krank

Nachdem ich ein paar Tage bei Tochter und Schwiegersohn verbracht und geholfen hatte, die Tapeten in ihrer neuen Wohnung von den Wänden zu entfernen, wurde ich krank. Schnell war klar, daß mich Covid erwischt hatte, das erste Mal. Nein, ich habe mich nicht getestet. Ich habe die Insignien der Angst-Pandemie – Masken und Tests – vor längerer Zeit entsorgt und hätte mir ohnehin niemals freiwillig die giftigen Stäbchen in die Nase gesteckt. Diese Krankheit verlief deutlich anders als ich das von einer echten Grippe kenne. Und davon hatte ich in meinem Leben drei, soweit ich mich erinnern kann.

Montagmorgen wachte ich mit schlechter Stimmung auf. Ich wollte ein Stück Wiese mit der Sense mähen, wozu ich im September nicht gekommen war. Aber die Aussicht auf diese Arbeit rief starken Widerwillen in mir hervor. Als ich aufstand, merkte ich an leichten Halsschmerzen, daß ich krank war. Ich brachte ein Päckchen mit dem Auto zur Poststelle ins Nachbardorf; normalerweise erledige ich die drei Kilometer mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Danach wollte ich „mal eben“ die Wiese mähen und mich dann ins Bett legen. Aus dem Wiesemähen wurde nichts. Ich legte mich gleich ins Bett, mit Pullover und Wärmflasche, weil mir furchtbar kalt war. Meine Muskeln schmerzten, als hätte ich heftige Verspannungen. Sogar in meinem Brustkorb gab es einen tiefen Schmerz, wie ich ihn noch nie gehabt habe.

Ich trank Mädesüß- und Holunderblütentee; das half gegen die Schmerzen und gegen den aufkommenden Husten. Ich versuchte es auch mit Artemisia annua-Tinktur, die ich mir im letzten Jahr hergestellt hatte. Aber das fühlte sich nicht richtig an. Nachts wälzte ich mich hin und her und fand keine Position, in der ich gut schlafen konnte. Und ich fühlte mich einfach ungeheuer kaputt und missgestimmt.

Bei Feinstaub machen FFP2-Masken wohl Sinn; als Infektionsschutz sind sie nachgewiesenermaßen sinnlos.

In der dritten Nacht schlief ich dann endlich einigermaßen gut und seitdem geht es langsam wieder aufwärts. Ich hätte lieber eine richtige Grippe gehabt mit hohem Fieber und dem damit einhergehenden Dämmerzustand, der den Verstand aushebelt, damit die Körperweisheit ungestört ihr Heilungswerk tun kann. Ich habe dieses Virus als ziemlich unfreundlich erlebt. Was will eine aber auch von einem im Labor gezüchteten Erreger erwarten.

Welche Geschenke mir diese Krankheit bringen wird, muss sich noch zeigen. Zur Zeit spüre ich sehr deutlich, was ich brauche und was nicht. Das geht sogar so weit, daß ich heute morgen den bereits rausgelegten Pullover nicht anziehen mochte, weil ich seine Farbe abstoßend fand. Diesen Pullover trage ich sonst sehr gern. Mein Nachbar T. bot mir seine Hilfe an. Die nahm ich zwar kaum in Anspruch, aber es tat gut, daß er jeden Tag nach mir schaute. Und nachdem ich meinen Kassendienst in der Einkaufsgemeinschaft abgesagt hatte, haben die vielen guten Wünsche mich richtig überwältigt.

Wenn ich mich nicht gerade im Bett rumwälzte, habe ich gelesen: sehr schön und aufbauend das neue Buch Die Silberfüchsin von Cambra Skadé über das Altwerden.

Sabrina Gundert, die mich 2012 für ihr Buch Auf dem Herzensweg – Lebensgeschichten spiritueller Frauen interviewt hatte, hat ein neues Buch herausgebracht und ich durfte es lesen: Schwellenzeiten – Wandelzeiten. Sie beschreibt den gesetzmäßigen Verlauf von Lebenskrisen und wie sie genutzt werden können. Das Buch ist in einer klaren Sprache verfasst und gibt eine Menge Anregungen, die wohltuenderweise nicht belehrend daherkommen. Gut gefallen hat mir, wie der Ablauf einer Krise mit dem Jahreskreis in Beziehung gesetzt wird und daß Sabrina sehr persönliche Erlebnisse preisgegeben hat. Die Essenz ist: jede Krise ist eine Schwelle in einen neuen Raum. Auch Krankheiten sind Schwellenerlebnisse.