Abschiebung

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Eigentlich wollte ich heute, nachdem mein Nachtdienst beendet war, einen Tag der Stille einlegen: kein Telefonat annehmen, keinen Zeitplan, nur machen, wonach mir ist. Das fing auch ganz gut an mit einem Spaziergang zu einem meiner Plätze im Wald. Als ich nach Hause kam, klingelte das Telefon und als ich den Namen von R. auf dem Display sah, nahm ich dann doch ab. Ich erfuhr, daß am Abend zuvor die albanische Familie, die ich durch den Deutschunterricht kennengelernt hatte, abgeschoben worden war. Gestern Abend auf dem Weg zur Klinik sah ich zwei Polizeiwagen vor dem Haus, in dem sie wohnten. Ganz kurz kamen sie mir in den Sinn, aber ich dachte nicht an Abschiebung. Vielleicht hatte es bei einem der Mieter Ärger gegeben.

Ja, nun weiß ich, daß die deutsche Polizei im Auftrag des Staates zugeschlagen hatte.  Keiner wusste vorher Bescheid. Der Leiter des Sozialamtes erfuhr es erst heute Morgen. So macht man das also in Deutschland, in bester Gestapo-Tradition wie damals zwischen 33 und 45 bei den Deportationen: Leute in einem Überraschungscoup aus dem Haus holen und weg damit! Damit es zu keinerlei Solidarisierungen kommt, darf keiner etwas mitbekommen. Kein Abscheid möglich! Die Tochter dieser Familie hat einen Freund in Deutschland. Es handelt sich um entwurzelte Menschen, die sehr lange in Griechenland gelebt haben, bis man sie im Zuge der Krise dort nicht mehr gebrauchen konnte. Es gibt schwerwiegende Gründe, warum die Rückkehr nach Albanien für sie entsetzlich ist.

Der Mann vom Flüchtlingsrat hatte gesagt, daß ihnen keine Gefahr drohe. Diese Info hatte ich an die Familie weitergegeben. Sie hatten sich für unsere Mühe bedankt. Und nun das!! R. sagte, der Rechtsanwalt, den sich die Familie nach ihrem Negativbescheid vom BAMF genommen hatte, habe eine Frist verpasst, deshalb sei die Abschiebung möglich gewesen. Das macht alles noch viel schlimmer. Immerhin hat er Geld für seine Arbeit bekommen, das diese Menschen eigentlich nicht haben.

Es ist so widerlich! Um mich halbwegs runterzuregulieren, musste ich erst mal in den Garten und mich dort mit der Hacke austoben.

Naja, winziger Trost: spätesten wenn die ganzen Klimaflüchtlinge aus dem Süden die europäischen Grenzen einrennen, kann Innenminister Seehofer sich in seinem „Heimatmuseum“ mitsamt seiner Männerriege verbarrikadieren.  Dann kann er fühlen, wie das ist, nicht ein noch aus zu wissen und keine Hilfe zu bekommen.

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