dem Markt, was selbstgemacht und ziemlich lecker ist. Aber dieses hatte ein besonders feines Aroma, sicher wegen der Frische, ich vermute aber, daß auch die Zubereitung im Mörser statt mit dem Pürierstab den Unterschied machte. Der Kontakt mit dem Metall lässt das Basilikum oxydieren.

Eine kleine Wildwiese auf dem Balkon in Flensburg, die von Insekten besucht wird

Beim Yoga kam die Rede auf Yogi Bhajan. Das ist der Mann, der Kundalini-Yoga in den Westen gebracht hat. Vor einigen Jahren wurde, ausgelöst durch das Buch einer seiner Schülerinnen, bekannt, daß er sie und wohl auch andere Frauen sexuell missbraucht hat. Seitdem wird dieses Thema in der Kundalini-Yoga-Szene aufgearbeitet. Wer sich dafür interessiert, kann sich ein Interview mit dem Hamburger Yogalehrer Satya Singh ansehen, daß ich sehr gut finde: www.youtube.com/watch?v=ctf58WV2MTQ. Mir gefällt Satya Singhs ruhige, reflektierte und ehrliche Art. Außerdem hat er Humor. Und mir gefällt, wie mit den Enthüllungen um Yogi Bhajan umgegangen wird. Hier scheint wirkliche Aufarbeitung stattzufinden, was ja sonst nicht üblich ist, siehe Missbrauchsfällte in der katholischen Kirche, um nur ein Beispiel zu nennen.

Daß ein Lehrer, Therapeut oder sich in einer vergleichbaren Machtposition befindende Mensch seine Schülerinnen, Klientinnen missbraucht, ist nicht neu und auch nicht selten. Ich weiß es aus der Körpertherapeutenszene und habe Frauen gekannt, die persönlich betroffen waren, ebenso Therapeuten, die ihre Klientinnen missbraucht haben. Ich selbst war nicht betroffen. Im Kundalini-Yoga gibt es klare Regeln, wie Sexualität zu gestalten ist: in einer lebenslänglich monogamen Beziehung, einmal im Monat. Nun, für Yogi Bhajan galten diese Regeln ganz offensichtlich nicht. Ich finde es immer höchst verdächtig, wenn Menschen Regeln für sexuelles Verhalten aufstellen. In unserem Kulturkreis hat das die katholische Kirche in der beginnenden Neuzeit gemacht (Missionarsstellung, Monogamie). In meiner Jugend war es noch üblich, unverheiratete Frauen zu ächten, die schwanger wurden. Die Männer, die sie geschwängert hatten, wurden aber nicht geächtet. Mir ist von meinem Vater eingebläut worden, daß mein Leben als sexuelles Wesen vorbei wäre, wenn ich vor der Ehe schwanger würde, weil mich dann kein Mann mehr ansehen würde.

Im Laufe meines bald 70jährigen Lebens habe ich das gelernt: der Versuch, Sexualität zu regulieren und zu tabuisieren, funktioniert nicht. Der Trieb ist eine gewaltige Kraft, die sich nicht in Ketten legen lässt. Irgendwann brechen die lange unterdrückten Bedürfnisse durch und suchen Erfüllung. Die Strategien, mit der diese wilde Kraft gezähmt werden soll, haben in den letzten zweitausend Jahren aber zu erheblichen Störungen bei Männern und Frauen ungeführt, zu Verzerrungen des sexuellen Verhaltens. Da ist viel Heilungsarbeit notwendig. Ich lese gerade das Buch Sacred Sex von Vivian Dittmar, das mir meine Tochter geschenkt hat. Ich mag die Art, wie sie sich dieses Themas annimmt. Sie ist so klar, so freundlich und sie verzichtet gänzlich auf Schuldzuweisungen an die Männer. Sehr angenehm!

Buchweizen

Siebenschläfer

Viele Male habe ich das neu gelernte Regenlied an einem meiner Lieblingsplätze im Wald gesungen und ab und zu kam ein kleiner Schauer runter. Wenigstens etwas, aber nicht genug. Mein neuer Gartenschlauch hat sich als besser als das Gießkannenschleppen erwiesen, war aber auch nicht genug. Denn um wirklich mehr als 1 cm Erde zu durchnässen, müsste ich mindestens eine halbe Stunde die Düse gedrückt halten und dazu fehlen mir Geduld und Muskelkraft. Also habe ich jetzt einen Rasensprenger gekauft. Der ist nun wirklich eine effektive Sache: ich lasse ihn alle paar Tage eine Stunde laufen und die Gemüsebeete sind dann wirklich so nass, daß sich sogar die Nacktschnecken wieder raustrauen. Die habe ich freundlich begrüßt; schließlich lege ich Wert auf gute Nachbarschaft. Anfangs musste ich erst mal ziemlich mit der richtigen Einstellung experimentieren, bis nicht mehr mein Auto und meine Fensterscheiben geduscht wurden, sondern der Flecken Erde, um den es geht.

Heute kamen dann mit viel Wind die Gewitterwolken aus dem Westen und brachten ergiebige Mengen Regen, sogar mit Hagel. Ich habe Johannisbeeren geerntet und musste diese Tätigkeit einige Male unterbrechen. Aber ich habe mich über das viele Wasser gefreut und es darf gern noch mehr kommen.

Gestern saß ich mit einem Freund im Garten. Er bot mir seine Hilfe an. Ich fragte, wobei er mir denn helfen wolle. Er wolle die Baumscheiben der Obstbäume von Wildwuchs befreien, sie durchhacken und mulchen, sagte er. Ich sah ihn vor meinem inneren Auge mit der Hacke tabula rasa machen und bekam einen Schreck. „Das lass mal sein“, sagte ich. Dann hätte ich eben nur kleine Äpfel, meinte er. Nun hatte ich in den vergangenen Jahren nie etwas an der Größe meine Äpfel auszusetzen. Er ist kein Laie, was Gartenarbeit angeht und hat gelernt, was jeder Gärtner lernt: daß Obstbäume eine freie Baumscheibe brauchen. Dahinter steckt wohl der Darwinsche Glaubenssatz, daß in der Natur alles auf Konkurrenz basiert und der Stärkere gewinnt, also in diesem Fall das Unkraut. Möglicherweise ist es sogar sinnvoll, junge Bäume in der Anfangszeit mit einer wildwuchsfreien Umgebung zu unterstützen. Meine Bäume sind aber mittlerweile mehr als zehn Jahre alt. Ich habe mich von den Büchern Sepp Holzers Permakultur und Biotop mit Mensch von Gerda und Eduard Kleber inspirieren lassen. Kann ich jedem, der sich für Permakultur interessiert, wärmstens empfehlen. Ihnen folgend habe ich Pflanzen unter die Bäume gesetzt, die deren Gesundheit unterstützen:  Gundermann, Veilchen, Primeln, Schlüsselblumen, Walderdbeeren, dazu eine Braunwurz, die sich in meinem Gemüsegarten angesiedelt hatte. Einige sind von selbst gekommen: eine Stockrose, mehrere Königskerzen, Brennnesseln, Storchschnabel, Lichtnelke, Johanniskraut, Habichtskraut. Neben den genannten Büchern ist aber vor allem die freie wilde Natur meine Lehrerin: da kommt auch keiner und legt wildkrautfreie Baumscheiben an. Es macht auch niemand im Winter Obstbaumschnitte bei den wildwachsenden Apfel- und Kirschbäumen. Die dürfen alle so wachsen, wie es ihnen beliebt.

Alles hinterfragen, ist eines meiner Lieblingsmottos. Keine Wahrheit gilt ewig. So habe ich auch vor langer Zeit gelernt, daß die Beete im Herbst oder Winter umgegraben werden müssen, wegen der Frostgare und der kosmischen Einflüsse. So stand es in den biologisch-dynamischen Gartenbüchern, nach denen ich mich so gut ich konnte richtete. Ich kam allerdings mit dem Graben kaum hinterher. Irgendwann habe ich das Umgraben dann aufgegeben, nicht nur, um mir die Arbeit leichter zu machen, sondern auch aus der Überlegung heraus, daß ich mit dieser Aktion die Bodenschichten gründlich durcheinanderbringe und all die kleinen Wesen in der Erde massiv störe. Im Frühling lockere ich die Beete mit der Grabgabel, wo es nötig ist und hacke sie durch. Im Herbst säe ich Phacelia, Senf und Klee auf die abgeernteten Beete und mulche mit Laub. Einiges friert ab, den Rest hacke ich unter.

In meinem letzten Garten in Ostholstein haben mein Exmann und ich jeden Winter die alten Apfelbäume beschnitten. Das war ziemlich viel Arbeit und hat sich irgendwie nicht richtig angefühlt. Wenn wir zuviel geschnitten hatten, entwickelten sich Wassertriebe, eine Stressreaktion des Baumes. Hier habe ich damit gar nicht erst angefangen. Sepp Holzers Argumente gegen den Obstbaumschnitt haben mich überzeugt. Die Bäume wissen besser als ich, wie sie wachsen wollen. Ich gebe ihnen ab und zu Kompost, Brennnesseljauche und Wasser und freue mich über sie, dafür bekomme ich Äpfel, Zwetschen und Quitten.

Je länger ich hier lebe und Zeit im Garten verbringe, desto mehr spricht er zu mir und sagt mir, was zu tun ist. Das geschieht in Form von Eingebungen, z. B. hat mir neulich eine innere Stimme gesagt, daß der Kompost mal eine ordentliche Dusche gebrauchen könnte.

Johanniskraut

Gestern hörte ich in einen Podcast von John Kempf rein, in dem er Charles Eisenstein interviewt: regenerativeagriculturepodcast.com/episodes/episode-86-charles-eisenstein/. John Kempf ist Amish und befasst sich mit regenerativer Landwirtschaft. Ich dachte immer, daß sich die Amish von aller neumodischen Technologie fernhalten. Aber da lag ich wohl ziemlich daneben. Charles Eisenstein spricht darüber, daß die Trauer über den Verlust so vieler Arten ihn zum Umweltschützer gemacht haben. Beide kommen dann auf die Glühwürmchen zu sprechen. John Kempf berichtet, daß auch in seiner Region die Glühwürmchen selten geworden sind, obwohl er das Privileg habe, in einer pestizidfreien Umgebung zu leben. Ich habe zum letzten Mal Glühwürmchen 2006 im Pfälzer Wald gesehen und heute ertappe ich mich ab und zu dabei, daß ich mir wieder Mücken auf der Windschutzscheibe wünsche. Immerhin sehe ich jetzt häufiger Marienkäfer, die sich über die reichlich anwesenden Blattläuse auf den dicken Bohnen hermachen. Ich glaube, daß ein angstmotivierter Umweltschutz nicht nur wirkungslos sondern kontraproduktiv ist. Heilung kommt durch die Liebe zum Lebendigen, zum Wilden, zum Freien.

 

Gemeinde

Gestern gingen etwa 20 Menschen aus meiner Gemeinde mit mir durch die Landschaft, um wilde Pflanzen zu entdecken. Der Kultur- und Sozialausschuss der Gemeinevertretung hatte mich gefragt, ob ich sowas mal veranstalten könne. Es hat Spaß gemacht und die Stimmung war gut. Es waren auch zwei Kinder da, darauf war ich nicht vorbereitet, aber es gab kein Problem. Nach eineinhalb Stunden kamen wir auf die Streuobstwiese, die zwischen zwei Waldstücken liegt. Dort wartete die Bürgermeisterin mit Kaffee und Kuchen auf uns. Alles war unter einem der Apfelbäume auf Klapptischen arrangiert worden; sie hatte sich richtig Mühe gegeben. Wir alle freuten uns und sagten ihr das auch.

Ich habe wieder ein paar Leute kennengelernt, hatte ein paar angenehme Gespräche und fühlte mich als Teil der Gruppe. Mehrere sagten: „Wir leben hier im Paradies“, als wir durch die Landschaft streunten. Genau so sehe ich das auch und es ist doch gut, daß Menschen das wahrnehmen und schätzen. Man hütet und beschützt, was man schön findet und liebt.

Mittlerweile haben immer mehr Leute eine Pflanzenapp auf ihrem Smartphone. Ich sagte zu Beginn, warum ich Pflanzenapps nicht empfehle: sie sind praktisch, ohne Zweifel. Aber wenn die App den Namen der Pflanze, vielleicht auch noch die Heilwirkungen gemeldet hat, wird es vom Gehirn in eine Schublade gepackt. Schulade auf, Schublade zu! Aber wer eine Pflanze in der Tiefe kennenlernen will, der braucht dafür alle seine Sinne. Ich finde, daß Apps dumm machen, ebenso wie Navis, weil sie uns von unseren Sinnen abschneiden und abhängig machen. Was macht ihr, wenn der Strom wirklich ausfällt ohne eure Apps und Navis? Ich habe ihnen das aber freundlich gesagt und nichts verboten, das steht mir auch gar nicht zu.

Auf dem Heimweg fuhr ich fast mit dem Fahrrad über eine ausgewachsene Ringelnatter, die sich über die Straße schlängelte. Und am Vortag war ich wieder am Unkentümpel im Wald und habe ihre zauberhaften Laute gehört. Der Garten ist voller Bienen und Hummeln. Ich kann mich über Insektenmangel nicht beklagen. Neulich las oder hörte ich irgendwo, daß man schon mit einem ganze kleinen Fleckchen Erde den Insekten etwas Gutes tun kann, auch auf dem Balkon. Das kann ich bestätigen.

Dieses schöne Bilsenkraut wächst ohne mein Zutun im Möhren-und-Zwiebelbeet. Es ist hier sehr trocken und das kann man auch sehen. Aber ich habe mir einen Gartenschlauch für den Gemüsegarten gekauft, weil ich das Gießkannenschleppen leid war. Eine echte Erleichterung! Und der Rest des Gartens kommt noch klar. Ich singe so oft wie möglich das Regenlied.

Heute habe ich Erbsen geernet. Ich liebe Erbsen, aber ich habe sie dieses Jahr zum ersten Mal nach langer Zeit wieder im Garten. Sie sollten sich eigentlich um die Sonnenblumen ranken, die ich in der Mitte gesät hatte. Aber die Erbsenpflanzen wuchsen schneller und jetzt müssen die Sonnenblumen sich durch das Gewirr aus Erbsenpflanzen arbeiten. Ich brauchte ziemlich lange, um die reifen Schoten zu pflücken und musste zwischen Bücken und Hocken abwechseln, weil es sonst  zu anstrengend geworden wäre. Ich bin keine geübte Erbsenpflückerin, aber nach dieser Aktion verstehe ich, daß frisches Gemüse angemessen bezahlt werden muss.

Körper

Zum Thema Mensch als Herdentier ist mir etwas kürzlich Erlebtes eingefallen: letzte Woche traf ich mich mit K. nach dem Markt zum gemeinsamen Mittagessen. Sie saß schon in einem der Strandkörbe vor dem Restaurant, als ich kam und lud mich ein, mich neben sie zu setzen. Da saßen wir dann zu dritt – ihre kleine Hündin war mit dabei – auf engem Raum. Wenn ich nachdenke, ist K. die einzige meiner Freundinnen, mit der es oft einen engen Körperkontakt gibt. Wir können miteinander kuscheln, uns streicheln, an den Händen halten. Das geht von ihr aus; sie ist ein sehr körperlicher Mensch. Ich mag das gern und unsere Gespräche haben durch diesen engen Kontakt eine andere Qualität als solche, bei denen man sich gegenüber sitzt. Von mir aus suche ich aber solche Erfahrungen nicht; es kommt mir einfach nicht in den Sinn, wohl weil ich nicht mit allzuviel Körperlichkeit aufgewachsen bin. Allerdings umarme ich gern und oft Menschen und lasse mich auch gern umarmen.

Während meiner Körpertherapiezeit lernte ich, daß Menschen in unserem Kulturkreis sich in der Regel nur mit dem oberen Teil des Oberkörpers umarmen. Eine Ganzkörperumarmung, bei der ein enger Kontakt vom Brustkorb über den Bauch bis zu den Genitalien entsteht, ist eigentlich nur Liebespartnern vorbehalten. Das hat wohl seinen Ursprung in der körper- und sexualfeindlichen Konditionierung durch die Kirchen. Ich stimme Ilan Stephani zu, die einmal sagte, daß durch eine Umarmung viel mehr und viel umfassendere Informationen übertragen werden als durch das Internet. Und ich bin davon überzeugt, daß sich unser seelischer, geistiger und körperlicher Gesundheitszustand enorm verbessern würde, wenn wir wieder mehr Körperlichkeit zulassen könnten.

Natürlich gibt es Menschen, mit denen ich keinen intensiven Körperkontakt wünsche. Und ich kann mir vorstellen, daß solche, die schwere Missbrauchserfahrungen gemacht haben, davor zurückschrecken. Es geht also nicht darum, Körperkontakt zum Dogma zu machen, sondern fühlen zu lernen, wann ich ihn wünsche und wann nicht und das dann auch klar zu äußern.

Ein weiteres Beispiel: vor einiger Zeit saß ich mit mehreren Menschen auf einer Bank. Ich fühlte plötzlich, daß mein Oberschenkel und der meines Nachbarn zu meiner Rechten sich deutlich berührten. Reflexartig wollte ich mein Bein etwas mehr zu mir rücken, tat es aber nicht, weil ich spürte, wie gut sich diese Berührung anfühlte. Ich saß also still da und genoss einfach und musste innerlich grinsen, weil es sich irgendwie verboten und gleichzeitig genussvoll anfühlte. Für mich sind solche Erlebnisse echte Lernerfahrungen, weil sie mich daran erinnern, was eigentlich normal und wohltuend ist: Kontakt.

Dazu gehört auch echter Augenkontakt. Nach Wilhelm Reich macht sich die früheste Störung im Augensegment als Blockierung bemerkbar. Mein Körpertherapeut J., dem ich soviel verdanke, hat mit diesem Segment angefangen und ich erinnere mich an Sitzung um Sitzung, in der ich liegend mit lautem Aah den Ausatem in meiner Vorstellung durch die Augen geschickt habe, während er verspannte Muskeln an meinem Kopf und Nacken bearbeitete. Das war anstrengend, aber irgendwann nach vielen Wochen geschah etwas, was ich mir nicht hätte ausmalen können: ich sah plötzlich alles um mich herum gleichzeitig ohne den sonst üblichen Fokus; ich fühlte mich dabei als Teil des Großen Ganzen und gleichzeitig wurde mein Denken weit und frei. Wenn ich Menschen davon erzählt habe, bin ich allerdings schnell an meine Grenzen gekommen, weil meine Gesprächspartner sich in der Regel diese Art des Sehens nicht vorstellen konnten. Man muss es selbst erfahren; es ist nicht wirklich zu beschreiben. Aber wohl viele kennen diese Momente, wo zwei sich ansehen und dabei etwas im Inneren geschieht, als wenn ein Blitz eindringt, ein plötzliches Erkennen. Das kann nur geschehen, wenn der Filter, den wir gewöhnlich vor den Augen haben, für einen Moment verschwunden ist.

 

Die Schönheit der Wiese

Heute Morgen saß ich an meinem gewohnten Platz und sah auf die ungemähte Wiese, auf der so einiges an Wildkräutern blüht (leider schaffte ich es nicht, das auf dem Foto festzuhalten). Ich sah die unterschiedlichen Grassorten mit ihren filigranen Blüten und dachte, wie es sich für sie wohl anfühlen mag, wenn der Wind sie bewegt und nebenbei für die Bestäubung sorgt. Mir fiel auch ein, wie schön ich als Kind das Zittergras fand, das ich während unserer Urlaube in Tirol entdeckte.

Pflanzen wachsen besser, wenn sich andere Wesen über sie freuen. Das ist erforscht worden. Wenn die Insekten, Vögel, Eidechsen, Blindschleichen, Schlangen, all die großen und kleinen Säugetiere, die in einer Landschaft leben, Freude empfingen, dann kann das Land gedeihen. Und genauso ist es umgekehrt: Wenn das Land gedeiht, geht es allen anderen Wesen gut. Vielleicht kommt dann auch der langersehnte Regen wieder, weil die Landschaft ihn ruft. Alles ist durstig. Ich muss die große Vogeltränke jeden Tag füllen und die Bienen schlecken abends noch den letzten Rest Wasser auf. Dann gieße ich meine Gemüsebeete, die seit fünf Wochen auf Regen warten.

Ich habe nach über zwanzig Jahren wieder Wolf-Dieter Storls Buch Der Kosmos im Garten aus dem Regal genommen. Es liefert mir Inspirationen. Wie schön, daß ich endlich als Rentnerin Zeit für dieses Stück Land habe. Während meines Arbeitslebens habe ich auch viel im Garten gemacht, aber eigentlich immer unter Zeitdruck. Jetzt kann ich viel öfter sitzen und schauen und der Garten spricht zu mir und sagt, was er braucht und wo ich ihn in Ruhe lassen soll. Trotz der Dürre sieht vieles noch gut aus. Ich lerne gerade ein neues Wasserlied und werde damit den Regen rufen.

Im Rahmen des Impfausleitungskongresses von Alina Lessenich habe ich mir ein paar sehr schöne Interviews angesehen. Nicht, daß ich eine Ausleitung brauche, aber ich habe mich angemeldet, weil es einige Sprecher zu interessanten Themen gab und weil es einfach gut tut von Ärzten zu wissen, die den Horror der letzten drei Jahre nicht mitgemacht haben und sich ernsthaft bemühen, den Menschen zu helfen, die jetzt unter den Nebenwirkungen der „Impfung“ leiden. Daß die Spikeproteine auch auf Ungespritzte übertragen werden, war mir bereits länger bekannt; auch meine Ärztin hatte das bestätigt. Und da gibt es mittlerweile Möglichkeiten, die loszuwerden. Sehr gut hat mir die amerikanische Gynäkologin Christine Northrup gefallen, deren Klassiker Frauenkörper – Frauenweisheit ich vor vielen Jahren gelesen habe. Sie sagte übrigens, daß mindestens eine Charge der „Impfstoffe“ lediglich physiologische Kochsalzlösung enthielt. Man kann das an der Chargennummer erkennen; es gibt wohl eine Stelle, an die Menschen sich in dieser Angelegenheit wenden können. Bereits im Herbst 2021 erfuhr ich von den wirkstofffreien Chargen durch eine Mikrobiologin, die von entsprechenden Entdeckungen durch mit der Untersuchung der „Impfstoffe“ beauftragte Labore erzählte. Da kann sich nun jede selbst einen Reim draus machen.

Richtig begeistert hat mich das gestrige Interview mit Christian Schubert, Professor für Psychoneuroimmunologie. Er hat sich in den letzten drei Jahren einen Namen als „Covidiot“ gemacht, das heißt also: er hatte den Mut und die Standhaftigkeit, sich gegen sämtliche Maßnahmen auszusprechen. In seinen Augen sind Lockdowns, Schulschließungen, social distancing, Masken und die systematische Angstmache effektive Mittel, um das Immunsystem von Menschen herunterzufahren. Daß es auch anders geht, hat Schweden gezeigt. Dort wurden Menschen während der sogenannten Pandemie würdig behandelt und das Resultat ist eine wesentlich geringere Sterblichkeit als in Deutschland, einem der Länder mit den härtesten Maßnahmen. Hier gibt es weitere Infos dazu: blog.bastian-barucker.de/schweden-gotzsche/. Christian Schubert beschreibt sehr schlüssig, was anhaltende Angst im Körper macht und daß alles noch verschärft wird, wenn man dem Herdentier Mensch Kontakt verbietet und es zwingt, eine Maske zu tragen. Daß die Maßnahmen höchst ungesund sind und das Immunsystem eher schwächen, könnte eigentlich jeder wissen, der ein wenig nachdenkt. Aber mir gefällt, wie er dazu den medizinischen Hintergrund liefert. Zum Beispiel wird bei chronischer Angst das Nebennierenrindenhormon Cortisol, ein Stresshormon, nicht mehr gebildet, was dann den Körper anfällig für Entzündungen macht. Gut gefallen hat mir auch, daß er die Panikmache der anderen Seite kritisiert: wenn also impfkritische Ärzte den Teufel an die Wand malen und sagen, daß innerhalb weniger Jahre alle „Geimpften“ sterben werden. Denn selbst wenn mittlerweile immer mehr Impfschäden ans Licht kommen, macht es immer noch einen Unterschied, ob einer mit Angst oder mit Vertrauen auf die Abläufe in seinem Körper schaut. Die Psyche spielt eine sehr große Rolle und wirkt bis in unsere DNA hinein.

Christian Schubert nennt die Dinge unerschrocken beim Namen. Er nennt die Menschen, die uns in den letzten drei Jahren gequält haben, krank. Er glaubt auch, daß das Coronavirus ein im Labor manipuliertes Virus ist;  dafür gibt es wohl Hinweise. Auch diese Menschen, die Viren und Bakterien so manipulieren, daß sie geeignet sind großen Schaden anzurichten, z. B. als Biowaffe, nennt er krank. Und unsere Schulmedizin ebenso. Die Menschen müssten von der Schulmedizin befreit werden, fordert er. Und eine Beziehung zwischen Arzt und Patient, die nicht auf Augenhöhe und mit Respekt stattfindet, ist einfach unakzeptabel. So sehe ich das auch.

Nachbars Kater zu Besuch