Holles Garten Blog

#allesdichtmachen

Hier ist der Link: https://allesdichtmachen.de/

Als ich vor zwei Tagen von dieser Aktion erfuhr, konnte man sie noch mühelos auf Google und Youtube finden. Mittlerweile nicht mehr so ohne weiteres. Das wirft ein Licht auf die vielbeschworene und seit einem Jahr abnehmende Meinungsfreiheit in der BRD.

Die Teilnehmer dieser Aktion mussten sich einem gewaltigen Shitstorm aussetzen. Auch das spricht für sich. Einige haben daraufhin ihre Videos zurückgezogen. Nicht jeder hat die Resilienz, persönliche Angriffe auszuhalten und Widerstand zu leisten.

Und noch was: wenn wie in diesem Fall Beifall von rechts kommt, namentlich von AfD-Frau Alice Weidel, ist das sicher unangenehm. Aber es kann kein Grund sein, die Klappe zu halten.

Wissenschaft

Maatins Stillleben

Seit Fridays for future auf den Plan getreten ist, wird ja viel davon geredet, daß man auf die Wissenschaftler hören soll. Seit dem Auftreten des Coronavirus redet man noch mehr davon. Ich hab in meinem letzten Post schon was über die unterschiedlichen Auffassungen/Studienergebnisse der vielen Wissenschaftler*innen geschrieben und bemängelt, daß unsere Regierung nur eine Sorte von Wissenschaftlern ernst nimmt. Die Medien sekundieren ihnen dabei und überziehen jene mit Häme, die konträre Ansichten haben. Geistige Monokultur ist bekanntermaßen ein Merkmal von Totalitarismus. Und dem nähern wir uns in bedrohlichem Tempo.

Kürzlich habe ich das neue Buch von Wolf Dieter Storl Einsichten und Weitblicke gelesen. Da hat er sich über den Klimawandel geäußert und durchaus überzeugend dargelegt, daß der nicht menschengemacht ist sondern zu den natürlichen Zyklen der Erde gehört. Er beschreibt auch, daß es nicht daß CO² ist, daß das Klima immer heißer macht und daß eine Reduktion des CO² durch technologische Maßnahmen verheerende Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum haben könnte. Denn ohne CO² gibt es keine Pflanzen: wir atmen CO² aus, die Pflanzen atmen es ein. Sie atmen Sauerstoff aus, wir atmen es ein. Ich schätze Wolf Dieter Storl. Er schreibt interessante Bücher und hat die Fähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer ganzheitlichen Sichtweise auf das Leben zu verbinden. Vielleicht stimmt es, was er über den Klimawandel sagt. Und er entbindet uns als Menschheit keinesfalls von unserer Verantwortung für den katastrophalen Zustand der Erde. Beim Lesen ist mir einmal mehr deutlich geworden, daß wir sehr wenig wissen. Wissenschaft ist immer vorläufig in ihren Erkenntnissen. Und sie ist fast nie einheitlich.

Ich möchte das an einem Beispiel deutlich machen: Es gibt die Schuldmedizin mit ihrem ziemlich mechanistischen Bild des menschlichen Körpers (das Herz als Pumpe, das Gehirn als Computer etc.). Wenn etwas nicht funktioniert, muss es repariert werden. Es gibt Kulturen, die eine völlig andere Sicht auf den menschlichen Körper und seine Gesundheit haben. Eins der bekanntesten Systeme ist die Chinesische Medizin. Für uns Westler ist sie zunächst befremdlich mit ihren Bildern. Aber auch sie ist eine Wissenschaft und ihre Methoden wirken. Weil ich persönliche Erfahrungen mit der Traditionellen chinesischen Medizin habe, weiß ich, daß sie anders als unsere Schulmedizin mit ihren Medikamenten, deren unerwünschten Begleitwirkungen und oft schmerzhaften Methoden eine Heilweise ist, die sanft wirkt und die Selbstregulation unserer Körper unterstützt. Ich ziehe diese Art von Medizin der westlichen vor und kann mit ihren Bildern mittlerweile viel anfangen. Und andere Menschen haben vielleicht mehr Vertrauen in unsere Schulmedizin. Warum also dürfen nicht beide gleichwertig nebeneinander stehen und dementsprechend auch von den Krankenversicherungen unterstützt werden?

Ein Problem mit der vorherrschenden Wissenschaft sehe ich in ihrem linearen Denken und darauf beruhen auch die ganzen Berechnungen über z. B. den Klimawandel oder die Entwicklung der Coronainfektionen. Aber das Leben ist nicht linear, es ist zyklisch und vernetzt. Genau damit hat sich die Chaosforschung beschäftigt, die Erforschung dynamischer Systeme. Das bekannteste Bild ist der Schmetterling in Asien, dessen Flügelschlag der Auslöser für einen Wirbelsturm in der Karibik sein könnte. Daher kann ich nur solche Wissenschaftler respektieren, die sich ihres Nichtwissens bewusst sind und den Mut haben das auch zu sagen.

Selbstgebackenes Roggenbrot – lecker!

Eine Reihe von Schauspielern und Schauspielerinnen haben unter #allesdichtmachen ironische Statements zu den Coronamaßnahmen ins Netz gestellt. Sie finden sich auf YouTube. Am besten gefallen mir die Beiträge von Jan Josef Liefers, Nina Proll und Roland Düringer. Ich habe aber längst nicht alle gehört. Wie zu erwarten ist die Aufregung in den Medien groß. Ich finde es gut, daß sich langsam aber sicher immer mehr Menschen trauen, ihre Zweifel an den mittlerweile mehr als ein Jahr dauernden zunehmenden Einschränkungen unseres Leben zu äußern. Schauspieler und andere Künstler gelten ja nicht als systemrelevant. Mal davon abgesehen, daß die angeblich systemrelevanten Berufe wie Pflegepersonen oder Verkäufer*innen rein gar nichts von diesem Etikett haben (auch die versprochenen 1500 Euro Einmalzahlung hat nur ein Bruchteil des Pflegepersonals bekommen, von regulären Gehaltserhöhungen ganz zu schweigen), finde ich diese Einteilung in systemrelevant oder nichtsystemrelevant mittlerweile richtig widerlich. Für mich gehören Künstler*innen genauso in eine gute Gemeinschaft wie Pflegepersonen. Nicht systemrelevant finde ich allerdings die Angstmacher, die jeden Tag in einer anderen Talkshow rumhängen und für die offensichtlich keine Kontaktbeschränkung gilt.

Danser encore

Auf den Nachdenkseiten wird auch über die Flashmobs in Frankreich berichtet, mit Übersetzung des Liedes und etlichen schönen Videos:

Und dann möchte ich noch die sehr gute Stellungnahme der Gemeinschaft Tamera zum ganzen Coronawahnsinn empfehlen: https://www.tamera.org/de/artikel-corona-krise-entscheidung/

Der kann ich zu 100% zustimmen. Es tut so gut, mal andere Stimmen zu hören/lesen als die immer gleichen Angstmachereien und das Ausschließen und Anprangern von Menschen, die andere Ansichten haben. Meinungsfreiheit in Deutschland? Das war einmal.

Apokalypse

Nebel

Vor Ostern hörte ich ein sehr schönes Interview mit Sabine Lichtenfels, einer der Begründerinnen von Tamera/Portugal (Es lief bei Pioneers of Change und ist leider nicht mehr verfügbar, es sei denn, eine kauft das Kongresspaket). Darin sagte sie, daß wir jetzt mitten in der Apokalypse leben. Apokalypse heißt Offenbarung. Ja, so sehe ich das auch. Ich glaube, jeder, der ein wenig wach in die Welt schaut, sieht, daß wir gerade kollektiv auf den Untergang zurasen. Ob zuerst der wirtschaftliche oder der Klimakollaps kommt, wird sich zeigen. Eine dritte Möglichkeit wäre die Concrete World (Betonwelt), von der Charles Eisenstein spricht. Das ist das Zukunftsmodell, an dem die Transhumanisten von Silicon Valley, mit ihrer künstlichen Intelligenz, den zehntausenden Satelliten des Elon Musk, die den Himmel verschmutzen usw. arbeiten. Da stellt sich die Frage: in welcher Welt wollen wir leben?

Es gibt Tage, da graut es mir vor diesen Szenarien so sehr, daß ich alle meine Helferwesen um Unterstützung bitten muss. Ich bitte das Wasser, die Luft, die Sonne, die grünen Pflanzen, die Steine, die wilden Tiere: Bitte helft uns, helft all denen, die dem Lebendigen dienen, damit wir endlich endlich endlich aus diesem Alptraum erwachen. Ich mache das jeden Tag und es hilft mir.

Corona ist ja nur ein kleines Symptom des sich anbahnenden Untergangs, ein Nebenschauplatz eigentlich, der von den Herrschenden zum Hauptproblem gehypt wurde. Da muss man sich die Frage stellen: Wer profitiert denn davon? Jochen Kirchhoff hat in der Info 3 vom März festgestellt, daß die Vordenker des Great Reset Profiteure des Dauerlockdowns sind, natürlich auch die großen Onlinekonzerne. Die Great Reset-Vertreter wollen u. a. den Mittelstand plattmachen und die totale Digitalisierung.

Was kann ich tun? Ich habe gestern nochmal Joanna Macys Version der Geschichte von den Shambalakriegern gelesen. Deren Waffen sind Mitgefühl und Einsicht. „Mit dieser Weisheit erkennst du, dass es hier nicht um einen Kampf zwischen den ‚Guten‘ und den ‚Bösen‘ geht, denn die Linie zwischen Gut und Böse verläuft mitten durch das Herz jedes Menschen. Mit der Einsicht in unsere tiefe Verbundenheit mit allem – unsere tiefe Ökologie – weißt du, dass alles, was reinen Herzens getan wird, sich durch das gesamte Gewebe des Lebens ausbreitet, weit über das hinaus, was du messen oder wahrnehmen kannst.“ (Joanna Macy und Molly Young Brown – Die Reise ins lebendige Leben).

Zum Gewebe es Lebens fallen mir die morphogenetischen Felder des Rupert Sheldrake ein. Der ist Biologe und Wissenschaftler. Es wird ja zur Zeit so sehr darauf gepocht, daß man auf die Wissenschaftler hören soll. Aber auf wen soll man da hören? Denn die Wissenschaftler sind ja keineswegs einig mit ihren Erkenntnissen: da gibt es die Wissenschaftler von Frau Merkels Gnaden, also Herrn Drosten und vielleicht noch Lothar Wieler vom Robert-Koch-Institut (ist der eigentlich Wissenschaftler?) und dann noch diverse Mathematiker, sogenannte Modellierer, die Zukunftsszenarien errechenen) und alle anderen, die zu anderen Erkenntnissen kommen, wie etwa der Epidemologe Bhakdi, werden öffentlich geshamed, lächerlich gemacht, als unwissenschaftlich hingestellt. Warum eigentlich? Heute haben Aerosolforscher einen Appell an die Bundesregierung gerichtet, das Maskentragen an der frischen Luft einzustellen, weil es nichts bringt. Ob unsere Regierung darauf hört? Ich bin da pessimistisch. Und warum wird nie darüber gesprochen, was Menschen hilft, gesund zu bleiben? Weil man dann das Lachen, Singen, Tanzen in der Öffentlichkeit nicht mehr mit Bußgeldern belegen dürfte. Und warum wird soviel und massiv mit Angst gearbeitet (Drosten, Merkel und Lauterbach)? Weil ängstliche Menschen gehorsamer sind als mutige und beherzte Menschen, die gut für sich selber sorgen können.

Ich habe an anderer Stelle bereits gesagt, daß ich keine Angst vor dem Coronavirus habe, wohl aber an dem heraufdämmernden globalen Faschismus, der sich u. a. in der Monokultisierung der Meinungen, den neuen Gesetzen und Verordnungen, die dem Staat immer mehr Befugnisse einräumen, zeigt. Und ich glaube nicht, daß er durch rechte Parteien kommt, sondern schleichend und von vielen nicht richtig wahrgenommen durch die sogenannten demokratischen Regierungen. Der Grund ist Angst. Und die Angst ist absolut begründet. Nichts wird so bleiben, wie es war. Wenn sich die Superreichen schon Bunker in Neuseeland bauen, damit sie nach dem „Event“, also dem Zusammenbruch, ihr gewohntes Leben weiterführen können, dann muss die Angst enorm sein.

Um bei Laune zu bleiben, treffe ich mich mit Menschen, die keine Angst vor dem Virus haben, die lachen und Spaß am Leben haben. Das hilft sehr. Und ab und zu bekomme ich so schöne Links geschickt wie den über einen Flashmob im Gare du Nord von Paris im März, wo wie aus dem Nichts plötzlich Musiker „Danser encore“ spielen und der halbe Bahnhof anfängt zu tanzen (ohne Maske). Noch schöner finde ich den Flashmob von April im Gare de l’Est, weil da eine sehr schwungvolle Tänzerinnengruppe für Stimmung sorgt. Dieser Tanz geht gerade durch ganz Frankreich, er wird als neue Marseillaise gesehen, er ist auf jeden Fall ein Widerstandslied. Super! Mehr davon! Das ist das Leben, das wirkliche Leben und das kennt keine Herrschaft!

Besuch an Ostern

Es gibt ein sehr schönes Gespräch zwischen Ilan Stephani und Gerald Hüther im Netz (kann eine bei MALEvolution finden). Das ist ziemlich lang – ich habe es an zwei Tagen gesehen – und sehr sehr toll, weil da Menschen wirklich aus der Tiefe ihres Herzens sprechen. Das Widerständigste, was man heute tun kann, ist gut mit sich selbst umzugehen und absolut aufrichtig zu sein.

Vertrauen

Sonnenaufgang an Ostara

In den letzten Tagen ist mir mehrmals das Wort „Vertrauen“ begegnet und hat in mir Resonanz ausgelöst: ein Mitglied des Oya-Hütekreises hatte zu drei Videotreffen eingeladen, auf denen über das Thema Corona gesprochen werden sollte. Ich war zweimal dabei und fand es sehr angenehm. Es gab die Regel, daß es keine Diskussion und kein Argumentieren geben sollte. Das Wichtigste war das Zuhören. Das funktionierte gut und war sehr angenehm.

Gestern begegnete mir das Wort wieder, als ich mir ein Video mit Sabine Lichtenfels, einer der Begründerinnen von Tamera, ansah. Sie sagte sehr schön, man solle sich nicht vom Virus der Angst anstecken lassen, sondern vom Virus des Vertrauens.

Ich könnte jetzt aufzählen, zu wem oder was ich kein Vertrauen habe und da käme eine ganze Liste zusammen. Aber viel wichtiger ist, wem oder was ich vertraue. Das Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten gut durchs Leben zu kommen ist im Laufe der Zeit immer größer geworden. Vor allem habe ich aber Vertrauen in die Sinnhaftigkeit des Lebens. Ich bin davon überzeugt, daß alles, was passiert, auf irgendeiner Ebene richtig ist und uns weiterbringen kann. Ich vertraue der Selbstregulation aller lebendigen Organismen einschließlich der Erde und natürlich meines Körpers. Vor einiger Zeit erzählte mir eine Frau, sie habe schon mehrmals Krebs gehabt und das „trotz Yoga und Meditation“. Daran musste ich in der letzten Zeit oft denken. Ich glaube übrigens nicht, daß es Sinn macht Yoga und Meditation zu praktizieren, um keinen Krebs zu bekommen, wohl aber, daß es sinnvoll ist, wenn es unmittelbar gut tut und Spaß macht.

Daß ich Vertrauen in meinen Körper und seine unglaublichen Selbstregulationsfähigkeiten habe, heißt ja nicht, daß ich nie krank werde. Ich bin schon einige Male krank gewesen, auch sehr schwer; ich habe als Säugling monatelang wegen meiner schweren Skoliose im Gipsbett gelegen, hatte mit 28 eine lebensbedrohliche Pankreatitis, mit deren Folgen ich viele Jahre gelebt habe (mittlerweile gilt sie als geheilt) und werde auch in Zukunft die eine oder andere Krankheit haben. Krankheit gehört also zum Leben dazu und kann uns sogar stärker machen, wenn wir sie nutzen, um vielleicht überfällige Dinge in unserem Leben zu ändern. Ich wäre ohne die Krankheiten in meinem Leben nicht die, die ich bin. Vertrauen in meinen Körper heißt für mich, daß er mir meldet, wenn etwas nicht in Balance ist. Im Übrigen vertraue ich auch auf etwas, daß ich nur annähernd benennen kann: daß es Kräfte gibt, die mich begleiten, die für mich unsichtbar sind und für die ich keinen Namen habe, die mir aber wohlgesonnen sind.

Normalerweise ruft unser Bürgermeister zu einem gemeinsamen Frühjahrsputz im März auf; wegen Corona ging das bereits im letzten Jahr nicht. Stattdessen hat er vorgeschlagen, daß man sich mit einer weiteren Person verabredet. B. und ich sind also gestern mit zwei großen Müllsäcken an der Landstraße sammeln gegangen. Es ist unglaublich, wieviel Plastik überall herumliegt. Das meiste davon stammt wohl aus den gelben Säcken. Ich habe schon oft beobachtet, daß die bei Sturm, der hier ja oft stattfindet, durch die Gegend geweht werden, aufreißen und der Inhalt sich dann in der Landschaft verteilt. Ein weiterer Grund, Plastik endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Wir fanden außerdem bergeweise Glasflaschen: Bierflaschen, Flachmänner, Medizinflaschen, kleine Schnapsflaschen. Die stapelten wir am Straßenrand auf. Es regnete, stürmte und hagelte. B.s Hündin gefiel das nicht und sie machte sich allein auf den Heimweg, so daß B. sie an die Leine nehmen musste. Aber wir hatten Spaß und fanden unser Tun sinnvoll und befriedigend. B. brachte die schweren Säcke zum Dorfgemeinschaftshaus nach Bellin, ich fuhr mit dem Auto die Straße ab und sammelte die Flaschen ein – einen großen Eimer und eine Klappkiste randvoll – und brachte sie nach Selent zum Glascontainer. Zweimal hielten Autos an und die Fahrerinnen fragten, ob ich Hilfe brauchte. Das bewies mal wieder, daß Menschen im Großen und Ganzen hilfsbereite und soziale Wesen sind.

Ich habe wieder angefangen, Roggenbrot mit eigenem Sauerteig zu backen

Noch mal was zum Coronathema: 2006 tauchte zum ersten Mal die Vogelgrippe, heute Geflügelpest genannt, bei uns auf. Das hatte zur Folge, daß alle Geflügelhalter gezwungen wurden, ihre Vögel im Stall zu halten. Auch ich war damals betroffen, weil ich Enten hatte. Wochenlang balancierte ich mehr oder minder jenseits der Legalität, weil ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, Vögel, die dringend Gewässer brauchen, um gesund zu bleiben, in einen Stall zu sperren. Seitdem wiederholt sich das Szenario alle paar Jahre wieder und reflexartig ordnen die jeweils zuständigen Minister das Aufstallungsgebot an. Jetzt ist es mal wieder soweit: wir leben im sogenannten Beobachtungsgebiet, weil in einem Mastbetrieb in Dannau die Geflügelpest ausgebrochen ist und 20.000 Tiere getötet wurden („gekeult“ nennen sie das aus mir unerfindlichen Gründen). Also haben wir seit fünfzehn Jahren das Geflügelpestvirus mit all seinen vielen Mutationen am Hals. Ohne große Phantasie kann man da Analogien zu SARS-Cov-2 entdecken. Was das bedeutet? Vielleicht ein mindestens fünfzehn Jahre währender Lockdown? Oder aber – und das halte ich persönlich für die intelligentere Lösung – das Eingeständnis, daß ein Virus nicht beherrschbar und Kontrolle über lebendige Systeme eine Illusion ist. Vielleicht wäre es jetzt auch mal an der Zeit, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was wir alles anderes machen müssen, um gut und gesund zu leben. Ich höre immer nur die männlichen und weiblichen Kassandras aus Politiker- und Virologenkreisen, die Schreckensszenarien heraufbeschwören. Wie wäre es denn mal stattdessen damit, laut darüber nachzudenken, was unserem Immunssystem helfen könnte. Angstmacherei ist jedenfalls ein effektives Mittel, um das Immunssytem zu schwächen und gleichzeitig die Bürger*innen gefügig zu machen. Ich halte mich derweil an Lachen, Tanzen, Singen und schöne Kontakte pflegen – das hält mein Immunsystem bei Laune.

W.A.I.T…

… ist die Abkürzung für „Why am I talking?“ Ich fand diesen Satz in dem Essay We Can Do Better Than This von Charles Eisenstein. Er hat ihn von Gigi Coyle, die den Way of Council praktiziert. Es geht darum, sich beim Sprechen bewusst zu machen, warum eine oder einer sprechen will, vielleicht um Aufmerksamkeit zu bekommen, oder weil man seine eigenen Ansichten für sehr wichtig hält, vielleicht auch, weil man es einfach gewohnt ist zu sprechen oder seine eigenen Geschichten gern noch mal vor Publikum äußern will. Warum mich dieser Satz angesprochen hat? Weil ich selber gerne und viel spreche. Das ist eine Angewohnheit, die aus dem mütterlichen Teil meiner Familie stammt. Und es ist eine sehr schlechte Angewohnheit, die ich gern loswerden möchte. Bisher war ich da aber noch nicht sonderlich erfolgreich.

Wie nervig es ist, wenn andere Menschen sehr viel reden, habe ich gerade vor einigen Tagen wieder erlebt: der Besitzer eines Geschäfts in Kiel nahm eine kleine Bemerkung von mir zum Anlass, mich mit seiner Meinung zu Corona und den Maßnahmen der Regierung zuzutexten. Das wurde ganz schnell sehr unangenehm. Ich hatte nicht das Gefühl, daß es ihm um ein Gespräch ging, er wollte offensichtlich einfach nur eine Menge Worte loswerden und bekam rein gar nichts mit. Weder, daß ich mich immer mehr Richtung Ausgang bewegte, noch daß ein Kunde hereinkam und wartend vor dem Tresen stand. Irgendwann sagte ich in seinen Redeschwall hinein: „Ich muss jetzt gehen“ und ging.

Wie gesagt, ich kenne beide Seiten. Auch ich bekomme wahrscheinlich gar nicht so selten nicht mit, ob andere Lust haben, mir zuzuhören und riskiere, daß mein Gegenüber innerlich wegtritt. Dagegen fällt es mir bei anderen natürlich sofort auf, wenn ihre Redezeit für meinen Geschmack zu lange dauert. Es gibt einen sehr gelungenen Spruch aus den 12-Schritte-Gruppen: „Du kannst über alles reden, nur nicht über zwanzig Minuten.“ Wobei mir persönlich schon 10 Minuten völlig reichen, danach lässt meine Aufmerksamkeit rapide nach.

Eine kluge Frau sagte mir mal, als ich dieses Problem zum Thema machte, ich solle meinen Gesprächspartner ansehen, während ich spreche. Das ist sicher ein guter Hinweis. Ich ertappe mich selbst oft dabei, daß ich beim Sprechen in die Luft sehe, weil ich dann einfach besser reden kann. Aber natürlich ist dann mein Sprechen eine völlig kontaktlose Angelegenheit. Ich bin übrigens richtig dankbar, wenn mein Gegenüber mich darauf hinweist und etwa sagt: „Du, ich kann dir nicht mehr zuhören“ oder „Das ist mir jetzt zuviel Info“. Ich weiß aber von mir selbst, wie schwer das ist. Wir haben da diese Hemmung, den anderen zu unterbrechen und ihm ganz klar zu sagen, daß wir genug haben. Wir wollen höflich sein und machen gute Miene zum nicht so guten Spiel.

Am Internationalen Frauentag hielt ich mich in Münster auf, verbrachte Zeit mit meiner Mutter und erledigte bürokratische Formalitäten für sie in der Stadtverwaltung. Darüber wollte ich gern etwas schreiben, aber ein Windows-Update bewirkte, daß mein Notebook die SD-Karte meiner Kamera nicht mehr erkannte und ich Expertenhilfe brauchte. Sieben Tage war ich ohne Rechner. Am ersten Tag ärgerte ich mich, am zweiten fand ich, daß es mir gut tun könnte, eine Zeitlang offline zu sein. Und so war es dann auch.

Ich merkte dabei auch, daß mir die ganzen Online-Angebote allmählich zum Hals raushängen. Z. B. habe ich mich bei Pioneers of Change angemeldet, weil da einige interessante Leute sprechen sollten, etwa Veronika Bennholt-Thomsen oder Charles Eisenstein. Aber dann kamen schon Wochen vor dem Online-Kongress fast täglich neue Mails mit vielen bunten Smileys vom Veranstalter und ich dachte: Ach, lasst mich doch einfach mal in Ruhe. Na, und dann war ich ohne Notebook, konnte nichts in mein Blog schreiben und mich nicht mit der Infoflut befassen. Da hat mir das Leben also eine handfeste Lektion zum Thema W.A.I.T. gegeben. Das war sogar richtig schön. Stattdessen hatte ich zwei sehr erfreuliche Gesprächskontakte mit meinem Zahnarzt und einer Freundin und nach langen Monaten eine Einzelstunde mit meinem Yogalehrer. Und ich hatte Zeit für schamanische Reisen und viele Kontakte mit der mehr-als-menschlichen Welt.

gefunden in Münster

Ich spiele mit dem Gedanken, mich von Microsoft zu trennen, nicht nur wegen der Probleme, die umfangreiche Updates oft mit sich bringen. Es geht mir extrem auf den Geist, daß ich ständig Sachen auf meinen Rechner geladen bekomme, die ich nicht haben will. Ich denke ernsthaft über Linux nach.

Hüter der Erde

Die Bienen fliegen wieder!

In Flensburg gibt es einen kleinen Wald am Bahnhof. Den hat die Stadt freigegeben, damit die Bäume gefällt und auf der Fläche ein Hotel und ein Parkplatz gebaut werden. Die Stadt Flensburg findet also ein Hotel wichtiger als einen Wald. Man kennt das. Im Oktober haben Menschen den Wald besetzt und Baumhäuser nach dem Vorbild des Hambacher und Dannenröder Forstes gebaut. Ich sehe sie als Hüter*innen der Erde. Eigentlich sollte der Platz jetzt von der Polizei geräumt werden, denn ab 1. März sind wegen der brütenden Vögel keine Baumfällarbeiten mehr erlaubt. Jetzt hat sich aber eine Coronavirusmutation in Flensburg ausgebreitet und die Oberbürgermeisterin hat nicht nur alle Coronarestriktionen noch mal drastisch verschärft sondern verfügt, daß das besetzte Gelände nicht geräumt werden darf, damit es nicht zu einem Superspreaderevent kommt, wenn die Polizei die Baumbesetzer wegtragen muss und es dann vielleicht zu handfesten Auseinandersetzungen kommt. Man könnte also sagen, das Coronavirus hat dem Wald geholfen. Gestern Morgen kam dann im Radio die Nachricht, daß die beiden Waldbesitzer Fakten geschaffen haben, indem sie einen Trupp Forstarbeiter mit Motorsägen zusammen mit privaten Securityleuten vorbeigeschickt haben. Die haben den Wald eingezäunt und dann angefangen, Bäume zu fällen. Das Ganze wurde wenig später von der Polizei gestoppt.

Es wird hierzulande ja gern mit großer Empörung auf Brasilien gezeigt, wo mit ausdrücklicher Billigung von Bolsonaro der Amazonaswald vernichtet wird. Aber hier geschieht doch genau dasselbe: Wald wird abgeholzt für Braunkohletagebau, für eine Autobahn und jetzt für ein Hotel.

Irgendein Experte hat dringend dazu geraten, zwei Masken übereinander zu tragen, da eine allein nicht ausreiche, um das Virus einzudämmen. Die nächste Steigerung wäre dann, den Menschen das Atmen zu verbieten. Da das schlecht geht, hätte ich noch einen Vorschlag: daß alle aufgefordert werden, sich eine Plastiktüte über den Kopf zu ziehen. Dann hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: die Coronaseuche und die Homo sapiens-Seuche. Ich würde allerdings darauf bestehen, daß als allererstes die Herrschenden mit gutem Vorbild vorangehen.

Ja, ich weiß, ich bin zynisch. Aber zur Zeit kann ich nur so den alles beherrschenden Wahnsinn ertragen.

Ich habe mir vorgenommen, zu jeder schlimmen Geschichte auch eine schöne zu schreiben. Hier ist sie:

I. hat mir ein ganz zauberhaftes Buch geliehen: Eine Frau erlebt die Polarnacht von Christiane Ritter. Es ist bereits 1938 erschienen und nur noch antiquarisch erhältlich. Die Geschichte spielt 1933. Die Autorin besucht für ein ganzes Jahr ihren Mann, der als Jäger und Forscher auf Spitzbergen in der Arktis lebte. Sie lebt dort mit ihm und einem jungen Norweger in einer kleinen Hütte ein ganz einfaches Leben ohne Strom und fließendes Wasser unter teilweise extremen Bedingungen: monatelange Dunkelheit, nur erhellt durch Mond und Polarlichter, Temperaturen um -35°, wochenlanges Alleinsein, wenn die beiden Männer auf der Jagd sind. Sie verschweigt nicht, daß es ist nicht immer leicht für sie gewesen ist. Aber alles in allem hat sie in diesem Jahr ganz ohne den gewohnten Komfort so intensive und beglückende Naturerfahrungen gemacht, daß sie später von sich selber sagt, sie sei für ihr altes Leben verdorben. Auch daß in ihrer Abwesenheit ihr Wohnhaus in Österreich abgebrannt ist, tangiert sie nicht wirklich. In dem Buch finden sich auch Zeichnungen und Aquarelle der Autorin. Daß sie gelernte Malerin ist, erkennt eine an den sehr anschaulichen Landschafts- und Farbbeschreibungen. Mich hat dieses Buch so fasziniert, daß ich es mir auch bei Booklooker bestellt habe. Ich habe zwar nie unter solchen Extrembedingungen gelebt, aber ich kann die Glücksgefühle dieser Frau über ihr Jahr in der Arktis gut verstehen. Sie hat einfach die Erfahrung gemacht, was wirklich im Leben zählt und daß das Allermeiste, das wir angeblich so privilegierten Europäer für lebensnotwendig halten, einfach nur Ballast ist, der uns von der Natur, von der Erde, dem Himmel, den Elementen trennt. Im Grunde sind wir schrecklich verarmte Seelen, weil wir uns so weit von der Natur entfernt haben.

Ich habe mich heute in die Natur begeben, einen langen Spaziergang durch Wald und Feld gemacht und den Wildschweinen Kartoffeln zum Platz unseres Lichtmessrituals gebracht.

Kommunikation mit allen Wesen

Villa Kunterbunt

Gestern machten E. und ich auf einem meiner magischen Plätze ein Lichtmessritual (Bei Alma mater habe ich Lichtmess als Fest des zunehmenden Mondes im Wassermann kennen gelernt, also als bewegliches Fest. Dieses Jahr gab es zwei zunehmende Mondphasen im Wassermann, eine im Januar, eine im Februar). Als wir den Kreis gezogen und die sieben Richtungen eingeladen hatten, fing es an zu schneien. Während des ganzen Rituals begleiteten uns unzählige Keile von laut rufenden Singschwänen, die nach Norden zum Selenter See zogen, mit ihren Rufen. Ich äußerte den Wunsch, mich mit allem, was lebendig ist, zu verbünden/verbinden und zu lernen, mit ihnen zu kommunizieren. E fragte, ob ich damit auch die Viren meinte. Ja, natürlich meine ich auch die. Jetzt würden Virolog*innen sagen, daß Viren keine Lebewesen sind. Das sehe ich anders; ich halte es da mit den Indigenen auf allen Kontinenten, die nicht nur Menschen und alle anderen Tiere, Pflanzen, Pilze und Bakterien für lebendig halten sondern ebenso Wasser, Erde, Feuer, Luft und die kleinen Völker.

Als wir den Heimweg durch eine mittlerweile völlig im Schnee versunkene Landschaft antraten, dämmerte es schon. Vor uns bewegten sich ein paar schwarze Schafe im Schnee. Das machte mich stutzig, weil ich mitten in einem sumpfigen Gebiet ohne Zäune keine Schafe erwartete, schon gar keine schwarzen. Dann erkannte ich, daß es sich um drei Wildschweine handelte. Ich bin in meinem Leben schon ein paarmal Wildschweinen begegnet und ging auf sie zu. Die Wildschweine sahen uns und verschwanden im Reet. Sie haben gute Gründe, sich vor Menschen zu fürchten.

L. machte mich darauf aufmerksam, daß meine Äußerung, es gäbe in meinem Umkreis keine einzige Person mit Covid-19, bei ihr den Eindruck hinterlassen hatte, ich täte die Krankheit als Bagatelle ab. Zwar habe ich das weder gesagt noch gedacht, aber ich möchte es doch sicherheitshalber klarstellen. Wie ich diese Krankheit einstufen soll, weiß ich noch nicht. Und ich denke, daß keiner das zum derzeitigen Zeitpunkt sicher wissen kann. Vielleicht haben wir irgendwann einmal die Möglichkeit, Vergleiche zu Grippeepidemien zu ziehen. Ich habe keinen Zweifel daran, daß es schwere Covid-19-Verläufe gibt. Ich habe auch keinen Zweifel daran, daß die in den Medien häufig beschworenen schwerwiegenden Folgeschäden oft eher durch intensivmedizinische Behandlung zustande kommen. Man muss sich nur vorstellen, daß eine Beatmung mit starkem Druck Superstress für ohnehin schon geschädigte Lungenbläschen ist. Auch die Medikamente, die gegeben werden, können Langzeitschäden hervorrufen. Das gern und oft verabreichte Cortison z. B. ist ein Hormon, das sehr nachhaltig in die Selbstregulation des Körpers eingreift, auch wenn es längst abgesetzt worden ist. Im Übrigen: es gibt keine Medikament ohne unerwünschte Begleitwirkungen. Mittlerweile kenne ich übrigens eine Person, die an Covid-19 erkrankt ist, aber mit einem offensichtlich leichten Verlauf. Vielleicht habe ich bisher sowenig von dieser Krankheit mitbekommen, weil ich in einem Landkreis lebe, in dem es unterdurchschnittlich viele Coronafälle gibt: auf den bunten Karten in der Süddeutschen Zeitung, die ich einmal in der Woche lese, ist der Kreis Plön bis auf einen Ausreißer immer grau eingefärbt, also mit einem Inzidenzwert unter 35. Hohes Fieber ist übrigens kein Anzeichen für einen schweren Verlauf. Fieber ist eine sinnvolle Reaktion des Organismus auf eine Infektion. Fieber unterstützt die Heilung. Die Generation meiner Eltern und Großeltern wusste das noch und reagierte ganz entspannt, wenn wir Kinder Fieber hatten. Da wurden dann Wadenwickel gemacht und ansonsten vertraute man der Weisheit unserer Körper. Das Problem ist, daß Fieber mittlerweile als etwas Gefährliches angesehen wird. Als junge Krankenschwester lernte ich noch im Klinikalltag Wadenwickel anzuwenden. Das hat sich spätestens in den 90er Jahren geändert: seitdem bekam jeder Patient ab 38°C eine Paracetamol verpasst. Ich habe 1986 eine Influenza mit 40°C Fieber gehabt. Daran habe ich nur gute Erinnerungen: ich lag drei Tage lang in Fiebertrance zu Hause in meinem Bett und danach ging es wieder aufwärts. Das ereignete sich in einer entscheidenden Phase meines Lebens und fühlte sich im Nachhinein wie ein Häutungs- oder Transformationsprozess an. Auch meine Kinder durften Fieber haben und bekamen nur Belladonna D6 und gelegentliche Wadenwickel. Ich glaube, das Problem in unserer heutigen Zeit ist, daß Menschen Krankheit genauso wie Tod nicht mehr als natürlichen Bestandteil des Lebens akzeptieren. Fieberhafte Infektionserkrankungen sind außerdem ein gutes Training für unser Immunsystem.

Zum Schluss noch eine Empfehlung: Im Arzneimittelbrief 2020, 54 steht ein ausführlicher Bericht über die Risiken genetischer Impfstoffe. Ich habe ihn gelesen und mich bestätigt gefühlt in meiner Absicht, mich nicht impfen zu lassen.

Kalt

In Flensburg

Hier ist weiterhin richtiger Winter: heute Morgen waren es -7° C auf dem Thermometer neben meiner Haustür. Eine Freundin meiner Mutter rief an und erzählte, in Münster seien es -15° C. Dagegen ist es hier fast warm. Sie haben dort auch viel mehr Schnee, soviel, daß viele gar nicht zur Arbeit gekommen sind. Im verschneiten Garten kann ich sehen, wer sich da alles herumtreibt: außer den Vögeln an der Futterstelle und den Pfotenabdrücken meiner Katze fand ich auch Fuchsspuren. Ich habe extra noch mal in meinem Spurenbuch nachgeschaut und fand es bestätigt. Ich freue mich, wenn wilde Tiere so nah herankommen.

Winterrose

Gestern machte ich in Kiel meine wöchentlichen Einkäufe. An einem Stand fragte ich den Besitzer, ob ihm nicht kalt sei unter seiner Zeltplane. Er zeigte nach unten auf einen für mich unsichtbaren Gasbrenner. Dann reichte er mir wortlos seine Hand über den Tresen. Ich streckte ihm meine entgegen und er umfasste sie mit seiner großen warmen Hand. „Das ist schön“, sagte ich und lachte ihn an. Wir hatten beide keine Maske auf; ich hatte auch kein Schild gesehen, daß hier Maskenpflicht sei. Diese Begegnung bewirkte, daß ich gar nicht anders konnte, als fröhlich grinsend zu meinem Auto zu gehen. Und den Rest des Tages habe ich mich weiter darüber gefreut, wann immer mir diese Situation einfiel.

In den Nachrichten wird oft bemängelt, daß Deutschland in der Digitalisierung so weit hinten liege, was sich jetzt in Zeiten des Online-Unterrichts für Kinder besonders zeige. Ich habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Digitalisierung. Ich mag vieles am Internet, benutze es aber pro Tag meist weniger als eine Stunde. Ich sehe selten Videos, einfach weil ich nicht die Geduld aufbringe, mir Sachen anzusehen, die länger als 10 Minuten dauern. Na gut, beim Neuen Evangelium war es ausnahmsweise anders. Mein Französischunterricht findet mittlerweile per Zoom statt. Das ist besser als nichts, aber kein Vergleich zu Präsenzunterricht. Ich glaube auch, das die Digitalisierung Probleme mit sich gebracht hat, die wir vorher nicht hatten und zudem ziemlich viel Zeit frisst. Und wenn ich daran denke, welcher Raubbau an der Erde geschieht, damit Digitalisierung möglich ist, dann glaube ich, daß wir es eher mit einem Fluch als mit einem Segen zu tun haben. Überhaupt scheint es mir, daß mit jeder technischen Neuerung, die ja angeblich immer irgendein Problem lösen soll, mehrere neue Probleme entstehen. Beispiel: erneuerbare Energien. Auf dem Weg nach Flensburg sah ich die Windkraftanlagen, die mittlerweile überall die Landschaften verschandeln. Ja, auch ich beziehe Ökostrom aus Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. Aber Öko ist eigentlich nicht der richtige Name. Denn um etwa Windkraftanlagen zu bauen, braucht es sogenannte seltene Erden. Dafür wird unter anderem der Kongo (Coltan) ausgeplündert, dafür werden Regierungen weggeputscht (Bolivien wegen seiner Lithiumvorkommen) usw. Wenn dann die Windräder nach ungefähr 20 Jahren entsorgt werden müssen, weiß man nicht, wohin mit den giftigen Altlasten. Ähnliches gilt für die überaus hässlichen Photovoltaikanlagen. Wie man es dreht und wendet, unser Stromverbrauch muss drastisch reduziert werden. Warum auch nicht? Was spricht dagegen, wieder mehr Handarbeit einzusetzen? Was spricht dagegen, das Leben wieder zu vereinfachen, was auch bedeutet, den Besitz an elektronischen und elektrischen Geräten einzuschränken. Wozu braucht ein normaler Autofahrer z. B. ein Navi? Wenn ich Sahne mit meinem mechanischen Gerät steif schlage, brauche ich exakt genauso lange wie mit dem elektrischen Gerät. Eischnee kann eine prima mit einer Gabel steif schlagen. Körperliche Arbeit hebt die Stimmung, das erlebe ich immer wieder. Bestimmt haben wir unsere Körper nicht dafür, ab und zu irgendwelche Knöpfe zu drücken. Gerade jetzt, wo es wenig Möglichkeiten gibt, Geld auszugeben, außer man bestellt online (was ich genauso wenig mache wie in Vor-Corona-Zeiten), merke ich, daß mir nicht wirklich was fehlt. Als ich jung war, hätte ich gern mehr Geld gehabt, um mir Klamotten und Schuhe zu kaufen. Das kennt wahrscheinlich jede Frau. Ja, ich mag mich immer noch gern schön anziehen, aber ich trage meine Sachen mittlerweile oft mehr als 10 Jahre. In Flensburg unterhielten wir uns über dieses Thema und kamen zu dem Schluss, daß das ganze Konsumieren, so typisch für unsere Kultur, im Grunde ein Ersatz ist für etwas, was wir vor langer Zeit verloren haben. Heini Staudinger von den Waldviertler-Werkstätten in Österreich erzählt in der Zeitschrift Brennstoff oft, daß er auf seinen Afrikareisen viel Armut gesehen habe, aber gleichzeitig viel, viel mehr Lebensfreude als in Europa. Und heute fand ich in einem alten Tagebuch die Nachricht von Ute Schirans Tod, in der ihre Lebensgefährtin Rita folgenden Satz schrieb: „Die Einfachheit und der daraus erwachsende Reichtum, mit dem sie gelebt hat und gestorben ist, möge sich fortsetzen.“ Der Reichtum, der aus Einfachheit entsteht, ja, wie schön und wie wahr.

Denn was erfreut denn viel mehr als ein schönes neues Kleidungsstück? Da bin ich wieder bei dem fremden Mann, der seine warme Hand um meine legt und mich zum Lachen bringt…

Stürmische Zeiten

Ich komme gut klar mit dem Lockdown, weil ich gern allein bin und es dafür kaum einen schöneren Ort als mein kleines Dorf gibt. Aber es ist auch schön, mal wieder unter Menschen zu sein und in einen anderen kleinen Kosmos einzutauchen. Ich habe ein paar Tage in Flensburg verbracht. Am Samstag gingen wir durch eine schöne Schneelandschaft auf dem Gendarmenstien bis nach Dänemark. Mittendurch zieht sich der neue Zaun, der Wildschweine davon abhalten soll, nach Dänemark zu wandern. Kein organischer Holzzaun, kein dezenter Drahtzaun, sondern ein kompakter hässlicher Stahlzaun. Es scheint so, daß sogenannte Schutzmaßnahmen oft mit Hässlichkeit gepaart sind.

Am Sonntag fuhren wir dann ganz unbedarft in die Geltinger Birk. Die vielen Schneeverwehungen auf der Bundesstraße hätten uns Warnung sein können, auch die kleine Nebenstraßen, die alle von einer kompakten Eisschicht überzogen waren. Wir kamen an, stiegen aus dem Auto und ein eisiger Wind empfing uns. Die Ostsee schrie unter dem Sturm und wir waren in Nullkommanix völlig durchgefroren trotz eigentlich angemessener Kleidung. Der Gang war dann nach ca. 20 Minuten beendet und wir fanden erstaunlicherweise im nächstgelegenen Dorf eine offene öffentliche Toilette, die unsere Hintern vor dem Erfrieren rettete und sich über Spenden finanziert. Soviel Menschenfreundlichkeit muss man würdigen!

Am Montag fuhr ich wieder nach Hause. Während es in Flensburg fleißig am Schneien war, kam ich gut zu Hause an. Das Haus war eiskalt und für die nächsten Stunden saß ich am Feuer und hörte dem Sturm draußen zu, der pulvrigen Schnee gegen meine Haustür drückte und im Garten weiße bizarre Gebilde schuf. Wie schön, daß mal wieder richtiger Winter ist.