Wanderurlaub

Unseren diesjährigen Wanderurlaub verbrachten wir wie im letzten Jahr im Elbsandsteingebirge, wieder in dem schönen kleinen Holzbungalow am Waldrand bei unseren supernetten Vermietern. Im letzten Jahr hatte ich mit Schrecken die erste steile Stiege im Bielatal gemeistert und danach geäußert: „Das will ich nicht noch mal machen“. Aber steile, schier endlose Auf- und Abstiege auf schmalen Stufen und Leitern sind in dieser Region unvermeidlich. Und so ging es dieses Jahr noch extremer weiter. Die für mich größte Herausforderung war die Rotkehlchenstiege, die durch eine Felsspalte nach oben führt. Ab und zu waren gab es kleine Stufen, in die man gerade mal den Vorfuß setzen konnte. Mit den Händen musste man sich am nackten Fels festhalten, manchmal gab es Baumwurzeln, die als Haltegriffe dienten. An zwei Stellen dachte ich, ich schaffe das nicht. Aber es war klar, daß eine Umkehr ganz und gar unmöglich war. Es blieb nur hochkonzentriertes Weiterkraxeln. Schließlich kamen wir auf einem Plateau an und konnten verschnaufen. Meine Tochter sagte, es sei doch ein sehr erhebendes Gefühl, diese steile Stiege geschafft zu haben. Da kann ich ihr aus ganzem Herzen zustimmen. Während wir uns erholten, kam mit viel Lärm und Lachen eine ca. 30köpfige Gruppe junger Männer die Stiege hoch, offensichtlich völlig problemlos, und nahm dann ohne Pause die nächste Steigung, auch wieder mit sehr viel Getöse. Die hatten jedenfalls deutlich mehr Kondition als wir. Eine Frau, die nach uns hochgestiegen war, erzählte uns, daß diese Stiege „noch gar nichts“ sei. Das Heftigste sei die Häntzschelstiege, wo Metallbügel in einem senkrechten Felskamin als Kletterhilfe dienten. Sie gab allerdings auf mein Nachfragen zu, daß sie diese Stiege nicht genommen habe. Ich habe später Fotos der Häntzschelstiege gesehen und kann nur sagen: Nein danke! Ich habe eine gewisse Höhenangst und gehe nur auf eine Leiter, wenn es unumgänglich ist. Aber hier, wo sich auf fast jedem Wanderweg die eine oder andere Leiter und Treppe findet, musste ich mich viele Male überwinden und stellte nach neun Tagen eine gewisse Gewöhnung bei mir fest. Meine Strategie dabei: nie nach unten schauen, weil das den blanken Horror auslösen würde. Und möglichst auch nicht nach oben sehen, weil es entmutigend sein kann zu sehen, wie lange es noch nach oben weitergeht. Beim Abstieg besonders enger Stufen ohne Geländer ging ich mit dem Gesicht zur Wand. Das hat sich bewährt. Auf jeden Fall bewirken diese Herausforderungen, daß ich voll und ganz in der Gegenwart bin.

Das ist die Rotkehlchenstiege. Der orange Fleck in der Mitte ist meine Tochter, etwas tiefer hänge ich in den Felsen.

Bei unserer Wanderung im sehr schönen Polenztal gerieten wir in einen deftigen Wolkenbruch. Wir stellten uns unter einen Felsüberhang, aber der Regen hielt an und wir gingen schließlich weiter. Ein Regenponcho, den ich mir vor Jahren gekauft und nie benutzt hatte, kam zum Einsatz und bewährte sich.

Einen geplanten Besuch der Edmundsklamm in Tschechien, die ganz in der Nähe ist, brachen wir vorzeitig ab. Der Grenzort Hřensko schien nur aus Duty free-Shops und Parkplätzen zu bestehen. Asiatisch aussehende Männer kassierten die Gebühren und betrieben Stände, an denen allerlei Ramsch verkauft wurde. Der Zugang zur Edmundsklamm war gesperrt. Scharen von Touristen wälzten sich den Berg hoch. Wir hatten genug und fuhren zurück, nachdem wir sehr günstig getankt hatten. An der Grenze wurden wir von deutscher Polizei angehalten, die ins Auto schaute und uns dann weiterfahren ließ. Vielleicht wollten sie schauen, ob wir Flüchtlinge nach Deutschland schmuggeln. Wir waren später ein zweites Mal in Tschechien, diesmal zu Fuß. Unser Vermieter hatte uns eine Wanderung auf den Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg) empfohlen. Der ist der höchste Berg des Elbsandsteingebirges und auf seinem Gipfelplateau gab es eine atemberaubende Sicht auf die böhmischen Wälder und die Berge im deutschen Gebiet. Dann wanderten wir gefühlt ewig lange zum Restaurant Kristin Hrádek. Es gab große Schilder, auf denen es angekündigt wurde: zunächst mit 2 km, der nächste Wegweiser kündigte dann an, daß es nur noch 4 km seien. Wir fühlten uns ziemlich verarscht, aber wir fanden es schließlich. Der Kellner indentifizierte uns beim ersten Blick als Deutsche. Keine Ahnung, woran er das gesehen hat. Unser Vermieter hatte uns ein paar tschechische Worte beigebracht. Bei mir ist davon nur dobrý den (Guten Tag) und ahoj (Hallo) hängen geblieben. Mehr brauchte ich auch nicht, da die Tschechen, mit denen wir zu tun hatten, alle Deutsch sprachen. Diese Tour war mit neun Stunden unsere längste, nach Maatins Berechnung sind wir gut 20 km gegangen, bergauf und bergab.

Einen Tag verbrachten wir in Dresden. Das war für mich noch anstrengender als die Wanderungen über Berg und Tal. Ich mag das Pflastertreten einfach nicht mehr. Wir fanden aber in der Neustadt ein schönes Café mit leckerem Vollkornkuchen und sehr gutem Kaffee. Später saßen wir auf der Wiese an der Elbe. Auf einem großen Markt, der gerade abgebaut wurde, konnten wir gut aussehende und preiswerte Pfifferlinge kaufen. Lebensmittel sind im Osten recht billig. Die Menschen haben hier 25 Jahre nach der Wende immer noch weniger Geld als im Westen.

Natürlich gingen wir wie im letzten Jahr den zauberhaften Pfad an den großen schweigenden Steinriesen entlang. Ich verrate seinen Namen nicht; er steht auch nicht in meinem ansonsten sehr ausführlichen Reiseführer. Wir sahen dort nur einen einzigen Menschen, dafür zeigten sich Blindschleichen und Eidechsen. Wir hörten den Kolkraben zu, die mit sonorem Kroh Kroh über die Schluchten flogen. Zweimal fielen ganz in der Nähe krachend tote Fichten um, die wie Riesenmikadostäbe überall herumliegen. Auf den Flächen, auf denen das große Feuer vor drei Jahren gewütet hat, wächst der neue Wald ganz von allein. Das Leben setzt sich immer wieder durch, die Spuren der Vernichtung sind bedeckt vom fröhlichen Grün der Birken. Wie im letzten Jahr war ich ganz beglückt vom Konzept der Nationalparkverwaltung, die Natur hier Natur sein zu lassen, weil sie es einfach am besten weiß. Ich wünsche mir so sehr, daß sich dieses Konzept auch in allen anderen Lebensbereichen durchsetzt. Übrigens fiel mir auf, daß es weit und breit weder die völlig unökologischen Windräder noch Photovoltaikanlagen gab, mit denen der Westen verschandelt wird. Später erfuhr ich, daß man sich bewusst aus Landschaftsschutzgründen dagegen entschieden hat.

Eine der gemäßigteren Treppen auf den Katzstein, links befindet sich eine Katzenskulptur.

 

Taubenschwänzchen

Kurz vor Sonnenuntergang stand ich zwischen den Beeten und hörte dem Summen der Insekten zu. Es scheinen dieses Jahr so viele zu sein: Hummeln und Wildbienen im Herzgespann, Schmetterlinge im Lavendel, Schwebfliegen und Hummeln in den Kardenblüten. Und die Bienen, die zur Zeit den leuchtendblau blühenden Borretsch besuchen. Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung wahr und sehe ein kleines Zauberwesen im Phlox, das mit vibrierenden Flügeln über den Blüten in der Luft steht und seinen langen Rüssel in die tiefen Blütenkelche steckt. Es erinnert an einen Kolibri mit seinem kompakten Körperchen und den schwirrenden orangefarbenen Flügeln, aber es ist ein Insekt. Ein Taubenschwänzchen. Auf dem Foto ist es schwer zu erkennen, es war auch schwer zu fotografieren, weil es sich so schnell von Blüte zu Blüte bewegte. Ich konnte es buchstäblich in mir spüren, wie es sich für die Blüte anfühlt, wenn sie so tief innen von einem Insektenrüssel berührt wird. Es ist wohl für beide Beteiligten eine lustvolle Begegnung.

Bienen

Ich habe mich jetzt endlich mit der Makrofunktion meiner Digitalkamera vertraut gemacht und das ist eine echte Entdeckung. Hier ist das Johanniskraut, meine langjährige Verbündete, die sich seit einigen Jahren in meinem Garten erfreulich vermehrt. Sie bringt nicht nur Sonne in die Seele, sondern kann noch viel, viel mehr.

Der Bienenschwarm, den ich im Mai bekommen habe, hat überlebt. Das war einige Zeit nicht klar, da bei unserer umständlichen Schwarmfangaktion die Königin wohl nicht mit in den Kasten gekommen ist. Ohne Königin stirbt ein Volk. A. hat mir dann eine Wabe aus einem seiner Völker geschenkt, an der drei Weiselzellen hingen, also Zellen mit noch nicht geschlüpften Königinnen. Um die in meine Kiste einzufügen, musste ich einiges abschneiden, aber sie passte trotzdem nicht, weil meine Kiste schmaler ist. Von den Seiten konnte ich nichts abschneiden, weil da die Weiselzellen hingen. Also habe ich die Wabe etwas stauchen müssen und habe dann sehr gehofft, daß nichts kaputt gegangen ist. Es hat also geklappt und ich freue mich. Mein großer Dank geht an A.

Ich habe gerade angefangen, das Buch Song of Increase von Jacqueline Freeman, einer amerikanischen Imkerin zu lesen. Sie kommt übrigens auch in dem  Dokumentarfilm Queen of the Sun vor, den ich vor vielen Jahren bei einem Imkertreffen gesehen habe. Das Buch gefällt mir schon jetzt.  Die Autorin hat eine Beziehung auf Augenhöhe zu ihren Bienen. Das ist selten. Ich habe bei Ökoimkern der anthroposophischen Richtung gelernt, aber auch dort finde ich überwiegend solche, die Bienen mehr oder weniger als Nutztiere sehen und sich ständig in ihr Leben einmischen.

Ich habe gelernt, daß die Bienen ohne die Imker nicht überleben können. Ich habe auch gelernt, daß das Bienensterben zum großen Teil den Giften in der industriellen Landwirtschaft geschuldet ist. Heute weiß ich, daß Gifte, Monokulturen und der Mangel an Wildpflanzen nur eine Ursache für das Bienensterben sind. Zunehmend wird das Leben von Bienen und anderen Insekten, aber auch Vögeln und Fledermäusen von den riesigen Windrädern bedroht, die alles, was in ihre Nähe kommt, buchstäblich schreddern. Es ist schon verrückt, daß eine Technologie, die angeblich Ökostrom produziert, von vorn bis hinten einfach völlig unökologisch ist, angefangen bei den dafür verwendeten Rohstoffen über die Zerstörung von Wäldern bis zu ihrer Entsorgung, die ebensowenig gesichert ist wie die Lagerung der radioaktiven Abfälle von Kernkraftwerken. Aber es ist eben ein Riesengeschäft und das zählt heute viel mehr als das Leben. Aber auch die Imker sind schuldig am Bienensterben, weil sehr viele den Bienen ihre jahrmillionenalte Lebensweise nicht zugestehen. Wir haben gelernt überall und ständig einzugreifen in der Annahme, dann würde alles besser. Das Gegenteil ist der Fall, wie man deutlich in allen Lebensbereichen sehen kann, wenn man dazu bereit ist. Ich glaube, eine der revolutionärsten Handlungen ist das Nicht-Handeln, das Sein-Lassen.

Einer meiner Imkerlehrer, dem ich die Geschichte von der zugefügten Wabe erzählte, riet mir, sie wieder zu entfernen, da die Bienen sonst wild bauen könnten. Er ist ein freundlicher und aufgeschlossener Mann, aber in diesem Punkt ist er ein Imker der alten Schule, der möchte, daß Bienen „ordentliche“ Waben bauen, die man später leichter für die Honigernte rausnehmen kann. Ich lasse den Bienen die Wabe und werde mich auch sonst nicht einmischen.

Am Wochenende kamen B., die als junges Mädchen Babysitterin meiner damals zweijährigen Tochter war, mit ihrem Mann zu Besuch. Ich hatte mit ihr im letzten Jahr zur Herbst-Tag-und-Nachtgleiche eine Wanderung auf den Velmerstot im Teutoburger gemacht. Wenige Tage später rief mich M. an, eine Frau aus der Gruppe um Ute Schiran, die ich das letzte Mal 2011 gesehen hatte. Ich habe sie als lustige und originelle Frau in Erinnerung: als wir in der Toscana waren, hatte ich ganz schlimme Kreuzschmerzen und sie hat meinen Rücken mit Kiefernnadeln akupunktiert. M. hatte eine Frage an mich und ich glaube, ich konnte ihr weiterhelfen. Dann hatten wir ein schönes langes Gespräch. Ich freue mich, wenn schlafende Kontakte wieder erwachen.

Heute bin durch die Nachdenkseiten auf einen ausführlichen Artikel zum „Massaker auf dem Tienanmenplatz“ in Peking 1989 gestoßen: https://overton-magazin.de/top-story/die-unwahrheiten-zu-tiananmen/ Das Massaker hat es nie gegeben. Es lohnt sich, den Artikel zu lesen, auch wenn er nicht kurz ist. Diverse Augenzeugen werden zitiert, die damals in den Leitmedien nicht zu Wort kamen. Die Vermutung, daß wir zu China massiv geframed werden, ist mir im letzten Jahr zum ersten Mal gekommen, als ich ein langes Interview mit einer Chinesin gehört habe, die lange in Deutschland gelebt hat. Ich weiß ihren Namen leider nicht mehr. Sie ist mittlerweile schon wieder länger in China und was sie berichtete, klang so anders als das, was uns hier erzählt wird. Ein Beispiel: sie sagte, es habe während der C-Zeit in der VR-China keinerlei Impfdruck gegeben. Und das Social Credit-System sei experimentell an einigen Orten eingerichtet und wieder abgeschafft worden. Ihr Bericht deckte sich in vielen Punkten mit den Aussagen eines Deutschen, der länger in China gelebt hat. Also einmal wieder: Nichts glauben, alles hinterfragen!

Patriarchat

Heute las ich auf den Nachdenkseiten den Text eines palästinensischen Dichters aus Gaza. Er beschrieb eindrücklich, was der Hunger mit ihm macht. Nicht nur Bombardements, auch ausbleibende Lebensmittellieferungen sind dort Mittel der Kriegsführung. Es ist kaum auszuhalten das zu lesen. Umso mehr, als die Auslöschung der Palästinenser auch mit deutschen Waffen geschieht. Was wir heute in aller Deutlichkeit auf der Erde sehen, sind die verheerenden Folgen des Patriarchats. Das existiert nach heutigem Kenntnisstand seit ungefähr 8000 Jahren. Davor gab es egalitäre mutterzentrierte Gesellschaften ohne Herrschaft und ohne Krieg. Es gibt indigene Völker, die noch heute so leben; sie sind allerdings erheblichem Druck ausgesetzt.

Mir wurde gelegentlich entgegengehalten, daß es Krieg immer schon gegeben hat. Sicher hat es immer schon Konflikte gegeben. Aber Konflikte zwischen Menschen, die sich kennen, sind etwas fundamental anderes als Kriege, bei denen Regierungen beschließen, daß Menschen sich gegenseitig abmetzeln, die sich weder kennen noch irgendwelche persönlichen Konflikte miteinander haben. Diese Kämpfe werden auch nie von denjenigen geführt, die sie anordnen. Man lässt kämpfen. Kriege haben sich nie bewährt. Man kann den vermeintlichen Feind nie vollständig auslöschen und jeder Krieg zieht irgendwann den nächsten nach sich. Es fällt auch auf, daß diejenigen, die Krieg führen wollen, von sich behaupten, daß sie die Guten und die anderen die Bösen seien. Und jeder Krieg beginnt mit einer Lüge. Der Militärschlag gegen den Iran wird damit gerechtfertigt, daß die dortige Regierung Atomwaffen herstellen wolle. Das scheint nicht der Fall zu sein. Absurderweise dürfen nach dieser Diktion die „Guten“, also die USA Atomwaffen haben, aber die „Bösen“, also der Iran nicht.

Es wird Zeit, daß das Patriarchat verschwindet. Es ist mir aber sehr wichtig zu sagen, daß Männer nicht eine natürliche Anlage zu Gewalt und Unterdrückung haben und Frauen in Regierungen keineswegs friedvoller sind. Jüngstes Beispiel ist die mittlerweile abgewählte Ministerin, die von sich behauptet hat, sie mache „feministische Außenpolitik“. Frauen sind ebenso wie Männer von patriarchalem Denken verseucht.

Ich stelle mittlerweile alle Geschichten, die von den Leitmedien verbreitet werden, in Frage: China ist eine Diktatur? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Putin will Deutschland angreifen? Nichts spricht dafür. Der Angriff auf den Iran trifft die Richtigen? Wer hat das zu beurteilen? Die AfD ist verfassungsfeindlich? Das lenkt den Blick von dem ungeheuerlichen Geschehen während der C-Zeit ab, in der im Handstreich Teile unserer Verfassung außer Kraft gesetzt wurden, wie das Recht auf Versammlungsfreiheit und auf freie Meinungsäußerung. Eine Zensur findet nicht statt, steht in unserem Grundgesetz. Aber seit einigen Jahren wird zensiert, was das Zeug hält, angeblich um Desinformation zu verhindern. So ist es zum Beispiel nicht möglich, Russia today im Internet aufzusuchen, es sei denn man installiert sich den Tor-Browser.

Wer mit dem Finger auf Andere zeigt, ist es selbst. Wer mit dem Finger auf Andere zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück. Rosa Luxemburgs bekannte Devise „Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden“ erfordert ein hohes Maß an Selbstreflektion und geistiger Größe. Davon sehe ich nichts bei denen, die uns regieren.

Ich möchte in den Jahren, die mir noch auf dieser schönen Planetin bleiben, meine Energie darauf verwenden, Frieden in mir selbst und wenn irgend möglich in meinem Umfeld zu schaffen. Mir geht es nicht darum, wieder ein Matriarchat einzurichten. Ich glaube, es geht mittlerweile darum, daß Männer und Frauen gemeinsam eine neue lebensfreundliche Ordnung zu schaffen. Darauf richtet sich meine Sehnsucht.

Ulrike Guérot, die Initiatorin des European Peace Projects ,schreibt in ihrem neuen Buch Zeitenwenden. Skizzen zur geistigen Situation der Gegenwart (habe ich nicht gelesen, aber es findet sich eine Rezension auf den Nachdenkseiten), sie habe seit ihrem Rauswurf aus der Uni Bonn viele Menschen aus der ehemaligen DDR kennengelernt und festgestellt, daß die wesentlich feinere Antennen für totalitäre Entwicklungen haben als wir Wessis. Das entspricht meinen eigenen Erfahrungen mit Ossis. Es ist auch gar kein Wunder: haben sie doch vor nicht allzu langer Zeit erlebt, was passiert, wenn man sich nicht systemkonform verhält. Von ihnen können wir lernen.

 

 

In der alten Heimat

Über Pfingsten war ich in meiner alten Heimat, in Münster. Das kam so: wenige Tage vorher rief J., der mit meinem Sohn seit dem Vorschulalter befreundet ist, an und lud mich in sein Elternhaus ein. Das sollte eine Überraschung für meinen Sohn sein, der am Samstag Geburtstag hatte. Ich hatte nichts anderes vor und kann als Rentnerin flexibel mit meiner Zeit umgehen, was ich ziemlich toll finde nach den vielen Jahren, in denen ich jedes zweite Wochenende und viele Feiertage arbeiten musste.

Ich kenne die Eltern von J. seit 1979, wir waren zwei Jahre lang Nachbarn und sie haben meinen Sohn viele Jahre lang in den Sommerferien nach Stromboli mitgenommen, wo sie ein kleines Ferienhäuschen hatten. Nun lebt nur noch E., die Mutter von J. in dem schönen Haus, wo J., seine Frau und seine beiden Töchter, mein Sohn und seine Freundin und ich übernachteten. Am Samstag wollte ich natürlich zum Markt auf dem Domplatz. Und in den Dom wollte ich auch, um der Heiligen Barbara eine Kerze anzuzünden. Die Kerzen sind mittlerweile aus einer Art Keramik, die mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt sind. Die alten Kerzen aus Stearin fand ich schöner, aber immerhin hatten diese Kerzen eine Flamme, was in den heutigen Zeiten keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Nachdem wir unsere Einkäufe auf dem Markt gemacht hatten, zeigte J. uns eine leuchtende Leiter, die im Rahmen des letzten Skulpturprojekts auf dem Turm der Lambertikirche angebracht wurde. Direkt unter ihr hängen die drei Käfige, in denen sich die hingerichteten Wiedertäufer Jan van Leiden, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechting zur Abschreckung befanden: eins der vielen Beispiele für den Umgang der Kirche mit Andersdenkenden. Münster ist sehr katholisch und hat viele Kirchen. Am Sonntag hörte ich das Glockenläuten, das ich so liebe. Ich kenne keine Stadt, in der so viele Glocken an Sonn- und Feiertagen läuten. Wir besuchten auch die Dominikanerkirche, die Gerhard Richters Version des Foucaultschen Pendels enthält: eine Kugel, die von der Decke hängt und unaufhörlich hin- und herschwingt. Meine Mutter hatte mir vor einigen Jahren davon erzählt, wie sie beim Betrachten des schwingenden Pendels eine zunehmende innere Ruhe gespürt habe. Jetzt kann ich sie gut verstehen.

Abend saßen wir zu viert in der hauseigenen kleinen Sauna.

Am Sonntag fuhren wir zu einer Cousine der Frau von J., die in der Nähe von Hamm eine Solawi leitet. Hier gab es einen sehr liebenswürdigen Esel, der von uns allen ausgiebig gestreichelt wurde. Die Freundin meines Sohnes hätte ihn gern in den Kofferraum gepackt; sie meinte, er würde gut in ihren Garten passen.

Am Abend fuhr ich dann bei starkem Regen nach Hause. E. hatte mir eine Tüte mit belegten Broten, Obst, Schokolade und Plätzchen mitgegeben. Sie ist sehr fürsorglich, was mich rührte. Ich habe mich in ihrem Haus mit den anderen sehr wohl gefühlt. Alles war so einfach und selbstverständlich.

Kriegskinder

Endlich regnet es. Das ist gut. Es war viele Wochen sehr trocken. Mein Dank geht an die Regentrude! Ja, ich habe keinen Zweifel daran, daß wir in einer Zeit des Klimawandels leben. Ich glaube aber seit einigen Jahren nicht mehr an das CO2-Narrativ, das uns von den Leitmedien so hartnäckig eingebläut wird. Und auch die Schuld von uns Menschen bezweifle ich mehr und mehr. Darüber habe ich in der Vergangenheit schon berichtet. Jetzt möchte ich auf ein neues Interview auf der Seite von Bastian Barucker hinweisen, das er mit einem Chemiker und einem Wissenschaftsjournalisten geführt hat. Es ist fast zwei Stunden lang, weshalb ich es mir in Etappen angeschaut habe, aber ich habe ein paar neue und sehr aufschlussreiche Dinge erfahren. Es ist ja so, daß Menschen, die den Klimawandel, so wie er uns in den Leitmedien präsentiert wird, anzweifeln, heute sehr schnell als Klimaleugner und Nazis diskreditiert werden. Seit der C-Zeit ist man ein Nazi, wenn man das herrschende Narrativ in Frage stellt. Ich will jetzt nicht den Inhalt des Interviews wiedergeben, da jede und jeder die Möglichkeit hat, es sich anzusehen. Nur soviel: die haarsträubenden Absurditäten der Energiewende werden herausgestellt, die voraussichtlich zu einem ökologischen und gesellschaftlichen Totalschaden führen. Übrigens scheinen die Leute in der Regierung selbst nicht überzeugt von der Dramatik des Klimawandels zu sein. Anders kann ich mir nicht erklären, warum so penetrant Kriegstüchtigkeit und Aufrüstung propagiert werden. Wenn man an die Geschichte vom bösen CO2 glaubt, müsste man Krieg unbedingt vermeiden, weil der mit massiven CO2-Emissionen einhergeht.

Es führt in meinem Umkreis immer mal wieder zu Fassungslosigkeit, wenn ich anmerke, daß ich an die Geschichte vom menschengemachten Klimawandel nicht mehr glaube. Viele halten sich für sehr gut informiert, so auch eine Frau, deren Blog ich lange Zeit regelmäßig gelesen habe. Sie schrieb vor einigen Jahren, sie sei gut informiert und zählte die Zeitungen auf, die sie täglich liest. Ja, sie ist informiert. Ob gut, steht auf einem anderen Blatt. Was heißt denn In-formation? Etwas in mir wird in Form gebracht. Das heißt erst mal nicht, daß die Nachricht richtig ist. Ich habe mir während der C-Zeit das Radiohören abgewöhnt, weil es mir den Tag versaut hat, immer wieder zu hören, daß es ein supergefährliches Virus gibt, gegen das nur eine Gen-Spritze wirkt und daß alle Ungespritzten sich gegenüber ihren Mitmenschen schuldig machen. Menschen, die eine andere Sicht haben, kommen in den Leitmedien nicht zu Wort. Mittlerweile erleben wir, daß alle, die gegen Kriegstüchtigkeit sind oder den Völkermord an den Palästinensern kritisieren, als Lumpenpazifisten und Antisemiten bezeichnet werden.

Ich lese noch gelegentlich die Süddeutsche Zeitung, wenn ich im Café eine in die Finger bekomme. Dort wird mittlerweile nur noch Meinungsjournalismus betrieben, keine Spur von objektiver Berichterstattung. Ansonsten beziehe ich meine Informationen aus sozialen Medien und Formaten wie Multipolar, Nachdenkseiten und dem Blog des oben erwähnten Bastian Barucker. Sehr gut finde ich auch die Interviews und Videos  mit und von Daniele Ganser, einem Schweizer Historiker. Bei den sozialen Medien entwickelt man mit der Zeit eine Art Filter für das Lesenswerte. Oft gibt es da auch Fakes, die man aber mit ein wenig Recherche und Übung erkennen kann.

Neulich sah ich ein Interview des leider früh verstorbenen Gunnar Kaiser, einem der mutigen Menschen aus der C-Zeit, mit dem Künstler und ehemaligen Psychotherapeuten Raymond Unger. Das brachte mich dazu, Ungers Buch Die Heimat der Wölfe – Ein Kriegsenkel auf den Spuren seiner Familie zu lesen. Er schreibt seine Familiengeschichte aus seiner Sicht als Kriegsenkel. Das Buch ist sehr gut zu lesen und führt deutlich vor Augen, was Krieg und Vertreibung mit Menschen machen und wie sie über Generationen weiterwirken, solange die Traumata nicht aufgearbeitet werden. Ich hatte beim Lesen viele erhellende Momente. Ich bin nach der gängigen Definition keine Kriegsenkelin, da meine Eltern zu Beginn des 2. Weltkriegs schon Jugendliche waren, meine Mutter etwa zwölf, mein Vater ca. fünfzehn Jahre. Aber der Schatten des Krieges fiel auch auf mich und ich lebte mit der chronischen Angst meiner Eltern vor einem Atomkrieg und den Folgen der Traumata meines Vaters, die er als Soldat erlitten hatte

Das Buch ist 2016 zum ersten Mal erschienen und 2024 neu herausgegeben und mit einem sehr klugen Nachwort versehen worden. In dem geht es auch um die C-Zeit und den fatalen Drang Deutschlands, nach dem Holocaust auf der Seite der Guten sein zu wollen und damit scheinbar paradoxerweise massiven Schaden anzurichten. Die Flüchtlingspolitik, die Klimapolitik und der Umgang mit dem C-Virus sind direkte Folgen dieses Drangs. Raymond Unger schreibt gleichzeitig klug und warmherzig. Seine Tätigkeit als Therapeut erlaubt ihm einen systemischen Blick auf das Geschehen. Er ist angenehmerweise an keiner Stelle moralisch oder polemisch. Ich kann dieses Buch also sehr empfehlen.

Unterm Strich wird einmal mehr klar, daß jedes ungeheilte Trauma an die nächsten Generationen weitergegeben wird. Und wenn man bedenkt, wieviel Traumata sich seit mindestens zweitausend Jahren allein in unserem Kulturkreis ereignet haben, Stichwort gewaltsame Christianisierung, Inquisition, Hexenverbrennungen, Kriege usw. und keins von ihnen jemals aufgearbeitet wurde, dann ist es nicht verwunderlich, daß bis heute immer weiter traumatisiert wird. Allein die Forderung, Deutschland müsse „kriegstauglich“ werden, ist ein himmelschreiendes Symptom dafür. Nix gelernt, alles vergessen.

Sag Nein!

Wilma liest das Friedensmanifest

Die Friedenskundgebung gestern Nachmittag in Preetz hat mir gut gefallen. Drei Redner, dazwischen Musik zum Mitsingen, u. a. mein derzeitiger Lieblingssong Das weiche Wasser. V. und A. waren unsere Gitarristen. Es waren etwa 60 Leute da und eine freundliche Atmosphäre. Es ist so schön zusammen zu singen.Ein Paar trug T-Shirts mit dem Aufdruck Opa gegen Krieg und Oma gegen Krieg. Besonders beeindruckt hat mich die Rezitation des langen Textes Dann gibt es nur eins! von Wolfgang Borchert. Der war als junger Mann im Krieg und wusste, daß es dazu nur eine Antwort gibt: Sag Nein!

Hier ist das Video von der Kundgebung: https://www.youtube.com/watch?v=-7dC90EXH-I

Nach einer Stunde war alles vorbei und ich fuhr nach Lebrade, um einen Bienenschwarm zu holen. Mittags hatte ich nämlich einen Anruf von einem Imker aus meiner Nähe bekommen, der wusste, daß ich gern wieder Bienen hätte.

Es war nicht leicht, den Schwarm in die Kiste zu bringen. Er hing ganz ungünstig in einem Gestrüpp aus Brombeerranken und Weißdornzweigen, noch dazu ziemlich hoch. Viele Bienen fielen in die Schwarmkiste, aber viele landeten auch auf mir und ich war sehr froh, daß ich den Imkeranzug angezogen hatte. Irgendwann hatten wir es zu zweit mit viel Hin- und Herüberlegen und einigen Hilfsmitteln geschafft. Es dämmerte schon, als ich nach Hause kam und ich ließ die Bienen über Nacht in der Schwarmkiste. Heute Vormittag ließ ich sie in ihre neue Behausung einlaufen und mein Nachbar T. und ich schauten lange Zeit fasziniert zu. Ich wünsche mir jetzt sehr, daß sie sich hier wohlfühlen. In den letzten Wochen fehlten mir die Bienen in der blühenden Zwetsche und den Apfelbäumen und all den anderen blühenden Pflanzen, Heute konnte ich endlich wieder das Summen hören.

 

Walpurgis

Gestern feierten zwei Freundinnen und ich Walpurgis. Walpurgis war ursprünglich ein  Frühlingsfest, an dem ekstatische Rituale stattfanden. Die Natur zeigt es uns: innerhalb kürzester Zeit scheint alles zu sprießen und zu blühen. Der Zwetschenbaum im Garten ist bereits verblüht, die beiden Apfelbäume stehen in voller Blüte, die Buchen sind voller hellgrüner Blätter, durch die das Licht scheint. In vorchristlicher Zeit gab es sexuelle Orgien auf den Feldern, die nicht nur die daran beteiligten Menschen erfreuten sondern auch die Fruchtbarkeit der Erde fördern sollten. Für mich macht das durchaus Sinn: geben wir nicht mit allen Handlungen der Freude und Liebe eine Energie ins morphogenetische Feld, mit der Mutter Erde und Resonanz gehen kann. Wie anders wäre eine Landwirtschaft, die die Erde als lebendigen Organismus, Gaia, sähe und Freude und Dankbarkeit ausdrücken würde!

Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmal auf das European Peace Project hinweisen, das am Freitag um 17:00 stattfindet: https://europeanpeaceproject.eu/ Auch diese Aktion ist ein Fest, das der Erde gefallen wird. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile haben sich, wie man der interaktiven Karte entnehmen kann, an vielen Orten in Europa Teilnehmer gemeldet, sogar in den kleinen Dörfern in meinem Umkreis. Ein größeres Event findet in der Kleinstadt Preetz statt. Ich hatte bereits darauf hingewiesen. Daran werde ich teilnehmen.

Durch Kerstin Chavents Buch Die Wilde Göttin bin ich auf den Roman Mein Name ist Lilith von Nikki Marmery gestoßen. Nachdem ich anfangs Schwierigkeiten mit dem Schreibstil der Autorin hatte, wurde ich im Laufe des Lesens immer mehr in das Thema hineingezogen. Lilith war die erste Frau von Adam, ursprünglich ihm gleichgestellt. Sie taucht im Alten Testament nicht auf, wohl aber in kabbalistischen und anderen Texten. Da sie sich von Adam nicht unterwerfen lassen wollte und floh, als er sie vergewaltigte, wurde sie vom biblischen Gott verflucht und soll seitdem als Unheil bringendes Nachtgespenst ihr Unwesen treiben. Der geschichtliche Hintergrund dieses Mythos scheint der Beginn des Patriarchats vor ca. 6000 Jahren im Nahen Osten zu sein. Ursprünglich hatte der biblische Gott eine Frau, die Göttin Ashera, von der im Alten Testament einige Male die Rede ist. Dort wird beklagt, daß es immer noch Frauen gibt, die der Himmelskönigin dienen. Die Geschichte der Lilith in dem Roman geht über mehrere tausend Jahre, da Lilith unsterblich ist und endet in der heutigen Zeit. Interessant finde ich, wie die Autorin auch Gestalten wie Maryam von Magdala (uns eher bekannt als Maria Magdalena) und Jeshua (Jesus) in die Erzählung hineinbringt. Sie nimmt sich dabei sehr viel schriftstellerische Freiheit, was einige strenggläubige Christen vermutlich empören wird. Sehr gut gefallen hat mir auch der Anhang, in dem sie ihre diversen Quellen angibt, u. a. die Apokryphen, z. B. die Naq Hammadi-Schriften.

Ich bin übrigens nicht einverstanden mit Kerstin Chavents These, daß die Unterwerfung der Frauen ihren Anfang nahm, als die Männer ihren Anteil am der Entstehung von Kindern erkannten. Ich bin mir relativ sicher, daß schon die frühen Menschen das wussten.

Tolles Interview

Draußen regnet es und deshalb konnte ich mir die Zeit nehmen, ein sehr empfehlenswertes Interview in voller Länge anzusehen: https://blog.bastian-barucker.de/corona-ullrich/

Bastian Barucker interviewt den Chefarzt der Radiologischen Abteilung eines sächsischen Krankenhaus, Professor Dr. Henrik Ullrich zu den C-Jahren und der sogenannten Impfung, dem Versagen eines Großteils der Ärzteschaft in der Zeit und den Konsequenzen, aber auch von den Forschungen, die er auf eigene Initiative durchgeführt hat, nachdem das Bild, das sich ihm in der Klinik gezeigt hat, nicht mit dem Narrativ von der Überlastung des Gesundheitswesens übereinstimmte. Das Interview dauert eine gute Stunde, was meine Geduld normalerweise überfordern würde. Dieses Mal bin ich aber aber bis zum Schluss dabei geblieben.

Bastian Barucker ist in meinen Augen ein vorbildlicher Journalist, der die richtigen Fragen stellt und immer interessante Gesprächspartner zu diversen gesellschaftlichen Themen einlädt. Und die Sachsen, die ich ja schon bei unserem letztjährigen Wanderurlaub in der Sächsischen Schweiz sehr in mein Herz geschlossen habe, wurden mir noch sympathischer. Von wegen „Tal der Ahnungslosen“, wie sie nach dem Zusammenbruch der DDR oft entwertend von vielen Wessis genannt wurden!

European Peace Project

Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot hat ein Projekt initiiert, das ich ausdrücklich unterstütze: Das European Peace Project. Am 9. Mai, dem Europatag, wird an möglichst vielen Orten in Europa um 17:00 das Friedensmanifest vorgelesen. Den Wortlaut und weitere Informationen findet ihr auf https://europeanpeaceproject.eu/. Ich begrüße diese Aktion sehr. Es ist an der Zeit, daß wir friedliebenden Bürgerinnen und Bürger Europas der sich seuchenartig ausbreitenden Kriegspropaganda ein klares Nein entgegensetzen. In Preetz, einer Kleinstadt in meiner Nähe, die sich schon während der Coronazeit als Widerstandsnest profiliert hat, wird eine Frau aus meinem Kreis das Manifest vorlesen. Dazu kommen weitere Programmpunkte, unter anderem das Singen des schönen Antikriegslieds Das weiche Wasser der holländischen Band Bots. Die könnt ihr hier sehen und hören: https://www.youtube.com/watch?v=G5Hlqjb26Ug&list=RDG5Hlqjb26Ug&start_radio=1 (Ein paar Sekunden warten, bis die nervige Reklame vorbei ist). Aus Kleidung und Frisur der Musiker schließe ich, daß die Aufnahme aus den 1980er Jahren stammt, aber das Lied passt einfach perfekt in die jetzige Zeit.

Ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn die vehementen Kriegstreiber, als da sind Strack-Zimmermann, Pistorius, Hofreiter und Joschka Fischer, um nur einige zu nennen, persönlich an die Front gingen. Sollten sie wider Erwarten lebend zurückkehren, können sie uns erzählen, wie toll Krieg ist. Ich werde in der Zwischenzeit die weiße Fahne raushängen. Auch diejenigen, die jetzt öffentlich bedauern, daß sie den Kriegsdienst verweigert haben, etwa Campino von den Toten Hosen und der Kieler Oberbürgermeister Kämpfer sollten an die Front gehen. Man wird sie dort schon für irgendwas gebrauchen können und wenn man sie im Leichenräumdienst einsetzt.

Ich finde das derzeitige Kriegsgeschrei unerträglich. Ich hatte wie die allermeisten meiner Generation einen Vater, der als sehr junger Mann an die Front musste. Er hat nie etwas aus dieser Zeit erzählt, aber einiges deutet darauf hin, daß er wie die meisten Soldaten schwer traumatisiert zurückkam. So hat mir meine Mutter erzählt, daß er sich jahrelang geweigert hat, mit ihr nach Prag zu fahren und überhaupt tschechoslowakischen Boden zu betreten. Er hat dort bei Kriegsende und auf dem Rückzug wohl Furchtbares erlebt. Er konnte ohne Tabletten nicht schlafen und später kam der Alkohol dazu. Damals wurde eine ganze Generation Männer seelisch zugrunde gerichtet. Das will man jetzt offensichtlich wieder tun und spricht ganz kaltblütig von mindestens 5000 Toten pro Tag. Falls übrigens irgendeiner dieser Geisteskranken auf die Idee kommen sollte, berentete Krankenschwestern zum Dienst in den Krankenhäusern herbeizuzitieren, werde ich zu Hause bleiben.

Neulich kamen die beiden Worte Machbarkeitsraum und Möglichkeitsraum zu mir. Wir leben ja meistens im Machbarkeitsraum. Dort wird entschieden, was geht und was nicht. Es ist ein Raum der Begrenzungen. Wie oft höre ich etwa, daß ein Leben ohne Herrschaft nicht möglich ist, daß wir Regierungen brauchen, daß Krankheiten nur mit Medikamenten oder stark invasiven Maßnahmen geheilt werden können, daß Landwirtschaft ohne Pestizide nicht geht, daß zu viele Menschen auf der Erde leben usw. usf. Aber ich glaube, das sind vor allem erst mal nur Glaubenssätze, die umso realer werden je öfter wir sie wiederholen. Der Möglichkeitsraum ist vielleicht gar kein Raum sondern etwas Grenzenloses, in dem wir neue Ideen spinnen können, z. B. die, wie wir lernen können, in Frieden zu leben und endlich das verwirklichen, wie wir als Menschen eigentlich gemeint sind. Denn ich weigere mich zu akzeptieren, daß wir von Grund auf schlecht sind und Kontrolle und Druck brauchen, damit wir uns nicht gegenseitig umbringen. Nach meiner persönlichen Erfahrung wollen Menschen als Herdentiere sich gegenseitig unterstützen und guttun. Und bei der Gelegenheit könnte man die Geschichte von der Erbsünde, mit der möglicherweise das ganze Elend angefangen hat, neu schreiben und Eva sowie ihre Vorgängerin Lilith rehabilitieren.