Die Ebenen wechseln

Vor einigen Tagen entdeckte ich in meiner Nähe im Wald etliche Flecken mit Märzveilchen. Der Anblick des leuchtenden Violetts der Blüten inmitten von saftig grünen Blättern, die jungen seitlich eingerollt, erfüllte mich mit Freude. Ich wusste, daß an diesen Stellen Veilchen wachsen, habe aber in all den Jahren nie so viele wie dieses Mal entdeckt. Oft kam ich auch zu spät; dann waren sie schon verblüht und stattdessen fand ich die etwas blasseren Waldveilchen, die ohne Duft sind. Ich kann immer nur staunen über die wunderschönen Formen und Farben, die die Natur hervorbringt. Sie ist die größte Künstlerin und verzaubert mit Schönheit.

Gestern bin ich durch Zufall einer anderen Künstlerin begegnet: aus dem Internet habe ich erfahren, daß Mary Bauermeister schon Anfang März gestorben ist. Kurz vor ihrem Tod war ich auf einem Imkertreffen (ich habe darüber berichtet) und einer der Anwesenden machte auf eine Ausstellung mit Werken von Mary Bauermeister in der Kieler Kunsthalle aufmerksam. Ich fragte ihn, woher er Mary Bauermeister kenne und er sagte, aus Marijn Poels Film Pandamned. Den habe ich im letzten Jahr auch gesehen und war sehr beeindruckt. Ich glaube, auch über ihn habe ich berichtet. Marijn Poels interviewt in einer Szene Mary Bauermeister und sie antwortet so klug, so beeindruckend. Ja, es geht um das C-Thema und das Impfen und die Angst, die Marijn Poels äußert und sie sagt so tolle Sachen wie: Zeitgeist werde aus der Zukunft inspiriert und es sei die Aufgabe der Künstler und Schamanen, sich aus der Zukunft inspirieren zu lassen. Später sagt sie: „Glauben ist mehr als Wissen“. Und zur Angst: Angst haben heißt: ich muss noch was lernen. Sie hat auch sehr kluge Sachen zum Impfthema geäußert und warum sie ihre Kinder nicht hat impfen lassen. Auch daß die Spanische Grippe vor 100 Jahren nur unter den Geimpften so tödlich gewütet hat und daß in Griechenland, dem einzigen Land, in dem keine Impfungen stattgefunden haben, es keine Grippetoten gegeben habe. Das habe ich an anderer Stelle schon mal gehört und es überrascht mich nicht.

Ich habe das erste Mal von Mary Bauermeister aus irgendeiner Zeitschrift erfahren und das liegt schon einige Jahre zurück. Mich hat ihr unkonventionelles Leben fasziniert, die Konsequenz, mit der sie ihren eigenen Weg gegangen ist bis zu ihrem Tod mit 88 Jahren. 2018 bekam sie eine Krebsdiagnose und ihr Arzt prognostizierte ihr nur noch wenige Monate Lebenszeit. Daraus sind dann weitere fünf Jahre geworden. Ich finde es übrigens ziemlich daneben, wenn Ärzte solche Aussagen treffen. Wie auch immer, Mary Bauermeister hat die verbliebene Lebensspanne für sich genutzt, weiter ihre Kunst gemacht und das Morphium abgesetzt, als es anfing ihren Geist zu vernebeln. Sie hatte keine Angst vor dem Tod und sprach davon, daß sie demnächst die Ebenen wechseln werde und sich darauf schon freue.

Der Ausdruck „die Ebenen wechseln“ gefällt mir sehr und ich werde ihn in meine Sprache übernehmen. Denn das ist Sterben doch letztendlich: der Übergang von einer Ebene zur anderen.

Übrigens habe ich mich bisher nicht allzu sehr mit der Kunst von Mary Bauermeister befasst. Sie war auch Gartengestalterin und das finde ich richtig spannend. Noch so eine tolle Frau!

Nachts gibt es noch Frost, aber wenn die Sonne scheint, fliegen die Bienen und bringen Pollen in den Stock.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert