Kriegskinder

Patriarchat

Heute las ich auf den Nachdenkseiten den Text eines palästinensischen Dichters aus Gaza. Er beschrieb eindrücklich, was der Hunger mit ihm macht. Nicht nur Bombardements, auch ausbleibende Lebensmittellieferungen sind dort Mittel der Kriegsführung. Es ist kaum auszuhalten das zu lesen. Umso mehr, als die Auslöschung der Palästinenser auch mit deutschen Waffen geschieht. Was wir heute in aller Deutlichkeit auf der Erde sehen, sind die verheerenden Folgen des Patriarchats. Das existiert nach heutigem Kenntnisstand seit ungefähr 8000 Jahren. Davor gab es egalitäre mutterzentrierte Gesellschaften ohne Herrschaft und ohne Krieg. Es gibt indigene Völker, die noch heute so leben; sie sind allerdings erheblichem Druck ausgesetzt.

Mir wurde gelegentlich entgegengehalten, daß es Krieg immer schon gegeben hat. Sicher hat es immer schon Konflikte gegeben. Aber Konflikte zwischen Menschen, die sich kennen, sind etwas fundamental anderes als Kriege, bei denen Regierungen beschließen, daß Menschen sich gegenseitig abmetzeln, die sich weder kennen noch irgendwelche persönlichen Konflikte miteinander haben. Diese Kämpfe werden auch nie von denjenigen geführt, die sie anordnen. Man lässt kämpfen. Kriege haben sich nie bewährt. Man kann den vermeintlichen Feind nie vollständig auslöschen und jeder Krieg zieht irgendwann den nächsten nach sich. Es fällt auch auf, daß diejenigen, die Krieg führen wollen, von sich behaupten, daß sie die Guten und die anderen die Bösen seien. Und jeder Krieg beginnt mit einer Lüge. Der Militärschlag gegen den Iran wird damit gerechtfertigt, daß die dortige Regierung Atomwaffen herstellen wolle. Das scheint nicht der Fall zu sein. Absurderweise dürfen nach dieser Diktion die „Guten“, also die USA Atomwaffen haben, aber die „Bösen“, also der Iran nicht.

Es wird Zeit, daß das Patriarchat verschwindet. Es ist mir aber sehr wichtig zu sagen, daß Männer nicht eine natürliche Anlage zu Gewalt und Unterdrückung haben und Frauen in Regierungen keineswegs friedvoller sind. Jüngstes Beispiel ist die mittlerweile abgewählte Ministerin, die von sich behauptet hat, sie mache „feministische Außenpolitik“. Frauen sind ebenso wie Männer von patriarchalem Denken verseucht.

Ich stelle mittlerweile alle Geschichten, die von den Leitmedien verbreitet werden, in Frage: China ist eine Diktatur? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Putin will Deutschland angreifen? Nichts spricht dafür. Der Angriff auf den Iran trifft die Richtigen? Wer hat das zu beurteilen? Die AfD ist verfassungsfeindlich? Das lenkt den Blick von dem ungeheuerlichen Geschehen während der C-Zeit ab, in der im Handstreich Teile unserer Verfassung außer Kraft gesetzt wurden, wie das Recht auf Versammlungsfreiheit und auf freie Meinungsäußerung. Eine Zensur findet nicht statt, steht in unserem Grundgesetz. Aber seit einigen Jahren wird zensiert, was das Zeug hält, angeblich um Desinformation zu verhindern. So ist es zum Beispiel nicht möglich, Russia today im Internet aufzusuchen, es sei denn man installiert sich den Tor-Browser.

Wer mit dem Finger auf Andere zeigt, ist es selbst. Wer mit dem Finger auf Andere zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück. Rosa Luxemburgs bekannte Devise „Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden“ erfordert ein hohes Maß an Selbstreflektion und geistiger Größe. Davon sehe ich nichts bei denen, die uns regieren.

Ich möchte in den Jahren, die mir noch auf dieser schönen Planetin bleiben, meine Energie darauf verwenden, Frieden in mir selbst und wenn irgend möglich in meinem Umfeld zu schaffen. Mir geht es nicht darum, wieder ein Matriarchat einzurichten. Ich glaube, es geht mittlerweile darum, daß Männer und Frauen gemeinsam eine neue lebensfreundliche Ordnung zu schaffen. Darauf richtet sich meine Sehnsucht.

Ulrike Guérot, die Initiatorin des European Peace Projects ,schreibt in ihrem neuen Buch Zeitenwenden. Skizzen zur geistigen Situation der Gegenwart (habe ich nicht gelesen, aber es findet sich eine Rezension auf den Nachdenkseiten), sie habe seit ihrem Rauswurf aus der Uni Bonn viele Menschen aus der ehemaligen DDR kennengelernt und festgestellt, daß die wesentlich feinere Antennen für totalitäre Entwicklungen haben als wir Wessis. Das entspricht meinen eigenen Erfahrungen mit Ossis. Es ist auch gar kein Wunder: haben sie doch vor nicht allzu langer Zeit erlebt, was passiert, wenn man sich nicht systemkonform verhält. Von ihnen können wir lernen.

 

 

In der alten Heimat

Über Pfingsten war ich in meiner alten Heimat, in Münster. Das kam so: wenige Tage vorher rief J., der mit meinem Sohn seit dem Vorschulalter befreundet ist, an und lud mich in sein Elternhaus ein. Das sollte eine Überraschung für meinen Sohn sein, der am Samstag Geburtstag hatte. Ich hatte nichts anderes vor und kann als Rentnerin flexibel mit meiner Zeit umgehen, was ich ziemlich toll finde nach den vielen Jahren, in denen ich jedes zweite Wochenende und viele Feiertage arbeiten musste.

Ich kenne die Eltern von J. seit 1979, wir waren zwei Jahre lang Nachbarn und sie haben meinen Sohn viele Jahre lang in den Sommerferien nach Stromboli mitgenommen, wo sie ein kleines Ferienhäuschen hatten. Nun lebt nur noch E., die Mutter von J. in dem schönen Haus, wo J., seine Frau und seine beiden Töchter, mein Sohn und seine Freundin und ich übernachteten. Am Samstag wollte ich natürlich zum Markt auf dem Domplatz. Und in den Dom wollte ich auch, um der Heiligen Barbara eine Kerze anzuzünden. Die Kerzen sind mittlerweile aus einer Art Keramik, die mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt sind. Die alten Kerzen aus Stearin fand ich schöner, aber immerhin hatten diese Kerzen eine Flamme, was in den heutigen Zeiten keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Nachdem wir unsere Einkäufe auf dem Markt gemacht hatten, zeigte J. uns eine leuchtende Leiter, die im Rahmen des letzten Skulpturprojekts auf dem Turm der Lambertikirche angebracht wurde. Direkt unter ihr hängen die drei Käfige, in denen sich die hingerichteten Wiedertäufer Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting zur Abschreckung befanden: eins der vielen Beispiele für den Umgang der Kirche mit Andersdenkenden. Münster ist sehr katholisch und hat viele Kirchen. Am Sonntag hörte ich das Glockenläuten, das ich so liebe. Ich kenne keine Stadt, in der so viele Glocken an Sonn- und Feiertagen läuten. Wir besuchten auch die Dominikanerkirche, die Gerhard Richters Version des Foucaultschen Pendels enthält: eine Kugel, die von der Decke hängt und unaufhörlich hin- und herschwingt. Meine Mutter hatte mir vor einigen Jahren davon erzählt, wie sie beim Betrachten des schwingenden Pendels eine zunehmende innere Ruhe gespürt habe. Jetzt kann ich sie gut verstehen.

Abend saßen wir zu viert in der hauseigenen kleinen Sauna.

Am Sonntag fuhren wir zu einer Cousine der Frau von J., die in der Nähe von Hamm eine Solawi leitet. Hier gab es einen sehr liebenswürdigen Esel, der von uns allen ausgiebig gestreichelt wurde. Die Freundin meines Sohnes hätte ihn gern in den Kofferraum gepackt; sie meinte, er würde gut in ihren Garten passen.

Am Abend fuhr ich dann bei starkem Regen nach Hause. E. hatte mir eine Tüte mit belegten Broten, Obst, Schokolade und Plätzchen mitgegeben. Sie ist sehr fürsorglich, was mich rührte. Ich habe mich in ihrem Haus mit den anderen sehr wohl gefühlt. Alles war so einfach und selbstverständlich.

Kriegskinder

Endlich regnet es. Das ist gut. Es war viele Wochen sehr trocken. Mein Dank geht an die Regentrude! Ja, ich habe keinen Zweifel daran, daß wir in einer Zeit des Klimawandels leben. Ich glaube aber seit einigen Jahren nicht mehr an das CO2-Narrativ, das uns von den Leitmedien so hartnäckig eingebläut wird. Und auch die Schuld von uns Menschen bezweifle ich mehr und mehr. Darüber habe ich in der Vergangenheit schon berichtet. Jetzt möchte ich auf ein neues Interview auf der Seite von Bastian Barucker hinweisen, das er mit einem Chemiker und einem Wissenschaftsjournalisten geführt hat. Es ist fast zwei Stunden lang, weshalb ich es mir in Etappen angeschaut habe, aber ich habe ein paar neue und sehr aufschlussreiche Dinge erfahren. Es ist ja so, daß Menschen, die den Klimawandel, so wie er uns in den Leitmedien präsentiert wird, anzweifeln, heute sehr schnell als Klimaleugner und Nazis diskreditiert werden. Seit der C-Zeit ist man ein Nazi, wenn man das herrschende Narrativ in Frage stellt. Ich will jetzt nicht den Inhalt des Interviews wiedergeben, da jede und jeder die Möglichkeit hat, es sich anzusehen. Nur soviel: die haarsträubenden Absurditäten der Energiewende werden herausgestellt, die voraussichtlich zu einem ökologischen und gesellschaftlichen Totalschaden führen. Übrigens scheinen die Leute in der Regierung selbst nicht überzeugt von der Dramatik des Klimawandels zu sein. Anders kann ich mir nicht erklären, warum so penetrant Kriegstüchtigkeit und Aufrüstung propagiert werden. Wenn man an die Geschichte vom bösen CO2 glaubt, müsste man Krieg unbedingt vermeiden, weil der mit massiven CO2-Emissionen einhergeht.

Es führt in meinem Umkreis immer mal wieder zu Fassungslosigkeit, wenn ich anmerke, daß ich an die Geschichte vom menschengemachten Klimawandel nicht mehr glaube. Viele halten sich für sehr gut informiert, so auch eine Frau, deren Blog ich lange Zeit regelmäßig gelesen habe. Sie schrieb vor einigen Jahren, sie sei gut informiert und zählte die Zeitungen auf, die sie täglich liest. Ja, sie ist informiert. Ob gut, steht auf einem anderen Blatt. Was heißt denn In-formation? Etwas in mir wird in Form gebracht. Das heißt erst mal nicht, daß die Nachricht richtig ist. Ich habe mir während der C-Zeit das Radiohören abgewöhnt, weil es mir den Tag versaut hat, immer wieder zu hören, daß es ein supergefährliches Virus gibt, gegen das nur eine Gen-Spritze wirkt und daß alle Ungespritzten sich gegenüber ihren Mitmenschen schuldig machen. Menschen, die eine andere Sicht haben, kommen in den Leitmedien nicht zu Wort. Mittlerweile erleben wir, daß alle, die gegen Kriegstüchtigkeit sind oder den Völkermord an den Palästinensern kritisieren, als Lumpenpazifisten und Antisemiten bezeichnet werden.

Ich lese noch gelegentlich die Süddeutsche Zeitung, wenn ich im Café eine in die Finger bekomme. Dort wird mittlerweile nur noch Meinungsjournalismus betrieben, keine Spur von objektiver Berichterstattung. Ansonsten beziehe ich meine Informationen aus sozialen Medien und Formaten wie Multipolar, Nachdenkseiten und dem Blog des oben erwähnten Bastian Barucker. Sehr gut finde ich auch die Interviews und Videos  mit und von Daniele Ganser, einem Schweizer Historiker. Bei den sozialen Medien entwickelt man mit der Zeit eine Art Filter für das Lesenswerte. Oft gibt es da auch Fakes, die man aber mit ein wenig Recherche und Übung erkennen kann.

Neulich sah ich ein Interview des leider früh verstorbenen Gunnar Kaiser, einem der mutigen Menschen aus der C-Zeit, mit dem Künstler und ehemaligen Psychotherapeuten Raymond Unger. Das brachte mich dazu, Ungers Buch Die Heimat der Wölfe – Ein Kriegsenkel auf den Spuren seiner Familie zu lesen. Er schreibt seine Familiengeschichte aus seiner Sicht als Kriegsenkel. Das Buch ist sehr gut zu lesen und führt deutlich vor Augen, was Krieg und Vertreibung mit Menschen machen und wie sie über Generationen weiterwirken, solange die Traumata nicht aufgearbeitet werden. Ich hatte beim Lesen viele erhellende Momente. Ich bin nach der gängigen Definition keine Kriegsenkelin, da meine Eltern zu Beginn des 2. Weltkriegs schon Jugendliche waren, meine Mutter etwa zwölf, mein Vater ca. fünfzehn Jahre. Aber der Schatten des Krieges fiel auch auf mich und ich lebte mit der chronischen Angst meiner Eltern vor einem Atomkrieg und den Folgen der Traumata meines Vaters, die er als Soldat erlitten hatte

Das Buch ist 2016 zum ersten Mal erschienen und 2024 neu herausgegeben und mit einem sehr klugen Nachwort versehen worden. In dem geht es auch um die C-Zeit und den fatalen Drang Deutschlands, nach dem Holocaust auf der Seite der Guten sein zu wollen und damit scheinbar paradoxerweise massiven Schaden anzurichten. Die Flüchtlingspolitik, die Klimapolitik und der Umgang mit dem C-Virus sind direkte Folgen dieses Drangs. Raymond Unger schreibt gleichzeitig klug und warmherzig. Seine Tätigkeit als Therapeut erlaubt ihm einen systemischen Blick auf das Geschehen. Er ist angenehmerweise an keiner Stelle moralisch oder polemisch. Ich kann dieses Buch also sehr empfehlen.

Unterm Strich wird einmal mehr klar, daß jedes ungeheilte Trauma an die nächsten Generationen weitergegeben wird. Und wenn man bedenkt, wieviel Traumata sich seit mindestens zweitausend Jahren allein in unserem Kulturkreis ereignet haben, Stichwort gewaltsame Christianisierung, Inquisition, Hexenverbrennungen, Kriege usw. und keins von ihnen jemals aufgearbeitet wurde, dann ist es nicht verwunderlich, daß bis heute immer weiter traumatisiert wird. Allein die Forderung, Deutschland müsse „kriegstauglich“ werden, ist ein himmelschreiendes Symptom dafür. Nix gelernt, alles vergessen.

Sag Nein!

Wilma liest das Friedensmanifest

Die Friedenskundgebung gestern Nachmittag in Preetz hat mir gut gefallen. Drei Redner, dazwischen Musik zum Mitsingen, u. a. mein derzeitiger Lieblingssong Das weiche Wasser. V. und A. waren unsere Gitarristen. Es waren etwa 60 Leute da und eine freundliche Atmosphäre. Es ist so schön zusammen zu singen.Ein Paar trug T-Shirts mit dem Aufdruck Opa gegen Krieg und Oma gegen Krieg. Besonders beeindruckt hat mich die Rezitation des langen Textes Dann gibt es nur eins! von Wolfgang Borchert. Der war als junger Mann im Krieg und wusste, daß es dazu nur eine Antwort gibt: Sag Nein!

Hier ist das Video von der Kundgebung: https://www.youtube.com/watch?v=-7dC90EXH-I

Nach einer Stunde war alles vorbei und ich fuhr nach Lebrade, um einen Bienenschwarm zu holen. Mittags hatte ich nämlich einen Anruf von einem Imker aus meiner Nähe bekommen, der wusste, daß ich gern wieder Bienen hätte.

Es war nicht leicht, den Schwarm in die Kiste zu bringen. Er hing ganz ungünstig in einem Gestrüpp aus Brombeerranken und Weißdornzweigen, noch dazu ziemlich hoch. Viele Bienen fielen in die Schwarmkiste, aber viele landeten auch auf mir und ich war sehr froh, daß ich den Imkeranzug angezogen hatte. Irgendwann hatten wir es zu zweit mit viel Hin- und Herüberlegen und einigen Hilfsmitteln geschafft. Es dämmerte schon, als ich nach Hause kam und ich ließ die Bienen über Nacht in der Schwarmkiste. Heute Vormittag ließ ich sie in ihre neue Behausung einlaufen und mein Nachbar T. und ich schauten lange Zeit fasziniert zu. Ich wünsche mir jetzt sehr, daß sie sich hier wohlfühlen. In den letzten Wochen fehlten mir die Bienen in der blühenden Zwetsche und den Apfelbäumen und all den anderen blühenden Pflanzen, Heute konnte ich endlich wieder das Summen hören.

 

Walpurgis

Gestern feierten zwei Freundinnen und ich Walpurgis. Walpurgis war ursprünglich ein  Frühlingsfest, an dem ekstatische Rituale stattfanden. Die Natur zeigt es uns: innerhalb kürzester Zeit scheint alles zu sprießen und zu blühen. Der Zwetschenbaum im Garten ist bereits verblüht, die beiden Apfelbäume stehen in voller Blüte, die Buchen sind voller hellgrüner Blätter, durch die das Licht scheint. In vorchristlicher Zeit gab es sexuelle Orgien auf den Feldern, die nicht nur die daran beteiligten Menschen erfreuten sondern auch die Fruchtbarkeit der Erde fördern sollten. Für mich macht das durchaus Sinn: geben wir nicht mit allen Handlungen der Freude und Liebe eine Energie ins morphogenetische Feld, mit der Mutter Erde und Resonanz gehen kann. Wie anders wäre eine Landwirtschaft, die die Erde als lebendigen Organismus, Gaia, sähe und Freude und Dankbarkeit ausdrücken würde!

Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmal auf das European Peace Project hinweisen, das am Freitag um 17:00 stattfindet: https://europeanpeaceproject.eu/ Auch diese Aktion ist ein Fest, das der Erde gefallen wird. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile haben sich, wie man der interaktiven Karte entnehmen kann, an vielen Orten in Europa Teilnehmer gemeldet, sogar in den kleinen Dörfern in meinem Umkreis. Ein größeres Event findet in der Kleinstadt Preetz statt. Ich hatte bereits darauf hingewiesen. Daran werde ich teilnehmen.

Durch Kerstin Chavents Buch Die Wilde Göttin bin ich auf den Roman Mein Name ist Lilith von Nikki Marmery gestoßen. Nachdem ich anfangs Schwierigkeiten mit dem Schreibstil der Autorin hatte, wurde ich im Laufe des Lesens immer mehr in das Thema hineingezogen. Lilith war die erste Frau von Adam, ursprünglich ihm gleichgestellt. Sie taucht im Alten Testament nicht auf, wohl aber in kabbalistischen und anderen Texten. Da sie sich von Adam nicht unterwerfen lassen wollte und floh, als er sie vergewaltigte, wurde sie vom biblischen Gott verflucht und soll seitdem als Unheil bringendes Nachtgespenst ihr Unwesen treiben. Der geschichtliche Hintergrund dieses Mythos scheint der Beginn des Patriarchats vor ca. 6000 Jahren im Nahen Osten zu sein. Ursprünglich hatte der biblische Gott eine Frau, die Göttin Ashera, von der im Alten Testament einige Male die Rede ist. Dort wird beklagt, daß es immer noch Frauen gibt, die der Himmelskönigin dienen. Die Geschichte der Lilith in dem Roman geht über mehrere tausend Jahre, da Lilith unsterblich ist und endet in der heutigen Zeit. Interessant finde ich, wie die Autorin auch Gestalten wie Maryam von Magdala (uns eher bekannt als Maria Magdalena) und Jeshua (Jesus) in die Erzählung hineinbringt. Sie nimmt sich dabei sehr viel schriftstellerische Freiheit, was einige strenggläubige Christen vermutlich empören wird. Sehr gut gefallen hat mir auch der Anhang, in dem sie ihre diversen Quellen angibt, u. a. die Apokryphen, z. B. die Naq Hammadi-Schriften.

Ich bin übrigens nicht einverstanden mit Kerstin Chavents These, daß die Unterwerfung der Frauen ihren Anfang nahm, als die Männer ihren Anteil am der Entstehung von Kindern erkannten. Ich bin mir relativ sicher, daß schon die frühen Menschen das wussten.

Tolles Interview

Draußen regnet es und deshalb konnte ich mir die Zeit nehmen, ein sehr empfehlenswertes Interview in voller Länge anzusehen: https://blog.bastian-barucker.de/corona-ullrich/

Bastian Barucker interviewt den Chefarzt der Radiologischen Abteilung eines sächsischen Krankenhaus, Professor Dr. Henrik Ullrich zu den C-Jahren und der sogenannten Impfung, dem Versagen eines Großteils der Ärzteschaft in der Zeit und den Konsequenzen, aber auch von den Forschungen, die er auf eigene Initiative durchgeführt hat, nachdem das Bild, das sich ihm in der Klinik gezeigt hat, nicht mit dem Narrativ von der Überlastung des Gesundheitswesens übereinstimmte. Das Interview dauert eine gute Stunde, was meine Geduld normalerweise überfordern würde. Dieses Mal bin ich aber aber bis zum Schluss dabei geblieben.

Bastian Barucker ist in meinen Augen ein vorbildlicher Journalist, der die richtigen Fragen stellt und immer interessante Gesprächspartner zu diversen gesellschaftlichen Themen einlädt. Und die Sachsen, die ich ja schon bei unserem letztjährigen Wanderurlaub in der Sächsischen Schweiz sehr in mein Herz geschlossen habe, wurden mir noch sympathischer. Von wegen „Tal der Ahnungslosen“, wie sie nach dem Zusammenbruch der DDR oft entwertend von vielen Wessis genannt wurden!

European Peace Project

Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot hat ein Projekt initiiert, das ich ausdrücklich unterstütze: Das European Peace Project. Am 9. Mai, dem Europatag, wird an möglichst vielen Orten in Europa um 17:00 das Friedensmanifest vorgelesen. Den Wortlaut und weitere Informationen findet ihr auf https://europeanpeaceproject.eu/. Ich begrüße diese Aktion sehr. Es ist an der Zeit, daß wir friedliebenden Bürgerinnen und Bürger Europas der sich seuchenartig ausbreitenden Kriegspropaganda ein klares Nein entgegensetzen. In Preetz, einer Kleinstadt in meiner Nähe, die sich schon während der Coronazeit als Widerstandsnest profiliert hat, wird eine Frau aus meinem Kreis das Manifest vorlesen. Dazu kommen weitere Programmpunkte, unter anderem das Singen des schönen Antikriegslieds Das weiche Wasser der holländischen Band Bots. Die könnt ihr hier sehen und hören: https://www.youtube.com/watch?v=G5Hlqjb26Ug&list=RDG5Hlqjb26Ug&start_radio=1 (Ein paar Sekunden warten, bis die nervige Reklame vorbei ist). Aus Kleidung und Frisur der Musiker schließe ich, daß die Aufnahme aus den 1980er Jahren stammt, aber das Lied passt einfach perfekt in die jetzige Zeit.

Ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn die vehementen Kriegstreiber, als da sind Strack-Zimmermann, Pistorius, Hofreiter und Joschka Fischer, um nur einige zu nennen, persönlich an die Front gingen. Sollten sie wider Erwarten lebend zurückkehren, können sie uns erzählen, wie toll Krieg ist. Ich werde in der Zwischenzeit die weiße Fahne raushängen. Auch diejenigen, die jetzt öffentlich bedauern, daß sie den Kriegsdienst verweigert haben, etwa Campino von den Toten Hosen und der Kieler Oberbürgermeister Kämpfer sollten an die Front gehen. Man wird sie dort schon für irgendwas gebrauchen können und wenn man sie im Leichenräumdienst einsetzt.

Ich finde das derzeitige Kriegsgeschrei unerträglich. Ich hatte wie die allermeisten meiner Generation einen Vater, der als sehr junger Mann an die Front musste. Er hat nie etwas aus dieser Zeit erzählt, aber einiges deutet darauf hin, daß er wie die meisten Soldaten schwer traumatisiert zurückkam. So hat mir meine Mutter erzählt, daß er sich jahrelang geweigert hat, mit ihr nach Prag zu fahren und überhaupt tschechoslowakischen Boden zu betreten. Er hat dort bei Kriegsende und auf dem Rückzug wohl Furchtbares erlebt. Er konnte ohne Tabletten nicht schlafen und später kam der Alkohol dazu. Damals wurde eine ganze Generation Männer seelisch zugrunde gerichtet. Das will man jetzt offensichtlich wieder tun und spricht ganz kaltblütig von mindestens 5000 Toten pro Tag. Falls übrigens irgendeiner dieser Geisteskranken auf die Idee kommen sollte, berentete Krankenschwestern zum Dienst in den Krankenhäusern herbeizuzitieren, werde ich zu Hause bleiben.

Neulich kamen die beiden Worte Machbarkeitsraum und Möglichkeitsraum zu mir. Wir leben ja meistens im Machbarkeitsraum. Dort wird entschieden, was geht und was nicht. Es ist ein Raum der Begrenzungen. Wie oft höre ich etwa, daß ein Leben ohne Herrschaft nicht möglich ist, daß wir Regierungen brauchen, daß Krankheiten nur mit Medikamenten oder stark invasiven Maßnahmen geheilt werden können, daß Landwirtschaft ohne Pestizide nicht geht, daß zu viele Menschen auf der Erde leben usw. usf. Aber ich glaube, das sind vor allem erst mal nur Glaubenssätze, die umso realer werden je öfter wir sie wiederholen. Der Möglichkeitsraum ist vielleicht gar kein Raum sondern etwas Grenzenloses, in dem wir neue Ideen spinnen können, z. B. die, wie wir lernen können, in Frieden zu leben und endlich das verwirklichen, wie wir als Menschen eigentlich gemeint sind. Denn ich weigere mich zu akzeptieren, daß wir von Grund auf schlecht sind und Kontrolle und Druck brauchen, damit wir uns nicht gegenseitig umbringen. Nach meiner persönlichen Erfahrung wollen Menschen als Herdentiere sich gegenseitig unterstützen und guttun. Und bei der Gelegenheit könnte man die Geschichte von der Erbsünde, mit der möglicherweise das ganze Elend angefangen hat, neu schreiben und Eva sowie ihre Vorgängerin Lilith rehabilitieren.

Die Waffen niederlegen

Das Holz ist gehackt und gestapelt

Beim gestrigen De Immen-Treffen hielt eins unserer Mitglieder, ein Tierarzt, einen Vortrag über das Thema „Bienenkrankheiten“. Dabei betonte er, daß es keine Heilmittel gibt und alle Versuche, Krankheitserreger wie z. B. die Varroamilbe oder die Erreger der Amerikanischen Faulbrut auszurotten, gescheitert sind. Diese Erkenntnis war nicht ganz neu für mich, aber sie von einem Arzt so knapp und bündig ausgesprochen zu hören, brachte mich dazu, länger darüber nachzudenken.

Ich habe mir meine Aufzeichnungen, die ich seit 2012 mit meinen ersten beiden Bienenvölkern angefangen habe, vorgenommen und festgestellt, daß keins der Völker länger als zweieinhalb Jahre gelebt hat. Einen Ableger, den mir ein befreundeter Imker geschenkt hat, hat sogar nur einen Winter überlebt. Ich habe die Bienen jahrelang mit verschiedenen Mitteln gegen die Varroa behandelt: Ameisensäure, Oxalsäure, Milchsäure, Thymol und zwei homöopathische Mittel. Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen, den Bienen mit all diesen Maßnahmen Stress und Qual zu verursachen und hatte mittlerweile genug Informationen von Imkern, die einen völlig anderen Umgang mit den Bienen für notwendig hielten. Ich hatte auch erfahren, daß es unbehandelte gesunde und langlebige Bienenvölker gibt, auch in Deutschland. Während ich im Imkerkurs noch den Satz „Die Honigbiene kann heute nur mit der Hilfe der Menschen überleben“ gelernt und mir zu eigen gemacht hatte, sah ich irgendwann ein, daß er nicht stimmt und eher das Gegenteil zutrifft: Solange Menschen so massiv in das Leben der Bienen eingreifen, können sie nicht gesund werden. In den letzten drei Jahren habe ich gar nicht mehr behandelt, auch kein Zuckerwasser mehr zugefüttert und keinen Honig mehr entnommen. Ich habe die Bienen wie wilde Tiere behandelt – die sie ja sind – und ihnen lediglich eine Platz in meinem Garten angeboten. Auch die ungehandelten Bienen haben zweieinhalb Jahre überlebt. Es macht also keinen Unterschied, ob ich sie behandele oder nicht. Oder doch: Unbehandelt können sie stressfrei leben – und ich auch.

Wenn also Behandlungen nicht zur Gesundung der Bienen beitragen, wenn alle Bemühungen irgendwelche Krankheitserreger auszurotten, fehlgeschlagen sind, dann wird es Zeit, die Waffen niederzulegen. Der Krieg gegen die Varroa hat dazu geführt, daß diese kleinen Milben superresistent gegen alle Mittel geworden sind. Auch das ist nicht überraschend. Man kennt es von Antibiotika.

Kein Virus, kein Bakterium, kein Parasit konnte bisher vernichtet werden und die Absicht, genau das zu tun ist so größenwahnsinnig wie sich für einen Krieg mit Russland zu rüsten. „Der Erreger ist nichts, das Milieu ist alles“. Dieses Zitat wird Antoine Béschamp oder Claude Bernard, zwei französischen Ärzten zugeschrieben. Deren Erkenntnis hat sich aber nicht durchgesetzt, stattdessen ist man Louis Pasteur gefolgt, der den Mikroben die Schuld an Krankheiten gab. Wie kommt es dann aber, daß manche Menschen sich jeden Infekt einfangen und andere nicht? Und um bei den Bienen zu bleiben: wie kommt es, daß beim Gotlandexperiment ein sehr großer Teil der Bienenvölker gestorben ist, aber einige überlebt haben und das alles ohne jegliche Behandlung?

Es liegt doch nahe, daß dieses alte Konzept vom Feind, der bekämpft werden muss, grundfalsch ist. Und das übertrage ich jetzt ungeniert auch auf die derzeitige Situation in Europa, wo einige offensichtlich sehr gestörte Menschen fordern, Deutschland müsse kriegstüchtig werden.

Die Worte „die Waffen niederlegen“ habe ich übrigens von Kerstin Chavents Buch über ihre Brustkrebserkrankung geklaut.

Ich habe gerade ein wundervolles Buch gelesen: Bee Wisdom – Teachings from the Hive von Sandira Belia. Das gibt es leider nur auf Englisch und Französisch und wer es gern lesen möchte, sollte es direkt bei der Autorin über ihre Webseite beewisdom.earth bestellen. Die üblichen Anbieter im Internet verlangen stark überhöhte Preise dafür; Sandira nimmt deutlich weniger und hat es mir direkt, nachdem ich das Geld überwiesen hatte, mit ein paar freundlichen Worten zugeschickt. Sandira Belia kennt Bienen seit ihrer Kindheit und beim Lesen ihres mit schönen selbstgemalten Bildern ausgestatteten Buches kommt ihre Liebe und Bewunderung für diese Tiere deutlich rüber. Sie hat einen sehr weiten Blickwinkel, man könnte ihn spirituell oder vielleicht ganzheitlich nennen. Besonders die ihre Sicht auf die Varroa und den Tod haben es mir angetan. All das gehört zum Leben dazu, nichts geschieht einfach so. Jede Krankheit kann als eine  in ein Tor in ein neues Land gesehen werden, als eine Chance umzudenken und alte Gewohnheiten abzulegen.

 

 

Holz

Ich habe eine neue Erfahrung gemacht: Holz machen. Mein Nachbar T. hat einige Ahorne auf seiner Gartengrenze gefällt. Sie werden wieder ausschlagen und einen Knick bilden. Einen großen Teil des Holzes hat er mir geschenkt, da er genug Brennholz für die nächsten Jahre hat. Und ich nehme so eine Gabe gern. Seit ich hier wohne, habe ich Holz immer gekauft und musste es dann nur noch stapeln und Anmachholz hacken. T. und ich haben mehrere Bäume gemeinsam gefällt, d.h. ich habe assistiert und T. hat die Arbeiten mit der Motorsäge gemacht und ich habe mit der Astschere gearbeitet und Holzklötze auf die Schubkarre geladen. Es war sehr kalt und ich musste mich überwinden rauszugehen und diese harte Arbeit zu machen. Aber mir wurde schnell warm und es machte Spaß zusammen zu arbeiten. Vor einigen Wochen entdeckte ich eine umgekippte Esche auf einem Acker in meiner Nähe. Ich telefonierte mit dem Förster und er überließ mir den Baum. Am letzten Frosttag, bevor der Baum im Matsch versinken konnte, zersägte T. auch diesen Baum noch und wir schafften das Holz zu mir. Jetzt hacke und stapele ich jeden Tag und freue mich über die Geschenke und daß alles im Dorf bleibt und es soviel Hilfe und Unterstützung gibt.

Auf der globalen Bühne werden die Karten neu gemischt und es bleibt spannend. T. und ich gingen heute nachmittag zum Nachbardort zur Wahl. Auf dem Weg dahin sahen wir ein seltsames Tier, das über das Eis des Teiches ging. Ich wurde darüber belehrt, daß es sich um eine Nutria handelte.

Ich war den größten Teil überzeugte Nichtwählerin und halte den alten Spruch für wahr: Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten. Ich bin auch davon überzeugt, daß die Fäden an anderer Stelle gezogen werden, da wo das große Geld ist. Aber in heutigen Zeiten habe ich mich entschieden, das Demokratiespiel mitzuspielen. Was ist mir am wichtigsten? Frieden. Und die einzige Partei, die sich klar für Frieden und Abrüstung ausspricht, ist das BSW. Also habe ich da mein Kreuz gemacht.

Passend zum Thema habe ich gestern auf den Nachdenkseiten ein interessantes Gespräch von Florian Warweg, Gabriele Gysi (die ich sehr schätze) und Michael von der Schulenburg, ehemaliger UN-Diplomat und mittlerweile Europa-Abgeordneter des BSW, geschaut. Sehr aufschlussreich und informativ. Einziger Kritikpunkt: Michael von Schulenburg fiel Gabriele Gysi ständig ins Wort.

Das war mal eine Esche.

Tiere

Vor ein paar Tagen wollte ich in den Wald. In einiger Entfernung sah ich ein seltsam breites Tier zügig auf mich zutraben. Dann erkannte ich an den parallelen schwarzen Längsstreifen, daß es ein Dachs war. Ich blieb stehen. Der Dachs lief unbeirrt in meine Richtung. Kurz vor mir stutzte er. Ich konnte deutlich seine glänzenden Augen in den schwarzen Fellstreifen und die spitze Schnauze erkennen. Dann setzte er seinen Weg fort, an mir vorbei, so nah, daß ich ihn mit ausgestrecktem Fuß hätte berühren können. Ich sah ihm nach und erkannte eine Wunde an seinem Hinterteil. Ich wünsche ihm sehr, daß die gut abheilt. Vielleicht hat der Jäger, dessen Schüsse ich vormittags gehört hatte, ihn aufgestöbert; der Hochsitz steht am Hügel, wo sich auch ein Dachs- oder Fuchsbau befindet.

Ich habe kürzlich wieder das Buch Die Höhlen der großen Jäger von Hans Baumann gelesen. Ich bekam es von meinen Eltern geschenkt, als ich ungefähr zehn war und es hat mich damals unglaublich fasziniert. 1989 bin ich mit meiner Tochter ins Vézèretal nach Südfrankreich gefahren und habe dort auch Lascaux II besucht. Das ist eine Nachbildung der Höhle, deren Entdeckung in dem Buch beschrieben wird. Sie wurde 1940 von vier Jungen entdeckt, die ihren verschwundenen Hund suchten. Vor ca. 15 000 Jahren während der letzten Eiszeit haben in der Region Cro Magnon-Menschen gelebt. Sie waren Jäger und großartige Maler, wovon unzählige Tierbilder aus dieser und anderen Höhlen in Frankreich und Spanien zeugen.

Diese Abbildungen sind in ihrer Lebensechtheit völlig erstaunlich. Mit wenigen Strichen, oft nur Umrisslinien, sind die Tiere so dargestellt, daß sie lebendig zu sein scheinen. Man muss dabei bedenken, daß sie unter schwierigsten Bedingungen auf die Felswände gemalt worden sind: nur im Licht von Fackeln, an schwer zugänglichen Orten, in niedrigen Gängen oder sehr hoch oben. Die sogenannte Krypta, in der sich der rätselhafte Mann mit dem Vogelkopf und dem verletzen Bison befindet, konnte nur mit Hilfe eines Seils oder einer anderen Kletterhilfe erreicht werden. Die Maler, vielleicht auch Malerinnen, hatten keine Modelle bei sich. Sie konnten die Tiere nur so malen, wie sie vor ihrem geistigen Auge erschienen, aus der Erinnerung. Sie mussten diese Tiere sehr genau kennen, ihnen sehr nahe gekommen sein, ihre Lebensgewohnheiten, ihre Art sich zu bewegen kennen. Ihre Wahrnehmung muss sich fundamental von der unseren unterschieden haben.

Beim Betrachten dieser Bilder wird mir wieder mal klar, wieviele unserer Sinne verkümmert sind. Mit dem Lesen und Schreiben wird unser Gedächtnis schlechter, das ist bekannt. Und im Laufe der Jahrtausende haben wir immer mehr Sinne ausgelagert. Wer kann sich noch ohne Karte und Kompass in der Natur orientieren? Wer weiß noch, woran man erkennt, wo Norden ist? Wer erkennt noch Vögel und andere Tiere an ihren Lauten? Wer kann die Spuren von Tieren in der Natur erkennen? Wer kommt noch ohne Navi oder Handy klar? Uns wurde und wird soviel genommen, daß wir ohne die vielen alltäglichen Hilfsmittel orientierunslos sind. Und natürlich haben wir uns auch soviel nehmen lassen, weil damit unser Leben vermeintlich leichter wird. Ich bin sicher, das Gegenteil ist der Fall. Letztlich sind wir behinderte Wesen.

Tyson Yunkaporta erwähnt in seinem großartigen Buch Right Story – Wrong Story, über das ich schon berichtet habe, sein Gespräch mit der Erde und beweist dabei einen ziemlich bissigen Humor, der mir gut gefällt. Wir kriegen alle unser Fett weg. Die Erde sagt ihm sinngemäß, daß wir immer nach oben wollen, uns weiter entwickeln, uns optimieren wollen, alles soll immer „up up up“ gehen. Und damit zerstören wir alles, was lebt, auch uns selbst. Dabei sollte die Richtung „down down down“ gehen, nach unten zur Erde, zu unserer Mutter, zu dem, woher alles Leben kommt. Denn die Erde gibt uns alles, was wir brauchen. Ja, so ist es!

Auch in der spirituellen Szene sehe ich das oft, dieses Streben nach oben, nach der geistigen Welt, nach der Erleuchtung (was auch immer das sein soll). Ich habe gerade in den letzten Jahren Menschen kennengelernt, die eine tiefe Verachtung für das ganz normale menschliche Leben haben und unentwegt in irgendwelchen geistigen Räumen auf der Suche sind – nach was? Nach Verbindung mit dem Leben, behaupte ich mal. Und das Leben ist Körper, ist Materie, ist Bewegung, ist Wahrnehmen mit allen Sinnen, ist Riechen, Schmecken, Hören, Spüren, Genuss am Dasein. Und ja, es ist auch die Auseinandersetzung mit Schwierigkeiten, mit der Hindernisbereiterin, mit den Steinen, die das Leben einer manchmal in den Weg legt.