Ich weiß nicht, was los ist – keiner weiß es


Vor einer Woche hatte ich täglich Gedanken, die ich gern in diesem Blog mitgeteilt hätte. Das ging aber nicht: mein Laptop hatte nach einem automatischen Update Schwierigkeiten gemacht und meine Versuche, diese zu beheben, hatten letztlich dazu geführt, daß ich das Gerät in die Hände eines Profis geben musste. Der brauchte dann eine Woche, um den alten Zustand wiederherzustellen. Das Interessante an dieser Woche war, daß mir nach einigen Tagen der Rechner gar nicht mehr fehlte und als er wieder bei mir war, war mein Bedürfnis, mich im Netz rumzutreiben, vergangen.

Ich bekomme oft Links zugeschickt, jetzt noch mehr als sonst und alle haben was zu Corona zu sagen. Einige habe ich mir angesehen, z. B. den als Spinner deklassierten Wolfgang Wodarg, den ich ziemlich klug finde. Es gibt wahrscheinlich soviele Meinungen zum Coronavirus, wie es Virologen und andere Wissenschaftler gibt. Allmählich bin ich aber der Links müde. Es ist ja ohnehin immer ein Schlagabtausch an Argumenten, das kenne ich aus den ermüdenden Diskussionen der Marxisten, die nie zu einem Ende führen, weil es auf jedes Argument ein Gegenargument gibt.

Aber diesen hier möchte ich selbst empfehlen: https://charleseisenstein.org/essays/the-coronation/?_page=6

Den Text findet ihr da auch auf Deutsch. Charles Eisenstein gelingt es mal wieder, die ganze sogenannte Coronakrise auf eine andere und viel umfassendere Art zu sehen als alle Zeitungen und Nachrichtensendungen, mit denen wir tagtäglich zugepfeffert werden. Das ist schön und ermutigend.

Was fange ich mit meinem Leben in Zeiten des Coronalockdowns an? Eigentlich habe ich alle meine Routinen beibehalten. Meine tägliche Yogapraxis habe ich erweitert, das kann nicht schaden. Ich bin viel im Garten. Ich lese, stricke, schaue viel in die Landschaft, mache Spaziergänge, fahre mit dem Fahrrad, telefoniere mit Mutter, Kindern, Freundinnen, erlaube mir faul zu sein.

Und ich nehme wahr, daß wir einen schönen Frühling haben. Das Frühlingsgrün hat diese besondere Leuchtkraft, für die mir immer das Wort „ekstatisch“ einfällt. Vor zwei Tagen sah ich einen bunten Stieglitz im Quittenbäumchen sitzen und wunderschön singen. Die erste Rauchschwalbe zog ihre Kreise mit lautem Zwitschern über dem Garten, die Bienen fliegen und warmer Honig-Propolis-Duft strömt aus dem Flugloch. Es ist einfach nur schön.

Ostern war ich in Flensburg, wir hatten eine gute Zeit trotz Lockdown und Abstandhalten. Man hat ja diese ganzen restriktiven Maßnahmen eingeführt, um das Gesundheitswesen nicht in den Kollaps zu reißen. Was dabei gar nicht erwähnt wird: das Gesundheitswesen lag lange vor Corona schon am Boden. Zuviel Arbeit und zuwenig Pflegepersonal. Das war bekannt und von der Politik billigend in Kauf genommen worden, als man um die Jahrtausendwende anfing, die Krankenhäuser zu privatisieren. Alle wussten, daß es dann schlechter werden würde und es ist schlechter geworden.

Und eins weiß ich sicher: sollte ich eine Coronainfektion mit Atemproblemen bekommen, will ich auf gar keinen Fall beatmet werden. Ein Laie kann nicht wissen, was für eine Strapaze das für einen Organismus ist. Beatmung heißt, in ein künstliches Koma mit all seinen Unwägbarkeiten versetzt werden, weil ein wacher Körper sich gegen die notwendige Intubierung wehren wird. Das weiß jeder, der mal was in den falschen Hals gekriegt hat. Ja, und wenn ich sterben sollte, dann ist das so. Mein Leben geht irgendwann zu Ende so wie unser aller Leben. Das ist evolutionär offensichtlich sinnvoll. Übrigens ist mir aufgefallen, daß etliche wirklich alten Leute gar keine Angst vor einer Coronainfektion haben. Auch meine Mutter, mittlerweile 93 Jahre alt, gehört dazu.

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