Nachdem ich von mehreren Menschen in meinem Umfeld davon gehört habe, habe ich mir heute das Interview mit der südafrikanischen Außenministerin zum Krieg in der Ukraine angesehen. Sehr toll, wie die Frau auf freundliche, aber sehr klare Weise dem Drängen des Journalisten widersteht, Russland als Schuldigen am Krieg zu brandmarken und sich an Sanktionen zu beteiligen: https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal-update/g7-suedafrika-verlangt-diplomatische-loesung-100.html
Dagegen sieht ihr Interviewpartner mit seinem ständigen Insistieren und seinen manipulativen Fragen richtig alt aus. So eine Außenministerin wünsche ich mir für Deutschland! Sie hat so recht mit ihrer Aussage, daß die Sanktionen gegen Russland vor allem die kleine Leute in aller Welt treffen. Auch wir in Deutschland werden von unserem Energieminister ständig eingenordet, daß wir uns warm anziehen müssen, daß alles knapp werden wird, daß wir uns auf harte Zeiten einstellen müssen. Was soll das eigentlich? Angeblich soll Russland bestraft werden und ihr bestraft uns!
Mit dem Bedürfnis, einen Schuldigen zu finden und an den Prangerzu stellen, haben wir es in den letzten Jahren deutlicher denn je zu tun, jedenfalls erscheint es mir so. Da waren z. B. diejenigen schuld am Andauern der Pandemie, die sich der sogenannten Impfung verweigerten. Oder die, die keine Masken trugen, die Quarantäne nicht einhielten, sich nicht an den Lockdown hielten usw. Jetzt steht Russland am Pranger und alle, die dabei nicht mitmachen, werden gedisst. Wem dienen Schuldzuweisungen? Ich glaube, wenn man einen Schuldigen benennt, ist man selbst fein raus und muss sich seine eigene Rolle im bösen Spiel nicht mehr ansehen. Dann kann man sich auf der Seite der Guten fühlen. Aber hilft das weiter? Hört davon der Krieg auf? Müssen wir dann im nächsten Winter nicht frieren? Verpisst sich dann das Virus auf Nimmerwiedersehen?
Rutger Bregmann sagt in seinem wunderbaren Buch Im Grunde gut – eine neue Geschichte der Menschheit: Wenn man von Menschen denkt, daß sie schlecht sind, dann werden sie genau das auch sein.
Es könnte ein revolutionärer Akt sein, Menschen für grundsätzlich gut zu halten.