Taarstedt

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Meine Kinder haben mir zum Renteneintritt den Auftritt von New Model Army in dem Dorf Taarstedt bei Schleswig geschenkt. Da waren wir gestern. Diese Gruppe begleitet mich mal mehr, mal weniger intensiv, seit mein damaliger irischer Freund K. mich 1987 mit ihr bekannt gemacht hat. Das Ganze fand auf einem Hofgelände statt. „Nice place“, sagte Justin Sullivan, der aussah wie ein schöner alter Indianer mit seinen langen grauen Haaren und den dunklen Augen, nach den ersten Stücken.

Aber vorher spielte die schwedische Frauengruppe Thunder Mother Hardrock. Das ist nicht unbedingt meine Musik, aber die Mädels waren sehr energetisch und hatten ziemlich viel Spaß an ihrem Tun und die Rhythmen machten, daß ich mich bewegen musste. So war mein Körper schon gut vorbereitet, als schließlich NMA auf die Bühne kamen.

Als sie dann anfingen, übernahm die Musik meinen Körper. Ich liebe das so und habe es so selten: daß Schlagzeug und Bass in mein Becken gehen, daß dieser Flow geschieht. Daß mein Körper für Momente ganz Empfindung ist. Es war auch irgendwie seltsam, weil ich eine Endzeitahnung hatte und gleichzeitig alles so genoss und das Leben mit diesem Tanz feierte. Nicht, daß ich viel Platz zum Tanzen hatte; ab und zu gab es Geschiebe und Stöße und Anrempler. Aber für die ekstatischen Bewegungen meines Beckens gab es genug Platz. Meine Familie stand ebenso swingend in meiner Nähe, alle schienen Spaß zu haben. Ach, es war so schön! Und obwohl es morgens noch nach einem Tag mit vielen wasserreichen Schauern ausgesehen hatte, war es während des ganzen Festivals trocken und klar.IMG_1870

Heute Morgen gingen wir frühstücken und brachten anschließend St. zum Bahnhof.  Bevor ich Freitag nach Flensburg fuhr, saß ich an meinem Platz im Holzschuppen und sah den hochtechnischen Maschinen zu, die das Feld jenseits der Gartengrenze bearbeiteten. Da kam mir die Worte in den Sinn: „Wir leben hier auf der Erde in einem Irrenhaus.“ Da musste ich lachen. Irgendwie war meine lange Zeit in der Psychiatrie ein gutes Training, denke ich öfter mal. Diese rasant fortschreitende Entfremdung von der Natur, von der wir ein Teil sind, hat sich fest in unsere DNA eingeprägt und zu Angst vor Lebendigkeit geführt. Ja, aber noch tiefer in unserer DNA liegt das Wissen um die Wildnis und die Verwandtschaft mit allen Wesen. Nichts ist verloren!

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