Der freie Wille

So sah es bei mir vor einigen Tagen aus

Neulich begegnete mir in einem Buch mal wieder der Ausdruck „freier Wille“. Nicht daß er mir neu wäre, aber dieses Mal hakte er sich in mir fest und beschäftigt mich. Menschen werden, so sagt man, mit einem freien Willen geboren. Andere sagen, daß Menschen sowas gar nicht haben können, weil ihr Denken und Verhalten geprägt ist durch Schule, Erziehung, festgemauertes jahrhundertealtes Weltbild und biologische Zwänge. Daß die im letzten Satz gesagten Dinge eine Rolle spielen, bezweifle ich nicht. Dennoch bin ich überzeugt, daß wir in all unserer Geprägtheit eine freien Willen haben. Der tritt immer dann in Erscheinung, wenn wir uns entscheiden. Wenn ich in meiner eigenen Geschichte zurückgehe, dann fallen mir viele Beispiele ein: wie oft habe ich Entscheidungen getroffen trotz und gegen gesellschaftliche Konventionen.

Ich lese gerade ein Buch, das mein Sohn mir geschenkt hat: Der lange Weg zum Ungehorsam von Lisa Fitz. Bisher war ich zugegeben keine Lisa Fitz-Fanin, obwohl sie gerade in den letzten Jahren eine wirklich gute Kabarettistin geworden ist. Ich habe das Buch angefangen und dann wieder weggelegt, dann wieder hervorgenommen und jetzt lese ich es wirklich mit Vergnügen, weil ich mich darin so oft wiederfinde. Nein, ich habe längst nicht soviele Männergeschichten wie sie gehabt; auch der Alkohol hat in meinem Leben keine besonders wichtige Rolle gespielt. Aber das Rebellinnentum ist uns beiden eigen, offensichtlich hatten ihre Mutter und mein Vater etwas gemeinsam: den Ehrgeiz, die Kinder nach ihren Vorstellungen zu formen. Das scheint unweigerlich zur Rebellion zu führen. So wie sie sich dem mütterlichen Diktat nicht fügen konnte, konnte ich mich nicht den väterlichen Anforderungen fügen. Das hat zu vielen Verwerfungen geführt; mein Leben zwischen 15 und 19 Jahren war extrem ungemütlich und in meiner Erinnerung ein einziger Kampf gegen einen  sehr mächtigen Vater, dessen Pläne ich unter keinen Umständen erfüllen konnte. In der Zeit kam mein freier Wille richtig klar zum Vorschein. Irgendwann, als ich längst volljährig war, hat mein Vater kapituliert: „Du machst ja sowieso immer, was du willst.“

Spannend an der Sache mit dem freien Willen ist auch, daß ich ihn anderen Menschen genauso zugestehen muss wie mir selber. Das heißt, daß ich mich nicht in die Entscheidungen anderer einmische, daß ich ihre Wege respektiere, auch wenn sie mir fremd, unverständlich oder falsch vorkommen. Wahrscheinlich würde sich dann im Umgang miteinander sehr viel ändern, denn es hieße ja auch, daß die ständigen Urteile und Bewertungen wegfielen, die die meisten von uns wohl schon mit der Muttermilch aufgenommen haben. Wie entspannend wäre ein Kontakt, in dem ich nicht immer argwöhnen müsste, daß der oder die andere schlecht über mich denkt und meine Entscheidungen falsch findet. Ich gebe zu, daß ich da bei mir selbst viel Übungsbedarf sehe: es genügt ja nicht, die inneren Urteile nicht auszusprechen; die Einsicht in die ureigenen Wege des Anderen muss in der DNA verankert sein.

Lisa Fitz schreibt noch andere Sachen, mit denen ich mich voll und ganz identifizieren kann und die mich gleichzeitig erheitern, z. B. „Ich habe immer gesagt, einen Mann, der nicht abspült, den schmeiß ich raus! Und was habe ich jetzt…? Berge von Männern vor der Haustür liegen!!“ Na ja, Berge waren es bei mir nicht, aber Männer, die sich an der Hausarbeit beteiligen, waren in meinem Leben eher eine Rarität und das ist einer der Gründe, warum ich das Zusammenleben nicht besonders attraktiv finde.

Sehr wiedergefunden habe ich mich auch in folgendem Satz: „Männer sind naiv und romantisch, sie blenden die Vernunft aus, sie gehen fremd, aber selten ganz weg, außer man wirft sie raus. Sie finden, alles könnte für die Ewigkeit so bleiben, egal, wie es läuft.“ Das kann ich bestätigen. Die meisten Beziehungen habe ich beendet und mich immer wieder gewundert, warum Männer so lange bleiben, obwohl es richtig scheiße läuft. Ich kann es mir nur so erklären, daß Frauen für Männer eine so große Komfortzone sind/bieten, daß dafür alles andere in Kauf genommen wird. Ja, ich finde es schön, wenn sich einer bei mir wohl fühlt, aber sobald ich mich ausgenutzt fühle, werde ich zur Furie. Oder besser gesagt: wurde. Denn in dieser Situation war ich schon lange nicht mehr. Und ich habe mittlerweile auch Männer kennengelernt, die einen Haushalt führen können mit allem was dazu gehört. Allmählich scheint sich was zu ändern.

Was das mit dem freien Willen zu tun hat? Nun, wenn jemand sich nicht an der Hausarbeit beteiligen will, ist das sein freier Wille. Und mein freier Wille ist, daß ich nicht mit einer Person zusammenleben will, die mir die komplette Hausarbeit überlässt. Bei so einer Konstellation wäre dann eine Besuchsehe eine gute Lösung, bei der ich mein Hausrecht behielte.

Frühjahrsputz

Es ist sicher schon aufgefallen, daß ich nicht wie eigentlich geplant am letzten Samstag in Berlin war. Der Grund: meine länger schon anstehende Wohnungsrenovierung ist am Freitag gestartet und ich steckte bis über beide Ohren in Arbeit. B. hatte mir einen Mann empfohlen, der das Anstreichen der Räume übernehmen wollte und mein Part war das Ausräumen, Putzen und Einräumen. Ich habe mich mehrere Jahre vor dieser Arbeit gedrückt, aber jetzt musste es einfach sein und es fühlt sich wie ein gigantischer Frühjahrsputz an. Das Einräumen hat mir sogar fast Spaß gemacht. Ich habe soviel aussortiert, vor allem Bücher. Die habe ich in Kiel bei LesArt abgeliefert, wo ich ab und zu einen ehemaligen Patienten aus meiner alten Klinik treffe. Einige Bücher kann ich auch über booklooker.de verkaufen. Was man für einen Krempel ansammelt! Unglaublich! Mein Ideal ist ein Hausstand, der in ein Tiny House oder eine Jurte passen würde. Davon bin ich aber noch weit entfernt. Beim Ausmisten musste ich oft an meinen verstorbenen Freund J. denken, der alles hortete, vor allem Werkzeug und Bücher. Er brachte es sogar fertig, Zeitschriften, die seine Frau in den Altpapiercontainer geworfen hatte, wieder rauszuholen. Oft sagte er zu mir, er könne es nicht fassen, daß ich mich so ohne weiteres von Büchern trennen könne, wenn ich mal wieder Platz im Regal brauchte. „Das ist doch das Wissen der Welt“, sagte er immer. Das Wissen der Welt, das ich relevant finde, habe ich im Kopf. Und ich bin ohnehin nicht in der Lage, alles zu wissen. Zumal Wissen nichts Statisches ist. Was vor Tagen, Jahren, Jahrhunderten als feststehendes Wissen galt, ist heute oftmals überholt.

Freund H. schickte mir den Link zu einem sehr langen Interview von Reiner Füllmich mit zwei Ärzten, das ich in zwei Etappen gehört habe und sehr empfehlen kann: https://www.youtube.com/watch?v=WCs1Nd-rxYo

Es beleuchtet die Geschichte der Schulmedizin von der beginnenden Neuzeit an bis heute und befasst sich dabei auch mit der Inquisition und den Hexenverbrennungen. Letztere sind ja ein Thema, das mich seit den 80er Jahren beschäftigt. Die Interviewpartner reden auch davon, daß ein Reset, wie er derzeit von der reichen Elite durchgedrückt werden soll, schon einmal stattgefunden hat. Der geschah in der Zeit, als die Volksmedizin und mit ihr die weisen Frauen und Hebammen vernichtet wurden und der Ärztestand an die Macht kam. Was wir heute erleben, ist die Zuspitzung dessen, was vor über 500 Jahren angebahnt wurde. Es geht in dem Interview um weitaus mehr, auch um den Sinn hinter den ganzen Ungemütlichkeiten, die wir gerade erleben und daß wir jetzt aus dem Kindheitsstadium heraus ins Erwachsensein gehen und die Verantwortung für unser Leben in die eigenen Hände nehmen müssen.

Zu den  Hexenverbrennungen: in den 80er Jahren kam dieses Thema plötzlich auf und gleichzeitig begann die spirituelle Frauenbewegung. In Italien gingen Frauen auf die Straße und riefen: „Tremate, tremate, le streghe son tornate!“ (Zittert, zittert, die Hexen sind zurück!). Ich spürte damals eine starke Resonanz, die mich bis heute nicht mehr verlassen hat. Das Zurückkehren der Hexen war von vielen Frauen durchaus wörtlich gemeint, auch von mir; daß sich nämlich die damals verfolgten und ermordeten Frauen in unserer Zeit erneut inkarnieren, weil sie eine Aufgabe haben. Mir fällt auf, daß das Thema Hexenverfolgungen mittlerweile oft auftaucht. Da ist also was im Feld, das beachtet werden möchte! Ich kann das nur begrüßen. Die Zeit ist reif, das alte Heilwissen wieder zu erinnern und die Fäden wieder aufzunehmen.

Auf Rubikon gibt es einen sehr umfassenden Artikel zum Krieg: https://www.rubikon.news/artikel/der-verstetigte-krieg

Auch sehr empfehlenswert und tiefgehend. Er zeigt auf, daß Krieg praktisch überall stattfindet, etwas Normales geworden ist, was eine Erklärung dafür sein könnte, warum heute soviele ehemalige Pazifisten richtig geil darauf sind, die Russen zu ruinieren, egal wer oder was sonst noch alles dabei drauf geht. Charles Eisenstein hat das mal „the mentality of war“ genannt. Ja, die haben wir in unserer DNA, weil wir seit ca. 6000 Jahren im Krieg leben. Aus dieser Mentalität gilt es auszusteigen und für mich heißt das, diese Mentalität in mir selbst wahrzunehmen, wann immer sie auftritt. Auch das ist ein Schritt zum Erwachsenwerden.

Heute habe ich einen langen Gang durch den Wald gemacht, hatte dort einen kleinen Schnack mit einem Mann, der mir früher Holz geliefert hat, und ging dann ins Café am See in Bellin, direkt am Selenter See. Schöner Platz, leckerer Kuchen und eine sehr herzliche Besitzerin. Sie kommt aus Frankreich und ich nutzte die Gelegenheit, mit ihr Französisch zu sprechen, schließlich muss ich üben. Schön, daß es sowas in meiner Nachbarschaft gibt.

Roter Punkt

Der Fluss möchte fließen,

ins Meer sich ergießen,

der Fluss möchte fließen,

zurück in das Meer.

Mutter Erde, bring mich heim,

dein Kind will ich immer sein,

Mutter Erde, bring mich heim,

zurück in das Meer.

 

Eben habe ich Cambra Skadés Post RotPunktTraum gelesen und mir ist sofort eine schöne Geschichte dazu eingefallen: ich habe neulich von einer meiner ersten Demos 1972 in Hannover geschrieben. Es ging damals gegen die Fahrpreiserhöhungen der ÜSTRA und die Straßenbahnen wurden blockiert. Um trotzdem von A nach B zu kommen, wurde die Rote Punkt-Aktion ins Leben gerufen: Autofahrer brachten an ihren Windschutzscheiben gut sichtbare rote Punkte an. Das war das Zeichen für diejenigen, die eine Mitfahrgelegenheit brauchten. Man wartete also an den Straßenbahnhaltestellen, bis ein Auto mit rotem Punkt kam, das eine dann mitnahm. Das hat prima geklappt und mal wieder gezeigt, daß Menschen sehr gut in der Lage sind, sich selbst zu organisieren und solidarisch zu sein, wenn’s hart auf hart kommt. Wenn aber Solidarität von oben verordnet wird wie vorletztes Jahr, als die „Impfung“ durchgedrückt werden sollte, dann ist es keine Solidarität, sondern maskierter Zwang. Übrigens gab es 1972 noch keine sozialen Medien, trotzdem hat sich die Rot-Punkt-Aktion im Eiltempo rumgesprochen.

Hier ist noch eine zweite schöne Geschichte: um Knospenpräparate herzustellen (damit habe ich im letzten Jahr zum ersten Mal experimentiert), brauchte ich eine kleine Waage, mit der man sehr kleine Mengen wiegen kann. Ich war auf der Suche nach sowas, aber es gab nur elektronische batteriegetriebene Waagen aus Plastik. Die wollte ich nicht, auch keine solarbetriebene, denn auch das ist keine Technik, die mich überzeugt. Dann suchte ich bei eBay-Kleinanzeigen und fand eine kleine mechanische Briefwaage. Ich bestellte sie und die Verkäuferin schickte sie mir zu, bevor ich das Geld überwiesen hatte. Sie schrieb mir, sie setzte auf Vertrauen. Das hat mich so überwältigt, daß ich den Betrag etwas aufgerundet und mich bei ihr für ihr Vertrauen bedankt habe. Sie antwortete, daß sie die Erfahrung gemacht habe, daß die meisten Menschen ehrlich sind. Jetzt habe ich eine niedliche kleine Briefwaage, die ich in die Jackentasche stecken kann, wenn ich rausgehe, um Knospen zu sammeln und darüber hinaus noch eine herzerwärmende Erfahrung gemacht.

Schlimm

Heute Mittag habe ich erfahren, daß Clemens Arvay sich das Leben genommen hat. Er hat frühzeitig angefangen, vor den „Impfstoffen“ zu warnen, sehr differenziert und immer freundlich und warmherzig. Möglicherweise hat er die üble mediale Hetze nicht aushalten können, die seit über zwei Jahren gegen ihn angezettelt wurde. Das ist schlimm!

Schlimm finde ich auch, mit welcher Häme und Bösartigkeit einige Frauen, die ich mal geschätzt habe, über Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer wegen ihres Manifests für Frieden herziehen. Nein, ich nenne keine Namen. Nur soviel: diese Frauen haben offensichtlich das Manifest gar nicht gelesen; anders kann ich mir giftige Aussprüche wie „Kuscheln mit Putin“ nicht erklären. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, zu sehen, daß Waffenlieferungen einen Krieg verlängern und damit die zu Recht angeprangerten Vergewaltigungen vervielfachen, ganz zu schweigen von der drohenden Ausweitung zu einem Weltkrieg. Krieg bringt immer das Allerschlechteste in Menschen hervor, und zwar auf beiden Seiten. Deshalb sofortige Verhandlungen! So, das war mein erstes und letztes Statement zu den Widerlichkeiten, die ich zur Zeit mitbekomme. Und damit ziehe ich meine Energie von diesen Vorgängen ab und zeige die weiße Flagge.

Jetzt noch was zu Vorgängen in meiner Nähe: ich war heute in Kiel und als ich in den Unverpackt-Laden wollte, stellte sich heraus, daß es den nicht mehr gibt. Gewundert hat mich das nicht; wenn ich in den letzten Monaten mich dort mal blicken ließ, war er immer ziemlich leer und das Angebot deutlich geschrumpft. Im Internet las ich das Statement der ehemaligen Besitzerin zur Schließung ihres Ladens. Sie führt sie auf die Coronamaßnahmen und die massiven Preissteigerungen zurück. Da ist sicher was dran, allerdings habe ich selbst Gründe gehabt, in den letzten Jahren dort weniger einzukaufen: Irgendwann vor ca. 2 Jahren fiel mir auf, daß ich dort immer sehr viel Geld für meine paar Teile lasse. Deshalb habe ich angefangen, Preisvergleiche zu machen, was bis dahin nicht zu meinen Gewohnheiten gehörte. Und da habe ich mit den Ohren geschlackert. Sodasan-Waschpulver kostete im Unverpackt-Laden pro 100g 10 Cent mehr als in der kleinen Ökodrogerie an der Holtenauer Straße, die keineswegs ein Discounter ist. Das sind dann bei 2 kg schon 2 Euro Unterschied. So war es auch bei etlichen anderen Produkten. Die Krönung war das Toilettenpapier: 1,10 Euro pro Rolle! Letzteres habe ich allerdings nie dort gekauft. Ich habe zweimal das Gespräch mit Mitarbeiterinnen des Ladens gesucht wegen der in meinen Augen unverständlich hohen Preise. Das erste Mal bekam ich die vage Auskunft, man könne das mal im Team besprechen. Ein weiteres Mal bekam ich nur Schulterzucken. Ich hätte gern mal mit der Besitzerin gesprochen, weil ich wirklich wissen wollte, warum vieles so teuer ist, wo doch das Verpackungsmaterial fehlt. Ja, ich kann mir schon vorstellen, daß ein kleiner Laden nicht so große Mengen abnehmen kann wie ein Supermarkt, aber mit Supermärkten und Discountern habe ich ja gar keine Preise verglichen. Mein dritter Versuch ins Gespräch zu kommen war eine Mail, auf die ich nie eine Antwort bekam. Und was mich zu guter Letzt richtig verärgert hat: ich kaufte Wasserenthärter und bekam im Laden einen Aufkleber für mein Gefäß. Dem entnahm ich, daß es sich nicht, wie angenommen um meinen gewohnten Enthärter von Sodasan sondern von Sonett handelte und daß die Dosierung laut Etikett dreimal höher war. Beim nächsten Einkauf fragte ich noch mal nach. Ich erfuhr, daß man nie was anderes verkauft habe Sodasanenthärter und das Sonettetikett wohl ein Versehen gewesen war. Auf meinen Einwand, daß ich dann völlig unnötig die dreifache Menge verwendet hätte, weil ich mich auf die Angaben verlassen hatte, gab es wieder nur Schulterzucken. Das fand ich schlampig und unprofessionell und war dann auch nicht mehr so motiviert, dort einzukaufen. Ich finde die Idee von Unverpacktläden gut und unterstützenswert und wenn ich nachvollziehen kann, warum einiges ein wenig teurer ist, bin ich vielleicht auch bereit, mal etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Das hat allerdings auch Grenzen.

Wesensgemäß

Nach mehr als drei Jahren war ich gestern endlich wieder auf einem Treffen meines Imkervereins. Gastreferent war Torben Schiffer, Biologe und Bienenforscher. Bekannt wurde er durch seine Forschungen zum Bücherskorpion, der ein natürlicher Mitbewohner in Bienenstöcken ist und Varroamilben futtert. Er hat dazu ein Buch geschrieben und war auch im Fernsehen. Seine Erkenntnisse haben ihm, so erzählte er gestern, viel Feindseligkeit von Seiten der Imkerschaft eingetragen, weil sie eigentlich deren komplettes Selbstverständnis über den Haufen werfen. Imker*innen verstehen sich als Naturschützer, besonders die Ökoimker, zu denen ich gehöre. Aber laut Torben meinen wir es zwar gut, aber wie so oft, bewirken wir damit das Gegenteil. Einige seiner Forschungsergebnisse kannte ich bereits, neu war mir allerdings, daß wir mittlerweile soviele Honigbienen haben, daß andere Insekten wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Torben berichtete, daß er böse Angriffe aushalten musste: zerstochene Autoreifen, gecancelte Artikel, Angriffe von Imkervereinen, u. a. eines großen deutschen Ökoimkervereins und andere Hasskapagnen. Torben sieht sich nicht mehr als Imker, sondern als Artenschützer. Er ist ein leidenschaftlicher Mensch, der sich voll für seine Sache engagiert und ich finde alles schlüssig, was er sagt. Ich kann ihm nur viel Kraft und Standvermögen wünschen; das habe ich ihm auch gesagt und war nicht die einzige.

Als ich 2011 in der Waldorfschule in Neumünster das Imkern lernte, war es das Aushängeschild „wesensgemäßes Imkern“, was mich in der Tiefe angesprochen hatte. Ja, ich wollte dem Wesen der Bienen gerecht werden. Meine Lehrer, zu denen immer noch Kontakt besteht, haben einen anthroposophischen Hintergrund und wollten, wie wir alle, nur Gutes für die Bienen und die Erde. Im Laufe der Jahre bekam ich allerdings immer mehr Zweifel an dem, was ich mit den Bienen machte. Die Behandlungen gegen die Varroamilbe, vor allem die Ameisensäurebehandlungen im Sommer, fielen mir von Jahr zu Jahr schwerer. Sie sind eine Qual für die Bienen, führen wohl auch zu schwerwiegenden Verätzungen und ich entwickelte immer größeren Widerwillen dagegen. Ich bin dann vor drei Jahren dazu übergegangen, im Sommer eine Oxalsäurebehandlung zu machen, die nicht ganz so strapaziös für die Bienen sein soll, für den Imker aber aufwendiger ist, weil Wabe für Wabe rausgezogen und von beiden Seiten eingesprüht werden muss. Im Jahr darauf rissen zwei Waben unter ihrer schweren Honiglast ab und ich musste mit der Behandlung vorzeitig aufhören, weil ich sonst noch größere Zerstörung angerichtet hätte. Ich machte dann im Winter 2021 noch eine Oxalsäurebehandlung, die ich von oben einträufelte, aber auch das schon mit klarem Widerwillen. Diese Eingriffe sind immer eine massive Störung. Das wäre so, als käme ein Riese ungebeten in unsere Wohnung, würde uns mit irgendeinem Gift einnebeln und sagen: „Es ist nur zu eurem Besten!“ Während ich das schreibe, fällt mir auf, daß wir in den letzten zwei Jahren etwas durchaus Vergleichbares erlebt haben. – Im letzten Sommer habe ich gar nicht mehr behandelt und vor Weihnachten habe ich beide Völker auf einer schamanischen Reise besucht und gefragt. Sie haben mir ganz deutlich zu verstehen gegeben: „Lass uns in Ruhe!“ Das habe ich getan. Ich habe in den letzten zwei Jahren keinen Honig entnommen und keine Fütterungen mit Zuckerlösung gemacht. Beide Völker sind noch am Leben; wenn ich das Ohr an die Fluglöcher halte, höre ich sie summen und bei milden Temperaturen sehe ich sie fliegen. Wenn ein Volk stirbt, werde ich das akzeptieren. Es wird neue Schwärme geben. In der Imkerschule habe ich das verbreitete Credo gelernt: Ohne den Imker (und seine Eingriffe), stirbt die Honigbiene. Mittlerweile wissen wir aus der Forschung u. a. von Thomas Seeley, dem Gotlandexperiment und aus Wales, das das nicht stimmt. Ohne Imker werden viele Bienen sterben, aber die überlebenden Völker sind die wirklich starken Völker.

Ich weiß mittlerweile auch, daß meine zwei Völker schon eins zu viel sind, auch wenn sie nicht so dicht beieinander stehen. In freier Natur braucht ein Bienenvolk ein Areal von einem 1 km². Zur Zeit bin ich die einzige Imkerin im Dorf, aber im Sommer stellt vielleicht wieder ein Imker 10 und mehr seiner Völker an der Lindenallee ab. Das ist natürlich Massentierhaltung. Als ich mit dem Imkern anfing, galten Top Bar Hives (sehen aus wie Kindersärge), als eine sehr wesensgemäße Behausung für Bienen, wahrscheinlich weil sie nur mit Oberträgern statt mit Rähmchen arbeiten und den Bienen Naturwabenbau erlauben. Also ließ ich mir zwei TBHs schreinern.  Aber seit einigen Jahren weiß ich, daß sie keine gute Lösung sind. Überhaupt ist alles Eckige und Großräumige, ebenso mehrere Zargen übereinander alles andere als wesensgemäß. Eigentlich ist es so einfach: Schau in die Natur und du erkennst, was gut ist. Bienen brauchen hohle Bäume, ihre Ruhe und eine intakte Umwelt. Bienen brauchen ihren eigenen Honig. Honig ist kein Lebensmittel und sollte, wenn überhaupt, nur ganz selten und in kleinsten Mengen verwendet werden. Leider gibt es kaum noch Wälder mit alten hohlen Bäumen, also müsste auch die Forstwirtschaft mit ins Boot genommen werden, damit Bienen und andere Wildinsekten wieder angemessene Habitate vorfinden.

Ganz schlimm ist die Entwicklung in großen Städten wie Hamburg und Berlin. Dort hat sich mittlerweile eine völlig krasse Überpopulation von Bienen entwickelt, weil so viele Menschen sich angesichts des Bienensterbens aufgerufen fühlten, diese Tiere zu halten. Firmen, die sich ein nachhaltiges Image geben wollen, stellen sich Bienenvölker aufs Dach und verschenken den Honig als Werbegeschenk an ihre Kunden. Das ist der Gipfel der Perversion.

Einjährige Karde

Frisch angesetzte Kardenwurzeltinktur

Nach Torbens langem Vortrag waren wir alle erst mal ziemlich erschlagen. Später sprachen wir über unsere Eindrücke und Gefühle. Es zeigte sich, daß es ein großes Bedürfnis gibt, die ganze Imkerei auf den Prüfstand zu stellen, wenn auch sicher nicht bei allen gleich stark. Hinterfragt wurde auch das ziemlich hoch gegriffene Etikett „wesensgemäß“. Es ist in meinen Augen ziemlich arrogant von wesensgemäßer Bienenhaltung zu sprechen, zumal wir Menschen selbst weit von einem wesensgemäßen Leben entfernt sind. Für mich heißt es, daß ich mich nicht mehr Imkerin nennen werde, vielleicht Bienenhüterin. Ich nehme ohnehin keinen Honig und werde mich auch nicht mehr in das Leben der Völker, die mit mir zusammenleben, einmischen. Das Schwärmen habe ich immer schon zugelassen. Ich denke, daß ich auch keine Schwärme mehr weitergebe, allenfalls an Menschen, die ich kenne und von denen ich weiß, daß sie die Bienen als gleichrangige Wesen sehen.

Es gab aber auch sehr schöne Erlebnisse gestern: das Zusammentreffen mit Menschen, die ich schätze und gernhabe, nach so langer Zeit; inspirierende Gespräche; ein Feld, indem Offenheit und Ehrlichkeit möglich sind. Und was mich ganz besonders gefreut hat: ich habe von etlichen erfahren, daß sie die Geschehnisse der letzten drei Jahre ähnlich sehen wie ich und diese Zeit als anstrengend, aber auch notwendig für den nächsten großen Entwicklungsschritt von Mama Erde sehen. Und ich habe mal wieder mit Freude gesehen, daß Männer genauso zu tiefen Gefühlen und Empathie fähig sind wie Frauen.

Hier noch der Link zu einem tollen Interview mit Sahra Wagenknecht zu ihrem Manifest für Frieden und den Reaktionen darauf: www.nachdenkseiten.de/?p=94067

 

 

Splitter und Balken

Es fällt mir öfter auf, daß Menschen das bei anderen kritisieren, was sie bei sich selbst nicht sehen. Da schreibt ein bekannter Sozialpsychologe ein schönes Buch, in dem er dafür wirbt, selbst zu denken, statt das anderen zu überlassen und denen dann unhinterfragt zu folgen. Als dann die „Impfung“ auf den Markt kam, sprach er jedoch auf sehr arrogante Weise einem mindestens ebenso bekannten jungen Fußballspieler die Fähigkeit des Selbst-Denken ab, weil der diese medizinische Behandlung für sich ablehnte. Ein Mann, der vor vielen Jahren eine alternative Lebensgemeinschaft gegründet hat und die Abschaffung des Patriarchats fordert, ist in seinem Umkreis der Oberpatriarch, wie ich kürzlich von einem erfuhr, der das aus nächster Nähe mitbekommen hat. Ein amerikanischer Philosoph, der als erklärter Anarchist jegliche Form von Herrschaft und Machtausübung über andere ablehnt, hat ebenfalls zum Thema Impfung so erschreckend brutale Statements rausgelassen, daß mir die Worte fehlen. Eine Frau beschwert sich über eine andere, die „immer nur meckert“. Daß sie selbst das gewohnheitsmäßig macht, nimmt sie gar nicht wahr. Es ist offensichtlich eine tiefsitzende Eigenschaft bei vielen Menschen, den Splitter im Auge des anderen zu sehen, nicht aber den Balken im eigenen Auge, wie es der Lehrer aus Nazareth vor langer Zeit so zutreffend sagte.

Dazu möchte ich eine Geschichte von mir selbst erzählen: neulich berichtet eine Frau nach dem Französischkurs, daß sie eine längere Wanderung plante. Ich sagte: „Da kann ich dir einen wichtigen Tipp geben.“ Sie antwortete: „Bitte nicht, ich habe schon so viele Tipps gehört, ich bin es leid.“ Eine weitere Person, die auch dabei war, sagte daraufhin: „Ich will den Tipp aber hören.“ Also  sagte ich, was ich in dieser Situation so wichtig fand. Später im Auto kam mir plötzlich die Frage in den Sinn: Was sollte das denn? Warum habe ich mich denn über ihre Bitte, den Mund zu halten, hinweggesetzt, noch dazu, wo ich doch selber ungefragte Ratschläge häufig ziemlich unangenehm finde? Die Antwort kam gleich hinterher: Weil ich mich wichtig machen wollte.

Ich musste dann über mich selbst lachen. Und tatsächlich freute ich mich richtig, daß ich mir so schnell auf die Schliche gekommen bin. Wenn ich diese Frau das nächste Mal sehe, will ich mich bei ihr entschuldigen.

Von meinem verstorbenen Freund J. kenne ich den Spruch: „Ratschläge sind auch Schläge.“ Wie wahr, wie klar! Wobei auch er gern und oft ungebetene Ratschläge gab. Neulich gelang es mir, wahrscheinlich, weil durch dieses Ereignis meine Wahrnehmung geschärft war, mich selbst ganz bewusst zurückzunehmen in einer Situation, in der ich viele Möglichkeiten sah, meinen Senf dazuzugeben. Jedes Mal, wenn ich den Mund öffnen wollte, kamen mir die Worte in den Sinn: „Tu es nicht. Hör einfach zu.“ An diesem Abend redete ich weniger, als das normalerweise meine Art ist und es fühlte sich überraschend gut an. Ich bin auch davon überzeugt, daß ich so die anderen Menschen viel besser mitbekommen konnte.

Charles Eisensteins Essays werden jetzt übrigens ins Deutsche übersetzt und finden sich hier: charleseisensteindeutsch.substack.com. Auf Radio München gibt es auch einen Podcast mit der deutschen Version eines seiner Essays, in dem es um Verzeihen geht. In ihm werden unter anderem auch die erschreckenden Forderungen des amerikanischen Philosophen und Anarchisten Noam Chomsky zum Umgang mit den Ungeimpften, den ich oben bereits erwähnt habe, zitiert. Da lässt er seine anarchistischen Maske ungeniert fallen. Ich fand ihn übrigens mal gut.

Noch eine weitere Empfehlung: Bastian Barucker, den ich schon einige Male erwähnt habe, wurde kürzlich von Gunnar Kaiser interviewt: kaisertv.de/2022/12/21/die-weisheit-der-wildnis-bastian-barucker-im-gesprach/

Es  hat mir sehr gut gefallen und mich zum Nachdenken und Weiterspinnen gebracht, vor allem Bastian Baruckers Aussagen zum Thema Freiheit. Bei all dem Leid und Elend um uns herum gibt es doch immer wieder erfreuliche Botschaften. Die Welt braucht neue Geschichten, die uns stärken.

Cambra Skadé empfiehlt Hausaltäre, ich auch.

Frieden

Das ist keine Fichte sondern eine Douglasie, die mit anhaltender Trockenheit besser klarkommt.

Ich möchte auf das Manifest für Frieden von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer hinweisen. Es findet sich auf Change.org. Ich finde es sehr gut und unpolemisch formuliert, was grundsätzlich für alles gilt, was ich bisher von Frau Wagenknecht gehört und gelesen habe. Die beiden Frauen bringen kurz und knapp auf den Punkt, worum es geht und worauf wir zusteuern, wenn Deutschland immer mehr „schwere Waffen“ an die Ukraine liefert, wie es unsere offensichtlich kriegslüsterne Außenministerin und der ukrainische Präsident fordern. Ich freue mich sehr, daß zwei Frauen diese Initiative ins Leben gerufen haben, denn mittlerweile wird uns ja leider vorgeführt, daß Frauen per se nicht das friedlichere Geschlecht sind, wie man bisher vielleicht geglaubt hat. Die beiden Initiatorinnen wollen am 25. Februar eine Kundgebung in Berlin veranstalten und ich habe die Absicht dabei zu sein.

Eine der ersten Demos, an der ich teilnahm und die sich über Tage hinzog, war gegen die Fahrpreiserhöhungen der Hannoverschen ÜSTRA. Damals war ich 17 und erlebte gleich das volle Programm mit Tränengasnebel in der Innenstadt, Wasserwerfern und Polizeiknüppeln. Die Fahrpreiserhöhungen haben wir nicht verhindern können. In den Jahrzehnten seitdem habe ich an legalen und illegalen Demos teilgenommen, die letzte war 2003 gegen den drohenden Irakkrieg in Berlin, als dort mehr als 500 000 Menschen zusammenkamen. Und ich bin bei diversen Montagsspaziergängen im letzten Jahr mitgegangen. Ich weiß mittlerweile, daß Demos nichts verhindern. Arundhati Roy sagte dazu kürzlich ganz zutreffend, daß die Herrschenden solche Massenaktionen einfach aussitzen. Die Leitmedien tun ein übriges, um derartige Willensbekundungen der Bevölkerung kleinzureden, zu diffamieren und falsch darzustellen, wie sich das bei den Protesten gegen die Coronamaßnahmen wieder deutlich gezeigt hat.

Aber die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen macht dennoch in meinen Augen Sinn: es tut meinem Gemüt enorm gut zu erleben, daß ich nicht allein bin. Und es schafft ein kraftvolles Feld von Menschen, die die Vision einer friedlichen und freien Welt haben. Mir persönlich gibt es auch einen richtigen Energieschub, mich sichtbar in die Öffentlichkeit zu stellen. Dagegen hat ich die Man-kann-ja-doch-nichts-ändern-Haltung etwas enorm Schwächendes. Ich bin davon überzeugt, daß solche Felder Wirkung haben. Dazu zähle ich auch Projekte wie etwa Markus Stockhausens Lange Töne für den Frieden.

Lebendig

Charles Eisenstein hat kürzlich einen Essay veröffentlicht, der mir in vielem sehr aus der Seele spricht. Er hat den Titel The Sun is Alive, and Why that Matters (Die Sonne ist lebendig und warum das etwas ausmacht); er findet sich auf seiner Substackseite. Die steht unter Blätter > Interessante Links, man kommt aber aus mir unbekannten Gründen nicht durch Anklicken dahin, sondern nur, indem man sie kopiert und dann per Rechtsklick in die Adresszeile einfügt.

Charles Eisenstein stellt die These vieler Physiker in Frage, daß es Dunkle Materie gibt, die das Universum zusammenhält. Auch am Urknall hat er Zweifel. Und da gibt es eine Synchronizität: ich habe neulich ein Interview mit Oliver Lazar gehört. Er hat Medizin und Informatik studiert und war den größten Teil seines Lebens nicht an Spiritualität interessiert, bis ein Ereignis sein Leben völlig auf den Kopf gestellt hat. Spannend, was auch er zum Urknall und anderen wissenschaftlichen Paradigmen zu sagen hat. Jetzt lese ich gerade sein Buch Jenseits der Materie. Mir scheint, wir leben in Zeiten, in denen sich alles ändern will. Und immer mehr Menschen öffnen ihr Bewusstsein für völlig neue Sichtweisen.

Mitte der 90er Jahre habe ich mit meinem damaligen Mann MDMA (Ectasy) genommen. Das war ziemlich gutes Zeug, das uns ein Freund aus Holland besorgt hatte. Wir haben für ein gutes Setting gesorgt, das Telefon ausgestöpselt und vorher nichts gegessen. Dann haben wir uns ins Bett gelegt. Ich habe dabei ein Erlebnis gehabt, das mich in seiner Gültigkeit seitdem begleitet: ich wusste plötzlich ohne Zweifel, daß die Erde ein lebendiger Organismus ist, daß alles lebendig ist, daß auch das Universum ein lebendiger Organismus ist und daß alles mit allem zusammenhängt. Natürlich kannte ich vorher schon James Lovelocks Gaia-Hypothese und fand sie schlüssig, aber nun konnte ich fühlen, daß alles lebt und ich Teil dieses gigantischen Organismus bin. Es fühlte sich absolut wahr und so unglaublich gut an. Später sind wir aufgestanden und spazieren gegangen. Die Pappeln an der Aa wurden von einem leichten Wind bewegt und ich fühlte, daß die Bäume es genossen, vom Wind gestreichelt zu werden. Ich konnte auch wahrnehmen, daß die Erde es liebte, von unseren Füßen berührt zu werden.

Einige wenige Male haben Leserinnen meines Blogs ihr Befremden darüber ausgedrückt, daß ich recht persönliche Sachen erzähle. Was soll ich dazu sagen? Ich denke nicht darüber nach, ich schreibe einfach, worüber ich schreiben will. Ich bin eigentlich eher befremdet über das Befremden. Welchen Grund könnte es geben, nicht persönlich zu schreiben? Manche Sachen möchte ich nicht öffentlich machen, aber auch das entscheide ich dann aus der Bewegung heraus. Mache ich mich angreifbar, wenn ich sehr persönlich schreibe? Nein, das sehe ich nicht. Verletze ich andere damit? Hoffentlich nicht. In den Jahren, die ich mich mittlerweile im Internet äußere, habe ich allerdings lernen müssen, daß ich sehr achtsam mit Mitteilungen über andere Menschen sein muss. Wir haben in unserer Kultur gelernt, immer auf der Hut vor anderen Menschen zu sein und in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Das soll uns schützen, aber diese Art von Schutz führt zu einer chronischen Verengung unseres Energiefeldes. Mir geht es ohne Maske wesentlich besser und ich fühle mich auch mit anderen Menschen wohler, die keine Maske tragen.

Gemeinsam gehen

Gestern hörte ich im Rahmen von Judith Haferlands diesjährigem Online-Kongress Die Reise deines Lebens ein Interview mit Franziska Tabea Winkler, das mir sehr gut gefallen hat. Franziska Winkler hat eine sehr bodenständige Art und scheint gar nicht zu „spirituellem bypassing“ zu neigen. Sie sagte, daß sie richtig Freude daran hat, sich in dieser spannenden Zeit inkarniert zu haben. Mittlerweile kann ich das für mich ähnlich sehen. Bis vor etwa einem dreiviertel Jahr überwog oft eher Angst, ein großer Schmerz über das, was Menschen sich und anderen Wesenheiten antun oder wenigstens ein großes Unbehagen. Zwischendurch hatte ich aber glücklicherweise auch sehr gute Momente, in denen mir klar war, daß es an uns liegt, wie es weiter geht und ich mir selbst versprach, diese große Herausforderung anzunehmen.

Ich habe ja schon berichtet, daß meine Medienabstinenz mir ganz erheblich geholfen hat, seelisch gesund zu bleiben. Besonders die Bilder; sind sie einmal in unserem System, bekommen wir sie nie wieder raus. Das weiß ich, seit ich als Kind mal das Bild eines schwerverletzten Mannes in seinem Auto gesehen habe (im ADAC-Magazin meiner Eltern). Das war vor ca. 60 Jahren und ich habe es nie vergessen. Gerade in der ersten Corona-Zeit haben die Medien ganz extrem mit angsterzeugenden Bildern gearbeitet. Die Bilder von Bergamo! Die wenigsten wissen, daß darunter wenigstens ein Bild war, das gar nicht aus Bergamo stammte und schon einige Jahre alt war: die vielen Särge mit den darauf liegenden Rosen enthielten die ertrunkenen Flüchtlinge von Lampedusa. Oder als die Querdenkerdemos in Berlin im Fernsehen gebracht wurden, zeigte man nicht etwa die bunte fröhliche Menge, sondern die Reichskriegsflaggen und den abseits der Demo stattfindenden „Sturm auf den Bundestag“. So kann man dann sagen: „Seht her, es sind die Rechten, die sich gegen die berechtigten Maßnahmen zum Infektionsschutz wenden.“

Es gab in meinem Umkreis Menschen, die nichts von den hinter der sogenannten Pandemie stehenden Plänen wissen wollten. Wenn das so geäußert wurde, habe ich den Mund gehalten. Von einer Frau weiß ich, daß sie diesem Thema keine Energie widmen möchte. Ich verstehe das. Es macht schlechte Laune. Aber für mich passt es nicht: Ich will nicht wie die drei Affen sein – nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Ich will nicht irgendwann sagen: „Ich habe von allem nichts gewusst!“ Und ich will nicht die Frage hören, die ich meinen Vater gefragt habe: „Warum hast du mitgemacht?“ Ich finde, daß es wichtig ist zu wissen, was die herrschende Elite mit uns vorhat. Ich muss nicht alle Einzelheiten wissen, da gibt es tatsächlich zuviel, was mir schlaflose Nächte macht, einfach, weil ich nicht fassen kann, was für widerliche Ideen Menschen ausbrüten können und warum gerade die so wahnsinnig viel Geld haben, daß sie die auch umsetzen könnten. Letztlich weiß ich aber, daß Totalitarismus eine kurze Halbwertzeit hat. Diese von oben diktierten Systeme werden zerbröseln, das ist ein Naturgesetz. Ich finde übrigens, es kostet mehr Energie, vor den finsteren Plänen die Augen zu verschließen. Wer übrigens richtig schöne Gedanken lesen will, dem sei mal wieder Charles Eisensteins Seite bei Substack empfohlen. Leider alles nur auf Englisch.

Franziska Winkler sagte, die Zeit, in der man einer Person folgte, die das Volk aus der Misere führen soll, sei vorbei. Jetzt gehe es darum, daß wir gemeinsam gehen, Seite an Seite und auf Augenhöhe miteinander umgehen. Ach, sie spricht mir so aus der Seele. Irgendwie habe ich mich noch nie dazu geeignet, jemandem zu folgen. Keinem Lehrer, niemandem. Früher oder später sah ich neben all den wichtigen Sachen, die ich von anderen Menschen lernen durfte und wofür ich dankbar bin, auch deren blinde Flecken und Unstimmigkeiten. Ich kenne durchaus das Bedürfnis nach einem oder einer, die den Vollcheck hat. Aber das gibt es nicht. Und es scheint nun mal unsere Aufgabe zu sein, unseren ureigenen Weg zu finden, dabei auch jede Menge Fehler zu machen und dafür die Verantwortung zu tragen.

Zum Thema Veranwortung fällt mir der offene Brief vom ehemaligen Fernsehpfarrer Jürgen Fliege und Pfarrer Hans-Joachim Hager an den Landesbischof der evangelischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm ein. Dieser Bischof, damals noch Vorsitzender der evangelischen Kirche in Deutschland, ist mir vor einigen Jahren schon mal unangenehm aufgefallen, als er auf den offenen Brief einer Frau zur Rolle der Kirche während den Hexenverbrennungen in einer vierseitigen wortreichen, aber nichtssagenden Antwort unterm Strich sagte, die Kirche habe Wichtigeres zu tun. Na klar, bei eigenen Verfehlungen drückt man gern sämtliche Augen zu; das kennt man ja. Bedford-Strohm hat alle Corona-Maßnahmen mitgetragen und zur Impfung aufgerufen: „Impfung ist Nächstenliebe.“ Und kürzlich hat er gesagt, er würde alles wieder genau so machen. Darauf haben die beiden obengenannten Herren ihm einen offenen Brief geschrieben, der es in sich hat. Sehr lesenswert, sehr scharf, sehr klar! Man findet ihn sowohl auf den Nachdenkseiten wie auch auf Rubikon (rubikon.news). Auf Rubikon gibt es einen weiteren sehr klaren Artikel von Hans-Joachim Hager (Das Versagen der Kirche). Der macht mal wieder deutlich, daß die Institution Kirche nicht erst seit Corona nichts, aber auch gar nichts mit den Botschaften des Wanderpredigers aus Nazareth zu tun hat, der immer auf der Seite der Armen und Entrechteten stand. Ich freue mich sehr über diese mutigen Menschen, die öffentlich aufstehen, das große Unrecht benennen und die Konsequenzen in Kauf nehmen.

Nun laufen ja der katholischen wie auch der evangelischen Kirche die Mitglieder in Scharen weg. Gut so! Vielleicht geht dann mein alter Traum in Erfüllung, in Kirchen zu tanzen und Spaß zu haben.