Die Raunächte habe ich dieses Jahr eigenmächtig verlängert. Nachdem ich zunächst einige Zeit gebraucht habe, um von meinem Immer-aktiv-Modus herunterzukommen, tat es mir merklich gut, nur das Nötigste zu tun (die Grundordnung in meiner Wohnung aufrecht zu erhalten, einkaufen, Essen kochen, zur Arbeit fahren) und ansonsten einfach nur rumsitzen, lesen (ich habe Massen von tollen Büchern zu Weihnachten bekommen), stricken und tagträumen. Kein Yoga, kein Französischüben, einfach nur meinen Impulsen nachgeben. Neulich habe ich irgendwo gelesen, daß irgendwelche Hirnforscher vermuten, daß regelmäßiges Meditieren möglicherweise die Fähigkeit zum Tagträumen behindert. Das kann ich mir gut vorstellen: Tagträumen ist etwas, was ungeplant geschieht. Jedes Kind kennt das: plötzlich driftet die Aufmerksamkeit in innere Welten, der Blick wird leer, die Außenwelt spielt keine Rolle mehr. Manche sagen, Tagträumen dient dazu, das Gehirn zu entrümpeln. Alle meine Versuche, mich einer regelmäßigen Meditationspraxis zu unterwerfen, sind bisher nach kurzer Zeit an Lustlosigkeit gescheitert. Vielleicht sind aber auch die Zustände, die ich gelegentlich bei bestimmten Tätigkeiten erreiche, etwa beim Stricken, beim Kochen, bei der Gartenarbeit, meine ganz persönlichen Meditationserfahrungen.
Gestern sind I. und ich mit der Bahn nach Hamburg gefahren. Wir haben im Café Paris in der Nähe des Rathauses Kaffee getrunken: rappelvoll, freundliche Bedienung und interessantes Jugendstilambiente. Bei GEA habe ich eine Matratze bestellt, vorher natürlich zur Probe gelegen. Da ich seit einigen Jahren auf der Seite liegend schlafe, nicht wie früher auf dem Bauch, brauche ich eine weichere Unterlage. GEA ist übrigens ein toller Laden: sie verkaufen dort Waldviertler-Schuhe und Möbel und das Personal ist freundlich und entspannt. Dann fuhren wir mit der S-Bahn in die Schanze und ergatterten ein paar hübsche Schnäppchen bei Paul und Piske, die ich auch empfehlen kann. Sie nähen einen Teil ihrer Sachen selber. Drumherum herrscht immer noch das schanzentypische Anarchoambiente, wenn auch hier leider die Gentrifizierung begonnen hat. Das merkten wir, als wir zum Schanzenstern in der Bartelstraße gingen und dort statt des ehemaligen Biorestaurants eine Pizzeria fanden. Aus dem Internet erfuhr ich, daß die Pächter des Schanzensterns die drastisch erhöhten Mieten nicht mehr zahlen konnten.
Seltsame Treppe im Schanzenhof