Boule

Diese Woche war voll mit Terminen und anderen Verpflichtungen. Einer davon war ein Kräuterkurs, der auf Anfrage zustande gekommen war und außer der Reihe am Mittwoch stattfand. Neun Menschen waren als geschlossene Gruppe angemeldet. An den Tagen davor haderte ich und fragte mich, warum ich mir nicht ein gemütliches Rentnerinnenleben erlaube. Aber dann war das Zusammensein mit diesen Menschen so angenehm und erfreulich, wie ich es mir gar nicht hatte vorstellen können. Sehr schöne Gespräche, sehr aufgeschlossene Menschen! Ich fühlte mich wie ein Fisch im Wasser. Zum Schluss saßen wir zusammen im Garten und aßen gemeinsam, was ich gekocht und die Anderen mitgebracht hatten. Das Wetter war auch ausgesprochen entgegenkommend.

Nach dem Aufräumen ging es weiter zum Französischunterricht ins Kieler Institut français. Traditionellerweise bringen wir am letzten Tag vor den Ferien alle etwas Leckeres mit und tafeln dann gemeinsam. Das Tischgespräch findet dann natürlich auf Französisch statt. Wir haben einen Lehrer, der den Bogen einfach raus hat und mit dem der Unterricht Spaß macht. Zum Schluss erklärte er uns dann mit Hilfe von Zeichnungen an der Tafel die Regeln des Boule. Denn gestern fand ein vom Institut français organisiertes Bouleturnier mit großem Buffet auf dem Hof unserer Schule in Kiel statt. Ich hatte bis dahin noch nie im Leben Boule gespielt, obwohl ich mindestens zehnmal in Frankreich war und unzählige Male an den Plätzen vorbeigekommen war, wo überwiegend Männer die Kugeln warfen. Ich konnte darin nichts Spannendes erkennen.

Seit gestern habe ich meine Meinung geändert. Es gab drei Durchgänge mit jeweils zwei Mannschaften à drei bis vier Personen, die auf mehreren nebeneinander angelegten Boulebahnen spielten. In den Pausen wurde geschlemmt, während unser Lehrer die Punkte aufschrieb. Unsere Mannschaft hat am Ende sogar gewonnen, was aber mehr unserem Glück als unserem Können geschuldet war. Man feuerte sich gegenseitig an, neckte die Gegner, rannte nach fast jedem Wurf nach vorn, um zu schauen, wie nah die eigenen Kugeln am Schweinchen (le cochonnet) lagen. Manchmal brauchte es auch einen Zollstock, wenn zwei Kugeln gleich nah zu liegen schienen. Es wurde gelacht und geschrien und zum Schluss haben wir uns mit unseren Gegnern abgeklatscht. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Ich bin eigentlich keine Spielerin, zum Leidwesen meiner Kinder, die von ihrem Vater die Spielleidenschaft mitbekommen haben. Ein ehemaliger Kollege hat mal versucht, mir Doppelkopf beizubringen, was aber wegen mangelndem Interesse meinerseits zum Scheitern verurteilt war. Ich vergesse alle Regeln ziemlich schnell wieder. Na ja, außer von Memory und Halma, aber ersteres spiele ich auch nicht mehr gern, da ich immer verliere. Als Kind habe ich oft gewonnen (oder mein Bruder), aber es scheint schon zu stimmen, daß im Alter das Gedächtnis ziemlich nachlässt. Zwischen den Spielen wurde gegessen, getrunken und man lernte sich besser kennen, als das im Unterricht möglich ist.

In der Nacht fing es an, ausgiebig zu regnen, was den ganzen Tag mehr oder weniger weiterging. Ein Segen für den Garten, die Regentonnen und für mich, weil ich endlich mal ohne schlechtes Gewissen ausschlafen konnte.

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