Normal

Am Freitag bin ich nach Flensburg gefahren. Die beiden Bonner waren in der Nacht schon angekommen. Seit über einer Woche stürmt es hier heftig. Dazwischen gibt es immer ein paar Stunden Windstille, dann geht das Sausen und Zerren des Sturms wieder los. Ist es einer oder eine ganze Horde von Stürmen? Jedenfalls gingen wir in einer Wind- und Regenpause in die Stadt. Als wir den Bioladen verließen, trieb der Sturm schon wieder den Regen vor sich her.

Am Samstag schien uns zum Frühstück die Sonne auf den Küchentisch und wir fuhren nach Dänemark. Nur der arme M. musste arbeiten. Sonderburg ist eine kleine Stadt mit hübschen kleinen Häuschen. Am Strand in der Nähe des Schlosses fanden wir einen Imbiss mit angeschlossenem Zelt. Da gab es erst mal einen Hot Dog. Das ist weder ökologisch noch sonstwie korrekt, aber da kann ich keine Rücksicht drauf nehmen. Hot Dogs gehören für mich zu Dänemark wie Croissants zu Frankreich und das English Breakfast zu England. Wir mampften also unsere Hot Dogs, während außen an der durchsichtigen Plastikplane der Regen herunterströmte. Wir waren umgeben von Menschen, die dasselbe machten wie wir. Keine Masken, kein Mindestabstand, kein Schnelltest, alles war entspannt. Nur ein Schild mit den bekannten Regeln hing an der Tür wie ein Relikt aus ungemütlichen Zeiten.

Die meisten Läden hatten schon geschlossen, hier nimmt man es mit dem freien Samstagnachmittag wohl genauer als bei uns. Aber wir fanden auf dem Rückweg ein Café, das sich als sehr ansprechend und gemütlich erwies. Es war gut besetzt, wir fanden aber sofort einen passenden Tisch und es gab leckeren Kuchen und guten Kaffee. Wieder alles ohne Maske. Nur das einsame und offensichtlich weitgehend ungenutzte Desinfektionsmittel am Eingang war Zeuge einer sehr seltsamen und sehr verrückten Zeit. Es war alles so normal, anders kann ich es gar nicht ausdrücken. Und das Normale war so schön. Obwohl es irgendwie pervers ist, für einen Hot Dog und den Besuch eines Cafés knapp 40 km nach Dänemark zu fahren, hat uns dieser Ausflug alle glücklich gemacht.

Seit gestern bin ich wieder zu Hause, habe aber erst heute gesehen, daß der tote Ahorn im Knick vom Sturm aus der Erde gerissen wurde und mit ihm ein Holunder, der mit seinen Wurzeln eng verbunden war. Das ist ein bisschen traurig, weil der Ahorn in den letzten Jahren dicht mit Efeu umrankt worden ist und etwas von einem Wächterbaum hatte. Er diente vielen Vögeln als Heimat und die Amseln holten sich im Winter die Beeren.

Mein Imkerverein hat sein letztes Treffen unter 2G-Bedingungen stattfinden lassen. Ungeimpfte Menschen waren also ausgeschlossen und das nehme ich durchaus als Statement. Aber was soll ich meine Energie damit verschwenden mich zu ärgern. Man findet heute ja neue Möglichkeiten, auch ich, die ich so ein Gewohnheitstier bin. Ich habe mich nämlich mit einem Imker aus meinem Verein getroffen, der mir seine neuentwickelte Bienenbehausung vorführte und erklärte. Er hat mir seine Zeit geschenkt und schien Freude daran zu haben. Und ich habe ein neues Modell kennengelernt, das wahrscheinlich nicht nur den Bienen, sondern auch mir gut gefallen wird. Es ist schön, daß es Menschen gibt, die genau hinsehen, was die Bienen und die Imker brauchen, damit es beiden gut miteinander geht und diese Erkenntnisse dann auch umsetzen.

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