Dankbar

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Mein winziger Quittenbaum hatte so viele Früchte  zu tragen, daß ich um seine dünnen Äste fürchtete. Jetzt habe ich sie gepflückt und im Schlafzimmer aufs Regal gelegt. Von dort beduften sie den ganzen Raum. Ja, trotz der sommerlichen Dürre kann ich jetzt recht viel ernten. Ich esse jede Woche Mangold in verschiedensten Zubereitungsformen. Die Stangenbohnen, die sich am Bantammais hochranken, tragen gut, Endivien und Rote Bete haben sich ordentlich entwickelt. Und heute entdeckte ich eine neue Blüte am Holsteiner Cox – im Oktober! Das Erntedankfest, das in der Kirche gefeiert wird, ist wie die meisten anderen ein ursprünglich heidnisches Fest. Natürlich waren Menschen dankbar, wenn sie am Ende des Sommers viel zu essen und einzulagern hatten. Dankbarkeit kann wie alle Gefühle nicht eingefordert werden, aber man kann sie kultivieren. Ein einfaches Ritual hat mich vor elf Jahren vorm seelischen Absturz nach der Trennung von meinem Mann bewahrt: jeden Tag habe ich den Tag rekapituliert und mindestens drei Dinge oder Begebenheiten gefunden, für die ich dankbar war. Dabei habe ich rausgefunden, daß es  viel gibt, für das ich dankbar sein kann und daß das allein schon gute Stimmung macht. Mittlerweile geschieht es oft von selbst. Zum Beispiel sah ich neulich nachts in den klaren Sternenhimmel mit der Milchstraße und plötzlich fühlte ich mich so dankbar, weil ich auf einer so wundervollen Planetin in einer so spannenden Zeit lebe.

Richtig gefreut habe ich mich gestern, als ich im Radio hörte, daß das OVG Münster (ha, meine alte Heimat) einen sofortigen Rodungsstop für den Hambacher Forst verhängt hat. Großartig! RWE hat eine fette Packung gekriegt und im Hambacher Forst haben 50.000 Menschen ein großes Fest gefeiert. Braunkohle braucht keiner, aber Wälder brauchen wir alle, im Zeitalter des Klimawandels mehr denn je. Leider ist übrigens Strom aus Solaranlagen und Windrädern auch nicht wirklich eine Alternative. Die Herstellung dieser Technologien ist alles andere als ökologisch verträglich und auch dafür werden ganzen Landstriche verschandelt. Es hilft nichts: alles läuft auf eine drastische Reduktion des Stromverbrauchs hinaus.

Gestern machte ich bei bestem Wetter mit M. einen schönen Spaziergang am Sehlendorfer Strand. Sie zeigte mir einen uralten Weißdorn, der mich an die Geschichte vom verzauberten Merlin und die Fee Viviane im Wald von Brocéliande in der Bretagne denken ließ.

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