Holles Garten Blog

Der Wald ist die Welt

Gestern fand ein schöner Kräuterkurs mit interessierten und angenehmen Frauen statt. Der hat mich für das verstörende Erlebnis im letzten Monat mehr als entschädigt. Damit so ein Tag erfreulich wird, braucht es nun mal beide Seiten.

Heute besuchte ich den Wald, in dem wir gestern waren, wieder. Bei Sonnenschein ist es dort besonders schön, weil sich dann der Duft der Kiefern so intensiv verströmt und in mir ein unglaublich wohliges Gefühl hervorruft. Ich sammelte Birkenblätter und mein Plan war, daß die Menge für den nächsten Frühling reichen sollte, im getrockneten Zustand also soviel, wie in ein 500 ml-Glas passt. Bisher habe ich die Blätter immer bei Kräuter-Pflug in Kiel gekauft. Das ist übrigens ein ziemlich guter Laden, in dem eine fast alles an Heilpflanzen und Gewürzen in guter Qualität bekommt. Manches sammele ich auch selber. Heute merkte ich mal wieder, wie zeitaufwendig das ist, selbst bei dieser überschaubaren Menge. Wenn sich noch mal Menschen bei mir beklagen, wie teuer Heilkräuter im Geschäft sind, dann werde ich ihnen sagen: „Sammle selbst und dann reden wir noch mal.“ Die Birken sind um diese Zeit so schön mit ihren feinen, glänzenden Blättern, die sich im Wind bewegen und fast durchsichtig sind, wenn die Sonne scheint. Sie bringen die Heiterkeit des Frühlings in meine Körperin und haben mir in der Vergangenheit schon einige Male geholfen, wenn ich Schmerzen in den Fingern und Handgelenken hatte. Vor vielen Jahren hat mir mal ein anthroposophischer Arzt den Tipp mit dem Birkenblättertee gegeben und mir erzählt, daß Menschen, die als Kinder früh intellektuell stark gefordert wurden, zu dieser Art von Schmerzen neigen. Für mich fühlt sich das wie gestaute Energie in den Händen an. Die Birke bringt alles wieder in Fluss.

Ich sammelte also und ging dabei in eine meditative Stimmung, hörte den Vögeln zu und genoss es im Wald zu sein. Ach, ich liebe Wälder einfach. Das war schon immer so. Ich gehe auch nachts in den Wald und fürchte mich nicht. Als Mitteleuropäerin habe ich den Wald in meiner DNA. Jetzt gibt es ja nur noch kleine Überreste davon, aber vor ca. 2000 Jahren war hier fast überall Wald. Der Wald war für die damaligen Menschen und die anderen Tiere die Welt.

Umso mehr macht mir zu schaffen, was im Reinhardswald geschehen soll, der einer der Wälder meiner Kindheit ist: dort soll eine Windkraftanlage mit über 200 m hohen Masten errichtet werden, der die Grünen in der hessischen Landesregierung zugestimmt haben. Ich habe dazu ein Video von Peter Wohlleben gesehen, der alles Wesentliche über Windräder im Wald sagt: https://www.facebook.com/PeterWohlleben.Autor/videos/479323976473734/

Ich träume von einem Lastenfahrrad, damit ich mein Auto nicht mehr so oft brauche. Eine Freundin, der ich davon erzählte, ging ganz selbstverständlich davon aus, daß es ein E-Fahrrad sein würde. Nein, wird es nicht. Ich will nicht dazu beitragen, daß für die Akkus Regenwälder in Südamerika abgeholzt werden. Und solange ich kräftige Muskeln habe, kann ich auch Fahrrad fahren.

Walpurgis

Walpurgis, das Maifest, ist eins der wenigen alten heidnischen Feste, das die Kirchen sich nicht einverleibt haben. Vielleicht, weil es ein Fest mit großer erotischer Kraft ist. Nachdem es wochenlang hier im Norden sonnig, dabei aber recht kalt gewesen ist, bricht seit einigen Tagen der Frühling voll durch. Es scheint, als kämen alle Pflanzen gleichzeitig zum Blühen. Wenn ich unter dem blühenden Zwetschenbaum im Garten stehe, komme ich in einen träumerischen Zustand, den ich zum ersten Mal unter dem blühenden Kirschbaum in unserem Garten in Münster erlebt habe. Die Mehlschwalben sind zurück und alle Vögel singen ihre Lieder und überall ist diese Freude, diese Lust am Leben, an der Fülle, an der Schönheit zu spüren.

Ich lese zur Zeit ein sehr schönes Buch, das es leider nicht in deutscher Übersetzung gibt: Danielle Dulsky, eine amerikanische Hexe, ist die Autorin von The Holy Wild – A Heathen Bible for the Untamed Woman (Das heilige Wilde – eine heidnische Bibel für die ungezähmte Frau). Allein die Sprache ist schon ein Genuss, diese Poesie, diese Wortmächtigkeit! Danielle Dulsky schlägt Rituale zur Selbstermächtigung und Heilung vor, ebenso magische Handlungen. Und das Schöne ist, daß sie das mit großem Respekt für die Leserinnen macht: sie gibt lediglich Anregungen, sagt nie: du musst das so und so machen! Und sie nimmt radikale Umdeutungen vor, z. B. bei der Beschreibung von Salomes Schleiertanz. In ihrer Version der Geschichte wirft Salome mit jedem Schleier eine patriarchale Konditionierung ab, also die jahrhundertealten Vorstellungen, wie eine Frau zu sein hat. Ich bin davon überzeugt, daß jetzt die Zeit reif ist, unser volles Potential zu verwirklichen und die zu sein, die wir sind und nicht die, als die man uns sieht.

auch dieses Walnussblatt will sein volles Potential verwirklichen

Übrigens gilt das auch für Männer. Neulich unterhielten B. und ich uns über Männer und Frauen. B. ist der Ansicht, daß Frauen von Natur aus viel emotionaler sind als Männer. Ich sehe das anders. Ich habe in meinem Leben schon einige Männer erlebt, die sehr emotional waren. Und ebenso kenne ich Frauen, die eher zurückhaltend im Ausdruck von Emotionen sind. Ich glaube, daß Männer über viele Generationen hin darauf konditioniert wurden, nicht zu fühlen. Das war eine Notwendigkeit, weil sie diejenigen waren, die für die Herrschenden in den Krieg ziehen und andere Menschen töten mussten. Gefühle sind bei diesem miesen Job ein großes Hindernis. Wenn es also heute anscheinend weniger emotionale Männer als Frauen gibt, dann ist das die Folge einer seelischen Deformation.

Und dann müsste man noch klären, ob emotional heißt, daß eine*r Gefühle hat oder sie ausdrückt. Ich glaube, in der Regel ist damit der Gefühlsausdruck gemeint. Wenn es darum geht, bin ich wohl weniger emotional, aber ich weiß, daß ich viel fühle. Während meiner Körpertherapieausbildung ließ unser Lehrer John Pierrakos uns gern Energiemandalas machen: wir lagen sternförmig auf dem Boden, die Köpfe im Zentrum, die Beine strahlenförmig nach außen. Dann leitete er uns durch Gefühlszustände und innerhalb kürzester Zeit war der Raum voll von lautem Schreien, Stöhnen, Weinen. Ich habe diese Übung gehasst, denn ich konnte nicht auf Kommando irgendwelche Gefühlsäußerungen produzieren und die lauten Geräusche führten bei mir dazu, daß ich mich kontrahierte. John genoss die Energie, die bei dieser Arbeit entstand; ich hingegen wollte nur weg. Später sagte mir eine Frau, auf deren Worte ich etwas gab: „Wenn eine Person laut schreit oder weint, heißt das noch lange nicht, daß sie besonders viel fühlt, oft eher im Gegenteil.“ Dieser Satz hat mich sehr entlastet.

Zum Schluss noch mein Statement zum Krieg in der Ukraine: Putin hat die Ukraine überfallen, das ist ein Akt der Aggression. Der Westen, allen voran die USA, haben diesen Krieg provoziert und Russland absprachewidrig die NATO vor die Haustür gesetzt. 2014 wurde durch die westlichen Mächte eine neue hochkorrupte Regierung in der Ukraine installiert. Waffenlieferungen verlängern den Krieg und damit das Leiden der Zivilbevölkerung, wie in Syrien geschehen. Die Grünen betätigen sich als Kriegstreiber, indem sie diese Waffenlieferungen fordern. Es gibt Firmen, die eine Menge Geld mit dem Krieg machen, u. a. die deutsche Rhein-Metall.

Übrigens die Grünen: hier in Schleswig-Holstein finden demnächst Landtagswahlen statt und alle Parteien machen offensiv Werbung. Neulich fragte ich einen jungen Mann am Stand der Grünen, ob er wisse, daß für das Lithium in den E-Autos, für das unsere neue Außenministerin vor der Bundestagswahl so sehr geworben hat, in Südamerika Regenwälder abgeholzt werden. Er wusste es und lamentierte gleich: „Das ist ein großes Dilemma.“ Dann berichtete er aber ganz stolz, daß in Niedersachsen gerade eine Fabrik gebaut wird, die Lithium aus den Batterien recycelt. Dann redete er ganz viel und hatte offensichtlich kein Interesse mir zuzuhören. Mir ging es mit ihm genauso und ich ging.

In den 70er Jahren, als ich noch zur außerparlamentarischen radikalen Linken gehörte, habe auch ich in der Stadt an Büchertischen gestanden und versucht, Leute von unseren Positionen zu überzeugen. Das nannte sich damals Agit Prop (Agitation Propaganda) und bedeutete, ganz viel zu reden, dabei den Eindruck des Expertentums zu vermitteln und den anderen nicht zu Wort kommen zu lassen. Natürlich habe ich damals niemanden überzeugt. Ich habe also Verständnis für diesen jungen Grünen, aber das ändert nichts daran, daß ich keine Lust mehr habe, mich auf diese Art von einseitigem Gespräch einzulassen.

Crashkurs

Sumpfdotterblumen

Mittlerweile war ich mal wieder in Münster, um meine Mutter zu besuchen. Außerdem habe ich mich mit typisch deutscher Kleingeistigkeit beschäftigt. Meine Mutter besitzt eine Wohnung in Münster, die wir als Unterkunft benutzen, wenn wir sie besuchen. Von einer Freundin meiner Mutter, die in dem Stadtteil Hinz und Kunz kennt, erfuhr ich, daß es in dem Haus Menschen gibt, die es nicht gut finden, daß die Wohnung nicht durchgehend bewohnt ist. Gut, ich kann das in gewisser Weise verstehen, aber daran lässt sich nichts ändern, solange meine Mutter noch lebt. Ab und zu treffe ich im Treppenhaus Nachbarn, man schnackt ein wenig, oft gibt es auch Fragen nach dem Befinden meiner Mutter. Man kennt sich also ein wenig. Nun kam vor einigen Wochen ein etwas strenger Brief der Hausverwaltung bei mir an, in dem ich aufgefordert wurde, umgehend den unansehnlichen Anblick des Balkons in Ordnung zu bringen. Gemeint waren damit die etwa 10 cm hohen aus dem Blumenkästen ragenden trockenen Überreste von Geranien, die meine Mutter im vorletzten Sommer gepflanzt hatte. Die Nachbarn hätten uns das schon einige Male mitgeteilt und sich nun an die Hausverwaltung gewendet. Ich schrieb höflich, aber nicht freundlich zurück, daß man uns keine einziges Mal wegen dieser Angelegenheit angesprochen hätte, obwohl es viele Gelegenheiten dazu gegeben habe und ich werde die Sache bei meinem nächsten Aufenthalt in Ordnung bringen. Ich bekam dann eine etwas moderatere Antwort, in der man mir mitteilte, daß man diese Sache nicht überprüft habe. Übrigens weiß ich, welche Frau sich beschwert hat. Ich traf sie dieses Mal im Treppenhaus und sie beklagte sich bei mir, daß sie zweimal am selben Tag einkaufen musste, weil sie so vergesslich geworden sei. Ich sagte: „Sehen Sie es doch positiv: Bewegung ist gesund“ und ließ sie stehen. Ich glaube, Deutschland wäre ein angenehmeres Land, wenn man Menschen ganz direkt seine Wünsche und seinen Ärger mitteilte. Was bin ich mal wieder froh über mein freundliches kleines Dorf!

Es haben viele Menschen ihr Interesse an meinen Kräuterkursen bekundet. Die meisten nannten als Grund, daß sie sich von der Schulmedizin unabhängig machen wollten. Das habe ich erstmal als Tendenz hin zu mehr Selbstverantwortung begrüßt. Mittlerweile hat sich herausgestellt, daß es einigen darum geht, einen Crashkurs in Kräuterheilkunde zu bekommen: eine ganze Liste von Pflanzen, wogegen sie wirken und möglichst auch gleich noch die dazugehörigen Krankheitssymptome in einem Tageskurs. Ich verstehe, daß dieses Bedürfnis als Reaktion auf die Coronamassenpsychose entstanden ist. Aber das kann ich nicht befriedigen. Dann kauft euch ein gutes Buch – sowas gibt es – in dem man nachschlagen kann. Das funktioniert manchmal, aber eben nicht immer. Ich selbst habe in vielen Jahren von, über und mit den Pflanzen gelernt, ich habe Erfahrungsberichte von anderen gesammelt und damit mein Wissen erweitert, ich lerne immer noch und werde damit nicht aufhören, solange ich lernen kann. Ja, es ist möglich und in meinen Augen auch notwendig, sich weitgehend unabhängig von der Schulmedizin und die Heilkunde wieder zur Allmende zu machen. Aber wie ich schon in meinen letzten Posts gesagt habe: nach meiner Erfahrung ist das Wichtigste die Beziehung zu den Pflanzen. Unsere grünen Helferwesen brauchen den Kontakt mit uns (und wir ihn mit ihnen), um uns gut helfen zu können. Hier gilt der alte Spruch: Gut Ding will Weile haben. Das heißt letztlich: wir müssen uns vom Gedanken des Konsumierens verabschieden.

Auf der Zugfahrt las ich heute in dem Buch Der Vagus Schlüssel zur Traumaheilung von Gopal Norbert Klein. Der Autor – ich habe schon mal über ein Interview mit ihm geschrieben – vertritt die schlüssige These, daß all die vielen Übungen, die mittlerweile um die Themen Vagus und Trauma auf dem Therapiemarkt kursieren, nichts weiter als Wellnessübungen sind, die letztlich nicht heilend wirken können. Das macht sehr viel Sinn für mich. Es ist im Grunde immer dasselbe Muster: Menschen wünschen sich eine Pille, eine Pflanze, eine Übung, die ihre Beschwerden schnell wegmacht. Wodurch findet aber wirkliche Heilung statt? Durch Beziehung! Ich habe an anderer Stelle darüber geschrieben und finde es spannend, daß dieses Thema jetzt von mehreren Seiten zu mir kommt.

Maskenball

Die neue Regierung hat uns vor einigen Monaten für den 20. März den Freedom Day, also das Ende aller Corona-Maßnahmen versprochen. Nun, es ging so wie mit allen anderen Versprechen, es wurde nicht eingehalten. Stattdessen werden die Maßnahmen je nach Bundesland in einem schleppenden Tempo zurückgefahren. In Schleswig-Holstein wurde am 2. April die Maskenpflicht aufgehoben, allerdings nicht für alle Bereiche. Und die Händler dürfen selbst entscheiden, ob sie diese beibehalten oder nicht. Am Dienstag fuhr ich zum Geschäft eines Bekannten, in dem ich das letzte Mal vor über zwei Jahren war. An der Tür machte ein Schild mich darauf aufmerksam, daß hier weiterhin eine Maske getragen werden müsse. Ich ging schlecht gelaunt rein und fragte die Verkäuferin nach den Gründen. „Wegen der Sicherheit und weil die Infektionszahlen weiterhin so hoch sind“, antwortete sie hinter ihrer Plexiglasscheibe. Meine Lust, in diesem Laden in Ruhe herumzustöbern und vielleicht etwas zu kaufen, fiel auf den Nullpunkt. Ich bin widerwilliger denn je, mir diesen gesundheitsschädlichen Rotzlappen vor die Nase zu binden.

Etwas ängstlich fuhr ich heute nach Kiel. Was würde mich dort erwarten? Würde ich meinen Vorsatz, nur da einzukaufen, wo ich mit freiem Gesicht reinkäme, erfüllen können? Beim Biobäcker hing kein Schild mehr vor der Tür. Ich ging maskenlos rein. Die Verkäuferin zog ihre Maske hoch, als sie mich sah. Als ich sie darauf ansprach, erklärte sie: „Zu meiner eigenen Sicherheit“. Meinetwegen, wenn es ihr damit besser geht.

Auf dem Markt war es ohnehin kein Problem. Dort ist seit einigen Wochen auch das Schlangestehen abgeschafft. Anschließend benutzte ich die öffentliche Toilette. Ein Schild wies mich auf die weiterhin bestehende Maskenpflicht hin. Ich ging ohne Maske rein und wartete vor den verschlossenen Kabinen. Dabei hörte ich zu, wie sich zwei Marktfrauen eifrig über das schäbige Wetter unterhielten, untermalt von Pinkelgeräuschen. Die Toilettenfrau kam mit ihrem Schrubber rein. Sie trug ihre Maske unter dem Kinn, sah mir ins Gesicht und sagte gut gelaunt: „So geht das ja nun nicht.“ „Was denn?“ fragte ich. „Na, das Wetter“, antwortete sie. Dann entspann sich ein Gespräch zwischen den beiden Marktfrauen, die immer noch auf dem Klo saßen, der Toilettenfrau und mir. Ich muss sagen, daß ich mich in dieser Umgebung fast heimisch fühlte und fand die 50 Cent-Klobenutzungsgebühr gut angelegt. Kurz dachte ich auch, daß Klofrau vielleicht gar nicht der schlechteste, wenn auch ziemlich unterbezahlte Beruf ist.

In meiner Bank herrschte immer noch Maskenpflicht. Ich benutzte den Geldautomaten im Eingangsbereich und widerstand der Versuchung, der Überwachungskamera die Zunge aus meinem maskenfreien Gesicht rauszustrecken.

Zuletzt ging ich in den Stoffladen, um Garn zu kaufen und nach einem Schnitt für einen Sommerrock zu schauen. An der Tür wies ein Schild mich darauf hin, daß man das Tragen einer Maske empfehle, zu meiner und der Sicherheit der Angestellten. Ich muss ja nicht jeder Empfehlung folgen, ging also ohne Maske rein und wurde von einer ebenfalls unmaskierten Verkäuferin begrüßt.

Auf der Rückfahrt musste ich sehr über die Slogans auf den Wahlplakaten lachen, z. B. „Mobilität ist -Freiheit“ von einer der Regierungsparteien. Ja, ihr Schlauberger: erst kassiert ihr unsere Grundrechte und damit unsere Freiheit und dann wird Freiheit neu definiert als Mobilität. Und das bei Spritpreisen, die jeden Normalverdiener dazu bringen, das Auto möglichst oft stehenzulassen und die Pendler alt aussehen lässt. Und falls Mobilität mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gemeint sein sollte: die kann man sich auch kaum leisten.

Wieder zu Hause traute ich meinen Augen nicht: da lag Schnee vor der Tür. Den hatte es am Morgen noch nicht gegeben und auch nicht in Kiel.

Alles in allem war es ein sehr lustiger Tag.

Beziehung

Das gute selbstgebackene Roggenbrot

In Hessen ging ich nach dem Mittag- oder Abendessen in den Wald. Ich kam an einer Wiese vorbei und hörte den jubilierenden Gesang einer Lerche. Wenig später konnte ich sie auch sehen, wie sie über der Wiese auf- und niederflog. Als ich Kind war, gehörten Lerchen zum Frühling und Sommer. Sie waren überall, wo es Wiesen gab. Daß sie dabei sind zu verschwinden, habe ich erst bemerkt,, als ich vor etwa zehn Jahren mal wieder eine hörte und sah, ganz in meiner Nähe in einem Kiesgrubenbiotop. Aber seit einigen Jahren ist sie auch dort verschwunden. Das ist sehr traurig. Diese kleinen Vögel sind für mich der Inbegriff der großen Freude über die Schönheit der Erde: dieser ekstatische Gesang, das Tanzen in der Luft – es ist die reinste Lebensfreude, ein überquellendes Dankeslied an Mutter Erde und ihre Fülle. Es gibt kaum noch naturbelassene Wiesen, in denen sie brüten können.

Noch etwas anderes verschwindet. Vom Zug aus konnte ich, während wir durch Niedersachsen fuhren, sehen, daß die Wälder meiner Kindheit sterben. Es waren Fichten, Hunderte, Tausende toter Fichten, an denen wir vorbeifuhren. Ich habe Bilder vom Harz gesehen, wo man jetzt an einigen Stellen dazu übergegangen ist, den Wald sich selbst zu überlassen, das Sterben geschehen zu lassen und zuzusehen, wie er sich mit anderer Vegetation von selbst erneuert. Das halte ich für die einzig richtige Antwort auf das große Sterben: sich nicht mehr einzumischen, sondern der Selbstregulation zu vertrauen. Ich weiß, daß das Sterben seine Ursache in den Monokulturen, der Trockenheit und dem Befall mit Borkenkäfern hat und daß alles miteinander zusammenhängt.

Meine grünen Verbündeten

Mich beschäftigt immer noch das extreme Verhalten der Teilnehmerin meines letzten Kräuterkurses. Sie hat mir zum Schluss, bevor ich sie wegschickte, noch gesagt, daß sie etwas anderes erwartet hätte. Nun, wenn sie meine Homepage oder den Flyer gelesen hätte (was sie angeblich getan hat) oder wenn sie mir zugehört hätte (was sie nicht getan hat), wäre ihr schon zu Beginn klar geworden, daß ich nicht die richtige Lehrerin für sie bin.

Mir kommt es in meinen Kursen darauf an, Menschen zu vermitteln, wie sie mit den Pflanzen in Beziehung treten können. Dazu braucht es die Bereitschaft sich einzulassen und alle Sinne einzusetzen. Von meiner Seite gibt es ein breites Angebot an Geschichten, Mythen, Erfahrungsberichten mit den Pflanzen, auch Wissenschaftliches und zum Abschluss ein Skript mit den wichtigsten Informationen. Man kann Pflanzen benutzen wie Medikamente, also mit der Einstellung: ich will ein Mittel, was mir meine Krankheit, meine Beschwerden wegmacht. Diese Haltung kennen wir alle, sie ist verständlich. Mit dieser Haltung gehen wir auch in der Regel zum Arzt, der uns schnell von allem befreien soll, was uns plagt. Man bekommt dann Schlaftabletten, Tabletten gegen Schmerzen und Bluthochdruck, Antidepressiva und was heute noch so alles völlig normal geworden ist. Aber all diese Mittel helfen – im günstigsten Fall und längst nicht immer und jedem – nur gegen die Symptome. Sie können nicht heilen. Das gilt auch für Pflanzen, die anstelle der Erzeugnisse der Pharmaindustrie eingesetzt werden: vielleicht helfen sie vorübergehend, aber sie heilen nicht.

Damit Heilung geschehen kann, braucht es nach meiner Erfahrung Beziehung. Das heißt zuallererst Beziehung zu mir selbst, zu meinem Körper. Dabei können Fragen helfen: wozu brauche ich diese Krankheit? Ich glaube, daß jede Krankheit eine Aufgabe mit sich bringt, die erkannt werden will. Im Wort Aufgabe steckt das Aufgeben. Was möchte aufgegeben werden? Welche Einstellungen, welche alten Glaubenssätze sind nicht mehr angemessen? Dazu fällt mir wieder der Satz meines verstorbenen Freundes und ehemaligen Therapeuten Jans ein: „Die Seele sagt zum Körper: sag du’s ihr. Auf mich hört sie nicht.“ Im Fall einer Grippe oder meinetwegen auch Covid ist das einfach: die Aufgabe ist, sich ins Bett zu legen und der Weisheit des Körpers das Feld zu überlassen. Da Fieber, Gliederschmerzen und was man sonst noch an typischen Symptomen hat, den Verstand genialerweise weitgehend lahmlegen, kann der dabei auch nicht stören. Das ist Körperintelligenz! Bei anderen Krankheiten dauert das länger. Ich bin in meinem Leben nicht sehr oft, aber einige Male schwer krank gewesen. Das letzte Mal hat sich in meinem 28. Lebensjahr ereignet und es hat viele Jahre gebraucht, bis ich wieder richtig gesund war. Aber diese Zeit war so wichtig für mich und ich wäre nicht die, die ich bin, wenn ich sie nicht gehabt hätte. Im Rückblick weiß ich, daß sie zu meinem Seelenplan gehörte. Zurück zu den Pflanzen: wenn ich mir wünsche, daß die Pflanzen mir helfen in meinem Genesungsprozess, dann ist es gut, mit ihnen in Beziehung zu gehen, sie als lebendige Wesenheiten zu erkennen und von ihnen zu lernen. Man kann natürlich auch Bücher oder das Internet zu Rate ziehen: welche Pflanzen helfen bei diesen oder jenen Beschwerden? Das ist die gleiche Haltung wie bei der Einnahme von Tabletten. Kann man machen, aber es ist dann eben nur Symptombehandlung. Es ist die Konditionierung des Konsumierens. Es ist eine Frage der Entscheidung. Mein Weg ist ein anderer und ich finde ihn zutiefst befriedigend und erfüllend. Das ist das, was ich in meinen Kursen vermittle.

Etwas abgewandelte Aufforderung von Willem Christiaan Engel, Tänzer und Aktivist, der vor einigen Tagen aus der Untersuchungshaft in Rotterdam entlassen wurde

Und wer noch was anderes über den Ukrainekrieg lesen möchte als das Dauergeschrei der Mainstreammedien: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-deutschen-wollen-den-krieg-in-der-ukraine-gewinnen

Bewusstseinsfeld

Ich war fünf Tage am Edersee als Teilnehmerin des Seminars „Lesen im Bewusstseinsfeld“ mit Stephan Meier und bin am Donnerstagabend völlig erfüllt zurückgekommen. Ich bin schon recht lange mit mir und meinem Leben recht zufrieden und doch gab es auch immer eine Ahnung, daß da noch mehr ist, was ich in meinem jetzigen Erdenleben machen möchte. Manchmal sah es aus wie eine Nebelwand, durch die ich nicht hindurchsehen konnte. Dann sah ich vorletztes und letztes Jahr Interviews, die Judith Haferland im Rahmen ihres Kongresses Die Reise deines Lebens mit Stephan Meier geführt hat und fühlte eine große Resonanz. Dieses Jahr habe ich mich dann kurzfristig für die Teilnahme entschieden und soviel unbeschreiblich Schönes und eine große innere Erweiterung erfahren. Die Nebelwand beginnt sich zu lichten. Und ich habe fünf Tage lang erlebt, wie Menschen wirklich sind/sein können: liebevolle, offene, leuchtende Wesen. Mehr kann/will ich erst mal nicht berichten. Ich brauche jetzt Zeit, um alles zu verdauen und sich setzen zu lassen.

Heute kam das Kontrastprogramm: während des Kräuterkurses verhielt sich eine Teilnehmerin so missachtend den Pflanzen und auch mir gegenüber, daß ich sie weggeschickt habe. Ich habe sowas in all den Jahren noch nie erlebt und verstehe auch nicht, was mit dieser Frau los war. Dabei ist auch klar geworden, daß ich noch mal über das Konzept der Schenkökonomie nachdenken muss. Es scheint für einige Menschen irritierend zu sein, wenn ich keinen festen Betrag vorgebe. Jedenfalls fand gleich zu Anfang darüber eine unerfreuliche Diskussion statt, bei der ich darum gebeten wurde, eine Untergrenze zu nennen. Es ist ja ein Prozess, den ich da durchlaufe. Ich habe übrigens bezeichnenderweise bisher nur mit relativ gut betuchten Menschen Feilschereien ums Geld erlebt, obwohl ich mit meinen Preisen immer im unteren Spektrum gelegen habe. Mit Menschen, die wirklich wenig Geld haben, hat es dagegen noch nie Diskussionen um die Bezahlung gegeben. Ich denke darüber nach und stelle dann einen aktualisierten Text in Früchte > Wilde Medizin.

Tochter und Schwiegersohn, mit denen ich abends telefonierte, sagten zum Vorfall mit der weggeschickten Teilnehmerin, der mich den ganzen Tag beschäftigt hat, sie hätten heute auch seltsame Sachen mit Menschen erlebt. Da ist wohl was im Feld: Schwingungserhöhung? Schumann-Frequenzen? Keine Ahnung!

Frieden

Vor einigen Tagen saß ich in der Sonne und sah den Bienen beim Fliegen und Polleneintragen zu. Die Vögel sangen aus vollen Kehlen, hoch am Himmel zogen drei Seeadler ihre gemächlichen Kreise – ich konnte ihre weißen Schwanzfedern im Licht deutlich erkennen – , eine Eidechse kroch aus dem Steinhaufen und setzte sich auf einen liegenden Baumstamm, so daß ich sie richtig lange betrachten konnte. Es war so ein großer Frieden in mir, wie ich ihn lange nicht mehr gefühlt habe. Wenige Tage später streifte ich durch die Landschaft, um Pflanzen zu entdecken. Ich hockte am Bachlauf im sumpfigen Wald bei den Teichen und schaute mir das noch nicht aufgeblühte Milzkraut und die Bachbunge an, da hörte ich ein Knistern und sah ein sehr kleines Tier, das aus dem trockenen Laub kroch. Ich blieb ganz still und erkannte einen kleinen Molch. Ich glaube, den letzten hat mir mein Vater gezeigt, als ich ein Kind war. Es lohnt sich, ganz ruhig in der Natur zu sein, dann hat eine die Chance, die wilden Wesen zu sehen, die sonst die Menschen scheuen.

Die immer mal wieder aufflammende Angst, nein, nicht vor dem Virus, sondern vor den Plänen der herrschenden Elite, ist deutlich weniger geworden. Geholfen hat dabei der fast völlige Verzicht auf die Mainstreammedien. Auch die Alternativmedien konsumiere ich mit Bedacht, denn auch dort wird gelegentlich mit Angst gearbeitet, ebenso mit Falschmeldungen. Besonders hilfreich finde ich, ganz bewusst darauf zu achten, was mir gut tut und was nicht. Ich bin wählerischer im Umgang mit anderen Menschen geworden und frage mich: Wer tut mir gut? Ja, es stimmt, daß es eine immer deutlichere Spaltung gibt, auch in meinem Bekanntenkreis. Manchmal sind die Gesprächsthemen stark eingeengt, wenn wir Streit vermeiden wollen. Ich lerne zu akzeptieren, daß manche Freundschaften auf der Strecke bleiben werden. Dafür lerne ich immer wieder neue Leute kennen, mit denen ich etwas anfangen kann. Die letzten zwei Jahre haben so viel verändert und das wird wohl auch erst mal so weiter gehen. Manche spirituelle Menschen sprechen von zwei unterschiedlichen Zeitlinien. Ich sehe auch, wie sich immer klarere Parallelstrukturen entwickeln und das kann ich nur begrüßen. Das Alte stirbt und etwas Neues entsteht und beides geschieht gleichzeitig. Neulich wurde ich Zeugin, wie eine Frau in eine heftige Kriegsrhetorik verfiel, nach dem Motto: „Wir Europäer haben jetzt die moralische Pflicht, in den Krieg mit Russland einzusteigen, weil Putin wie Hitler ist.“ Ich fühlte mich sehr unwohl in ihrer Gegenwart, blieb aber ganz bei mir und stieg nicht in eine Argumentation ein, wie das sonst häufig meine Art ist. Solche Menschen vermeide ich aber wo ich kann. Sie tun mir einfach nicht gut. Und wenn ich mit ihnen zu tun habe, lohnt es sich, mich zu fragen, wo meine eigene Kriegsrhetorik ist. Es gibt keinen Frieden durch Krieg, das ist ja eine ganz banale Wahrheit. Ich glaube, der erste Schritt hin zu Frieden ist, wenn ich dem vermeintlichen Gegner aufrecht und mit leeren Händen entgegen trete.

Ich bin immer noch mit Lucia Renés Buch Unplugging Patriarchy beschäftigt und es ist faszinierend, wie sehr das Zeitgeschehen um 2003, auf das sie sich bezieht, dem heutigen ähnelt. Und wie gründllich sie die ganzen Ringe der Macht untersucht hat und durchschaut! Jetzt bin ich gerade bei der Macht der Medien und der Religionen. Seit mindestens fünftausend Jahren gibt es das Patriarchat, das seine Macht mit Angst und Schrecken ausübt. Und es wiederholt sich alles immer und immer wieder: ich sehe durchaus Parallelen zwischen der Inquisition und den heutigen Zuständen, wo es nur noch eine Wahrheit zu geben scheint, wo abweichende Meinungen gar nicht mehr in der Öffentlichkeit erscheinen dürfen, wo Menschen aufs Übeste diffamiert und schlecht gemacht werden, wo der Totalitarismus aus der Mitte der Gesellschaft entsteht.

Vor einigen Jahren kam, während ich morgens im Garten saß und in die Landschaft schaute, plötzlich der Satz zu mir: „Diese Welt wird untergehen.“ Das hat mich damals erschreckt, zumal ich gefühlt habe, daß es die Wahrheit war. Jetzt erleben wir, wie diese alte gewohnte Welt untergeht. Und das muss so sein, damit etwas Neues kommen kann. Und wir gestalten dieses Neue, niemand sonst. Und dann freue ich mich über die kleinen Gesten, die aus einem neuen Traum zu kommen scheinen: heute fuhr ich nach Rendsburg, um drei 25-Kilo-Säcke mit Zucker für die Bienen abzuholen. Zwei davon übergab ich in Kiel an eine Imkerin aus meinem Verein. Dann standen wir neben unseren Autos und unterhielten uns, während der Verkehr an uns vorbeibrauste. Sie wollte mir Geld für meine Spritkosten geben. Ich lehnte ab und sie schenkte mir Eier von ihren Hühnern. Über diese Art von Gegenseitigkeit freue ich mich viel mehr als über Geld.

Kreise 2

Das fiel mir noch zu Kreisen ein: wir müssen gar nicht zu den Indigenen auf anderen Kontinenten schauen, um das Sprechen in Kreisen zu verstehen. Denn auch unsere Ahn*innen kannten diese Art von Kreisen. Einen Hinweis gibt es in der Edda: täglich treffen sich die Götter am Urdbrunnen, dem Wohnsitz der drei Nornen, die älter als alle Götter sind. Dort wird Gericht gehalten. Wie das jetzt genau gemeint ist, geht aus dem Text nicht hervor. Ich verstehe allerdings das Wort Gericht in diesem Zusammenhang nicht so wie wir heute Gerichte kennen, sondern als eine Art Ratsversammlung. Ich gehe stark davon aus, daß die Göttinnen und Götter im Kreis saßen.

Es gibt noch deutlichere Hinweise auf Kreise in unserer eigenen Vergangenheit: unsere germanischen Vorfahren hatten die Things. Das waren Kreise, in denen über alles gesprochen wurde, was das Dorf, die Gemeinschaft betraf. Das Wort Ding geht darauf zurück, ebenso das gleichbedeutende englische thing. Solche Gesprächskreise fanden oft unter Linden statt, die eine freundliche und wohlwollende Atmosphäre verbreiten. Manchmal findet man noch alte Dorflinden, z. B. in Telgte im Münsterland die Marienlinde. Gericht wurde unter Eichen (wie oben abgebildet) gehalten. Eichen haben eine strengere Ausstrahlung als Linden.

Kreise wirken energetisch ganz anders als zum Beispiel ein Plenarsaal. Kreise sind hierarchiefrei: alle im Kreis Sitzenden sind gleichwertig, keiner ist dem anderen über- oder untergeordnet. Gigi Coyle hat mal für Redekreise die Empfehlung W.A.I.T. ausgegeben: Why Am I Talking? (Warum rede ich gerade?) Sich diese Frage zu stellen, scheint mir ziemlich wichtig zu sein. Denn oft ist Reden, vor allem, wenn es länger dauert, eine kontaktlose Veranstaltung: wenn ich lange rede, kann es sein, daß die Anderen keine Lust mehr haben zuzuhören und innerlich wegtreten. Das kann auch passieren, wenn ich nicht wirklich aus dem Herzen spreche. Es gehört eine gewisse Disziplin dazu, im Redekreis zu sein, sowohl für den, der spricht, als auch für die, die zuhört. Es gibt einen schönen Spruch, den ich mal in einer Selbsthilfegruppe kennengelernt habe: „Du kannst über alles reden, nur nicht über zwanzig Minuten.“ Wobei mir persönlich zehn Minuten schon mehr als genug erscheinen. Manche Gruppen üben das auch ein, indem sie einen Zeitwächter bestimmen, der nach einer festgelegten Zeit, z. B. 5 Minuten, eine Klangschale anschlägt. Das hilft der sprechenden Person, auf den Punkt zu kommen, statt die Anderen in Trance zu quatschen.

Kreise

Sehr begeistert war ich vom Interview mit Bastian Barucker im Rahmen des Online-Kongresses Die Reise deines Lebens. Er ist Wildnispägagoge und Prozessbegleiter und im Coronawiderstand aktiv. Er schilderte, wie er im Jahr 2020 ahnte, daß etwas nicht stimmte, als ihm klar wurde, daß mit Angst gearbeitet wurde. Das wurde ja auch später offiziell, als eine Mitarbeiterin des Bundesinnenministeriums ein Schreiben leakte, aus dem hervorging, daß man der Bevölkerung ordentlich Angst machen solle. Ich weiß selbst aus meiner Arbeit im Krankenhaus, daß gerade in Notfällen die Devise „Ruhe bewahren“ das A und O ist. Sobald jemand Panik schürt, gerät alles aus dem Ruder. Ruhe bewahren ist professionelles Verhalten. Einen Arzt, der seinen Patienten Angst macht, etwa um sie von einer Behandlung zu überzeugen, sollte man sofort verlassen. Nun arbeiten alle Regierungen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, mit Angstmacherei. Ich denke da z. B. an den Kalten Krieg. Ein Volk in Angst kann man prima manipulieren. Wie gut das funktioniert, können wir seit zwei Jahren beobachten. Angst setzt das eigenständige Denken außer Kraft und fährt nebenbei auch noch das Immunsystem runter. Als Nächstes wird dann ein Sündenbock eingeführt: in der beginnenden Neuzeit die Hexen, später die Juden, während meiner Kindheit und Jugend die Kommunisten, jetzt die Ungeimpften und die Russen. Aber ich schweife ab, ich wollte ja was von dem Interview berichten.

Bastian Barucker hat ein Jahr mit einer Gruppe von Menschen im Wald gelebt und dort mit ihnen einen radikal ehrlichen Umgang gelernt. Dabei wurde das Sprechen in Kreisen praktiziert: jeder darf reden, bis er oder sie alles gesagt hat, die anderen hören zu. Dann spricht der Nächste. Kein Ping Pong, wie wir das aus unseren Gesprächen kennen, wo weniger das Zuhören praktiziert und mehr die Haltung gilt: ich habe was Wichtiges zu sagen und das muss sofort raus. Ich habe selbst solche Redekreise erlebt und sie unterscheiden sich wesentlich von unserer Kommunikationskultur. Wir sind das nicht gewöhnt und eine wird vielleicht schnell ungeduldig, wenn sie warten muss, bis die Reihe an sie kommt, aber ich habe dabei erlebt, daß Sachen, die ich dringend sagen wollte, ihre Wichtigkeit verloren. Das unvoreingenommene Zuhören schafft einen Raum, in dem die sprechende Person ganz und gar wahrgenommen werden kann. Und das ist doch das, was wir brauchen und oft von Kindheit an nicht gehabt haben.

Bastian Barucker sagte, daß Indigene um die Wichtigkeit wissen, den Minderheiten zuzuhören, also denen, die abweichende Meinungen und Wahrnehmungen haben. Die sind nämlich die ersten, die spüren, wenn etwas schief läuft. Hierzulande werden Minderheiten mittlerweile als Nazis oder Schwurbler entwertet und dürfen sich seit zwei Jahren in den Mainstreammedien nicht mehr äußern oder werden sofort rausgekickt, wenn sie es versehentlich doch mal tun. Das letzte Beispiel ist Lisa Fitz, die sich mittlerweile auf den Nachdenkseiten äußert. Scharfsinnige Frau übrigens!

Gefallen hat mir auch, daß es keinerlei Polemik in diesem tollen Interview gab. Stattdessen sogar ein gewisses Mitgefühl für diejenigen unter den Politikern, die jetzt immer gnadenloser und irrationaler agieren. Wieviel Angst vor Machtverlust steckt hinter diesem Verhalten. Welche seelische Verzerrung, wenn Menschen sich um jeden Preis an Macht klammern. Ich bin ohnehin dafür, daß Politiker nicht länger als zwei Jahre in irgendwelchen Regierungen sitzen dürfen. Die Anfälligkeit für Korruption steigt mit dem Dienstalter, das ist ein Erfahrungswert. Nach Ablauf dieser zwei Jahre müssen sie sich dann vielleicht mit ihrer inneren Leere auseinandersetzen. Das ist sicherlich schmerzhaft, aber es wäre eine Chance, sich selbst besser kennenzulernen und weiterzuentwickeln.

Interessant auch, was er zur Traumaheilung sagte. Es gehe in seinen Augen gar nicht darum, das Trauma zu heilen, wobei offen blieb, was unter Heilung in diesem Zusammenhang zu verstehen sei. Er meinte, es gehe darum, das Trauma und seinen Einfluss auf Denken, Weltbild und Verhalten zu verstehen, also bewusst zu machen. Dann könne sich aus einer traumatischen Erfahrung eine besondere Fähigkeit entwickeln. Das sehe ich genauso: eine Person, die in ihrem Leben starke Ohnmachtsgefühle angesichts von Gängelung und Zwang erlebt hat, kann dann möglicherweise wesentlich eher als andere merken, wenn sich Zwangsstrukturen bilden. Und ich glaube, das geht über individuelles Erleben hinaus: daß die Menschen aus der ehemaligen DDR im Schnitt viel kritischer gegenüber der Coronapolitik und dementsprechend auch widerständiger sind, hat sicher damit zu tun, daß sie nicht nur eine Diktatur sondern im Anschluss noch die Ausplünderung durch die Treuhand erlebt haben, also nach der Wende so richtig übel verarscht wurden. Die glauben nicht mehr jeden Schwachsinn, der ihnen serviert wird.

Heute Morgen fuhr ich mit dem Fahrrad nach Bellin zur Müllsammelaktion. Dabei lernte ich eine Frau aus Bauersdorf kennen, mit der ich mich richtig gut unterhalten habe, während wir die Strecke zwischen Bellin und Friedeburg säuberten. Anschließend gab es Kaffee und Kuchen bei schönstem Sonnenschein vorm Dorfgemeinschaftshaus und noch ein ganz tolles Gespräch mit der Frau vom ehemaligen Bürgermeister. Die kleinen Kinder meiner Nachbarn setzten sich zu mir auf die Bank, darüber habe ich mich auch gefreut. Anschließend ackerte ich im Garten. Es wehte allerdings ein eisiger Nordwind.

Ein Merkmal von totalitären Systemen ist ihre völlgie Humorlosigkeit. Da ist doch Lachen eine subversive Handlung! Hier gibt es was zu lachen: https://www.dankefueralles.de/