Körperweisheit

Heike Pourians Buch zieht mich in seinen Bann. Es handelt durch und durch von der Weisheit des Körpers. Und das ist ja die Sache, die mich seit meiner Körpertherapie 1986/87 nicht mehr losgelassen hat. Die Erfahrung, daß sich mein Denken, mein Wahrnehmen, mein In-der-Welt-sein radikal änderte, als die Lebensenergie in meiner Körperin wieder frei fließen konnte, hat Entwicklungen angestoßen, die ich mir nie hätte ausdenken können. Es wurde mir damals klar, daß das Leben ist, daß alles Vorangegangene Existenz auf Sparflamme war. Daß sich alles auf der Erde selbst reguliert, eben auch unsere Körper (wir sind ja Erde), wenn wir nicht ständig dazwischenfunken mit Medikamenten, Impfungen, Giften, Selbstverrat (indem wir Sachen machen, die wir eigentlich nicht machen wollen), toxischen Geschichten über das Leben (es geht nur so und nicht anders) usw. ist eigentlich mindestens seit Lovelocks Gaia-Hypothese eine Binsenweisheit – naja, indigene Völker wussten es schon lange vor ihm. Es ist nicht so, daß mein damaliges überwältigendes Erleben von Lebendigkeit mir seitdem in immer gleichem Maße geblieben ist. Es gab Rückfälle in alte Rigidität, Zeiten, in denen ich meinem Denken wieder größeren Raum gab als dem Körperwissen. Aber etwas ist geblieben: das tiefe Wissen, daß es keine Autorität außerhalb von mir gibt, die weiß, was gut für mich ist. Und das ist toll.

Ich habe später noch andere Körpertherapeut*innen und Therapieformen kennengelernt, aber darin dann auch Dinge erlebt, die ich eher als Behinderung des freien Flusses empfunden habe. Zum Beispiel Pushen, also das mehr oder minder subtile Antreiben der Klient*innen. Wahrscheinlich diente das oft vor allem den Ego des Therapeuten, der kein Vertrauen in den natürlichen Fluss und das natürliche Tempo hatte. Und ich habe auch viel Moral erlebt. Moral und das freie Fließen der Lebensenergie passen aber so rein gar nicht zusammen. Ein empfindender durchlässiger Körper hat keine Moral mehr nötig, weil er mit allem Lebendigen mitfühlt, weil er verbunden ist.

Das Atmen des Meeres

Neulich begegnete mir das Bild des Körpers als Tempel der Seele. Ich kann mich damit nicht anfreunden. In meinen Augen macht es eine Trennung zwischen Körper und Seele. Ich bin überzeugt davon, daß die Seele in allem ist und sich für die Dauer unseres Erdenlebens eben in materieller Form zeigt. Da bin ich dann wieder beim Bild der schwingenden Felder, die aller Materie zugrunde liegen.

Unsere heutige extrem gewalttätige und trennende Kultur beruht auf der Illusion von Kontrolle. Aber wir können nichts kontrollieren und all unsere Versuche, das doch zu tun, werden über kurz oder lang in extremem Chaos münden. Ein Fluss, dessen natürlicher mäandernder Verlauf einer Begradigung unterzogen wird, wird über kurz oder lang zerstörerische Kraft entwickeln. Totalitäre Systeme – und in einem solchen befinden wir uns immer deutlicher wahrnehmbar – werden über kurz oder lang zusammenbrechen.

Ich habe mich schon oft gefragt, warum manche Menschen so extreme Angst vor Krankheit und Tod haben. Natürlich ist eine Antwort, daß die Herrschenden – das sieht man seit eineinhalb Jahren besonders deutlich, wenn in den Medien in Endlosschleife Bilder mit Menschen, die von Maschinen beatmet werden, gezeigt werden – gerne Angst machen, um die Bevölkerung zu manipulieren. Ich vermute aber, daß der tiefere Grund für diese Angst darin begründet ist, daß viele Menschen nur einen Bruchteil ihrer Lebendigkeit leben, also unter ihren Möglichkeiten bleiben. So ist dann immer ein unterschwelliges Gefühl da: ich habe doch noch gar nicht richtig gelebt.

Als ich in Wien war, fragte H. mich, was ich als meine Aufgabe im Leben sähe. Ohne Zögern konnte ich ihm sagen: „Meine Aufgabe ist es, dem Lebendigen zu dienen.“ Ja, genau das isses!

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