Das Zitat in der Überschrift habe ich aus einer Ausgabe der Zeitschrift Brennstoff. Ich finde das ein sehr gutes Motto, besonders in heutiger Zeit, wo eine Kaste von Politikern sehr penetrant die Trommel für Feindschaft rührt: ob nun die Russen, die Ungeimpften, die Klimaleugner, die AfD, die Rentner, die Bürgergeldempfänger usw., es scheint ihnen sehr wichtig, Feindschaft zu säen. Wofür braucht es Feinde? Man kann seine ganze Energie auf den vermeintlichen Feind richten und braucht sich dann nicht um seine eigenen Verfehlungen zu kümmern. Wer aber mit dem Finger auf Andere zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück. So heißt ein alter und sehr zutreffender Spruch. Ich brauche keine Feinde. Sie machen mein Leben kein bisschen besser. Ich kann, will und muss nicht mit jedem befreundet sein, aber darum geht es auch nicht. Eine Frau aus meinem Umfeld hat, angeregt durch die schöne Initiative einer Kielerin, eine Aktion ins Leben gerufen, an der ich seit ein paar Wochen teilnehme (siehe oben: ich halte das Schild mit der Aufschrift „Friedenstüchtig“. Wir stehen jeden Samstag von 11:55 bis 12:15 auf dem Marktplatz in Preetz und schweigen. Anfangs machte ich mir Sorgen, ob ich als eine, die sich gern bewegt, es schaffe 20 Minuten lang still zu stehen und die Klappe zu halten. Aber schon beim ersten Mal war es für mich ein besonderes und beglückendes Erlebnis. Ich wurde innerlich ganz ruhig und friedlich und sah einfach nur dem Treiben auf dem beleben Marktplatz zu. Menschen gehen vorbei und sehen uns. Einige gehen langsamer, einige bleiben stehen und lesen die Schilder, einige heben den Daumen hoch, einige sprechen uns an. Wir haben bisher nur eine einzige negative Reaktion von einem Mann bekommen, der uns zurief: „Geht doch nach Russland!“ Das erinnerte mich an meine Jugend, als man uns Demonstranten vom Straßenrand aus zurief: „Geht doch nach drüben!“ Mit drüben war die ehemalige DDR gemeint. Ein Mann sagte: „Ihr macht mich glücklich mit eurer Aktion“. Dann erzählte er minutenlang aus seinem Leben, während wir schweigend dastanden. Zum Schluss sagte er: „Jetzt habe ich mich so schön mit euch unterhalten.“ Am letzten Samstag sagte ein Mann: „Wie gut, daß es nicht nur Bekloppte auf der Welt gibt.“ Es stellten sich auch zwei weitere Menschen zu uns. Während dieser stillen zwanzig Minuten entsteht ein schönes Energiefeld, so erleben es die meisten von uns, wie sich im anschließenden Gespräch herausstellte. Nach der Aktion gehen wir Kaffee trinken; auch das gehört mittlerweile dazu.
Es gibt ein sehr schönes Interview mit Ulrike Guérot, die 2023 ihre Professur an der Uni Bonn verloren hatte, angeblich aufgrund von Plagiatsvorwürfen, tatsächlich wohl eher wegen ihrer deutlichen Kritik an den Coronamaßnahmen und ihrer Haltung zum Krieg in der Ukraine. Es geht um ihre Eindrücke von der Reise nach Russland und u. a. um die sich ständig abwechselnden Angstnarrative der Herrschenden, ob es sich um ein angeblich supergefährliches Virus, einen angeblich drohenden Angriff durch Putin auf Deutschland und den angeblich menschengemachten Klimawandel handelt.
Auch in Flensburg stehen Menschen für den Frieden auf der Straße, wie ich vorletztes Wochenende erfreut erleben durfte.
Wer braucht Feinde? Zur Erinnerung: Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge!