Frühjahrsputz

Es ist sicher schon aufgefallen, daß ich nicht wie eigentlich geplant am letzten Samstag in Berlin war. Der Grund: meine länger schon anstehende Wohnungsrenovierung ist am Freitag gestartet und ich steckte bis über beide Ohren in Arbeit. B. hatte mir einen Mann empfohlen, der das Anstreichen der Räume übernehmen wollte und mein Part war das Ausräumen, Putzen und Einräumen. Ich habe mich mehrere Jahre vor dieser Arbeit gedrückt, aber jetzt musste es einfach sein und es fühlt sich wie ein gigantischer Frühjahrsputz an. Das Einräumen hat mir sogar fast Spaß gemacht. Ich habe soviel aussortiert, vor allem Bücher. Die habe ich in Kiel bei LesArt abgeliefert, wo ich ab und zu einen ehemaligen Patienten aus meiner alten Klinik treffe. Einige Bücher kann ich auch über booklooker.de verkaufen. Was man für einen Krempel ansammelt! Unglaublich! Mein Ideal ist ein Hausstand, der in ein Tiny House oder eine Jurte passen würde. Davon bin ich aber noch weit entfernt. Beim Ausmisten musste ich oft an meinen verstorbenen Freund J. denken, der alles hortete, vor allem Werkzeug und Bücher. Er brachte es sogar fertig, Zeitschriften, die seine Frau in den Altpapiercontainer geworfen hatte, wieder rauszuholen. Oft sagte er zu mir, er könne es nicht fassen, daß ich mich so ohne weiteres von Büchern trennen könne, wenn ich mal wieder Platz im Regal brauchte. „Das ist doch das Wissen der Welt“, sagte er immer. Das Wissen der Welt, das ich relevant finde, habe ich im Kopf. Und ich bin ohnehin nicht in der Lage, alles zu wissen. Zumal Wissen nichts Statisches ist. Was vor Tagen, Jahren, Jahrhunderten als feststehendes Wissen galt, ist heute oftmals überholt.

Freund H. schickte mir den Link zu einem sehr langen Interview von Reiner Füllmich mit zwei Ärzten, das ich in zwei Etappen gehört habe und sehr empfehlen kann: https://www.youtube.com/watch?v=WCs1Nd-rxYo

Es beleuchtet die Geschichte der Schulmedizin von der beginnenden Neuzeit an bis heute und befasst sich dabei auch mit der Inquisition und den Hexenverbrennungen. Letztere sind ja ein Thema, das mich seit den 80er Jahren beschäftigt. Die Interviewpartner reden auch davon, daß ein Reset, wie er derzeit von der reichen Elite durchgedrückt werden soll, schon einmal stattgefunden hat. Der geschah in der Zeit, als die Volksmedizin und mit ihr die weisen Frauen und Hebammen vernichtet wurden und der Ärztestand an die Macht kam. Was wir heute erleben, ist die Zuspitzung dessen, was vor über 500 Jahren angebahnt wurde. Es geht in dem Interview um weitaus mehr, auch um den Sinn hinter den ganzen Ungemütlichkeiten, die wir gerade erleben und daß wir jetzt aus dem Kindheitsstadium heraus ins Erwachsensein gehen und die Verantwortung für unser Leben in die eigenen Hände nehmen müssen.

Zu den  Hexenverbrennungen: in den 80er Jahren kam dieses Thema plötzlich auf und gleichzeitig begann die spirituelle Frauenbewegung. In Italien gingen Frauen auf die Straße und riefen: „Tremate, tremate, le streghe son tornate!“ (Zittert, zittert, die Hexen sind zurück!). Ich spürte damals eine starke Resonanz, die mich bis heute nicht mehr verlassen hat. Das Zurückkehren der Hexen war von vielen Frauen durchaus wörtlich gemeint, auch von mir; daß sich nämlich die damals verfolgten und ermordeten Frauen in unserer Zeit erneut inkarnieren, weil sie eine Aufgabe haben. Mir fällt auf, daß das Thema Hexenverfolgungen mittlerweile oft auftaucht. Da ist also was im Feld, das beachtet werden möchte! Ich kann das nur begrüßen. Die Zeit ist reif, das alte Heilwissen wieder zu erinnern und die Fäden wieder aufzunehmen.

Auf Rubikon gibt es einen sehr umfassenden Artikel zum Krieg: https://www.rubikon.news/artikel/der-verstetigte-krieg

Auch sehr empfehlenswert und tiefgehend. Er zeigt auf, daß Krieg praktisch überall stattfindet, etwas Normales geworden ist, was eine Erklärung dafür sein könnte, warum heute soviele ehemalige Pazifisten richtig geil darauf sind, die Russen zu ruinieren, egal wer oder was sonst noch alles dabei drauf geht. Charles Eisenstein hat das mal „the mentality of war“ genannt. Ja, die haben wir in unserer DNA, weil wir seit ca. 6000 Jahren im Krieg leben. Aus dieser Mentalität gilt es auszusteigen und für mich heißt das, diese Mentalität in mir selbst wahrzunehmen, wann immer sie auftritt. Auch das ist ein Schritt zum Erwachsenwerden.

Heute habe ich einen langen Gang durch den Wald gemacht, hatte dort einen kleinen Schnack mit einem Mann, der mir früher Holz geliefert hat, und ging dann ins Café am See in Bellin, direkt am Selenter See. Schöner Platz, leckerer Kuchen und eine sehr herzliche Besitzerin. Sie kommt aus Frankreich und ich nutzte die Gelegenheit, mit ihr Französisch zu sprechen, schließlich muss ich üben. Schön, daß es sowas in meiner Nachbarschaft gibt.

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