Holles Garten Blog

Strömung

Ab Mittwoch haben wir also den zweiten Lockdown in diesem Jahr. Bis vor kurzem habe ich es nicht für möglich gehalten, daß die Regierenden, die doch sonst die Wirtschaft so anbeten, ein weiteres Mal zu dieser Maßnahme greifen. Man kann sich natürlich schon fragen: Wie lange? Wie oft noch? Denn eins ist klar: Viren verschwinden nicht einfach. Sind sie einmal da, vergnügen sie sich immer weiter und erlauben sich dabei die eine oder andere Mutation. Ich denke, auf die Dauer bleibt uns nur die vielgeschmähte Herdenimmunität. Herr Lauterbach von der SPD zeigt sein Unverständnis darüber, daß gerade Ärzt*innen und Pflegepersonal so wenig Interesse an einer Impfung haben. Daß gerade die Profis Vorbehalte haben, sollte Herrn Lauterbach zu denken geben.

Heute fuhr ich nach Kiel, um alle Einkäufe zu erledigen. In zwei Tagen geht das nicht mehr, wer weiß wie lange. Es war schon vormittags erwartungsgemäß voll in der Stadt, aber wie immer fand ich einen Parkplatz und konnte alles erledigen, was ich vorhatte. Es gab sogar noch ausreichend Dinkelmehl und Hefe im Bioladen. Ich war auch bei meiner Friseurin, die gerade 15-Stunden-Schichten macht, um möglichst viele ihrer Stammkund*innen noch zu versorgen. Glücklicherweise stand mein Termin schon seit zehn Wochen. Das ist der Zeitraum, in dem ich mir einen Haarschnitt gönne.

In einem Laden stand eine sehr lange Schlange an der Kasse. Ein Mann hinter mir regte sich darüber auf und versuchte, mich als Verbündete zu gewinnen. Auf die Rolle hatte ich keine Lust. Auch in mir wallt immer mal wieder Ärger über alles, was derzeit geschieht auf, aber gut fühlt er sich nicht an. Vor etwa zwei Wochen erlebte ich auf einer schamanischen Reise, wie die Strömung eines Gewässers das Holzboot, in dem ich mich befand, sanft ans andere Ufer brachte. Ganz kurz hatte ich eine Stakstange in der Hand, die aber plötzlich verschwand. Da war ich ganz auf die Strömung angewiesen. Irgendwie passt dieses Bild zur aktuellen Situation: Ich habe keine Kontrolle über das, was geschieht, also überlasse ich mich der Strömung, bin Zeugin und schaue mir alles mit Interesse an.

Ich bin mal wieder so froh, daß ich auf dem Lande wohne, weit weg von hektischen Menschen, Maskenpflicht und langen Schlangen im Nieselregen vor den Läden. Es gibt zur Zeit viel zu erledigen, da meine Mutter nicht mehr zu Hause wohnen kann, wenn sie aus der Reha kommt. Glücklicherweise muss ich mich nicht allein kümmern: die Zusammenarbeit mit meinem Bruder funktioniert richtig gut. Ich mache lange Gänge, wenn bedrängende Gedanken kommen. Der Wald tut mir gut. Vor einer Woche machten J. und ich einen langen Spaziergang und dabei fand ich den großen Lebensbaum wieder, den ich einige Male vergeblich gesucht hatte. Im Garten mache ich die letzten Herbstarbeiten: Blätter harken, Kompost umsetzen, Brombeerranken zurückschneiden, Sense dengeln, die Bienen mit Oxalsäure behandeln. Dieser banale und notwendige Alltagskram tut gut und ist wie ein Anker im Chaos, das sich auf der Erde ausbreitet. Ich koche leckere Sachen für mich und backe für Weihnachten. Meinem Bauch geht es wieder gut und ich habe auch schon etwas zugenommen. Was mir geholfen hat, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht die energetische Behandlung von Dr. P., sicher hatte auch die Löwenzahntinktur einen Anteil mit ihren lösenden und ins Fließende bringenden Eigenschaften.

Empfehlung

Als ich heute im Radio den bayrischen Ministerpräsidenten Söder hörte, wurde mir schlecht. Ich erwarte ja seit Jahrzehnten nichts Gutes von denen, die über uns herrschen, aber seine Angstmacherei finde ich das Allerletzte. Da hilft es mir nur wenig, daß ich in einem Bundesland mit einem deutlich moderateren Ministerpräsidenten lebe.

Meine Mutter ist mittlerweile in der Reha. Sie sitzt allein in ihrem Zimmer, ihre Bewegungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt, sie hat keinen Kontakt mit Mitpatientinnen. Sie kann kaum noch sehen und bleibt allein mit dem schlechten Fernsehprogramm. Meine Mutter ist trotz ihres Alters eine geistig noch ziemlich fitte Frau. Sie vergammelt dort. Und das alles wegen des angeblich so gefährlichen Virus.

Heute habe ich Luisa Francias Statement zu den neuerlichen Coronarestriktionen gelesen (salamandra.de vom 7.12.2020). Ich finde es so gut und treffend, daß ich gar nichts mehr hinzufügen kann.

Und ansonsten möchte ich das Buch Wann, wenn nicht wir empfehlen. Es geht um die globale Bewegung Extinction Rebellion. Eine Freundin hat es mir geschickt. Es enthält eine Reihe von Aufsätzen von XR-Aktivisten und ist wirklich faszinierend zu lesen.

Im Kapitel Sicherheit in selbstorganisierenden Systemen von Linus Neumann wird sehr gut beschrieben, was ich bei Beginn der 68er-Bewegung erlebt habe und was wir jetzt auch gerade wieder erleben: wenn der Staat mit einer Bewegung konfrontiert ist, die einen Systemwechsel herbeiführen möchte, wird er alles unternehmen, um das zu verhindern und hat dafür einige bewährte Strategien. Eine davon ist Diskreditierung. Das haben wir gerade jetzt wieder. Die mit dem Staat eng verknüpfte Berichterstattung diskreditiert alle, die die derzeitigen Anti-Corona-Maßnahmen kritisieren, als „Corona-Leugner“, „Rechte“, „unsolidarisch“ etc. Ich habe bisher nicht einmal erlebt, daß sachlich über inhaltliche Anliegen der Menschen aus der Querdenkerbewegung berichtet wurde. Ich höre im Radio immer nur das Empörungsgeheul irgendwelcher Journalist*innen: „Die tragen keine Masken, die halten keinen Abstand, die gefährden unser aller Gesundheit“ usw. Ich kenne einige Leute, die bei Demos der Querdenker waren. Sie alle sind kein bisschen rechts. Das sind Menschen, die entsetzt sind, daß in Deutschland immer mehr diktatorische Strukturen eingeführt werden. Alles andere wird dem untergeordnet: Klimaschutz, die Plastikverseuchung der Meere usw. usw. Und es werden Maßnahmen ergriffen, die mich fassungslos machen: Mit Billigung der Grünen dürfen Cafés und Kneipen in Hamburg wieder die extrem klimaschädlichen Heizpilze aufstellen, um nur ein groteskes Beispiel zu nennen. Amazon ist der große Corona-Profiteur, muss aber weiterhin fast keine Steuern zahlen. Dafür dürfen wir Rentner*innen im nächsten Jahr eine Nullrunde hinnehmen – wegen Corona natürlich.

Alt und krank

Steilküste am Eitz

Vorletzte Woche kam meine Mutter nach einem kleinen Schlaganfall ins Krankenhaus. Ich rief dort an und erfuhr, daß es ein totales Besuchsverbot in allen Krankenhäusern in Münster gibt – wegen Corona natürlich. Meine Mutter ist 93 Jahre und ich finde es wirklich das Allerletzte, was hier geschieht. Die Politiker*innen und ihre verbündeten Virologen begründen die Restriktionen mit dem Schutz unserer Gesundheit. Auf diesen „Schutz“ verzichte ich gern und meine Mutter übrigens auch. In der TAZ erschien vor einiger Zeit ein sehr aufschlussreiches Interview zum Thema, warum die Regierung so harte Maßnahmen ergreift, aus dem auch hervorgeht, daß die Anzahl der Grippetoten in der Saison 2017/2018 wesentlich höher lag als die Anzahl der Covid-19-Toten: https://taz.de/Ethikraetin-Graumann-zu-Massnahmen/!5726067/ . Warum also der erneute Lockdown? Um den Zusammenbruch des Gesundheitswesens zu verhindern. Da packt mich die Wut: der Zusammenbruch unseres Gesundheitswesens geht auf das Konto der vergangenen Regierungen, die die Privatisierung der Krankenhäuser vorangetrieben hat. Wir, die wir im Gesundheitswesen arbeiten bzw. wie ich gearbeitet haben, haben dabei zugesehen, wie damit alles schlechter wurde. Na klar, wenn plötzlich Profit das Hauptziel ist, muss an allem anderen gespart werden, zuallererst an Personal. Wir haben immer und immer wieder darauf hingewiesen, daß wir unsere Arbeit nicht schaffen. Das hat die Verantwortlichen nicht interessiert. Wenn Kolleg*innen Überlastungsanzeigen schrieben, kam von einigen Geschäftsführungen eine scharfe Reaktion, nach dem Motto: „Wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Arbeit ordnungsgemäß zu erledigen, haben Sie den falschen Job“. Oder es kam zu Versetzungen auf wesentlich ungünstigere Stellen.

Dann kam plötzlich das Gejammer: wir haben nicht genug Pflegepersonal. Tja, wie kommt das denn wohl? Jahrelang habt ihr unsere begründeten Warnungen ignoriert und jetzt dürfen wir kollektiv die Fehler unserer Regierungen ausbaden, indem man uns zwingt, auf alles zu verzichten, was menschlich ist: Kontakt, Berührung usw. Na, ich weiß, ich wiederhole mich. Zurück zu meiner Mutter: Dank meines rechtskundigen Sohnes haben wir dann doch eine Sonderbesuchsgenehmigung bekommen. Ich fuhr also nach Münster. An der Pforte des Krankenhauses musste ich einen Zettel mit meinen Daten ausfüllen, ob ich krank bin, Schnupfen, Husten, Durchfall, Fieber habe. Dann wurde mir Fieber gemessen. Statt meiner Stoffmaske musste ich einen Klinikmundschutz tragen. Das sind die Dinger, die wir auf meiner ehemaligen Station benutzen mussten, wenn wir mal wieder eine Noroviruswelle hatten. Sie riechen extrem unangenehm.

Meine Mutter hat bis jetzt allein gelebt und außer einer Reinigungskraft keine Hilfe gebraucht. Sie hat selbstständig eingekauft, gekocht und ist sogar noch zum Nordic Walking und bis vor dem ersten Lockdown zum Kiesertraining gegangen. Mittlerweile hat aber ihre Sehkraft so stark nachgelassen, daß sie in Zukunft nicht mehr allein leben können wird. Also gibt es für meinen Bruder und mich viel zu organisieren. Ich kann nicht behaupten, daß mir das Spaß macht und ich denke viel darüber nach, wie ich das alles meinen Kindern in Zukunft ersparen kann. Ich hatte in den zwei Tagen, die ich in Münster verbrachte, alle Hände voll zu tun und war nicht in allerbester Stimmung. Aber es gibt auch Gutes zu berichten: eine Freundin meiner Mutter lud mich am Abend meiner Ankunft zum Abendessen und am Tag meiner Abreise zum Frühstück ein. So konnte ich mich mit ihr und ihrem Mann, beide sehr freundliche Menschen, austauschen und beraten. Das tat gut.

Am letzten Dienstag fuhr ich wieder nach Hause. Der Zug hatte wegen technischer Probleme 40 Minuten Verspätung. Ich würde also meinen Anschlusszug in Hamburg nicht bekommen. So saß ich auf dem Bahnsteig in der frischen Luft (ich hätte gern stattdessen im Café gesessen, aber auch das ist ja derzeit nicht möglich) und beobachtete mich selbst dabei, wie ich mich mal wieder über die Deutsche Bahn ärgern wollte. Bei der Bahn sind Verspätungen und technische Probleme seit Jahren die Regel. Mein Ärger ebbte ab, ehe er sich voll aufbauen konnte. Es ist wie es ist. Wir wissen alle, was wir von der Bahn erwarten können. Pünktlichkeit gehört nicht dazu. Ich sah zu, wie drei nebeneinander stehende Kräne Lasten hochhievten; ich wurde von einer Frau, die gerade ihren Zug verpasst hatte, um Rat gebeten; ein alter Mann fragte mich, ob die Anzeigetafeln die richtigen Züge angaben. Als ich einen Schritt auf ihn zukam, um ihn besser verstehen zu können, sagte er fast panisch: „Bleiben Sie da, wo Sie sind.“ Daß die Panikmache von Merkel, Spahn, Drosten und Co. bei so vielen Menschen auf fruchtbaren Boden fällt, finde ich am schlimmsten. Angst macht krank. Dann kam mein Zug. Ich hatte eine gemütliche Fahrt, las Zeitung, döste ein wenig, freute mich über den Zugbegleiter, der meine Bahncard nicht sehen wollte und zu mir sagte: „Ich vertraue Ihnen.“ In Hamburg lungerte ich wieder eine gute halbe Stunde auf dem Bahnsteig herum und wunderte mich über die Reklame einer Onlineversandfirma, die schmusende Menschen mit der Unterschrift „Wir werden uns wieder umarmen“ zeigte. Im Regionalzug saßen hinter mir ein Vater mit seinem dreijährigen Sohn. Ich hörte bis Kiel zu, wie die beiden sich unterhielten und Ich sehe was, was du nicht siehst und Wer als erstes ein Tier sieht spielten. Der Vater ging so liebevoll, authentisch und entspannt mit seinem kleinen Sohn um, daß es eine Freude war. In Kiel angekommen sagte ich ihm: „Es war mir ein Genuss, Ihnen zuzuhören. Ich finde es ganz toll, wie Sie Ihrem kleinen Sohn behandeln.“ Er war ganz überrascht und freute sich. Als ich dann zu meinem Auto ging, konnte ich dem verspäteten Zug doch noch etwas Gutes abgewinnen.

Übrigens: Natürlich lasse ich mich nicht impfen!

Diagnose II

Gestern testete Dr. P. aus Lütjenburg kinesiologisch, ob die Diagnose kollagene Colitis stimmt und fand keinerlei Anhaltspunkte dafür. Und abends teilte mir Inke mit, daß bei den Laboruntersuchungen, die sie veranlasst hatte, keine Anzeichen für eine Entzündung gefunden wurden. Damit ist die Diagnose für mich hinfällig. Ich habe keinen Durchfall mehr, mein Gewicht geht wieder nach oben, das Essen schmeckt mir.

Am Wochenende war ich in Flensburg, meine Tochter hatte Geburtstag. Es war ein netter Abend, gute Unterhaltung, gutes Essen. Zufälligerweise deckte sich die Anzahl der Besucher mit den aktuellen Corona-Auflagen. Ansonsten ist das Thema allgegenwärtig. Ich würde ihm gern ausweichen, aber das ist oft nicht möglich. In der Fußgängezone hat bereits das große Geschäftesterben begonnen, überwiegend Cafés und Gaststätten. Und wenn ich in den Nachrichten höre, welche weiteren Restriktionen die uns Beherrschenden überlegen, dann wird mir schlecht. Ich erinnere mich an ein Radiointerview mit Professor Drosten, dem Hofvirologen der Bundesregierung, im März bevor der erste Lockdown kam. Er sagte, daß ein Land wie China ja harte Maßnahmen ergreifen könne, da es eine Diktatur sei. Und es war deutlich herauszuhören, daß er sich für diesen Fall wünschte, auch Deutschland sei eine Diktatur. Wenig später war es dann soweit und seitdem werden unsere Grundrechte immer weiter eingeschränkt. Alles, was Menschen gut tut, wird gestrichen bzw. reduziert. Jetzt stehen die privaten Kontakte auf dem Programm. Ich beginne die Verschwörungstheoretiker zu verstehen: wenn so offensichtlich weltweit – mit wenigen Ausnahmen – Menschen immer härter eingeschränkt werden und das bei einem Virus, der nicht gefährlicher als eine Grippe ist, dann kann man schon auf ganz komische Gedanken kommen. Man macht das, um das Gesundheitswesen vorm Zusammenbruch zu bewahren, sagt man. Ach Leute, das Gesundheitswesen geht seit 20 Jahren den Bach herunter, seit die Regierungen angefangen haben, die Krankenhäuser zu privatisieren. Seitdem ist auch vom drohenden Pflegenotstand die Rede. Nur hat das jahrzehntelang keinen der Verantwortlichen interessiert. Die Vorstände haben sich die dicke Kohle eingesteckt, das Personal wurde runtergekürzt, weil es der teuerste Posten in der Gesamtrechnung ist. Und jetzt plötzlich will man das Gesundheitswesen nicht belasten. Ich sehne mich sehr nach dem Tag, an dem die Herrschenden öffentlich ihre Machtlosigkeit erklären. Man kann ein Virus nicht besiegen und man kann Menschen nicht über einen sehr langen Zeitraum zu Verhalten zwingen, das uns Menschen nicht im mindesten entspricht und auch gar nicht gesund fürs Immunsystem ist. Mein Immunsystem jedenfalls braucht Kontakt, auch Körperkontakt. Und den bekommt es, dafür sorge ich.

Heute vormittag stand ich unter der Dusche, als das Wasser aufhörte zu fließen. Ich hatte es noch geschafft, meine Haare auszuspülen, aber was jetzt mit der ganzen Seife auf meinem Körper machen? Ich nahm das Wasser aus dem Wasserkocher, füllte es ins Waschbecken und wusch mich mit einem Waschlappen ab. Dann ging ich in den Schuppen und räumte ihn auf. Ich machte einen Stapel für den nächsten Sperrmüll, einen mit Sachen, die ich weitergeben kann und entsorgte Dinge, die ich wahrscheinlich nie wieder brauche. Ich fegte den Schuppen aus und fühlte mich anschließend ziemlich gut. Ich werde jetzt nach und nach meine Wohnung entrümpeln. Es sammelt sich im Laufe der Jahre soviel an, aber eigentlich brauche ich gar nicht viel. Das ist mir durch Corona klargeworden: ich kaufe überhaupt nicht mehr gern ein, auch keine Klamotten. Und wenn ich in meinen Kleiderschrank gucke, brauche ich auch gar nichts mehr. Nur meine ehemals schwarze Jeans beginnt sich nach sechs Jahren aufzulösen. Wenn ich wieder mein altes Gewicht habe, kaufe ich mir eine neue. Aber die wirklich wichtigen Sachen in meinem Leben sind die freie Natur und Kontakt.

Herbsttag

Heute hatte ich einen richtig schönen Tag. Grau, verhangen der Himmel, bunt die Bäume. Viele mögen den November nicht. Ich fühle mich in ihm zu Hause, immer schon. Ich ging raus und mähte am Knick, wo die Komposthaufen sind. Das ging mir gut von der Hand und ich genoss die rythmische Bewegung. Später saß ich unter den beiden Fichten und sah in die Landschaft und fühlte die Präsenz der Frau Holle, der alten mütterlichen Vegetationsgöttin des Nordens. Eine großen Zufriedenheit durchströmte mich, Corona war sehr fern. Im Moment ist mir nicht nach Aufregen – damit ändert sich ja nichts, nur die Stimmung ist versaut.

Auch sonst lasse ich es mir gutgehen. Ich muss ja wieder was auf die Rippen kriegen! Heute Abend gab es Linsencurry mit Reis, sehr lecker! Und gestern habe ich Apfelcrumble gebacken und esse den jetzt peu á peu mit Schlagsahne.

Diagnose

Vor einer Woche bekam ich einen Anruf von dem Arzt, der die Darm- und Magenspiegelung gemacht hat: die Gewebeproben, die er aus dem Darm entnommen habe, hätten einen pathologischen Befund ergeben. Ich hätte eine kollagene Colitis (eine Dickdarmentzündung, die nur mikroskopisch nachgewiesen werden kann). Ich möge mich bitte schnell in meine Hausarztpraxis begeben. Dort werde man mit einer Cortisonbehandlung anfangen. „Sonst geht das nicht weg“, fügte er sehr bestimmt hinzu. Vielen Dank für die Information!

Selbstverständlich werde ich kein Cortison nehmen. Cortison hat eine Menge völlig unakzeptabler Begleitwirkungen: es macht dick, es fährt das Immunsystem herunter, es mindert allenfalls die Symptome und es stört nachhaltig die Selbstheilungskräfte des Organismus. Ich musste mich übrigens im Internet erst mal schlau machen, was das überhaupt für eine Krankheit ist. Sie ist relativ neu (entdeckt) und eigentlich weiß man kaum etwas darüber, weder über Heilungsmöglichkeiten noch über ihre Entstehung. Ich hatte dann am nächsten Tag eine telefonische Sitzung mit der lieben Inke, meiner Chinesische Medizinfrau, die mir vor vielen Jahren schon mal sehr gut geholfen hat und bei einer anderen Person in meinem Umfeld eine Kuhmilcheiweißallergie festgestellt hat, nachdem die vorher konsultierten Ärzte keine Ursache für das schwere Handekzem feststellen konnten (Inke-Kruse.de). Jedenfalls habe ich zur Zeit keinen Durchfall, mein Darm scheint sich wieder zu normalisieren – ganz ohne Cortison. Spannenderweise habe ich direkt nach dem Telefonat mit dem Arzt ganz deutlich wahrgenommen, daß mein Darm mir meldete: ICH WILL KEIN CORTISON! Ich bin sehr zuversichtlich, daß wir das anders hinkriegen. Inke hat übrigens eine wesentliche Frage gestellt: Ob ich eine Idee hätte, was mich so aus meiner Mitte gebracht hätte (die ganzen Bauchorgane werden in der Traditionellen chinesischen Medizin als Mitte des Menschen angesehen). Es geht mir mittlerweile sehr gut, das Essen schmeckt mir und ich habe schon ein Kilo zugenommen.

Möhren aus dem Garten, so ganz und gar nicht der EU-Norm entsprechend, aber lecker

Was ich zur Wahl in den USA sage? Ob Biden der bessere Präsident wird? Ich weiß es nicht. Ich habe schon lange den Eindruck, es ist egal, wer dort regiert. Zumal ja nur Milliardäre überhaupt die Chance haben, Präsident zu werden. Versteht mich richtig: ich finde Trump überhaupt nicht sympathisch. Er ist ein Rüpel, Angeber, sicher auch ein notorischer Lügner. Als Frau kann ich ihn nur eklig finden. Neulich stand in der Süddeutschen Zeitung, angelehnt an seinen Spruch „Grab her by the pussy“ die Aufforderung: „Grab him by his dick.“ Nö, so nah möchte ich ihm gar nicht kommen. Aber anders als alle seine Vorgänger hat er in den vier Jahren seiner Präsidentschaft keinen Krieg geführt. Dabei sind die USA seit ihrem Bestehen fast ununterbrochen im Krieg, angefangen mit dem Krieg gegen die Ureinwohner. Und er hat, auch anders als die allermeisten Regierungschefs dieser Planetin, mit Kim Jong Un geredet. Ob da jetzt was bei rausgekommen ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber alle anderen haben sich ja immer nur über den nordkoreanischen Präsidenten ausgelassen. Der ist wohl kein Sympathieträger, aber Menschen zu ignorieren bzw. über sie herzuziehen macht die weltpolitische Lage kein bisschen besser. Für die europäischen Politiker*innen war Trump die ideale Steilvorlage. Die Medien breiteten sich genüsslich über seine neuesten verbalen Entgleisungen aus. Man konnte mit dem Finger auf ihn zeigen und sich selbst moralisch überlegen fühlen. Wie praktisch! Weil man sich nicht mit seinen eigenen Fehlhandlungen befassen musste. Trump baut eine Mauer an der Grenze nach Mexiko – wie schändlich! Nun, Europa braucht keine Mauer, weil es praktischerweise das Mittelmeer gibt. Daß es mittlerweile ein gigantisches Massengrab von Menschen auf der Flucht ist. das ist Europas Schande! Auch bei uns gibt es Politiker, bei denen man sich fragt, warum sie nicht längst aus dem Amt gejagt wurden. Ich denke da an unseren Verkehrsminister, der sich einen Klopper nach dem anderen leistet und immer noch weiter machen darf, obwohl jetzt schon glasklar ist, daß wir Steuerzahler*innen mal wieder für den Bockmist zahlen müssen, den er mit der Maut angerichtet hat. Und wie praktisch für ihn, daß er rechtzeitig sein Handy verloren hat, so daß man ihm jetzt gar nichts nachweisen kann. Obama hat Osama bin Laden in Pakistan ermorden lassen, einfach so, wie Diktatoren das mit missliebigen Personen machen. Wo war da der Aufschrei der Empörung? Ich habe keinen gehört. Man hätte Osama bin Laden stattdessen vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag bringen können, damit er ein geordnetes Verfahren bekommt. Als hingegen Kashoggi in Istanbul im Auftrag höchster saudi-arabischer Stellen ermordet und zerstückelt wurde, da gab es diese berechtigte Empörung.

Ich finde, Byron Katie bringt es schön auf den Punkt: „So I look for the Trump in me and as I identify that there is less Trump in the world… Oh, I’m not like that person at all. Well, why am I bruised in the moment? There’s something in me that I need to take a look at.“ (Ich sehe mir also den Trump in mir an und während ich ihn identifiziere gibt es weniger Trump in der Welt… Oh, ich bin überhaupt nicht so wie diese Person. Gut, warum bin ich dann jetzt so verletzt? Es gibt da etwas in mir, das ich mir ansehen sollte). Das volle Video mit Byron Katie und Martin Kirchner findet sich auf der Seite pioneersofchange.org/online-summit.

Krankheit und Wut

Fünf Wochen lang hatte ich extremen Durchfall, nichts blieb in mir drin. Ich habe mindestens 6 kg abgenommen, was ich mir nicht leisten kann, da ich zu den Menschen gehöre, die nicht schnell zunehmen, obwohl ich gern esse. Erst verdächtigte ich meine Bauchspeicheldrüse, die vor 38 Jahren durch eine Hormonbehandlung durch meine damalige Gynäkologin krank wurde und seitdem nicht mehr voll funktionsfähig ist. Ich experimentierte mit dem Verzicht auf Nahrungsmittel, die eventuell eine Unverträglichkeit hervorrufen können. Nichts änderte sich. Nach zwei Wochen nahm ich schulmedizinische Diagnostik in Anspruch. Alle Laborwerte waren völlig in Ordnung, meine Bauchspeicheldrüse fiel als übliche Verdächtige aus. Da fing ich an, an ein bösartiges Geschehen zu denken. Eine Woche lang hatte ich düstere Gedanken. Ich fing an, meine Papiere zu sortieren und für meine Kinder übersichtlich zusammenzustellen, damit sie nach meinem Tode nicht allzu viel Arbeit hätten. Gleichzeitig dachte ich sehr konkret darüber nach, was ich im Fall einer Krebsdiagnose tun würde. Klar war: keine Chemo, keine OP, kein Festhalten am Leben um jeden Preis. Es klingt vielleicht komisch, aber dieses Ordnen von Papieren und Gedanken half mir sehr. Gestern hatte ich dann zur weiteren Abklärung eine Magen- und Darmspiegelung. Mein Ex-Mann, mit dem ich seit März wie durch ein Wunder wieder in Kontakt bin, nachdem wir uns acht Jahre nicht gesehen haben, hatte mir angeboten, mich in die Praxis zu fahren und wieder abzuholen, da ich nach der Kurznarkose nicht Autofahren durfte. Das habe ich gern angenommen. Ich habe die Untersuchung dank Propofol weitgehend verschlafen, man hat nichts gefunden. Ich suchte auch Dr. P. auf, der mir mit einer energetischen Behandlungsmethode, die sich für mich wie Zauberei anfühlt, geholfen hat meinen Durchfall zu stoppen. Ich hoffe, es bleibt so und ich sehe bald wieder normal aus. Ich habe in den letzten Wochen durch meine Freundinnen und J. soviel Hilfe und moralische Unterstützung bekommen und bin einfach nur dankbar und froh. Um nicht in dunklen Gedankenkreisen zu versinken, habe ich mir in den letzten Tagen die gut gemachte und sehr spannende Netflix-Mysteryserie „Dark“ angesehen. Ich bin keine große Filmguckerin, aber jetzt ist alles anders.

Heute habe ich auf dem Weg zum Markt im Radio einen Teil der Regierungserklärung von Angela Merkel angehört. Sie begründet den ab Montag geltenden neuen Lockdown wegen der gestiegenen Coronazahlen. Betroffen sind dieses Mal wieder die Kneipen, Restaurants und Cafés, Fitnessstudios und Kulturveranstaltungen, also alles, was Menschen Freude macht. Beim Zuhören wurde ich sehr wütend. Allmählich wird immer klarer, daß wir das, was einige schon länger befürchten, längst haben: eine Gesundheitsdiktatur. Wobei das Wort Gesundheit eigentlich gar nicht passt. Denn Menschen alles zu nehmen, bzw. unter Strafe zu stellen, was unbedingt zum Menschsein gehört – Kontakt, Freude, Berührung, Singen, Lachen – macht krank. Und wenn dann der unerträglich oft in den Medien präsente Herr Lauterbach sogar davon redet, daß die im Grundgesetz verankerte Unverletzbarkeit von Privatwohnungen kein Tabu mehr sein dürfe, dann muss ich mit Kurt Tucholsky sagen: „Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Leute, merkt ihr eigentlich noch was?! Ich bin keine Prophetin, aber das Virus kriegt ihr nicht unter Kontrolle. Und die Bevölkerung auch nicht. Ich sage es noch mal: wenn es euch wirklich um Gesundheit ginge, dann hättet ihr längst effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel unternommen, der giftspritzenden Agrarindustrie das Handwerk gelegt und den Ausbau von 5G verboten, um nur drei Bespiele zu nennen. Wollt ihr immer weitere Lockdowns verhängen? Das nächste Virus kommt bestimmt. Wenn man den Tieren den Lebensraum nimmt, durch Palmölplantagen, Sojaanbau für die Rindermast etc., dann darf man sich nicht wundern, wenn wir von Viren überflutet werden, die unter anderen Umständen gar nicht in unsere Nähe kämen. Und im übrigen liegt die Sterblichkeit durch das Coronavirus bei unter 1%. Nach Frau Merkel kam Alexander Gauland ans Mikrofon. Ich habe bekanntermaßen keine Sympathien für die AfD und auch nicht für Herrn Gauland. Nationalismus finde ich peinlich. Heute folgte ich jedoch dem Impuls, ihn mir mal anzuhören, statt wie sonst immer von Mainstreammedien über ihn zu hören. Ich habe nicht seine ganze Rede gehört, nur die ersten fünf bis sieben Minuten, in denen er eine Analogie zwischen Verkehrstoten und Coronatoten zog. Und diese Analogie fand ich richtig und angemessen. Er spach auch von Kriegsrethorik durch die Regierung. Auch das stimmt: wenn man gebetsmühlenartig Angst vor einem Feind verbreitet, in diesem Fall das Virus und ganz nebenbei auch noch alle abwertet oder für geistig minderbemittelt erklärt, die eine andere Ansicht haben, dann schwört man die Bevölkerung auf Krieg ein. Während er sprach, gab es immer wieder Störfeuer in Form von Zwischenrufen. Ja, auch die AfD-Leute haben bei Merkels Rede immer dazwischen geschrieen. Egal, von wem sowas kommt, ich finde, es ist ein ganz beschissener Stil miteinander umzugehen. Auch ein Mensch mit einer rechten Einstellung kann mal was Kluges sagen. Vielleicht wäre es langsam mal Zeit, wenn wir lernen würden, einander zuzuhören und die Unterschiedlichkeit von Menschen auszuhalten. Mit Sicherheit wird ein Rechter nicht weniger rechts, wenn man ihn niederschreit. Wohl eher im Gegenteil.

Zum Schluss noch: hört bitte auf, die jungen Leute zu dissen, weil sie Parties feiern. Habt ihr eure eigene Jugend so gründlich vergessen? Die Jungen sind nicht schuld an der Coronapandemie. Sie verhalten sich normal. Und ich als alte Frau und von daher sogenannte Risikoperson möchte nicht vor feiernden Jugendlichen geschützt werden, sondern vor Politiker*nnen mit ihrer verfickten Angstmacherei. So, das musste jetzt mal raus!

Heiliger Raum

Neulich, als ich an der alten Buche im Wald saß und in die Landschaft schaute, spürte ich ganz deutlich, daß ich mich in einem heiligen Raum befinde. Als Kind war ich sehr gläubige Christin und für mich waren damals Kirchen, vor allem gotische, heilige Räume. Das ist lange vorbei. Ich gehe ab und zu noch in Kirchen und schaue mich in ihnen um. Sobald ich dann den blutenden gefolterten Mann am Kreuz sehe, überkommt mich heftigster Ekel vor dieser Religion, die das Leiden zum Programm gemacht hat. Nebenbei: ich bin sicher, daß der Zimmermann aus Nazareth in seinem Grabe rotiert, wegen dem was die Kirchen aus seinen Lehren gemacht haben.

Der heilige Raum, den ich an der alten Buche gefunden habe, existiert überall da, wo das Lebendige noch zu spüren ist. Vor einiger Zeit erfuhr ich von einer Frau, die für eine Stiftung arbeitet, die Wald aufkauft und schützt, daß kleine intakte Waldstücke, die inmitten von verwüsteten oder mindestens gestörten Wäldern (z. B. nach dem verheerenden Einsatz von sogenannten Harvestern), Lebewesen ein Refugium bieten und von dort aus heilenden Einfluss haben. Sie sind heilige Räume – heile Räume. Auch wenn wir in einer schwer beschädigten Welt leben, gibt es diese heiligen/heilen Räume noch und solange ich sie immer wieder neu entdecke, habe ich Freude am Leben.

Ich bin sicher, daß dieser heilige/heile Raum nicht notwendigerweise ein äußerer ist und daß jeder Mensch ihn in sich trägt. Vielleicht spüren wir ihn nur selten, vielleicht können wir ihn nicht willentlich erreichen. Manchmal mag er sich zeigen, manchmal steigt eine Ahnung von ihm in uns auf. Es ist der Ort, von dem aus Heilung stattfindet. Heilung kann nicht gemacht werden, Heilung geschieht. Deshalb finde ich es vermessen, wenn eine Person sich Heiler/Heilerin nennt. Wenn ich mich beim Gemüseschneiden in den Finger schneide, dauert es nicht lange, bis die Wunde sich geschlossen hat und nach kurzer Zeit ist allenfalls eine Narbe zu sehen. Und wie ist das geschehen? Etwas in meiner Körperin hat es bewirkt, ohne mein Zutun. Vielleicht habe ich ein Pflaster auf den blutenden Schnitt geklebt, vielleicht habe ich die Wunde vorher mit Tinktur aus Ringelblumen betupft. Aber die eigentliche Heilung geschieht durch irgendeine Kraft, die ich weder verstehen noch beherrschen kann. Da kann eine doch nur staunen.

Und was ist mit denen, die sterbenskrank sind? Da fällt mir wieder mal ein Satz von Ute Schiran ein: „Heilung kann auch Sterben bedeuten.“ Das verträgt sich natürlich nicht mit unserem modernen Weltbild: heutzutage muss Sterben um jeden Preis verhindert werden. Obwohl: das stimmt nicht ganz. Denn Sterben wird täglich billigend in Kauf genommen: das Sterben durch Verkehrsunfälle, das Sterben durch Kriege, das langsame Sterben durch Ackergifte, die sich mittlerweile überall befinden, das Sterben durch Verhungern in den Ländern des globalen Südens, das durch die Wirtschaftsweise des globalen Nordens verursacht wird, das Sterben von Geflüchteten im Mittelmeer, das Sterben unzähliger Arten durch unseren Lebensstil. Und natürlich das ganz große Sterben durch den menschengemachten Klimawandel.

Die Regierenden wollen das Coronavirus unter Kontrolle bringen. Sie versuchen es mittlerweile seit mehr als einem halben Jahr. Jetzt gibt es ein Partygängerbashing, Sperrstunden werden eingeführt (und wieder von Gerichten gekippt wie kürzlich in Bonn). Man nimmt Menschen seit März nach und nach immer mehr von dem, was zum Menschsein gehört: den Körperkontakt, die Verständigung über Mimik, das Feiern, die Möglichkeit sich frei zu bewegen. Eine Umarmung ist mittlerweile ein subversiver Akt. Es ist doch klar, daß dieses ganz und gar nicht artgerechte Leben, das uns seit sieben Monaten aufgezwungen wird und alle Abstands- und Hygiene-Regeln immer weniger akzeptiert werden, weil es uns als Herdentieren nicht entspricht. Das Virus wird unterdessen weiterziehen, weiter mutieren und vielleicht, im besten Falle, wird man irgendwann einsehen, daß es mit oder ohne Anti-Corona-Maßnahmen seine ganz eigene Agenda verfolgt und sich einen Scheiß um die ganzen Kontrollversuche schert.

Schaman*innen

Mein letztes Wildnisseminar liegt jetzt schon mehr als eine Woche zurück. Ich hatte lange gar keine Lust darüber zu sprechen. Es passieren dort Dinge, für die ich keine Sprache habe und wenn ich versuche zu erzählen, spüre ich schnell, daß ich meinen Gesprächspartner*innen nicht wirklich vermitteln kann, was mit mir/in mir geschieht. Auf jeden Fall ist es gut und genau das, was ich mir schon immer gewünscht habe und als ganz kleines Kind schon hatte, als meine Oma mit mir im Wald bei Soltau spazieren gegangen ist. Auf eine Karte an meine Eltern hat sie geschrieben, ich habe gesagt: „Im Wald ist es schön.“ Da war ich vier Jahre alt.

In der ersten Nacht habe ich ganz fürchterlich gefroren und dementsprechend wenig geschlafen. Ich habe mich innerlich darauf einstellt, daß das auch in den folgenden Nächten so sein würde. Aber es ging einigen so wie mir und unser Teamer organisierte Wolldecken, die es wirklich gebracht haben. Mein Schlafsack soll eigentlich bis 0° C funktionieren, das war wohl nichts. In der zweiten Nacht habe ich ganz schlecht geschlafen, weil ich einen großen Ärger in mir hatte. Der kam, weil ich mir in meinen neuen Parka ein handtellergroßes Loch gebrannt hatte. Wir haben halbierte Baumstammstücke mit Glut ausgebrannt, um daraus Schalen zu machen. Wahrscheinlich bin ich mit der Rückseite in die Nähe der Glut gekommen. Der Parka ist aus mit Bienenwachs imprägnierter Baumwolle und ich habe jahrelang nach sowas Ausschau gehalten, weil ich diese Outdoorjacken aus Plastik einfach nicht mag. Er war teuer, aber ich dachte, daß er mich mindestens zehn Jahre begleiten wird. (Als ich wieder zu Hause war, bin ich beim Schneider in Lütjenburg gewesen und der hatte eine gute Idee, wie er ihn reparieren könnte, ohne daß es doof aussieht)

Am Samstag bekamen wir einen Rehbock. Kopf und Füße waren schon entfernt und er war ausgenommen, aber das Fell war noch dran. Wir saßen im Kreis um das tote Tier und unsere Teamerin machte ein kleines Dankritual. Dann konnten wir den Bock anfassen, streicheln und ganz genau betrachten. Wir haben einen Jäger in unserer Gruppe und unter seiner Anleitung zogen wir das Fell ab und zerlegten das Fleisch. Davon haben wir drei Tage lang gegessen. Wir haben das Fleisch in Scheiben geschnitten und direkt in die Glut gelegt, ohne Salz und ohne Fett. Ich habe noch nie so leckeres Fleisch gegessen. Sogar unsere beiden Vegetarierinnen haben davon probiert.

In der dritten Nacht habe ich richtig gut geschlafen und bin nachts noch nicht mal zum Pinkeln wach geworden, was gut war, denn es ist nicht lustig bei der Kälte aus dem Zelt zu müssen. Später erfuhren wir, daß die Nachttemperaturen zwischen 3 und 5° C lagen. Und wir lernten, daß nicht nur die Decken für wohlige Wärme gesorgt hatten, sondern auch das Fleisch. Nicht ohne Grund essen die Menschen in der Arktis fast ausschließlich Fleisch und Fett: es gibt nichts anderes und es hält den Körper warm.

Als ich wieder zu Hause war, entdeckte ich, daß das Wild meinen letzten Mangold gefuttert hatte. Ich bekomme oft Besuch von wilden Tieren, die mein Gemüse lecker finden und das war viele Jahre ein Problem für mich. Aber dieses Mal musste ich lachen. Wenn ich das Fleisch von wilden Tieren esse, ist es nur gut und richtig, wenn ich mein Gemüse mit ihnen teile. Ich habe dieses Jahr viel ernten können und die Beete sind immer noch nicht leer, es ist genug da.

Grießbrei mit Saft aus selbstgeernteten
Holunderbeeren

In meinem Umkreis begegne ich derzeit etlichen Menschen, die einen Schamanen oder eine Schamanin aufsuchen. Schamanismus liegt voll im Trend. Ich bin da skeptisch. Erstmal finde ich es irgendwie nicht richtig, daß Menschen sich selbst so nennen. Und dann möchte ich gern hinterfragen, woher sie ihr Wissen/ihre Fähigkeiten nehmen. Manche sind sie bei Indigenen in fernen Ländern gewesen, manche haben einen Trommelworkshop besucht. 1994 habe auch ich so ein Seminar mit Paul Uccusic besucht. Ich habe gelernt, nach dem monotonen Rhythmus einer Rahmentrommel zu reisen und Erkenntnisse aus der Anderswelt mit in meine Alltagswelt zu bringen. Diese einfache Methode wende ich seitdem ab und zu an und sie hat mir, manchmal auch anderen, oft weitergeholfen. Ja, und dann habe ich bei der lieben Ute Schiran ganz viel gelernt, vor allem, daß ich nie isoliert von den großen schwingenden Feldern des Lebens bin. Deshalb bin ich aber keine Schamanin.

Ich verstehe die Faszination für das Thema Schamanentum, weil ich sie von mir selbst kenne. Und in Zeiten einer immer herzloseren Schulmedizin, die nicht in der Lage ist, den Menschen ganzheitlich zu sehen und zu behandeln, nimmt das Bedürfnis nach einer Alternative natürlich zu. Außerdem haben wir tief in unseren Körperzellen die Erinnerung an eine Zeit, an der nicht Ärzt*innen, sondern weise Frauen und Schaman*innen gerufen wurden, wenn es Probleme gab.

Unsere weiße Kultur hat fünfhundert Jahre, seit Inquisition und Hexenverbrennungen, alles dafür getan, das alte Wissen zu vernichten. Zeitgleich kam der Ärztestand auf. Wenn wir jetzt versuchen, an die Zeit vor der Vernichtung anzuknüpfen, suchen viele bei den Indigenen in Amerika, Asien, Australien. So verständlich das ist, es ist wieder mal nichts anderes als kolonialistische Aneignung. Ute Schiran hat es schlicht „Klauen“ genannt. Wenn ich z. B. ein Ritual nachahmen würde, das First Nations in den USA für die Weiße Büffelkalbfrau machen, hätte das nichts mit uns und der Landschaft, in der wir leben, zu tun. Ich bin davon überzeugt, daß wir die Arbeit des Erinnerns, des Aus-dem-Untergrund-holens selbst machen müssen. Das bedeutet, daß wir alte Mythen aus unserem Kulturkreis, alte Volksbräuche und unsere Intuition benutzen müssen, um peu à peu das alte Wissen auszugraben. Und wenn wir das mit aller Konsequenz machen, dann verändern wir uns und unsere Sicht auf die Welt. Denn erkennen wir, daß nicht wir die Heiler*innen sind sondern die unsichtbaren Helferwesen. Und der Kontakt mit ihnen will gepflegt werden. Nach meiner eigenen Erfahrung ist aber etwas Weiteres absolut notwendig auf diesem Weg: eine starke Rückverbindung mit der Natur, mit der wilden Welt und das Bewusstsein, daß wir ein Faden im Gewebe des Lebens sind, nicht größer, nicht besser, nicht intelligenter als alle anderen Lebewesen.

Risikogruppe

Beifuß, das Kraut, das als eines der ersten aus den Trümmern wächst

Ich möchte noch mal auf die Artikel von Professor Moser auf brennstoff.com zum Coronathema hinweisen. Im neuesten geht es um einen Blutdrucksenker, der im Verdacht steht, in Verbindung mit einer Coronainfektion zu schwersten Krankheitsverläufen zu führen und um Unterdrückung und Fälschung von Studien, alles sehr sorgfältig belegt mit Quellen, wie sich das für einen seriösen Wissenschaftler gehört. Man findet auch eine Link zu einem Video über die Verwendung von Artemisia annua in Madagaskar und Afrika und wie die Pharmalobby deren überaus erfolgreiche Anwendung behindert. In Frankreich ist die Verwendung von Artemisia annua bereits verboten. Wo kämen wir denn auch hin, wenn die Menschen sich selbst helfen können und keine Produkte der Pharmalobby mehr einnehmen!

Eins steht fest: nächstes Jahr wächst Artemisia annua in meinem Garten! Ich hatte sie vor Jahren schon mal angepflanzt, nachdem ich gehört hatte, daß sie in der chinesischen Medizin seit mehreren Tausend Jahren verwendet wird. Gestern fand der Kräuterkurs mit sechs sehr tollen, motivierten Frauen statt. Es hat wieder so viel Freude gemacht, daß ich anschließend noch stundenlang richtig high war. Es fühlt sich so gut und sinnvoll an, das alte Pflanzenwissen aus der Versenkung zu holen und weiter zu geben. Das werde ich noch intensiver tun als bisher!

Passend zum Thema: auf salamandra.de fand ich gestern den Hinweis auf eine Petition der Gemeinschaft Schloss Tempelhof auf Change.org https://www.change.org/p/bundeskanzlerin-corona-sch%C3%BCtzen-sie-%C3%A4ltere-nicht-um-diesen-preis-selbstbestimmt-altern-und-sterben?recruiter=151149780&utm_source=share_petition&utm_medium=email&utm_campaign=share_email_responsive&utm_term=aff04f7151e741afbe2039b2578d7361&recruited_by_id=8c3dea0e-3e35-4d1c-a004-dc33a6450c0a (Corona: Schützen Sie uns Ältere nicht um diesen Preis! Selbstbestimmt altern und sterben!). Ich habe es ja nicht so mit Petitionen, weil mir scheint, daß sie genauso wenig echte Veränderung bewirken wie Wahlen. Diese werde ich dennoch unterschreiben, weil der Text zu 100% das ausdrückt, was ich denke. Geschrieben wurde er von Menschen der Gemeinschaft, die sich als Angehörige der Risikogruppe sehen. Bin ich ja auch mit meinen 66 Jahren und als ehemalige starke Raucherin. Aber lest am besten selber.

Und dann gibt es Neues von Charles Eisenstein: https://charleseisenstein.org/essays/der-verschworungs-mythos/?_page=2

Ich sag’s noch mal: ich glaube nicht an Verschwörungsmythen, aber ich finde, daß es auf der Erde Menschen mit zuviel Geld gibt, mit dem sie viel Unheil anrichten können, z. B. Bill Gates, aber auch z. B. Mark Zuckerberg. Leider benutze auch ich Windows auf meinem Notebook (an Linux habe ich mich bisher noch nicht rangetraut) und mache Bill Gates damit noch reicher, aber immerhin weigere ich mich konsequent WhatsApp auf mein Smartphone zu laden und ertrage das Befremden etlicher Menschen in meinem Umkreis deswegen. Wer mich erreichen will, kann das über meinen Festnetzanschluss, über SMS und über Mail. Charles Eisenstein beschreibt sehr schlüssig, was am Grunde der Verschwörungsmythen liegt: der Verlust des Vertrauens in die Politiker*innen. Er zählt einige Beispiele auf, wie die US-Regierung in den letzten Jahrzehnten ihre Bevölkerung belogen hat. Ich füge noch welche für deutsche Regierungen nach der Wende an: die von Helmut Kohl versprochenen blühenden Landschaften und die von der Politik tolerierte Ausplünderung Ostdeutschlands durch die Treuhand (die eine Ursache für das Erstarken der Rechten ist), die Einführung von Hartz 4 durch die Schröder-Fischer-Regierung, die sogenannte Bankenrettung mit unseren Steuergeldern, die Forderung nach Kaufprämien für Neuwagen durch Herrn Söder und andere Politiker nach dem Abgasbetrug der deutschen Autobranche. Und wenn Frau Esken die Menschen, die gegen die Coronarestriktionen auf die Straße gehen, als Covidioten beschimpft, dann offenbart sich da die geballte Arroganz der herrschenden Kaste gegenüber der Bevölkerung. Na ja, die SPD manövriert sich mit Volldampf in die völlige Bedeutungslosigkeit, soll mir recht sein.

Zum Schluss noch mal was zum Thema Rechte: nach der letzten großen Demo in Berlin wurde sehr eifrig und empört in den Mainstreammedien über den „Sturm auf den Reichstag“ durch Reichsbürger und rechte Demonstranten berichtet. Daß Zehn-, wenn nicht Hunderttausende in Berlin friedlich demonstrierten, die mit rechten Ideen nichts am Hut haben, wurde kaum erwähnt.

Wenn ich mich politisch einordnen müsste, dann bei den Anarchist*innen. Das sind die, die überhaupt keine Regierung wollen, sondern Selbstorganisation wie sie bereits in Spanien während des Bürgerkrieges erfolgreich praktiziert wurde, bis Franco das gewaltsam beendete. Aber diejenigen, die in den letzten Wochen so eifrig die Moralkeule geschwungen und unermüdlich Distanzierung von den Rechten gefordert haben, machen genau das, was sie den Rechten vorwerfen: sie grenzen aus. Dann besteht vielleicht tatsächlich die Gefahr, daß sich Geschichte wiederholt. Mein Vater hat mir erzählt, daß er zu Beginn der 1930er Jahre Zeuge wurde, wie sich Rechte und Linke auf der Straße geprügelt haben. Heute gibt es Demonstrationen und Gegendemonstrationen. Und was bringt das? Jede Seite schreit die andere nieder. Und beide Seiten sind davon überzeugt, sie sind die Guten. Da sind wir dann wieder beim altbekannten Freund-Feind-Schema und mittendrin in der Kriegsmentalität. Wie wäre es denn, sich mal dafür zu interessieren, warum Menschen rechts werden? Und mit Interessieren meine ich nicht, Soziologen oder sonstige Akademiker zu fragen, sondern exakt die Leute, die z. B. AfD wählen.

Ich weiß aus meiner persönlichen Erfahrung, wenn ich etwas bei anderen Menschen ganz stark ablehne, dann lohnt es sich mal in mich zu gehen und zu schauen, ob mir da etwas gespiegelt wird, das ich bei mir selbst nicht sehen kann. Meistens finde ich was.