Auf der Schwelle sitzen

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Neulich blätterte ich mal wieder in den Aufzeichnungen, die ich während der schamanischen Unterweisung bei Ute Schiran gemacht habe. Die Worte „…auf der Schwelle sitzen und den Raum weiten“ gingen mit etwas in mir in Resonanz.

Es gab in meinem Leben viele wichtige Lehrer und Lehrerinnen. Von allen habe ich etwas bekommen, wofür ich dankbar bin. Aber nie habe ich mich ganz und gar auf einen Weg einlassen können. So wichtig z. B. Ute für mich war, konnte ich nicht alles für mich übernehmen, was sie uns gelehrt hat. Ich kann nur an Wesenheiten glauben, die ich selbst erfahre.

Auf der Schwelle zu sitzen scheint mir eine attraktive Möglichkeit. Die Schwelle befindet sich zwischen der kultivierten, der menschengemachten und der wilden Welt. Manchmal mag es erscheinen, als schrumpfe der Raum der Wildnis immer mehr zusammen. Aber das scheint nur so: sobald menschliche Einflussnahme aus welchen Gründen auch immer aufhört, nimmt sich die Wildnis ganz schnell wieder ihren Raum. So ist es geschehen, nachdem es im Reaktor von Tschernobyl zur Kernschmelze kam und die Menschen den umliegenden Bereich verlassen mussten.

Zur Zeit sehe ich in eine mikroskopische Wildnis: ich lese Stephen Buhners unglaublich gründlich recherchiertes Buch Herbal Antibiotics. Sehr spannend. Das, wovor schon mindestens seit den 70er Jahren gewarnt wird, ist eingetreten: die zunehmende Wirkungslosigkeit von Antibiotika. Bakterien entwickeln immer schneller Resistenzen, immer häufiger sterben Menschen an eigentlich banalen Infekten. Wer heute in ein Krankenhaus geht, hat ein hohes Risiko, sich dort einen multiresistenten Erreger einzufangen, der völlig unbehandelbar ist.

Der Grundgedanke bei der Anwendung von Antibiotika und Desinfektionsmitteln ist, daß wir Krieg gegen die sogenannten Krankheitserreger führen müssen. Dieses Denken durchzieht unsere Geschichte seit einigen tausend Jahren: der Feind muss bekämpft, ja vernichtet werden. Diese Mentalität hat zur Entwicklung immer neuer, immer vernichtender Waffen geführt, ob das nun Atomwaffen oder Antibiotika sind. Aber sie hat noch nie zu dauerhaftem Frieden und einem schöneren Leben geführt und irgendwie scheinen immer neue Feinde aufzutauchen, so daß Kriegführen für die menschliche Spezies zu etwas ganz Normalem geworden ist. Wir haben vergessen, daß wir den allergrößten Teil unseres Daseins auf dieser schönen Planetin in Frieden gelebt haben.

Bakterien sind unsere Ahnen. Sie sind älter als wir, sie haben Intelligenz und sie wissen offensichtlich mehr als wir. Wie wäre es, von ihnen zu lernen statt sie zu bekämpfen? Ohnehin können wir ohne Bakterien gar nicht überleben, denkt man nur mal an die Darmflora. Auch die Mitochondrien in unseren Zellen waren ursprünglich mal Bakterien, die irgendwann eine Symbiose mit Einzellern eingegangen sind.

Noch was Interessantes habe ich aus Stephen Buhners Buch erfahren: die berüchtigten Pyrrolizidin-Alkaloide, die dazu geführt haben, daß so viele uralte bewährte Heilpflanzen mittlerweile verteufelt und nicht mehr gehandelt werden dürfen (z. B. Beinwell, Huflattich, Wasserhanf, Borretsch – übrigens alles Pflanzen, die mir seit vielen Jahren wichtige Verbündete sind), sind wie der Name schon sagt alkaliartig. Deshalb brauchen sie, um in einem Tee gelöst zu werden, ein saures Milieu. Das Leitungswasser, das wir hier im Norden benutzen, ist aber sehr hart, also alkalisch. Damit hat sich mein starkes Gefühl, daß von diesen Pflanzen keine Gefahr ausgeht, bestätigt.

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