Ärger

Ich habe ein schönes Zitat gefunden von Henry David Thoreau gefunden:

„Lebendigkeit und Wildheit entsprechen sich. Das Lebendigste ist auch das Wildeste.“

Wie wahr!

Seit ich vor etwa 40 Jahren eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung hatte, macht mir ab und zu mein Verdauungstrakt zu schaffen. Die Ärzte haben mir damals keine gute Prognose gestellt und gemessen daran hat sich alles sehr gut entwickelt. Prognosen können wie ein Fluch wirken und ich finde mittlerweile, Ärzte sollten sie ganz unterlassen, denn wie sich eine Krankheit entwickelt, hängt von so vielen Faktoren ab, die niemand überschauen kann. Am allerwichtigsten scheint mir die innere Haltung des Patienten zu sein: Was will mir diese Krankheit sagen? Wie kann sie mir auf meinem Weg helfen? Ich glaube, daß viele Krankheiten, vielleicht sogar alle, ein Hinweis des Lebens sind, daß etwas verändert werden will. Vor einiger Zeit hat mich meine Chinesische Medizinfrau darauf hingewiesen, daß die Leber nicht nur mit stofflichen Giften sondern auch mit Ärger umgehen muss. Das war mir nicht neu, aber bisher hatte ich es nicht auf mich bezogen. Zunächst war ich etwas unwirsch und dachte: was soll ich denn mit so einer Aussage anfangen?

Kürzlich konnte ich mich selbst dabei beobachten, wie ich mich über einiges ärgerte: Vorwürfe, weil ich unausgesprochene Erwartungen nicht erfüllt hatte, eine Anfrage, auf die keine Antwort kam, eine Frau, die auf unangenehme Weise für den christlichen Glauben missionierte. Ich ertappte mich dabei, wie ich mit den Menschen, durch die mein Ärger aufgeflammt war, innere Dialoge führte und mir damit meinen Tag versaute. Da wurde mir klar, daß sowohl der Ärger wie auch die fruchtlosen inneren Dialoge eine alte Gewohnheit sind. Die möchte ich gern ablegen. Denn ich kann ja keine davon überzeugen, daß sie keine Erwartungen an mich richten soll. Ich kann keinen dazu bringen, meine Anfragen zu beantworten. Ich kann mich aber fragen: wo habe ich unausgesprochene Erwartungen? Wo antworte ich nicht auf eine Anfrage? Wo versuche ich Menschen von etwas zu überzeugen, was ich für richtig halte und verhalte mich dabei rechthaberisch und belehrend? Da muss ich nicht lange suchen. Immer wenn in mir Sätze auftauchen, die mit „Er/sie sollte…“, „Er/sie hätte…“ und „Er/sie müsste…“ anfangen, bin ich auf dem Holzweg. Denn wenn die Anderen sollten, hätten und müssten, hätten sie es getan.

Eigentlich ist es eine schöne Sache, sich selbst immer mehr auf die Spur zu kommen.

Und dann geschehen auch Dinge, die mich erfreuen: nachdem ich mich aus einer Gruppe verabschiedet habe, in der wir das Lesen im Bewusstseinsfeld geübt haben, bekam ich heute einen Anruf von einer Frau, die mir ans Herz gewachsen ist. Sie bedauerte meinen Abschied von der Gruppe und wir verabredeten, daß wir beide weiterhin üben wollen. Eine andere Frau schrieb mir aus dem gleichen Grund eine PN. Auch mit ihr werde ich mich weiter zum Lesen treffen.

Im Übrigen genieße ich den Herbst, auch wenn er sich von seiner wasserreichen Seite zeigt. Wenn dann die Sonne mal durch die Wolken scheint, freue ich  mich an den goldenen Blättern, die von den Bäumen schweben. Ich bin oft draußen. Ein Falke hat sich heute zum zweiten Mal in meinem Garten auf einer der Zwillingsfichten im Knick gezeigt und ein Trupp Wacholderdrosseln kommt fast täglich vorbei und macht sich über die Äpfel her, die noch am Holsteiner Cox hängen.

 

Klima

Auf die Gefahr hin, in die Schublade „Klimaleugnerin“ gesteckt zu werden: bis vor etwa zwei Jahren habe ich an die Geschichte vom menschengemachten Klimawandel und den Kipppunkten geglaubt. Dann kamen Informationen zu mir, die mich haben zweifeln lassen. Ich fing an darüber nachzudenken, was es mit dem CO2 auf sich hat, das für die globale Erwärmungs verantwortlich sein soll. Heute steht für mich fest, daß diese Geschichte nicht stimmen kann. Übrigens gibt es auch immer mehr Klimaforscher, die das erheblich in Frage stellen. Einer von ihnen, Matthew Wielicki, ehemaliger Professor für geologische Wissenschaften der Universität Alabama, erläutert das sehr differenziert in einem Interview mit Bastian Barucker auf dessen Homepage: blog.bastian-barucker.de/klimarealismus-wielicki/

Als Wesen, die Sauerstoff einatmen, stehen wir in völliger Abhängigkeit von den grünen Pflanzen, die Sauerstoff ausatmen. Umgekehrt sind grüne Pflanzen von uns und all den anderen Organismen, die Sauerstoff einatmen, abhängig, denn sie atmen das Kohlendioxid ein, das wir ausatmen. Ohne CO2 gibt es keine Pflanzen und dementsprechend auch keinen Sauerstoff. Je mehr CO2 sich in der Luft befindet, desto besser wachsen Pflanzen. Das geht soweit, daß Gärtnereien CO2 kaufen und es in ihre Gewächshäuser pumpen. Wenn es also gelänge, CO2 zu reduzieren, würden wir ersticken. Ich habe übrigens gelesen, daß die Erde ihre CO2-Konzentration selbst reguliert. Von daher ist es höchst zweifelhaft, daß technische Bemühungen darauf einzuwirken einen Effekt haben.

Die Erde hat im Laufe ihres Bestehens immer wieder Klimaschwankungen erlebt. So war z. B. Grönland vor etwa 2000 Jahren komplett eisfrei, weshalb es von den Wikingern seinen Namen „Grünes Land“ bekommen hat.

Ich streite nicht ab, daß sich das Klima verändert hat: als Kind konnte ich jeden Winter Schlitten fahren und Schlittschuh laufen. Das ist im Laufe der Jahre immer seltener möglich gewesen. Daß in den letzten Jahren die Stürme häufiger geworden und lange regenfreie Perioden sich mit Wochen abwechselten, in denen ungeheure Wassermengen vom Himmel kamen (wie jetzt zur Zeit gerade wieder), steht außer Zweifel. Und ich sehe, daß die Wasserspiegel von Seen und Teichen kontinuierlich sinken. Es ist also davon auszugehen, daß die gesamte Vegetation sich verändern wird.

Abgesehen von erdgeschichtlichen Klimaschwankungen gibt es möglicherweise noch andere Gründe, warum das Klima sich ändert. Die wären dann tatsächlich menschengemacht: das Geoengineering, also die bewusste Beeinflussung des Wetters mit technischen Mitteln. Dazu gehört das von den USA vor längerer Zeit eingesetzte HAARP-Projekt, mit dem u.a. der Jetstream beeinflusst werden soll, um gezielt Dürren auszulösen, übrigens als Mittel der Kriegsführung. Auch das Versprühen von Aluminiumpartikeln, um die Sonneneinstrahlung zu vermindern, gehört dazu. Es wird zwar immer abgestritten, daß es sowas wie Chemtrails gibt, aber woher kommt es denn, daß immer mehr Menschen eine erhebliche Aluminiumbelastung im Körper haben, die unter anderem verursachend für Alzheimer  sein soll? Und warum haben so viele Menschen heutzutage einen deutlichen Vitamin D-Mangel? (Bei letzterem könnten zusätzlich die Sonnencremes mit immer höheren Lichtschutzfaktoren mitverursachend sein. Übrigens benutze ich seit Jahren keine Sonnencreme mehr. Meine Haut ist an Sonne gewöhnt, weil ich viel draußen bin. Was haben Menschen eigentlich vor der Erfindung der Sonnencreme gemacht?) Die langanhaltenden Wetterlagen, wie jetzt mit enormen Regenfällen, sprechen für eine Verlangsamung des Jetstreams. Kriege, die mit immer verheerenderen Waffen geführt werden, beeinflussen mit Sicherheit auch das Klima. Und wenn zur Zeit in Deutschland intakte Wälder gefällt werden, um dort gigantische Windkraftanlagen aufzustellen, dann hat das auch keine positiven Einfluss aufs Klima. Nicht nur, weil intakte Wälder klimaregulierend wirken, sondern auch, weil Windkraftanlagen im Verdacht stehen, für lokale Dürren verantwortlich zu sein.

Ich war und bin gegen Atomkraft. Aber als ich im Sommer in Frankreich war, fand ich es sehr wohltuend, weit und breit keine der riesigen Windkraftanlagen zu sehen, die nicht nur tonnenweise Vögel und Insekten schreddern, sondern die Landschaft verschandeln, mal abgesehen von deren giftigen Inhaltsstoffen und den Entsorgungsproblemen. Ich glaube, daß man mit dieser Technologie den Teufel mit Beelzebub eintauscht.

Ich glaube auch – und das mag vielen abgedreht erscheinen – daß noch eine weitere Sache das Klima beeinflusst: der Bewusstseins- und Gefühlszustand der Menschheit und aller anderen Lebewesen. Das Wort Klima wird ja in unserer Sprache nicht nur für das Wettergeschehen benutzt, sondern findet sich in Wendungen wie „schlechtes Betriebsklima“ u. ä. Wie wäre also die Vorstellung, daß Mutter Erde auf unsere Stimmung und unseren Umgang mit ihr und unseren Geschwistern, den Tieren und Pflanzen, reagiert?

Susun S. Weed hat einmal eine Analogie aufgestellt, die mir gut gefällt: Frauen haben oft in ihren Wechseljahren Hitzewallungen und Schweißausbrüche als Teil der großen Umstellung in ihren Körpern. Jetzt ist die Erde in den Wechseljahren, was sich in Hitze und Überschwemmungen („heat and flooding“) äußert.

Claudia von Werlhof, eine der Referentinnen während meiner Alma mater-Zeit, hat zum Thema Klimawandel zwei offene Briefe an Greta Thunberg geschrieben, in denen es auch um Geoengineering geht: www.pbme-online.org/2019/10/01/greta-und-die-grosse-verwirrung-2-offener-brief-an-greta-thunberg/

Demonstration

Am Tag der deutschen Einheit fuhr ich mit zwei Frauen aus meinem Umfeld nach Berlin. Eigentlich wollten wir zur Demonstration, die für Frieden und gegen die deutsche Regierung stattfinden sollte, aber irgendwie kamen wir nicht dahin, blieben stattdessen bei einer Kundgebung der Partei dieBasis am Brandenburger Tor hängen. Ich hatte Rückenschmerzen, die durch die Autofahrt noch verstärkt wurden und konnte nicht lange stehen. Also setzte ich mich auf einen Sockel an den Säulen des Brandenburger Tores, wo ich die Redner nur bruchstückweise mitbekam. Vielleicht lag es an den Schmerzen, jedenfalls konnte ich den ganzen Beiträgen nichts abgewinnen. Ich mochte die Polemik nicht. Ja, ich weiß, es ist ein Gefühl von Ausgeliefertsein und daraus resultierender Wut, die zu Polemik führen kann. Und diese Gefühle verstehe und kenne ich gut. Dennoch glaube ich, daß es gut wäre, auf Polemik zu verzichten, weil wir dann die Möglichkeit hätten, eine andere Gesprächskultur zu üben. Eine Gesprächskultur, die nicht darauf basiert, andere Menschen in die Pfanne zu hauen, durch den Dreck zu ziehen oder als Unmenschen einzustufen. Das ist schwer, ich weiß, vor allem, wenn man wütend ist. Aber es scheint mir notwendig zu sein, damit endlich wirklich was Neues entstehen kann: ein respektvoller Umgang unter Menschen.

Ich habe heute übrigens eine sehr schönen Artikel von Gerald Ehegartner über die Rolle der Künstler in den letzten drei Jahren gelesen. Hier ist ein Zitat, das mir gut gefällt:

„Jeder Mensch ist ein Künstler“, postulierte Joseph Beuys. Was unterscheidet einen Künstler von einem Sklaven? Der Künstler folgt niemandem mehr außerhalb, er folgt dem, was ihn von innen inspiriert. Er kennt den Unterschied von Manipulation und Inspiration. Und so arbeiten wir täglich an unseren Kunstwerken. Vielleicht ist das größte jenes, ganz Mensch zu werden in einer liebenden Gesellschaft.

Das Ganze kann hier gelesen werden: apolut.net/die-zweifelhafte-performance-der-kuenstler-in-der-krise/

Es ging in Berlin dann noch ganz nett weiter: Der Bruder von B., der dort lebt, stieß zu uns und wir gingen zusammen Kaffee trinken. Gute Gespräche, viel Lachen. Und dann fuhr uns B. bei heftigem Regen wieder gut nach Hause und wollte nicht am Steuer abgelöst werden. Ich hatte ihr das angeboten, war aber gar nicht unzufrieden mit meiner Beifahrerinnenrolle.

Heute sah ich, daß meine Katze eine Kohlmeise gefangen hatte und anfing sie totzuspielen. Der Vogel kam frei und flog auf eine der Metallleisten im Gewächshaus. Ich ging raus, um ihm rauszuhelfen, während die Katze sich so lang machte, wie sie konnte, um an den Vogel zu kommen. Ich ging ins Gewächshaus und sagte ihr, daß ich sie ins Freie bringen würde, wenn sie mir das erlaubte. Sie ließ zu, daß ich sie in meine Hände nahm und saß dann auf meiner offenen Handfläche und sah mich aus ihren schwarzen glänzenden Augen an. „Flieg“, sagte ich zu ihr, aber sie rührte sich nicht. Vielleicht war es der Schock, vielleicht hatte Lenchen sie verletzt. Sie blieb auf meiner Hand sitzen und ich konnte sie ganz genau ansehen und ihren weichen leichten Körper fühlen. Als ich versuchte, sie auf das Dach des Gewächshauses zu setzen, flog sie endlich auf, setzte sich auf den Schuppen und ließ einen keckernden Laut hören. Während ich in der Küche den Abwasch machte, konnte ich sie beobachten: sie saß lange da oben und schien das Erlebte zu verarbeiten. Irgendwann war sie dann verschwunden. Mach’s gut, kleiner Vogel!

Menschen weigert euch Feinde zu sein!

Alles hinterfragen

Am Samstag fand wieder ein Kräuterkurs statt, gut besucht und mit Menschen, die ich als echte Bereicherung empfand: so offen und interessiert. Auch ein Mann war dabei, was sehr selten vorkommt. Er hat sich dann auch gleich nützlich gemacht und eins meiner Küchenmesser fachmännisch geschliffen. Das Wetter war mit uns, so daß wir nach der Wanderung im Garten sitzen und die mitgebrachten Sachen essen konnten.

Ich lese gerade das neue Buch von Wolf-Dieter Storl Der Weise vom Mont Aubert. Es handelt von seinem Lehrer Arthur Hermes, von dem er einiges über biologisch-dynamischen Landbau gelernt hat. Dieser Mann scheint ein kontroverser Typ gewesen zu sein. In einigem kann ich ihm folgen, in anderem gar nicht. Aber interessant und inspirierend ist das Buch allemal. Wolf-Dieter Storl bringt auch eigene Ansichten in dem Buch unter, auch zum aktuellen Zeitgeschehen und eine kann zwischen den Zeilen deutlich erkennen, wes Geistes Kind der Autor ist. Sehr schön zu sehen, daß er immer noch einer der Aufrechten ist.

Kürzlich hatte ich ein sehr langes Gespräch mit einer Frau, die ich vor drei Jahren kennengelernt habe, als sich die Maßnahmenkritiker formierten. Sie erzählte, daß sie immer in die Politik wollte, um den Punkt zu erleben, wo „es kippt“. Gemeint war der Moment, in dem ein gewählter Politiker, der vielleicht mit guten Absichten angetreten ist, anfängt korrupt zu werden und aufhört, den Wählern zu dienen. Denn das ist ja, was wir tagtäglich sehen: Menschen werden in Regierungen gewählt und fangen dann an, peu à peu all ihre Prinzipien (sofern sie die jemals hatten) zu verraten. Wie kommt es dazu? Ich habe die Vermutung, daß wenn Menschen auf der Einflussskala aufsteigen, eine sehr subtile Gehirnwäsche stattfindet. Wobei das mittlerweile ja schon geschieht, bevor Menschen überhaupt in die Parlamente kommen. Man schaue sich nur die Leute an, die eine Young Global Leadership-Ausbildung beim Weltwirtschaftsforum gemacht haben. Die Regierungen weltweit sind voll von ihnen. Wenn aber die Wirtschaftsunternehmen Politiker ausbilden, dann ist glasklar, wessen Interessen bedient werden. Was treibt eine Partei, die ursprünglich für radikalen Naturschutz und Pazifismus eingetreten ist, dazu, all das im Handstreich über Bord zu werfen: erst den Pazifismus und jetzt den Umweltschutz. Denn wenn für E-Mobilität Wälder in Südamerika gefällt und die Indigenen vertrieben werden, damit man Lithium für die Akkus von E-Bikes und E-Autos aus der Erde holen kann, wenn in Deutschland ebenfalls Wälder gefällt werden, um gigantische Windkraftanlagen an ihrer Stelle zu errichten, ist das der vorläufige Gipfel der Naturzerstörung. Und all das wird von der erwähnten Partei abgesegnet und als Energiewende ausgegeben.

Ich hinterfrage immer mehr auch die Geschichte vom menschengemachten Klimawandel und dem angeblich so bösen CO2. Ja, das Klima ändert sich, keine Frage. Das merken alle, die einen Garten haben. Aber inwieweit ist er menschengemacht? Und sind wir Normalbürger die Schuldigen? Ich habe daran mittlerweile erhebliche Zweifel. Und wie bereits an anderer Stelle erwähnt: ohne CO2 gibt es keine Pflanzen, also auch nichts zu essen, weder für uns Menschen noch für die anderen Tiere. Es gibt allerdings menschengemachte Wetterbeeinflussung, z. B. durch HAARP. Das ist eine nicht mehr neue Technologie, von den USA entwickelt als Mittel der Kriegsführung, mit der man den Jetstream beeinflusst und gezielt Dürren hervorrufen kann. Sie wird mittlerweile von etlichen Staaten verwendet. Die amerikanische ehemalige Ordensschwester und Wissenschaftlerin Rosalie Bertell hat darüber vor längerer Zeit ein Buch geschrieben. Nähere Infos hier: https://www.pbme-online.org/2022/06/14/zum-10-todestag-von-dr-rosalie-bertell/

Wolf-Dieter Storl weist in seinem neuen Buch noch auf einen anderen interessanten Gesichtspunkt hin: das Wetter könnte auch durch unsere Einstellungen und Stimmungen beeinflusst werden, in die eine oder andere Richtung. Davon ausgehend, daß die Erde ein Lebewesen ist, das auf die Stimmungen und Handlungen anderer Wesen reagiert, die auf und von ihr leben, finde ich das sogar ziemlich schlüssig.

Hinterfragen möchte ich auch die alte Geschichte vom Schädling Mensch. Ich habe sie selbst mal geglaubt und gedacht, daß es der Erde wahrscheinlich besser ginge, wenn wir Menschen verschwänden. Charles Eisenstein schrieb vor einiger Zeit dazu, daß die Erde als unsere Mutter traurig wäre, wenn wir verschwänden. Wie wäre die Vorstellung, daß wir Menschen uns auf der Planetin Erde mit einer Aufgabe inkarniert haben, so wie alle Wesen eine Aufgabe im Großen Ganzen erfüllen? Wenn wir alle Zellen eines gigantischen lebendigen Organismus sind, dann gehören wir hierher. Wieviel schöner wäre es, wenn wir uns selbst so sähen: als Wesen, die dem Lebendigen dienen und damit Freude und Schönheit in die Welt brächten?

 

Sehnsucht

Ich hatte das in meinem letzten Post empfohlene Buch Coronastaat kurz zur Seite gelegt, weil ein Mann aus meinem Umkreis mir ein Buch gegeben hat, was mich so in seinen Bann gezogen hat, daß ich es in wenigen Tagen durchgelesen hatte: Der Pferdejunge von Rupert Isaacson. Es ist von 2009 und handelt von der Heilung des autistischen Sohnes des Autors. Nachdem die Familie einen jahrelangen Leidensweg hinter sich hatte, ist sie in die Mongolei aufgebrochen, um dort bei Schamanen ihr Glück zu versuchen. Und sie hat es gefunden! Beim Lesen, vor allem als die Familie und die sie begleitenden Personen – Dolmetscher, ein Filmteam, Führer usw. – zu Pferd in die sibirische Taiga kamen und dort in einem Camp von Rentiernomaden den Schamanen antrafen, stieg eine große Sehnsucht in mir auf. Diese Sehnsucht ist alt und kommt immer dann, wenn ich Berichte über Rentiernomaden in Skandinavien und Sibirien lese. Es ist, als würde ein sehr alter Teil in mir berührt, einer, der sich an diese einfache und ursprüngliche Art von Leben erinnert. Und wie soviele Menschen in unserer Kultur habe ich eine starke Affinität zum Schamanentum, weil ich ahne, daß das etwas mit einer starken Verbindung mit der Natur und den geheimnisvollen Kräften zu tun hat, zu denen auch wir vor langer Zeit einmal Zugang hatten, als Menschen ihre Botschaften noch an den Wind weitergeben und mit Tieren und anderen Wesenheiten kommunizieren konnten. Vor etwa 2000 Jahren gab es auch bei uns in Mitteleuropa noch Menschen, die hinter die Dinge schauen konnten, die Seidkonas, die Weledas, Walas und Hagezussen. In der Edda gibt es noch Beschreibungen der alten Heil- und Zauberkünste. Aber mich zieht es noch weiter zurück, in die Welt der Jäger- und Sammlerkulturen, der Waldmenschen, die noch keine festen Häuser kannten, die mit den wilden Tieren zogen und für die alles belebt und beseelt war.

Ich glaube, daß wir die alten Fähigkeiten wieder in uns erwecken können. Und dann brauchen wir kein Internet und all den technischen Mist, der immer mehr zerstört und Menschen in eine virtuelle Realität führt, die sie letztlich dumm und unglücklich macht, weil sie zur äußersten Trennung von allem Lebendigen führt. Aber ich halte nichts von denjenigen, die ein paar Seminare gemacht haben und sich dann Schamane nennen. Davon habe ich einige kennengelernt und kann nur sagen: Nein danke! Um Schamane oder Seherin zu sein, braucht es mehr als ein paar Workshops.

Die Zwetschenernte reichte dieses Jahr nur für einen kleinen Kuchen

Zurück zum Buch: Der Schamane hat eine ziemlich große Summe von der Familie für seine Künste gefordert. Da fragte man sich zunächst, wieso ein Mann, der ein so bescheidenes Leben ohne großen Besitz führt, noch dazu in einer Umgebung, wo es nichts zu kaufen gibt, soviel Geld braucht. Dann aber stellt sich heraus, daß ein großer Teil dieses Geldes an die anderen Familien des Camps geht, damit kein Neid entsteht. Was für eine unglaublich andere Einstellung zu Besitz! Mittlerweile habe ich gehört, daß so ein Vorgehen nicht ungewöhnlich für indigene Völker ist und war: damit alle in Frieden leben können, wird geteilt. Besitz ist dann etwas Fließendes. Kein Neid, kein krampfhaftes Festhalten mehr, kein Horten, geschweige denn sowas Perverses wie Kredite und Zinsen. Die Erde macht es vor: sie gibt uns alles, was wir brauchen und alles kommt und geht in unendlichem Kreislauf.

Letzte Woche war ich in Hamburg. I , die mittlerweile dort in einem riesigen Neubaukomplex wohnt, hatte mich zu ihrem Geburtstag eingeladen. Ich habe gemerkt, daß ich so nicht leben könnte, in einem gigantischen Wohnkasten mit so vielen Menschen. In der S-Bahn schauten die meisten auf ihre Smartphones, es war bedrückend. Die ganze Stadt fühlt sich bedrückend an. Vielleicht liegt das auch an der elektromagnetischen Strahlung, die mittlerweile von überall herkommt. Vor vielen Jahren tauchten einmal ganz plötzlich die Worte „Diese Welt wird untergehen“ in mir auf und ich wusste, daß sie wahr waren. Ja, sie wird untergehen und sie muss untergehen, weil es so einfach nicht weitergehen kann.  Und es wird keinen Guru, keinen Führerin, keine erleuchtete Gestalt geben, der oder die uns rettet. Wir selbst müssen es tun, jeder einzelne von uns ist gefragt. Es geht darum, endlich erwachsen zu werden, davon bin ich überzeugt.

Wer Englisch verstehen kann, dem lege ich ein Video mit Charles Eisenstein ans Herz, indem es auch um diese Themen geht:

https://charleseisenstein.substack.com/p/visions-for-a-more-beautiful-world?publication_id=427455&post_id=136351437&isFreemail=true

„We are offered a choice“ (Charles Eisenstein). Wir entscheiden, wohin wir gehen.

Gute Lektüre

 

Mein Sohn und seine Freundin waren ein paar Tage zu Besuch. Während in anderen Teilen Europas große Hitze herrscht, haben wir hier im Norden durchwachsenes Wetter mit sehr viel Regen und teilweise herbstlichen Temperaturen. Das geht jetzt seit Juni so. Ich beschwere mich aber nicht, weil der Regen gut für die Erde ist. Man muss sich einfach kleidungsmäßig und mental drauf einstellen. Wir hatten jedenfalls eine gute Zeit und waren am Samstagabend in Holtenau im Schiffercafé am Tiessenkai, wo wir Fisch gegessen und den Kreuzfahrt- und Frachtschiffen zugesehen haben, die in der Förde fuhren. Schöner Platz mit toller Aussicht!

Von meinem Sohn habe ich zwei Bücher bekommen, die ich beide empfehlen kann:

Materialermüdung ist ein Roman von Dietrich Brüggemann. Der Autor ist Regisseur u. a. von wenigstens einem Tatort und einer der Initiatoren der Aktion #allesdichtmachen, die ich sehr mutig und gelungen fand. Viele der Künstler, die sich an dieser Aktion beteiligt hatten, mussten dafür erhebliche Nachteile in Kauf nehmen. Dietrich Brüggemann bekam eine Absage von dem Verlag, bei dem sein Buch eigentlich veröffentlicht werden sollte. Er hat dann aber glücklicherweise einen neuen gefunden, denn dieser Roman ist wirklich gut zu lesen. Er befasst sich auf unterhaltsame Weise mit all den Verrücktheiten unserer Zeit und nimmt zu meinem großen Vergnügen den immer unerträglicheren Wokismus sehr fein auf die Schippe.

Das zweite Buch habe ich gerade erst angefangen, kann aber jetzt schon sagen, daß es ein Schatz ist: Coronastaat von Alexander Christ. Alexander Christ ist der Pressesprecher der Anwälte für Aufklärung. Er ist selbst Anwalt und hat seit Beginn der Coronamaßnahmen Einschränkungen unserer Grundrechte mit scharfen Augen und wachem Verstand beobachtet, anwaltliche Hilfe geleistet und war Zeuge der ungeheuren Brutalität der Polizei bei den Demonstrationen der Maßnahmenkritiker in Berlin. Er hat nicht nur Jura sondern auch Philosophie studiert, was man dem Buch anmerkt. Es ist nicht immer leicht zu lesen, aber mir gefällt die Offenheit, mit der er seine ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema beschreibt. Ich freue mich, daß es Menschen gibt, die den Mut haben aufzustehen und laut zu sagen: Hier ist ein großes Unrecht geschehen – und geschieht immer noch. Und bevor die ganze Sache aufgearbeitet wird, ist kein Verzeihen möglich. Er befasst sich auch mit der erschreckenden Obrigkeitshörigkeit eines großen Teils der Deutschen. Nix gelernt aus 33 – 45! Es wird Zeit, daß wir alle erwachsen werden, dann brauchen wir keine mehr, die uns sagen, was für uns gut und richtig ist.

Alexander Christ hat seinem Buch einen Satz von Kurt Tucholsky vorangestellt, dem ich aus ganzem Herzen zustimmen kann:

„Denn nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.“

Synchronizitäten

Einige brauchen dicke Mauern (Château de Spesbourg)

Vorgestern schrieb ich über Kerstin Chavents Artikel über Tiere, in dem auch die Schlange angeführt wurde. Gestern Morgen beim Öffnen der Gartenpforte huschte eine Ringelnatter in den Polsterbeinwell; ich konnte gerade noch ihren Schwanz sehen. Als ich wenig später draußen war,  schlängelte sich diese Ringelnatter über die Stufen vor der Haustür; ich konnte deutlich die weißen Halbmonde an ihrem Kopf erkennen. Ich freute mich sehr und dachte: „Aller guten Dinge sind drei.“ Wenig später sah ich die Schlange wieder vor dem Haus. Dieses Mal verschwand sie unter der großen Salbeipflanze. Und es gab sogar noch eine vierte Begegnung, auch wieder vorm Haus. Es war, als hätte die Schlange Kerstin Chavents und meine Wertschätzung mitbekommen und wollte sich auf diese Weise erkenntlich zeigen. Wie auch immer, es gibt ja diese Märchen, wo eine Schlange in der Nähe von Menschen wohnt und von diesen mit einem Schälchen Milch versorgt wird. Wenn man sie schlecht behandelte oder tötete, kam Unglück über das Haus. Interessant finde ich auch, daß die Schlange in den Märchen oft von einem Kind versorgt wird. Das ist doch eine viel schlüssigere Geschichte als die von Eva und der Schlange, die zur Erbsünde geführt haben soll.

Gestern fuhr ich mit dem Fahrrad zum Kiesgrubenbiotop, um Pflanzen für meinen diesjährigen Kräuterbuschen zu sammeln. Ich traf dort einen Fasan, der sich beeilte wegzukommen, als er mich sah. Verständlich: es standen mindestens vier Hochsitze auf dem Areal, einer davon war umgestürzt. Jedes Jahr ändert sich dort die Vegetation ein wenig. Als ich vor mehr als 10 Jahren diesen Ort entdeckte, wurde an einer Stelle noch Kies abgebaut. Huflattich bedeckte einen großen Teil des Geländes und machte seinem Ruf als Pionierpflanze, die kaputte Böden regeneriert, alle Ehre. Huflattich regeneriert auch entzündete Bronchialschleimhäute und ist eine hervorragende Heilpflanze bei Bronchitis und Raucherhusten. Ich weiß, wovon ich rede: ich war mal starke Raucherin. In den folgenden Jahren kamen andere Pflanzen: Schlafmohn, Karden, Riesenbärenklau, Beinwell, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Johanniskraut, Frauenmantel, Zahnwurz, Beifuß, Königskerze, roter und weißer Fingerhut. Einige davon haben sich gehalten, andere verschwanden bald wieder wie der gelbblühende, duftende Honigklee, der sich dort nur einen Sommer hielt.

Als ich meinen Strauß fast zusammenhatte und auf dem Weg zu meinem am Tor angeschlossenen Fahrrad war, entdeckte ich eine einzelne Eisenkrautpflanze. Noch eine Synchronizität wie mein Erlebnis mit der Ringelnatter. Ich habe zwei Eisenkrautpflanzen im Garten, die ich vor einigen Jahren in einer Wildpflanzengärtnerei gekauft habe. Aber ich hatte noch nie wildwachsendes Eisenkraut gesehen. Dann entdeckte ich diese Pflanze im Wald um den Odilienberg, wo sie massenweise auf den Wegen wuchs. Und jetzt fand ich sie hier! Sie musste dann natürlich auch in meinen Kräuterbuschen. Eisenkraut wurde früher nicht nur als Heilpflanze geschätzt sondern zu Friedensverhandlungen und Vertragsabschlüssen mitgenommen. Ihr botanischer Name Verbena ist vom lateinischen Verbum (Wort) abgeleitet. Eisenkraut war also die Pflanze, die bezeugte, daß das Wort galt. Wer zu schwierigen Verhandlungen ging, sollte ein Amulett aus Eisenkraut bei sich tragen.

Abends habe ich den Kräuterbuschen dann mit Salbei abgeräuchert und im Flur aufgehängt. Dort erinnert er daran, daß gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen ist.

Um Mitternacht ging ich in den Garten, um ein paar Perseiden zu entdecken. Die Sicht war klar, die Milchstraße spannte ihr Band von Nordost nach Südwest, ich konnte sogar das Reiterlein (Alcor) auf dem mittleren Deichselstern des großen Wagens erkennen, aber die Perseiden machten sich rar. Eine einzelne Sternschnuppe ließ sich blicken. Na immerhin!

Eigentlich…

…wollte ich heute einen internetfreien Tag einlegen und viel im Garten machen. Aber dann stellte ich fest, daß die Schlagsahne im Kühlschrank zur Neige ging und fuhr nach Lütjenburg, um welche zu kaufen. Natürlich ist es keine gute Idee, mit dem Auto 12 km hin und zurück nur wegen Sahne zu fahren, aber heute habe ich mir erlaubt, einer schlechten Idee zu folgen. Weder im Bioladen noch auf dem sehr vollen Markt noch im Reformhaus war Schlagsahne erhältlich. Also fuhr ich etwas missgestimmt zurück und hatte dann eine neue Idee: nämlich in der Selenter Flohmarkthalle nach einem Wäschekorb zu schauen. Ich fand tatsächlich einen sehr gut erhaltenen für 28 Euro.

Ich war schon länger auf der Suche nach einem Ersatz für meinen hässlichen Plastikwäschekorb in 70er Jahre Orange und hatte auch im Onlinehandel danach gesucht. Bei einem Ökoversand gab es relativ preiswerte, ich vermute made in China, denen man aber auf dem Foto schon ansah, daß sie schlecht verarbeitet waren. Ein anderer Anbieter wollte knapp 300 Euro, was vielleicht für Handarbeit ein angemessener Preis, aber für mich einfach zuviel ist. Ich finde den Gedanken, gebrauchte Dinge zu kaufen, sehr sinnvoll: es gibt ohnehin schon mehr als genug Gegenstände in der Welt, die weiterbenutzt werden können. Nur bei Kleidung bin ich noch nicht soweit auf Second Hand zurückzugreifen. Ich trage aber meine Kleidungsstücke in der Regel sehr viele Jahre, d. h. ich brauche sie oft richtig auf.

Dann fing es an aus Eimern zu schütten und damit hatten sich meine Gartenpläne erledigt. Ich setzte mich also vor den Laptop und bestellte ein Ersatzteil für meinen Kaminofen, eine Reinigungsplatte aus Gusseisen. Die alte war durch Hitze völlig verformt und fing an sich aufzulösen. Anfang des Jahres hatte ich die bei dem Mann bestellt, der vor 13 Jahren meinen Ofen eingebaut hatte. Das war nicht einfach, denn er ist telefonisch praktisch nicht erreichbar, ruft auch nicht zurück, wenn man ihm eine Nachricht hinterlässt und hat nur eine Stunde in der Woche seinen Laden geöffnet. Er sagte mir gleich, daß es schwer sei, Ersatzteile zu bekommen. Dann hörte ich nichts mehr von ihm und konnte ihn auch nicht erreichen. Als meine Geduld im Mai zu Ende war, bestellte ich das Teil bei einem Ofenanbieter in Kiel. Dort ging es professioneller zu; meine Bestellung wurde am Computer aufgenommen und ich hatte Hoffnung. Nichts geschah. Irgendwann fragte ich nach und erfuhr, daß man auf die Lieferung warte. Als ich gestern im Internet nach dem Teil forschte, wurde ich sofort fündig und erfuhr, daß es lieferbar sei. Warum ich das so ausführlich erzähle? Ich versuche so oft wie möglich den Einzelhandel zu unterstützen. Den ganz großen Onlineanbieter, dessen Namen jeder kennt, umgehe ich konsequent. In diesem Fall handelt es sich um einen Ofenanbieter aus Meck-Pom. Was ich nun nicht begreife: warum können die beiden Unternehmen, die ich ursprünglich beauftragt habe, das Ersatzteil nicht bekommen? Rätselhaft.

Während vor dem Fenster der Regen fiel, surfte ich ein wenig herum und stieß auf Texte, die ich weiterempfehlen möchte: blog.bastian-barucker.de/im-gespraech-mit-klimaaktivisten-verstaendnis-fuer-die-letzte-generation/

Sehr lesenswert, weil völlig ohne Polemik und alle Seiten sehr offen ausleuchtend. Ich bin es zunehmend leid, im Internet und auch im privatem Kontext dem Dauergeschimpfe auf die „Anderen“ zu begegnen. Ja, es gibt eine Menge Gründe, wütend und empört zu sein und die vergangenen dreieinhalb Jahre haben diese Gefühlszustände noch potenziert. Aber es ist immer das gleiche unheilvolle Muster: dort ist der Feind und hier sind die Guten. Das sagen dann alle und es kann rein logisch nicht stimmen. Außerdem bedienen wir mit dieser Haltung die Absichten derer, die uns beherrschen. Bastian Barucker hat sich also mit den Klimaaktivisten unterhalten, jeder kam zu Wort und jedem wurde zugehört. So kann sich etwas Neues entwickeln.

Auch die wunderbare Kerstin Chavent hat wieder schöne Texte verfasst, z. B. diesen hier: bewusstseinimwandel.blogspot.com/2023/07/verlorene-macht.html

Es geht um die ehemals als heilig angesehenen Tiere Schlange, Ratte und Spinne. Daß die drei nun gerade in unserer Kultur gefürchtet und als vernichtenswert angesehen werden, hat seinen Ursprung in der christlichen Religion. Ich habe viele Spinnen als Mitbewohnerinnen und weiß, daß ihr Anblick für einige meiner Besucherinnen eine Herausforderung ist. Wenn mir ab und zu im Garten oder auf meinen Wanderungen eine Ringelnatter begegnet, freue ich mich. Tja, und Ratten gibt es hier auch. Ich möchte sie nicht im Haus haben, aber ich weiß, daß sie überaus kluge und soziale Tiere sind und bisher halten wir respektvoll Abstand.

 

Tiergeschichten

Jetzt bin ich seit einer Woche wieder zu Hause und denke noch oft ans Elsass zurück. Ich würde gern wieder dahin fahren und dort in Ruhe die alten Stätten und die Pflanzen erkunden.

In der Nähe unseres Dorfes trafen wir bei einem Gehöft auf eine sehr kleine rot-weiß getigerte Katze, vielleicht vier Wochen alt, die uns begrüßte, um meine Beine strich und dann auf Schritt und Tritt folgte. Dann zeigten sich auch ihre Geschwister, die auf einem Holzstapel zwischen Obstbäumen saßen und nicht so zutraulich wie ihr kleiner Bruder oder ihre kleine Schwester waren. Ihre Mutter beobachete uns von Weitem. Nachdem wir ausführlich mit dem kleinen Wesen geschmust hatten, setzten wir unseren Weg fort und das Tier folgte uns. Ich fing an mir Sorgen zu machen. Würde es uns immer weiter begleiten? Und wie würde es zurück zu seiner Familie kommen? Ich weiß ja, daß Katzen einen enormen Orientierungssinn haben, aber diese war so klein und schien uns immer weiter folgen zu wollen. Dann hörten wir lautes Rufen: eins der Katzengeschwister kam hinter uns her und rief. Das Kleine drehte um und ging zu seiner Familie zurück. Es war so schön und rührend, daß dieses Tier keine Scheu vor uns Menschen hatte.

Der Maennelstein, von dem wir bis zum Schwarzwald sehen konnten

Auf der Suche nach dem Jardin des Fées haben wir uns verirrt. Vielleicht lag es an ungenügender Ausschilderung, vielleicht hatten wir beide etwas übersehen, vielleicht wollten die Feen uns nicht empfangen, jedenfalls entschieden wir am späten Nachmittag den Rückweg anzutreten. Wir hatten uns mittlerweile weit von unserem Ausgangspunkt im Ort Lutzelhouse entfernt und kamen unbeabsichtigt am Rande von Urmatt wieder in bewohntes Gebiet. Von dort ging es dann nochmal mit müden Füßen auf Asphaltstraßen einige Kilometer Richtung Auto. An einer Straßenkreuzung entdeckte K. einen Spatz auf der Straße. Er lag auf dem Bauch, einen Flügel seltsam abgespreizt, und atmete sichtbar. Einen Schritt weiter lag der nächste Spatz auf dem Rücken, die kleine Füße angewinkelt. Auch er atmete und sah uns blinzelnd aus glänzenden Augen an. Was war geschehen? Vermutlich waren beide gegen ein vorbeifahrendes Auto geflogen. Sollten oder konnten wir etwas tun? Ich war so erschöpft und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und sagte zu K.: „Wir können sie hier nur in Ruhe sterben lassen.“ Wir gingen weiter, jede mit schweren Gedanken. Meine Tochter fragte: „Wäre es nicht besser gewesen, die beiden an die Seite zu legen, damit kein Auto über sie fährt?“ Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. K. schlug vor, die Vögel in Sicherheit zu bringen, wenn wir mit dem Auto an dieser Stelle vorbeikämen. Das war nach etwa 20 Minuten. Beide Vögel waren verschwunden. Keine toten Vögel, keine Spur auf dem Asphalt. Langsam kam zögernde Erleichterung: sehr wahrscheinlich hatten die Tiere sich wieder berappelt und waren weggeflogen. Ich habe das vor einigen Jahren mal mit einem Buntspecht erlebt, der mit lautem Knall gegen eins meiner Küchenfenster geflogen war und draußen im Kies lag, lebendig, aber sichtlich benommen. Glücklicherweise hielt sich die Katze drinnen auf. Ab und zu sah ich nach dem Vogel, der schwer atmete und offensichtlich damit beschäftigt war, sich wieder zu sortieren. Irgendwann war er dann weg.

Andlau

 

Elsass

Die Heidenmauer – le mur païen

2008 war ich im Rahmen des Lehrgangs bei Alma mater im Elsass, um dort die Spuren vorchristlicher Stätten zu besuchen. Wir machten damals vom Odilienberg, dem heiligen Berg der Elsässer, Ausflüge und zum Abschluss ein schönes Schnitterinritual unterhalb des Odilienklosters.

Genau im gleichen Zeitraum, nur 15 Jahre später habe ich dieses Jahr mit meiner Tochter diese Stätten besucht. Wenn ich unsere Reise mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich sagen: „Anstrengend.“ Das fing schon mit der Anreise per Auto an (bedauerlicherweise ist die Deutsche Bahn mittlerweile gar keine Option mehr; zu unzuverlässig und unberechenbar): Baustellen und Staus ohne Ende. Wir machten Zwischenstation in Bonn bei meinem Sohn, anders wäre es gar nicht gegangen. In Frankreich wurde es dann angenehmer auf der Autobahn, die uns an Straßburg vorbeiführte. Das letzte Mal war ich 1994 in Frankreich. Mittlerweile funktionieren die Péagestationen, an denen Maut bezahlt werden muss, vollautomatisch. Irgendwie finde ich das traurig. Nach all den Staus entschieden wir uns, die Rückfahrt nachts zu machen. Aber aus unerklärlichen Gründen landeten wir in Köln statt auf der A1 in Leverkusen und es dauerte, bis wir wieder auf dem richtigen Weg waren. Dann kam mitten in der Nacht wieder ein Stau mit absolutem Stillstand. Ein großer Abschleppwagen bahnte sich seinen Weg durch die drei vollbesetzten Spuren. Irgendwann ging es dann weiter. Es regnete sehr stark, so daß schnelles Fahren gar nicht möglich war. Ab Münster war es dann trocken und wir konnten endlich ohne Behinderung nach Hause fahren. Für die  Zukunft stellt sich die Frage, wie man noch verreisen kann: weder Auto noch Bahn sind eine gute Lösung, Fliegen macht auch keine Freude. Sicher ist die Ferienzeit besonders ungeeignet für Urlaube, aber da muss ich mich nach meiner Tochter richten, die berufsbedingt nur in den Ferien reisen kann.

Aber natürlich gibt es auch Schönes zu berichten: von Ottrott aus, wo wir eine Ferienwohnung gemietet hatten, machten wir lange Wanderungen auf und um den Odilienberg und besuchten dort die Heidenmauer, die Odilienquelle, das Kloster, die Grotte des Druides, den Maennelfelsen, von dem aus wir bis zum Schwarzwald schauen konnten und eine Gedenkstätte, die an einen Flugzeugabsturz im Wald erinnert. In unserer Wohnung lag Infomaterial. Da wurden alle Steinsetzungen, die man im Umkreis findet, als keltischen Ursprungs datiert, das sei wissenschaftlich bewiesen. Ich musste lachen, weil es immer wieder die gleiche falsche Behauptung ist. Diese Steinsetzungen sind in vorkeltischer Zeit entstanden und die Heidenmauer, die sich über 10 km um den Odilienberg windet, ist auch keine Befestigungsanlage, da es damals keine Siedlungen im Umkreis gegeben hat. Befestigungen kamen wesentlich später, wie wir an den reichlich vorhandenen Burgen erkennen konnten, z. B. dem Château de Spesbourg und dem Château d’Andlau. Die meterdicken Mauern, die Türme, die Zinnen gibt es erst, seit es Herrschaft und Krieg gibt.

An einem der Tage fuhren wir nach Andlau, einem kleinen Ort, in dem eine überdimensionale romanische Kirche steht. Dort gibt es ein großes Gemälde von Richardis, einer Kaiserin aus dem Stamm der Merowinger, die einen Bären an ihrer Seite hat. Unter der Kirche befindet sich die Krypta. Auch dort findet sich eine Bärin aus Stein. Zu ihren Füßen gibt es eine Klappe aus Holz. Wenn man sie öffnet, kann man sich auf einen Felsen stellen und wenn eine die Hand gleichzeitig in das Maul der Bärin legt, ist ganz deutlich ein starker Energiestrom zu spüren. Die Legende sagt, daß die Bärin Richardis diesen Platz gezeigt hat, indem sie an dem Felsen gekratzt hat. Daraufhin hat Richardis dort eine Kirche bauen lassen. Es gibt etliche schamanische Elemente sowohl in der Geschichte von Richardis als auch der von Odilia. Aber all die alten Geschichten wurden in einem badenwürtenbergischen Kloster zu Märtyrergeschichten umgeschrieben. Das war die Strategie der Kirche, wenn die Bevölkerung an den alten Riten festhielt und nicht bereit war, eine Religion anzunehmen, die auf einem Menschenopfer beruht. Richardis hatte also eine verbündete Bärin und Odilia schlief auf einem Bärenfell und wurde mit der Heilung von Augenkrankheiten in Verbindung gebracht.

Der Wald in diesem Teil der Vogesen unterscheidet sich sehr vom norddeutschen Wald: vorherrschend sind Esskastanienbäume, Robinien, gelegentlich Walnussbäume und Stechpalmen, auch Tannen. Und es gab es reife Blaubeeren. Es gibt auch viele Fichtenmonokulturen, die wie bei uns in einem trostlosen Zustand sind. Es lagen unglaublich viele gefällte Bäume im Wald herum und stellenweise hatten Harvester den Boden verwüstet. Später erfuhren wir auf einer Infotafel, daß man möglichst schnell alle vom Borkenkäfer befallenen Fichten fällen und abtransportieren wolle. Ob das eine gute Idee ist, bezweifle ich. Mir leuchtet da eher ein, was Peter Wohlleben zum Thema Fichten und Borkenkäfer sagt: nicht die Borkenkäfer sind das Problem sondern die Monokulturen.  Man solle diese Bäume sterben lassen und dann den Wald sich selbst überlassen. Wie alle lebendigen Systeme werde er sich regenerieren.

Ich entdeckte eine Tollkirsche im Wald, Stechäpfel, viele riesige Wasserhanfpflanzen, Eisenkraut, das mitten auf den Wanderwegen wuchs und einiges mehr, was ich zu Hause nicht finde. Mein Pflanzenbestimmungsbuch hatte ich zu Hause gelassen, haderte damit aber nur kurz, weil ich auf diese Weise die unbekannten Pflanzen viel genauer betrachten musste, um innere Bilder für die spätere Bestimmung mitzunehmen.

Am Donnerstag besuchten wir den Markt von Obernai, einer nahegelegenen Kleinstadt. Der befand sich in einer Lindenallee auf den Remparts, die sich um die ganze Innenstadt ziehen und auf denen die alte Stadtmauer stand. Wir deckten uns mit Gemüse, Eiern und Käse ein. Ein Imker verkaufte Tannenhonig und ich kam mit ihm ins Gespräch – auf Französisch. Wir haben richtig gefachsimpelt und ich freute mich darüber, daß mein Französisch dank François‘ tollem Unterricht so gut geworden ist, daß ich mich recht flüssig unterhalten und die Menschen verstehen konnte. In der Altstadt von Obernai ließ uns ein lautes Klappern nach oben schauen und da saß ein Storchenpaar auf seinem Nest. Später sahen wir auch viele Störche auf einer Wiese.

Am vorletzten Abend gingen wir essen: lecker und teuer. Ich aß Choucroute (Sauerkraut) mit Fisch. Sauerkraut ist typisch für das Elsass und die Kombination mit Fisch fand ich überraschend  gelungen. Später ging der Koch herum und fragte, wie es geschmeckt habe. Er sprach Deutsch und ich antwortete auf Französisch. Er wirkte gut gelaunt und tätschelte meinen Rücken. In Barr hatten wir eine seltsame Begegnung: ein älterer Mann sprach uns auf Deutsch an und forderte uns auf seinen Garten anzusehen. Das wollten wir nicht und ich sagte, daß wir einen Salon de thé (witzigerweise heißen die Cafés in Frankreich so) suchten. Er führte uns zu einem, redete dabei die ganze Zeit ein mir weitgehend unverständliches Deutsch, lachte seltsam und machte ebenso seltsame Sprüche über Deutsche („Die Deutschen sind da, dann ist alles klar“). Glücklicherweise folgte er uns nicht ins Café, wo wir Gâteau de myrtilles (Blaubeerkuchen) und Forêt noire (Schwarzwälder Kirschtorte) aßen. Kochen und backen können sie, die Franzosen! Ich fand die Leute fast überall sehr freundlich. Man grüßt sich auf den Wegen und der Straße mit „bonjour“ und einige setzten sogar ein „mesdames“ dazu, zum Abschied wünscht man sich „bonne journée“ oder „bonne soirée“. Ein alter Mann half mir an der Tankstelle mit dem Benzinschlauch, der sehr lang gezogen werden musste, weil meine Tanköffnung auf der falschen Seite war. Dabei verwickelte er mich in ein Gespräch über die horrenden Spritpreise, die den deutschen entsprechen.