Meine drei Bienenvölker sind tot. Ich hatte es schon geahnt: mein ältestes Volk, das ich 2012 von einem Imker aus Hamburg-Wilhelmsburg bekommen habe, und von dem alle weiteren abstammten, hat schon im Frühherbst Unmengen tote Bienen vors Flugloch geräumt. Und das Volk in Garten von I. in Kiel war sehr klein und hatte nichts von der Zucker-Honiglösung genommen, ein schlechtes Zeichen. Also ruhte meine ganze Hoffnung auf meinem zweiten, sehr starken und wehrhaften Volk. Aber anders als in den vergangenen Jahren war den Winter über kein Summen aus dem TBH zu hören. Besonders bedrohlich finde ich, daß auch die drei Bienenvölker von B. nicht überlebt haben. So ist jetzt Lammershagen ohne Honigbienen.
Auch mit den übrigen Insekten sieht es schlecht aus: ein paar Hummeln und einige Mücken fliegen bei dem schönen Wetter. Das war’s.
Da sitze ich dann also im Garten und sehe auf all die blühenden Pflanzen: kein Summen und Fliegen. Und die Felder um das Dorf herum werden weiterhin ohne Ende gespritzt. Auch die Blühstreifen, die es bis vor einigen Jahren noch gab, existieren nicht mehr. Neuerdings wird bis direkt zum Waldrand gepflügt und gespritzt.
Es ist sehr schwer, diese geballte menschliche Destruktivität auszuhalten. Ich höre ab und zu, wie Leute sich über die Chinesen aufregen, die ihre Obstbäume von Hand bestäuben, nachdem Mao erst die Spatzen und dann die massiv auftretenden Insekten vergiften ließ. Das finde ich ziemlich überflüssig: man muss nicht nach China gucken. Die Vernichtungsfeldzüge gegen das Lebendige finden genau hier, im Land mit der christlichen „Leitkultur“, statt (man sollte besser von einer christlichen Leidkultur reden).
Bei all dem Elend gibt es aber doch etwas Wunderbares: die Rose, die M. mir einen Tag nach Skadis Tod vor mittlerweile neun Wochen zum Trost gebracht hat und die seitdem auf ihrem Lieblingsplatz am Fenster steht, hat einen Seitentrieb bekommen, aus dem eine neue, sich allmählich öffnende Knospe wächst. Am Stengel zeigen sich kleine Wurzelansätze.
Ich habe innerhalb von drei Tagen ein sehr herzberührendes Buch verschlungen: The Wolf, the Woman, the Wilderness von Teresa tsimmu Martino. Es ist die wahre Geschichte einer Amerikanerin, die ein Wolfjunges großzieht und peu á peu in die Wildnis zurückführt. Das ist in einer schönen einfachen Sprache und mit vielen überraschenden Erkenntnissen beschrieben. Da schreibt eine, die Tiere als Ebenbürtige sieht und ein tiefes Verständnis für sie entwickelt hat. Besonders schön und erhellend fand ich auch die Ausführungen über das Prinzip des Give-away der First Nations von Nordamerika: das Sich-Schenken, damit andere Wesen leben können.
Das Buch ist nicht ins Deutsche übersetzt und nur noch antiquarisch erhältlich.
Ja, ich stimme dir voll zu, es ist sehr schwer auszuhalten. Aber ich habe heute einen Zitronenfalter durch unseren Stadtgarten tanzen sehen – immerhin. Mittlerweile hüte ich jede Mücke…
Schön, dass die Kommentarfunktion jetzt wieder so einfach zugänglich ist! 🙂