Dorothee

Dorothee Moritz ist am 25. Juni in die andere Welt gegangen. Sie war Alma mater-Schwester aus dem Studiengang vor meinem und hat mit mir gemeinsam viele Jahreskreisfeste vorbereitet und an mindestens ebensovielen Kräuterkursen teilgenommen.

Am Donnerstag war ich bei ihrer Trauerfeier in der Nikolaikirche in Kiel. Dorothee hat sich nie ganz von der Kirche abgewendet, aber daß die Pastorin in ihrer Predigt so hartnäckig die Worte „der Herr“ verwendete, hätte ihr als Angehörige der spirituellen Frauenbewegung nicht gefallen. Unsere gemeinsame Freundin E., die ich in der Kirche traf, sah das auch so.

Andrerseits glaube ich, daß es Dorothee wohl auch nichts mehr ausgemacht hat, was da am Donnerstagmittag gesagt und getan wurde. In ihren letzten Jahren hat der Parkinson ihr Stück für Stück all das genommen, was ihr im Leben wichtig war: ihre Beweglichkeit, ihre Sprache, ihren klaren Geist.

In der Kirche mussten wir übrigens zum Singen die Maske aufsetzen. Verdrehte Welt!

Lichtspiel am Nachmittag

Ansonsten geschehen spannende Dinge. So gestaltet sich die Nachbarschaft in meinem kleinen Dorf immer erfreulicher und unterstützender. Ich habe das Gefühl, daß diese ungemütliche und verstörende Zeit bei immer mehr Menschen die Aufmerksamkeit für das, was wirklich zählt und für unser Leben existentiell ist, wach ruft. Ich sehe das als eines von vielen Zeichen von Selbstorganisation, die für lebendige Organismen (und dazu gehören auch Gemeinschaften) normal ist. Wenn jeder Mensch das, was er und sie gut kann, einbringt und alle die sein können, die sie wirklich sind, dann erübrigt sich jede Form von Herrschaft.

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