Ich habe lange geduldig darauf gewartet, daß Markus Stockhausen mit seinem Projekt Lange Töne für den Frieden in den Norden kommt. Am Pfingstsonntag war er in Plön mit einem neuen Format, einer Art Konzert-Workshop, zu dem ich mit meiner Tochter fuhr. Nach etwas mehr als drei Stunden kamen wir sehr beeindruckt wieder nach Hause.
Markus Stockhausen ist ein feingliedriger und feinsinniger Mann. Diese beiden Attribute fallen mir zu ihm ein. Er sprach über den Frieden, über das Ende des Alten und den Beginn einer neuen Zeit, die viele von uns mehr und mehr fühlen können, über das Wahrnehmen, über den inneren Frieden, ohne den es keinen Frieden im Außen gibt. Er erwähnte auch die letzten vier Jahre und spätestens da wusste man, wes Geistes Kind er ist (was man auch auf seiner Homepage erfahren kann, wenn man liest, womit er sich außer der Musik noch beschäftigt). Aber eigentlich sprach er gar nicht viel. Er stellte Fragen, die dann unbeantwortet weiterwirken konnten. Dann spielte er auf Flügelhorn und Trompete, animierte uns, Töne von uns zu geben, begleitete das auf dem Flügel, machte eine kleine Übung mit den fünf Vokalen, ermunterte uns, der vorm Fenster singenden Amsel zu lauschen und zwischendurch gab es ganz viel Stille.
Die gesummten, gesungenen oder anderweitig hervorgebrachten Töne kamen immer freier, dazu Bewegungen; Markus regte uns an, alle Begrenzungen zu lassen. Anfangs fühlte ich noch ein Widerstreben in mir. Ich hatte Rückenschmerzen und fühlte mich etwas behindert. Aber dann kam ich mehr und mehr in einen Flow, als wir in zwei konzentrischen Kreisen standen und summten, sangten, schnalzten, stampften, klatschten und allmählich und wie von selbst ein vielstimmiger Zusammenklang entstand, der sich veränderte, anschwoll, abebbte und wieder in Stille mündete.
Das ist eine Form von Magie. Ich bin mit Kunst aufgewachsen. Mein Vater hatte Kunst studiert und ist mit mir in alle verfügbaren Museen gegangen, hat mir Malmaterial gegeben und ab und zu einen Rat. Aber wie enorm wichtig Kunst ist, habe ich bewusst erst durch die von Künstlern initierte Aktion #allesdichtmachen begriffen.
Zum Schluss regte Markus Stockhausen an, daß man noch ein wenig zusammensitzen und sich austauschen könne. Ich hatte nicht viel zu sagen, war noch sehr mit Nachfühlen beschäftigt. Aber ich konnte ihm Danke für seine schöne Arbeit sagen.
Zur gleichen Zeit, über Pfingsten, fand in Österreich das von Heinrich Staudinger initiierte Pfingstsymposium statt, mit Eugen Drewermann als Hauptredner. Für diesen aufrechten, klugen, alten Mann, der so unerschrocken seinen Mund aufmacht und die Wahrheit ausspricht, habe ich in den letzten Jahren viel Sympathie entwickelt. Auch bei diesem Treffen ging es um den Frieden. Es ist ja beides im Feld: der Krieg und der Frieden. Für den Krieg wird derzeit sehr getrommelt, auch und gerade von Menschen, von denen ich das nie geglaubt hätte. Ich finde, daß all die, die jetzt laut sagen, daß Frieden nur durch Waffen hergestellt werden, die sollen von mir aus an die Front gehen und den Krieg führen, den sie so notwendig finden. Aber dann gibt es die klaren Köpfe, die sagen: wir haben dieses Spiel viele tausend Jahre gespielt. Wir wollen es nicht mehr. Das Spiel ist aus. Wir wollen das machen, wofür wir hierher gekommen sind, für ein schönes Leben auf einer schönen Planetin.