Beim Abstieg vom Schafstein entdeckten wir auf einer Kuhweide ein großes steinernes Kruzifix. Martin sagte: „So oft gekreuzigt zu werden – das kann ja keiner aushalten.“ Der hessische Teil der Rhön ist katholisch und so trifft man überall in der Landschaft den leidenden Mann am Kreuz. Weniger denn je kann ich einsehen, warum sich Europa gegenüber anderen Kulturkreisen als fortschrittlich aufbläht. Die schlimmsten Greueltaten sind im Namen der christlichen Religion ausgeübt worden. Aber diese Tatsache, die mit Kreuzzügen und Zwangsmissionierungen begann, über Karl den Sachsenschlächter, Inquistion, Conquistadores, Missionare in aller Welt usw. weitergeführt wurde, ist bis jetzt im kollektiven Gedächtnis ganz tief ins Unbewusste gesunken. Ich muss allerdings jedes Mal daran denken, wenn ich den Gekreuzigten sehe.
Als ich einer Freundin von meiner neuen plastikverpackungsfreien Zahnpasta erzählte, sagte sie: „Du bist immer so konsequent.“ Über diese Aussage habe ich mich gewundert, auch ein wenig erschreckt: verhalte ich mich vielleicht missionarisch? Das möchte ich nicht, weil ich selbst weiß, wie nervig das werden kann. Aber was macht denn anderes Sinn als konsequent zu sein? Das, was ich ändern kann, ändere ich natürlich. Und mein Antrieb Dinge zu verändern wird gespeist aus meiner Erkenntnis, daß die Erde ein lebender Organismus ist und daß alles, was auf ihr und durch sie lebt, miteinander verbunden ist. Wenn ich einem Lebewesen schade, schade ich also immer auch mir selbst. Heute habe ich bei unverpackt in Kiel Öko-Waschmittel zum Abfüllen gefunden. Großartig! Schon wieder Pappe und Plastik eingespart. Wir sogenannten Verbraucher*innen haben es wirklich in der Hand: die Industrie wird ganz schnell ihre Produktion umstellen, wenn Menschen ihre Produkte nicht mehr kaufen.