Folgenden Link zur MeToo-Debatte habe ich von meiner Tochter bekommen. Ich finde den Artikel gut: https://www.freitag.de/autoren/simone-schmollack/zeigt-potenz
Seit die MeToo-Debatte in Gang ist, höre und lese ich, daß Männer sich sehr verunsichert fühlen und gar nicht mehr wissen, wie sie sich Frauen gegenüber verhalten sollen. Nun finde ich Verunsicherung erst mal gar nicht schlecht. In diesem Fall zeigt sie, daß alte Selbstverständlichkeiten im Umgang mit Frauen ausgedient haben und neue noch nicht in Sicht sind. Und da gebe ich der Autorin dieses Artikels recht: was Männer und Frauen für selbstverständlich halten, sollten sie miteinander besprechen. Überhaupt scheint dieses Miteinandersprechen oft zu fehlen. Stattdessen wird übereinander gesprochen. Das mag erst mal eine Entlastung sein, auf lange Sicht ändert sich dadurch aber gar nichts.
Trotz sexueller Revolution ist das Thema Sexualität immer noch problematisch. Neulich fand ich auf der Station eine alte Brigitte (diese Zeitschrift gehört normalerweise nicht zu meinen favorisierten Lesestoffen), in der es auch um MeToo ging. Eine Sexualtherapeutin äußerte sich zu dem bekannten Phänomen, daß in langjährigen Beziehungen Frauen meistens das Interesse an Sexualität verlieren, während die Männer unter ihrem Mangel leiden.
Ich kenne dieses Phänomen auch. Früher gehörte es zu den ehelichen Pflichten, seinem Mann zur Verfügung zu stehen, wenn ihm danach war. Ich weiß von einigen Frauen, die ihren Männern zu Willen waren, ob sie Lust hatten oder nicht. Das ist natürlich der sichere Tod von lustvoller Sexualität.
Ich habe Männer erlebt, die fanden, ich müsse es wenigstens probieren, auch wenn ich keine Lust hatte. Der Appetit käme beim Essen. Nun käme ich allerdings nicht auf die Idee ohne Appetit zu essen und wenn ich keine Lust habe, will ich selbstverständlich auch nichts probieren.
Vielleicht ist es auch normal, daß in längeren Beziehungen das sexuelle Feuer nicht mehr lichterloh brennt. Ich weiß es nicht. Ich weiß aber sicher, daß ich mit Lustlosigkeit auf unterschwellige Forderungen reagiere. Ganz große Lustkiller sind Stress und Streit. Und Stress haben die meisten berufstätigen Mütter, zumal wenn ihre Männer sich nicht zuständig für Haushalt und Kinderbetreuung fühlen.
Umgekehrt habe ich erfahren, daß im Urlaub, ohne Alltagsverpflichtungen, Schlafmangel und Hetze, plötzlich die Lust und das Begehren zurückkamen.