Sehr genervt

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Der Winter ist da!

Am Montag hat sich die ohnehin angespannte Situation auf der Station noch weiter zugespitzt. Obwohl mich ein Kollege von einer anderen Station unterstützte, war die Arbeit nicht zu schaffen. Ich wimmelte ständig Patienten ab und schaffte doch längst nicht alles, was ich hätte machen müssen. Ich faxte eine Gefährdungsanzeige an die Pflegedienstleitung, wohl wissend, daß die auch nichts machen kann. Es fehlt einfach das Personal.

Völlig genervt fuhr ich spätabends nach Hause. Gestern hatte ich frei, aber meine Stimmung war weiterhin nicht die beste. Wie wohl die meisten Menschen möchte ich ein Gefühl von Sinn in meiner Arbeit finden, zur Zeit fühle ich aber nur eine große Machtlosigkeit. Ich kann an der Situation in der Klinik nichts ändern, aber ich möchte lernen durchs Chaos zu surfen, ohne mir die Stimmung zu versauen.

Gestern trafen I. und ich uns zum Käsefondueessen. Sie arbeitet auch im medizinischen Bereich und kennt ähnliche Probleme. Wir beiden sehen es so: das ganze Gesundheitswesen fährt gerade mit Wucht gegen die Wand. Manche Sachen müssen erst zusammenbrechen, damit etwas Neues entstehen kann. Die ganze Elend hat übrigens vor ca. 20 Jahren angefangen, als aus Krankenhäusern profitorientierte Betriebe gemacht wurden. Vielen Dank also an die Politik!

Ich sehe aber auch eine große Chance – und das gilt gleichermaßen für alle anderen Bereiche, wo die uns Regierenden nicht in der Lage ist, notwendige Veränderungen herbeizuführen: daß Menschen die Dinge wieder selbst in die Hand nehmen, d. h. sich selbstverantwortlich um ihre Gesundheit kümmern und aufhören, sich auf sogenannte Spezialisten zu verlassen. Das setzt voraus, daß sie lernen, wieder auf ihren eigenen Körper und ihre Intuition zu hören. Dann könnte sich das Gesundheitswesen auf die Bereiche konzentrieren, für die es gut ist, z. B. Knochenbrüche zu behandeln und notwendige Operationen vorzunehmen.

Man kann übrigens heute schon froh sein, wenn man kein Privatpatient ist. Da muss man nicht lange auf einen Arzttermin warten und bekommt in der Klinik besseres Essen und andere Vergünstigungen. Im Gegenzug wird man aber ausgenommen wie eine Weihnachtsgans: an Privatpatienten werden grundsätzlich mehr und teurere Untersuchungen vorgenommen, für die in der Regel keinerlei Notwendigkeit besteht, als an gesetzlich Krankenversicherten.

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Es gibt aber auch Gutes: heute Morgen war ich bei meinem tollen Zahnarzt, den ich wegen seiner ruhigen Art und seiner guten Handwerkskunst sehr schätze.

Und ich freue mich über den frostigen und sonnigen Winter!

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