Gestern Abend fuhren L. und ich in den Wald bei Stodthagen, um den Gesang der Unken zu hören. Im letzten Jahr hatte ich dieses Gebiet schon zweimal aus dem gleichen Grund besucht, leider umsonst. Auch gestern hörten wir nur das Konzert der Frösche. Die Stiftung Naturschutz hat ein großangelegtes Projekt zur Wiederansiedlung der Unken gestartet. Entweder waren sie noch nicht erfolgreich oder wir haben nicht die richtige Stelle gefunden. Wir brauchten einige Zeit für den Rückweg, weil wir uns weit vom Weg gewagt hatten, und irrten einige Zeit in der Dämmerung durch Wald und Moor. Mit diversen Schrammen von Brombeerranken und zwei Zecken am Körper kam ich nachts wieder zu Hause an.
Vorher hatten wir ein Gespräch über das Thema: Was bedeutet es, meinen Körper gut zu behandeln?
Wobei: ich habe eigentlich schon Schwierigkeiten mit dieser Formulierung. Denn für mich klingt sie so, als seien ich und mein Körper zwei getrennte, sich gegenüberstehende Wesenheiten. Aber so empfinde ich nicht. Wenn ich in der Zeit zurückgehe, erinnere ich mich an diesen Moment 1987, als die Musik (The Passenger in der Version von Siouxsie and the Banshees) plötzlich bewirkte, daß ich mich bewegen musste, dass ich mich sogar mit großer Lust bewegte und spürte, wie diese Lust quasi aus meinem Kreuzbein kam. Damals habe ich gesagt: meine Lebendigkeit sitzt in meinem Hintern. Heute würde ich sagen, daß damals wohl meine Kundalini wach wurde. Nicht umsonst heißt das Kreuzbein auf anatomisch os sacrum – der heilige Knochen. Jedenfalls habe ich damals begriffen, daß es keine Trennung zwischen dem, was wir Seele nennen und dem Körper gibt. Das stellt sich nach dem Tode sicher anders dar, aber für mich ist das derzeit nicht relevant.
Bei schweren Schockerlebnissen, aber auch im Traum können sich Körper und Seele voneinander trennen, also dissoziieren. Das ist sicher manchmal sinnvoll, um mit ansonsten unerträglichen Erlebnissen umgehen zu können.
Ich habe kürzlich ein sehr schönes Buch gelesen, das auch ganz viel mit der Einheit von Körper und Seele zu tun hat: Flowbirthing – Geboren aus einer Welle der Freude von Kristina Marita Rumpel. Ja, es geht tatsächlich um Geburt und obwohl das kein Thema mehr ist, was mich direkt betrifft, hat mich dieses Buch sofort, als ich es sah, sehr angesprochen. Die Autorin beschreibt Geburt auf eine so inspirierte Weise, daß es sich liest, als spräche eine größere Macht durch sie. Auch wenn es pathetisch klingen mag, aber so hat es sich angefühlt. Und es geht um nichts weniger als die weibliche Urkraft, die uns Frauen genommen wurde und die wir uns wiederholen können/müssen. Ich persönlich glaube übrigens, daß das Erinnern unserer Kraft, unserer Fähigkeit, Leben zu geben, untrennbar mit der Gesundung der globalen Krankheit zusammenhängt. D. h. je mehr wir Frauen wieder in unsere ursprüngliche Kraft kommen, von der die alten Mythen aller Kulturen erzählen, desto eher können der Wahnsinn unserer Zeit und die immensen Zerstörungen auf der Erde heilen.