Die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche habe ich mit einem Feuerchen unter der leuchtenden Milchstraße gefeiert, ganz allein und in friedlicher Stimmung.
Am letzten Freitag war ich eine von den 15.000 auf der großen Klimademo in Kiel. So eine Zahl ist für eine Stadt wie Kiel mit ca. 250.000 Einwohner*innen ganz schön viel. Das Wetter war gut, einige der vielen bunten Plakate sehr originell. Ich traf Menschen, die ich nicht erwartet hätte und fand die nicht, mit denen ich mich verabredet hatte. Ich rief keine der Parolen mit. Irgendwie war nichts dabei, was ich rufen wollte. Nur ganz am Anfang, als wir uns noch alle auf dem Rathausplatz sammelten, hat es mich emotional gepackt: als ein von Menschen geschobenes Gefährt mit einem großen Lautsprecher heranrollte, aus dem eine unglaublich schöne Version des alten Partisanenliedes Bella Ciao schallte. Es gefiel mir, daß so viele auf der Straße waren, ich weiß aber, daß Demos nichts verändern. Ich denke noch an die riesige Demo in Berlin kurz vor Beginn des letzten Golfkrieges. Kurz danach fing der Krieg an. Die Mächtigen in Berlin haben einen Klimaplan vorgestellt, der nichts am Klimawandel ändern wird. Ich habe es nicht anders erwartet: sie können es nicht; sie sind so eng verflochten mit den diversen Lobbyisten. In dem Zusammenhang ist mir aufgefallen – und das war auch Thema beim letzten Treffen der Selenter Flüchtlingshelfer*innen, daß unsere beiden Gespräche mit dem Staatssekretär im Kieler Innenministerium nichts bewirkt haben. Es gab eine paar nette Worte, man notierte sich unsere Vorschläge, wie die Arbeit der Ehrenamtlichen besser koordiniert und unterstützt werden könnte – und nichts ist passiert. Auch das habe ich nicht anders erwartet. Bei weiteren Aktionen dieser Art werde ich nicht mehr dabei sein.
Letzte Woche brachte ich eine meiner geflüchteten Frauen ins Krankenhaus. Ihre Ärztin hatte es für richtig befunden, sie in die Psychiatrie einzuweisen, zur Krisenintervention. Sie hat, wie soviele Menschen aus Afghanistan, keine Anerkennung als Asylsuchende bekommen und hängt jetzt in der Luft. Da wird ihr die Psychiatrie auch nicht helfen können. Die Aufnahme fand dann nicht statt, da die Vorbedingung die Teilnahme eines Dolmetschers war. Zwar versicherte die telefonisch kontaktierte Ärztin, die die Einweisung veranlasst hatte, daß eine Dolmetscherin bestellt worden war, aber die ebenfalls telefonisch kontaktierte Dolmetscherin wusste von nichts. Ich weiß nicht, wer da Mist gemacht hat.
Auf dem Theodor-Heuss-Ring
Es gibt keine grünen Kapitalismus!