Synchronizitäten

Einige brauchen dicke Mauern (Château de Spesbourg)

Vorgestern schrieb ich über Kerstin Chavents Artikel über Tiere, in dem auch die Schlange angeführt wurde. Gestern Morgen beim Öffnen der Gartenpforte huschte eine Ringelnatter in den Polsterbeinwell; ich konnte gerade noch ihren Schwanz sehen. Als ich wenig später draußen war,  schlängelte sich diese Ringelnatter über die Stufen vor der Haustür; ich konnte deutlich die weißen Halbmonde an ihrem Kopf erkennen. Ich freute mich sehr und dachte: „Aller guten Dinge sind drei.“ Wenig später sah ich die Schlange wieder vor dem Haus. Dieses Mal verschwand sie unter der großen Salbeipflanze. Und es gab sogar noch eine vierte Begegnung, auch wieder vorm Haus. Es war, als hätte die Schlange Kerstin Chavents und meine Wertschätzung mitbekommen und wollte sich auf diese Weise erkenntlich zeigen. Wie auch immer, es gibt ja diese Märchen, wo eine Schlange in der Nähe von Menschen wohnt und von diesen mit einem Schälchen Milch versorgt wird. Wenn man sie schlecht behandelte oder tötete, kam Unglück über das Haus. Interessant finde ich auch, daß die Schlange in den Märchen oft von einem Kind versorgt wird. Das ist doch eine viel schlüssigere Geschichte als die von Eva und der Schlange, die zur Erbsünde geführt haben soll.

Gestern fuhr ich mit dem Fahrrad zum Kiesgrubenbiotop, um Pflanzen für meinen diesjährigen Kräuterbuschen zu sammeln. Ich traf dort einen Fasan, der sich beeilte wegzukommen, als er mich sah. Verständlich: es standen mindestens vier Hochsitze auf dem Areal, einer davon war umgestürzt. Jedes Jahr ändert sich dort die Vegetation ein wenig. Als ich vor mehr als 10 Jahren diesen Ort entdeckte, wurde an einer Stelle noch Kies abgebaut. Huflattich bedeckte einen großen Teil des Geländes und machte seinem Ruf als Pionierpflanze, die kaputte Böden regeneriert, alle Ehre. Huflattich regeneriert auch entzündete Bronchialschleimhäute und ist eine hervorragende Heilpflanze bei Bronchitis und Raucherhusten. Ich weiß, wovon ich rede: ich war mal starke Raucherin. In den folgenden Jahren kamen andere Pflanzen: Schlafmohn, Karden, Riesenbärenklau, Beinwell, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Johanniskraut, Frauenmantel, Zahnwurz, Beifuß, Königskerze, roter und weißer Fingerhut. Einige davon haben sich gehalten, andere verschwanden bald wieder wie der gelbblühende, duftende Honigklee, der sich dort nur einen Sommer hielt.

Als ich meinen Strauß fast zusammenhatte und auf dem Weg zu meinem am Tor angeschlossenen Fahrrad war, entdeckte ich eine einzelne Eisenkrautpflanze. Noch eine Synchronizität wie mein Erlebnis mit der Ringelnatter. Ich habe zwei Eisenkrautpflanzen im Garten, die ich vor einigen Jahren in einer Wildpflanzengärtnerei gekauft habe. Aber ich hatte noch nie wildwachsendes Eisenkraut gesehen. Dann entdeckte ich diese Pflanze im Wald um den Odilienberg, wo sie massenweise auf den Wegen wuchs. Und jetzt fand ich sie hier! Sie musste dann natürlich auch in meinen Kräuterbuschen. Eisenkraut wurde früher nicht nur als Heilpflanze geschätzt sondern zu Friedensverhandlungen und Vertragsabschlüssen mitgenommen. Ihr botanischer Name Verbena ist vom lateinischen Verbum (Wort) abgeleitet. Eisenkraut war also die Pflanze, die bezeugte, daß das Wort galt. Wer zu schwierigen Verhandlungen ging, sollte ein Amulett aus Eisenkraut bei sich tragen.

Abends habe ich den Kräuterbuschen dann mit Salbei abgeräuchert und im Flur aufgehängt. Dort erinnert er daran, daß gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen ist.

Um Mitternacht ging ich in den Garten, um ein paar Perseiden zu entdecken. Die Sicht war klar, die Milchstraße spannte ihr Band von Nordost nach Südwest, ich konnte sogar das Reiterlein (Alcor) auf dem mittleren Deichselstern des großen Wagens erkennen, aber die Perseiden machten sich rar. Eine einzelne Sternschnuppe ließ sich blicken. Na immerhin!

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