Die Mail einer meiner Leserinnen regt mich zu folgenden Erwägungen an: in der anthroposophischen Medizin und Landwirtschaft wird viel Wert darauf gelegt, der Natur entnommene Substanzen durch Bearbeitung zu verbessern, bzw. zu veredeln. Ich vermute, daß Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie seine diesbezüglichen Inspirationen aus der Alchemie bekommen hat.
Vorab: ich habe mit der anthroposophischen Medizin wesentlich bessere Erfahrungen als mit der Schulmedizin gemacht. Was die Landwirtschaft angeht, gibt es einige Methoden, denen ich folgen kann: z. B. das lange Rühren von Pflanzenbrühen und Tees, um die Substanzen zu potenzieren. Das wird ja auch in der Homöopathie gemacht, mit der ich übrigens gemischte Erfahrungen gemacht habe.
Es gibt da aber auch viel, was ich richtig falsch finde: z. B. wird in einem anthroposophischen Gärtnerbuch empfohlen, die Beete vor dem Winter umzugraben wegen der Frostgare. Oder man soll oft zu bestimmten Zeiten seine Beete durchhacken, um „kosmische Einflüsse“ in die Erde zu bringen. Das habe ich früher brav so gemacht (na ja, mit dem Hacken kam ich aus Zeitmangel nicht so richtig hinterher). Heute weiß ich, daß das Umgraben richtig schädlich ist, weil es die organische Ordnung des Boden völlig durcheinander bringt und Bodenorganismen massiv stört. Ich arbeite mittlerweile viel mit Mulch und hacke nur noch oberflächlich. Sehr harten Boden lockere ich, indem ich mit der Grabgabel reinsteche und sie einige Male vor und zurückbewege. Dann kann ich auch unerwünschte Pflanzen einigermaßen leicht rausziehen.
Wenn ich Pflanzentinkturen herstelle, setze ich auf Einfachheit. Das habe ich von Susun Weed gelernt, und es hat mir von Anfang an eingeleuchtet: ich lasse die frisch gesammelten und zerkleinerten Pflanzen zusammen mit hochprozentigem Alkohol (meistens ist das Wodka, manchmal Weingeist) in Gläsern auf der Fensterbank sechs Wochen lang ziehen und setze sie damit dem Einfluss von Sonne und Mond aus. Das genügt, um wirksame Medizinen herzustellen.
Ich finde nicht, daß wir Menschen kosmische Einflüsse in den Boden oder sonstwohin bringen müssen, damit etwas besser wird. Ich halte dieses Denken für überheblich, weil es voraussetzt, daß wir kleinen Lichter besser wüssten als die freie wilde Natur, was gut ist. Die kosmischen Kräfte kommen schon von selbst, wenn sie Lust dazu haben.
Wild und frei lebende Tiere wissen, welche Pflanzen sie bei Krankheiten zu sich nehmen müssen. Das funktioniert offensichtlich gut bei ihnen. Sie brauche keine Impfungen, keine Antibiotika, keine Hygienevorschriften, keine Desinfektionsmittel. Ja, und manchmal werden sie nicht wieder gesund und sterben. Das ist normal. Das ist das Leben. Erst wir Menschen haben alles so kompliziert gemacht. Gesünder sind wir dadurch nicht geworden, im Gegenteil.
Neulich hörte ich im Radio, daß man jetzt einen Impfstoff gegen Gürtelrose habe. Der ganze Bericht war übrigens eine einzige Warnung: Gürtelrose sei eine gefährliche Krankheit, sie sei hochansteckend (was absolut nicht wahr ist) und heile oft nicht aus. Dieses Hysterieschüren geht mir gewaltig auf den Geist, und ich frage mich, welche Pharmafirma da schon wieder hintersteht. Ich hatte vor zwei Jahren eine Gürtelrose, die ich ohne jegliche Medikamente auskuriert habe. Die Schmerzen waren moderat und es wurde nur dann unangenehm, wenn ich mich angestrengt hatte. Also folgte ich meinem Körper: ich ließ mich krank schreiben und erlaubte mir Ruhe, gutes Essen und trank Tees aus Mädesüß und Melisse. Außerdem vermied ich den Kontakt mit anstrengenden Menschen.