Raunächte

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Mit dem Holzstapeln bin ich vor Weihnachten fertig geworden.

Über die Feiertage waren mein Sohn, seine Freundin, meine Tochter und Maatin da. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es mit fünf Menschen, einer Katze und ohne Spülmaschine über einige Tage gut geht. Ich freue mich, daß meine Kinder kommen wollen. Ich selbst habe irgendwann beschlossen, nicht mehr bei meinen Eltern Weihnachten zu feiern: es gab jedesmal Stress, weil meine Mutter überfordert war, sich aber auch nicht helfen ließ. Dieses Jahr machte ich allerdings genau an Heiligabend schlapp. Ich hatte mir einige Tage vorher eine Erkältung zugezogen – die ganze Station war verschnupft – und nachdem ich die Wildschweinkeule und den Rotkohl zubereitet hatte, saß ich völlig erschöpft am Tisch. Das Essen schmeckte nach nichts. Ich konnte gar nicht nachvollziehen, warum die anderen es in höchsten Tönen lobten. Mein Sohn sagte: „Leg dich mal lieber ins Bett, wir machen die Bescherung dann eben morgen.“ Er sprach mir aus tiefster Seele. Ich legte mich hin und schlief mit Unterbrechungen, schniefte, hustete und hatte Gliederschmerzen. Nach zwölf Stunden Schlaf ging es mir besser. Letztes Jahr hatte ich um diese Zeit eine Gürtelrose. Sollte mir das zu denken geben?

Am Mittwoch fuhren mein Sohn und seine Freundin nach Hause, am Donnerstag Maatin und gestern Katharina. Raunächte hin oder her: ich habe heute Ordnung gemacht und Staub gesaugt. Das Bedürfnis, meine Wohnung wieder in einen überschaubaren Zustand zu versetzen war größer als die Befürchtung, daß Frau Holle mir einen üblen Streich spielen würde, weil ich arbeitete.

Eine Leserin hat mich gefragt, wie ich dazu käme, mich als Sprecherin für die verbrannten Hexen zu bezeichnen. Als ich das geschrieben habe, habe ich nicht über meine Beweggründe nachgedacht. Ich beschäftige mich seit den 80er Jahren mit dem Thema Hexenverfolgung in Mitteleuropa. Damals begann die spirituelle Frauenbewegung sich dieses Kapitels unserer Geschichte anzunehmen. Im Schulunterricht spielte es keine Rolle, im Religionsunterricht schon gar nicht. Während mittlerweile der Nationalsozialismus mehr oder minder gut aufgearbeitet wird, ist die Massenvernichtung von überwiegend Frauen innerhalb eines Zeitraum von ca. 500 Jahren immer noch kein öffentliches Thema. Das ist einer meiner Beweggründe, warum ich für die Gefolterten und Verbrannten spreche. Ich möchte, daß sie nicht vergessen werden.

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